Einmal im Jahr treffen wir uns. Wir, das sind einige aus der Klasse F2 der Hotelfachschule Heidelberg des Jahrgangs 1973/74. Diesmal war Flensburg an der Reihe und Fred und ich hatten die Aufgabe, es zu organisieren. Während ich die Einladungen verschicken durfte und das Hotel aussuchte, wollte Fred das Programm ausbaldowern.
Während wir zunächst den genauen Termin herauszufinden hatten, was sich als gar nicht so einfach erwies, denn an dem einen Termin konnte der oder die nicht, und an anderen Terminen war es dann umgekehrt, aber schließlich legten wir die Zeit vom 28. Juni bis 1. Juli fest. Das passte für Heino und Christel nicht, denn an diesem Wochenende feierte ihr Sohn seinen 50. Geburtstag in der Eifel, und da konnten sie natürlich nicht fehlen. Familie geht halt vor! Doch alle anderen konnten. Also beschlossen wir, uns an diesem Wochenende zu treffen!
Außer einem attraktiven Programm zu erarbeiten, musste natürlich noch Petrus überzeugt werden, dass er gutes Wetter schicken müsse und durch meine gute Beziehung zu Hermes, dem Götterboten, hat der dann Kontakt zu ihm aufgenommen und siehe da: 2 Tage vor dem Treffen ließ er die Sonne kommen und die hielt dann auch durch!
Als ich mich am Donnerstag so gegen Mittag aufmachte, nach Flensburg zu fahren, verabschiedete ich mich noch vom Kanal, wo gerade ein schönes altes Segelschiff vorbeifuhr, das mich schon mal auf die alten Schiffe im Flensburger Museumshafen vorbereitete.
Natürlich ist es für mich nur ein Katzensprung von Rensburg nach Flensburg zu fahren, während Dieter und Gerd mit Ihren Gattinnen vom tiefsten Süden Bayerns etwas länger brauchten. Doch im Laufe des nachmittags trafen dann alle pünktlich zur verabredeten Zeit im Hotel „Alte Post“ ein.
Da ich ja viel zu früh da war, machte ich nach dem Einchecken schon mal einen kleinen Spaziergang entlang des Hafens und war überrascht, dass Fred extra für dieses Ereignis noch ein Stadtfest arrangiert hatte: „Flensburg Ahoj“ (wobei er uns später immer wieder versicherte, davon nichts gewusst zu haben, was wir dann auch irgendwann akzeptierten…). Das war das Plakat für dieses neue Event in Flensburg
Ich schlenderte weiter bis zum Museumshafen… …und der alten Werft, auf der heute alte Schiffe restauriert und sogar nach alten Plänen wieder neu gebaut werden.
Zurück zum Hotel ging ich durch die schöne und quirlige Innenstadt. Diese schöne Gasse war mal die „Puffstraße“ Flensburgs. Hier hängt der Himmel nicht voller Geigen oder Schinken, sondern alter Schuhe. Die Lokalzeitung shz. hatte 2011 sogar mal einen Leser-Wettbewerb ausgeschrieben, wer die beste Geschichte zu dieser Attraktion schreiben könnte: https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/wer-lueftet-das-geheimnis-dieser-schuhe-id1697491.html
Nur wenige Schritte weiter befindet sich die Kirche St. Marien, die ich mir natürlich auch von Innen anshen wollte.
Gleich neben der Marienkirche befindet sich der „Schrangen“, ein altes Gebäude aus dem 16. Jahrhundert https://de.wikipedia.org/wiki/Schrangen_(Flensburg)
Die „Norderstraße“, die „Große Straße“ und der „Schnoor“ bilden die sehr belebte Fußgängerzone Flensburgs, mit sehr vielen schönen und gut restaurierten Gebäuden.
Hier sieht man noch ein schmales Gebäude, das an die alte Tradition als Rum-Hauptstadt Deutschlands erinnert. Und hier werden Öle und andere Delikatessen verkauft.
Zurück im Hotel machte ich noch ein wenige Augenpflege, bevor wir uns dann in der Halle trafen. Jens trinkt Flens! (Da kommt der Dichter in mir zum Vorschein!)
Für den Abend hatte Fred für uns einen Tisch in der Hansen Brauerei reserviert.
Auf dem kurzen Weg dorthin kamen wir an einem irischen Pub vorbei, der die Fußball-Weltmeisterschaft übertrug. Der hatte Deutschland schon gestrichen, nachdem die Deutsche Mannschaft aus dem Wettbewerb geflogen war:
Hier sitzen wir noch auf den Trockenen. Doch hier können wir uns schon zuprosten und uns ein schönes Wochenende wünschen.
Fred hatte ein gemeinsames Essen für uns bestellt. Und so sah es dann aus:
Auf dem Heimweg zum Hotel gönnten wir uns noch einen Absacker auf der „Seebiene“. Die beiden, die als Hausdamen in großen Hotels die Welt gesehen haben.
Am nächsten Morgen stand eine Stadtführung mit anschließender Rum-Probe auf dem Programm.
Vom Hotel gings am Hafen entlang zunächst zum „Kompagnietor“ https://de.wikipedia.org/wiki/Kompagnietor
In der Fußgängerzone zeigte uns die Stadtführerin viele der wirklich sehenswerten Innenhöfe, die Flensburg so einzigartig machen. Hier der mit seinem herrlichen kleinen Brunnen mit den Holzfiguren. Sie zeigte uns weitere Brunnen und das älteste Haus Flensburgs, um das ein riesiges Einkaufszentrum, die „Flensburg Galerie“ gebaut worden ist.
Genau gegenüber steht die St. Nikolai-Kirche, die über sehr schöne Kirchenfenster verfügt und ein spezielles Bild, das aus dreieckigen Stäben besteht, die von zwei Seiten mit unterschiedlichen Jesus-Motiven bemalt sind.
Hier erläutert unsere Stadtführerin Anne diese interessante Bild:
Das Motiv von links und das von rechts.
Der Altar mit nur einem Motiv, wie man es nur sehr selten findet und die phantastische Orgel. Auf diesem Abflußrohr wurde die kleine Kirchenmaus verewigt. In der roten Straße gibt es mehrere schöne Innenhöfe, die alle mit gastronomischen Einrichtungen und netten Läden bestückt sind.
Manche haben ganz witzige Namen wie dieses Bürstengeschäft. Und in dieser Weinstube begann 1983 Freds Gastronomie-Karriere in Flensburg, wo er uns zu einem kleinen Umtrunk einlud.
Anne zeigte uns dann noch die Figuren, die eine Lücke zwischen einem hässlichen Parkhaus und einem davor errichteten schmalen Gebäude verdeckten, sowie alte Wandbilder in einer Apotheke, bevor sie uns dann wieder zum Hafen führte, wo ein nachgebautes Nydamboot anläßlich des „Flensburg Ahoj“ festgemacht hatte. Dann führte sie uns in die ehemalige Bordell-Straße, die heute aus wunderbar restaurierten hübschen Häuschen besteht, die ich mir ja gestern auch schon angesehen hatte.
Dann zeigte sie uns die vielen Schuhe in der Norderstraße, wobei auch sie nicht sagen konnte, wer die Idee erfunden bzw. wer damit angefangen hatte. Auch konnte sie mir nicht sagen, wer die Idee mit den Katzenbildern hatte, die an manchen Häusern zu finden sind. Daher aus dem Internet: https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/norderstrasse-galerie-der-miezekatzen-id18329896.html
Immer wieder sieht man schöne Straßendurchblicke und Häuserzeilen.
In dieser köstlichen Bäckerei ließ sie uns ein wenig verweilen, damit wir uns stärken konnten, bevor sie uns dann in das älteste und das einzige noch verbliebene Rum Haus Flensburg führte:
Hier übertrieb sie die Präsentation der verschiedenen Rum-Sorten, so dass wir das Gefühl hatten, auf einer Verkaufsveranstaltung zu sein.
Manche wollten sich nach der langen Stadtführung ein wenig ausruhen, doch ich wollte mir erneut die schönen alten Schiffe ansehen.
Am Abend hatte Fred zu sich in die „Fischperle“ zu einem wahrhaft köstlichen Mahl eingeladen.
Zunächst gab´s eine Flensburger Hafensuppe mit Büsumer Krabben und danach ein Hanseaten-Labskaus mit Spiegelei, Matjesfilet, Bismarckhering, Gewürzgurke und Rote Bete. Wir waren alle des Lobes voll.
Was mich jedoch am allermeisten begeistert hatte, waren seine Mitarbeiter/Innen: Sie waren – bis auf eine – alles Menschen mit Migrationshintergrund, die er seit einigen Jahren zu sehr guten und engagierten Fachkräften geschult hatte! Wir waren alle sehr begeistert!
Auf dem Frühstücksbuffet im Hotel sah ich diese nette „Milchbar“.
Heute am Sonnabend (in Norddeutschland sagt man nicht Samstag!) stand ein Ausflug nach Dänemark auf dem Programm. Wir fuhren mit zwei Großraum-Taxis zunächst nach Gravenstein, um uns dort die Sommerresidenz der dänischen Königsfamilie anzusehen. Der Taxifahrer konnte es erst nicht finden (ist aber auch schlecht ausgeschildert, wie ich aus eigener Erfahrung weiß), doch schließlich klappte es doch.
Da liegt es in seiner blendend weißen Schönheit direkt am See. https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Gravenstein
Ein zauberhaftes kleines Schmuckstück ist die Schlosskapelle.
Ein letzter Blick auf das Schloss Gravenstein mit seinen herrlichen Blumenrabatten.
Dann ging die Fahrt weiter über die „Düppeler Schanzen“ und die Mühle in Düppel (wobei ich es schade fand, dass die Taxis nicht einmal angehalten haben, um ein Foto zu machen, daher jetzt ein Link auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCppeler_Schanzen ) nach Sonderburg, wo wir eine kleine Pause machten.
Ich habe nicht nur meine geliebten Rejer gegessen, sondern auch eines der netten Kunstwerke fotografiert. (Der Butt im Griff, wie die Plakette – auf deutsch – zeigt).
Danach legten wir einen Stopp in der berühmtesten Hot Dog Bude Dänemarks ein, die direkt am wunderschönen Nordstrand der Flensburger Förde gegenüber den beiden Ochseninseln liegt und wo man immer anstehen muss, so beliebt und bekannt ist sie. Ich machte noch einen kleinen Spaziergang am Strand, doch danach fragten immer alle (egal wo wir anhielten, um etwas zu besichtigen „Wo ist Jens?“ So bekommt man ein Image geschenkt, das man nicht wieder los wird!)
Das letzte Schloss des Tages war das Schloss Glücksburg, das wir aus Zeitmangel nicht besichtigt haben, sondern nur einen Fotostopp machen konnten und dabei diese nette Schwanen-Familie bewunderten. Während die Alte sich um die sechs (!) Kleinen kümmerte, lag der Alte auf dem Rasen und ruhte sich aus! (Wie im echten Menschenleben, oder!?)
Die letzte Etappe dieses wundervollen Ausflugs war die Rückreise von Langballigau nach Flensburg auf der „Alexandra“, einem über 100 Jahre alten Dampfschiff (etwas zur Geschichte auf der Webseite: http://www.dampfer-alexandra.de/geschichte/index.php
Fred hatte für uns den Salon reserviert, wo es Kaffee und Kuchen gab. Ich machte derweil einen Rundgang über und unter Deck Abschied von Langballigau
Sieht Dieter nicht aus wie der Käpt`n höchstpersönlich?
Und hier unten schlägt das Herz der „Alexandra“. Den echten Kapitän der „Alexandra“ durften wir auch auf der Brücke besuchen und befragen, wovon die meisten auch guten Gebrauch machten.
Nach ca. 1 ¾ Stunden herrlichster Seefahrt kam Flensburg und damit das Ende unseres phantastischen Ausflugs nach Dänemark und der abschließenden Seefahrt in Sicht, wobei man sagen muss, das das Wetter natürlich auch seinen großartigen Teil zum Gelingen des Treffens der alten Heidelberger beigetragen hat!!!
Der abschließende – nicht nur kulinarische – Höhepunkt fand im „Mäders“ statt, wo wir nicht nur von Fred, sondern von seiner Frau Monika – die den Laden schmeißt – begrüst und verwöhnt wurden. Es begann mit einem herrlichen Cocktail direkt am Hafen mit Birnen, Bohnen und Speck als Amuse Gueule und einem wundervollen Abendessen unter dem Motto „Westindien-Flensburg Menu“, von dem ich nur das weiße Rübensüppchen mit Flensburger Räucheraal und das Dorschfilet im Katenschinkenmantel auf Angeliter Schnüsch (für die, die nicht wissen, was Schnüsch ist, hier eine Erläuterung aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schn%C3%BC%C3%BCsch) gegessen habe. Das Filetmedaillon „St. Croix“ und die Rum-Charlotte passten nicht mehr in meinen Magen… (eigentlicch schade, denn da habe ich wohl doch etwas verpasst, wie mir alle sagten…)
Irgendwann – draußen war es immer noch mitsommernachtshell, was die meisten der alten Heidelberger aus dem Süden nicht kannten – verließen wir die gastliche Stätte und schlenderten entlang des Hafens zurück zum Hotel. (St Petersburg mag ja bekannt sein für seine „weißen Nächte“, aber Flensburg und Schleswig-Holstein haben ihre „blauen Nächte“!)
Am Sonntagmorgen verabschiedeten wir uns von fast allen vor dem Hotel – Gerd und Rosemarie waren schon ziemlich früh abgereist, denn sie wollen ja zum Eröffnungskonzert des „Schleswig-Holstein Musikfestival“ nach Lübeck fahren und wären deswegen beinahe gar nicht nach Flensburg gekommen, und begaben uns erneut zu „Mäders“ zum „Abschiedsfrühstück mit Küsschen und Tränen“, wie Fred es im Programm so nett beschrieben hatte.
An dieser Stelle noch einmal ein allerherzlichstes DANKESCHÖN an Fred, der die meiste Arbeit hatte!
Und nun warten wir nur noch, wann unser nächstes Treffen in Köln stattfindet, wo wir von Maggie nur noch Zeit und Hotel genannt bekommen müssen.
Bis dahin hoffen wir, dass wir alle gesund bleiben und erneut ein wunderbares Wiedersehen haben werden.
Tschüss aus Flensburg!
Euer Jens