Ein paar Impressionen vorweg zum „Mundwässerigmachen“
Eigentlich wollte ich ja auf Goethes Spuren folgen, der Ende des 18. Jahrhunderts seine berühmte Reise nach Italien unternahm. Doch so viel Zeit hatte ich nicht und so habe ich außer den vielen früheren kurzen Reisen, die meist geschäftlich waren, zwei Italienreisen bis hinunter nach Kalabrien unternommen. Nicht nur die Reise über die Alpen war dabei unvergesslich, sondern die herrliche Natur mit seinen vielen Gebirgen und Küsten war faszinierend, sondern insbesondere auch die historischen Baudenkmäler vom griechischen Tempel über römische Amphibientheatern hat mich begeistert.
Meine Reise endet nicht – wie üblicherweise (alle Wege führen nach Rom) – in Rom, sondern eigentlich beginnt sie hier erst richtig. Dabei bin ich kein Römer oder wohne dort. Wie das? Nun, es ist eigentlich ganz einfach: Meine Schwiegertochter, d. h. ihre Eltern – sie selbst ist in Deutschland geboren und aufgewachsen – wohnen in Pallagorio in Kalabrien, sozusagen an der Fußsohle von Italien. Dort machte die kleine Familie meines Sohnes, wie fast jeden Sommer, Urlaub mit den Kindern Lena und Emilia. Da ich Ende August „Zwangsurlaub“ vom Betrieb nehmen musste, weil meine Hotelchefin ab Mitte September Urlaub nehmen wollte, um ins neue Heim umzuziehen, habe ich mich spontan entschlossen, nach Süditalien zu reisen, um einen überraschenden Besuch abzustatten.
Eigentlich wollte ich plötzlich vor der Tür stehen, doch da nicht alle Überraschungen positiv sind, habe ich mich dann doch dazu durchgerungen, meinen Sohn anzurufen, um ihm unter dem Stichwort „Kannst Du schweigen“ anzuvertrauen, dass ich zu Besuch kommen werde.
Doch er konnte nicht schweigen und so war es keine Überraschung mehr, sondern nur eine große Freude, als ich plötzlich nach über 2.200 km – in drei Etappen – in diesem kleinen verträumten Bergdorf ankam. Nicht ohne vorher die wohl kurvenreichste Straße meines Lebens kennen und lieben gelernt habe: von San Giovanni in Fiori über Savelli nach Verzino. „Rallye de Calabrese“ habe ich die Strecke getauft. Das wäre was für Schummi gewesen. Doch ich war auch ganz gut und mein Volvo C 70 Coupé hat auch viel Freude daran gehabt Doch irgendwann war es ihm wohl etwas zuviel, denn das ABS streikte, doch das tat der Freude an den Kurven keinen Abbruch. (Am nächsten Morgen hatte sich das ABS auch wieder erholt.)
Doch sollte ich kurz über meine Vorreise berichten.
Montag, 29. August 2005
Sie beginnt in Oldenburg – wo ich ein Hermes Hotel betreibe – und führte zunächst nach Schimborn, um Andrea abzuliefern. Sie ist eine frühere Mitarbeiterin, die Ihre Tochter nach Oldenburg gebracht hatte, wo diese eine Woche Praktikum in meinem Hotel machen wollte und die ich wieder mit zurück genommen habe.
Die 1. Übernachtungsstation war Heidelberg d. h. Dossenheim, bei meinen Freunden Christensen.
Dienstag, 30. August 2005
Die 2. Etappe führte mich durch die Schweiz, wo es wenige Tage vorher ein riesiges Unwetter gegeben hatte, von dem ich jedoch nicht mehr viel sehen konnte.
Die Schweiz, 2 Tage nach dem Unwetter (als wäre nichts geschehen)
Nicht durch den Tunnel, sondern über den St. Gottardpass, was sich gelohnt hat, wie man sieht.
Über die Autobahn an Mailand vorbei und dann runter nach La Spezia, ans Mittelmeer,denn ich wollte unbedingt Marmor aus Carrara mitnehmen, was ich auch geschafft habe. Carara
Bei Grosetto bin ich nach Scansano abgebogen, um nach nahezu 1.100 km in der „Antico Casale di Scansano“ den 2. Stopp einzulegen. Ein sehr nettes Hotel, das ich im „Kleine Hotels mit Charme in Italien“ vom Christian-Verlag gefunden hatte. Wenn die Beschreibung nicht so übertrieben gewesen wäre, wäre ich auch nicht ein kleinwenig enttäuscht gewesen: „Auf unserer viermonatigen Reise durch das Land bekam dieses Hotel von uns die Note Eins. Selbst die Betten waren die besten, die wir in Italien antrafen.“ Nun, wo haben die sonst wohl gewohnt, habe ich mich gefragt. Jugendherbergen oder was?
Das Hotel ist sicherlich einen Abstecher wert und das Essen ist auch sehr schmackhaft (bis auf den Käfer, der aus dem Lammgericht kroch…)
Mittwoch, 31. August 2005
Beim Frühstück hat man hat einen wunderschönen Ausblick ins Tal, den man abends nicht genießen kann, denn Ende August ist es in Italien schon kurz nach 20 Uhr stockdunkel.
Der dritte Tag führte mich um Rom herum, an Neapel vorbei – „Hallo Vesuvio im Dunst“ – bis ich über Salerno und durch die wilden Berge von Basilicata und Kalabrien (mein Gott können die Italiener Brücken bauen!) über die Autostrada bis Casenza fuhr. Dort begann es zu regnen und höre erst kurz hinter San Giovanni in Fiori wieder auf. Hier begann dann die „Rallye Calabrese“ von der ich eingangs schon berichtete.
Die Landschaft in Kalabrien ist wunderschön, doch das konnte ich erst am nächsten Tag erleben, zumal mich bei der Anreise die vielen Kurven zur Konzentration auf die Straße zwangen und Regen über Regen doch etwas die Aussicht trübte.
Zwischen Pallagorio und Strongali
Nach einer tollen Begrüßung wollten die Enkelkinder – Lena 6 und Emilia 2 ½ – mir den Ort und die Kirche zeigen. Doch da die Kirche geschlossen war, haben wir halt Versteck in dem kleinen Kirchengarten gespielt. Anschließend haben die Kinder dem Pater Pio, der als Marmorstatue auf dem schönen Vorplatz steht, die Füße geküsst und dann sind wir durch den Ort gebummelt. Auch das Feld vom Nonno – Opa auf Italienisch – sollte ich natürlich sehen, doch da auf der Strecke einige Hunde in ihren Zwingern laut kläfften, bekamen die Kleinen Angst und so sind wir kurz vorher wieder umgekehrt, wobei wir erst gar nicht mehr das Haus finden konnten, es aber dann doch geschafft haben.
Zum Abend haben wir selbst gemachte Nudeln a la Carbonare sowie Tagliatelle und Salat gegessen. Dazu konnte ich hauseigenen Rotwein trinken. Etwas gewöhnungsbedürftig, doch am 2. Abend schmeckte er schon viel besser…
Donnerstag, 1. September 2005
Wir fuhren mit den Kindern an den Strand nach Ciro Marina und dabei lernte ich die herrliche Natur dieser Region kennen. Das Meer lud zum Baden ein, obgleich ich sonst kein großer Bademensch bin. Doch mit den Enkelkindern im Wasser zu planschen ist ganz etwas anderes und bei über 20 Grad Wasser und 30 Grad Lufttemperatur ist es sowieso das Beste, was man machen kann. Nach dem Baden machten wir noch einen Abstecher weiter südlich zur Burg La Castella auf der Halbinsel Isola di Capo Rizzuto.
So sieht die Burg La Castella komplett aus……und so blickt man von oben über die Ruinen ins Meer.
Das gehört natürlich auch zu einem Ausflug!
Während ich am ersten Abend mit „Meine Güte, was bist Du blass!“ begrüßt wurde, war das am 2. Abend ganz anders: „Du hast ja eine rote Nase bekommen!“ Und das war, bevor ich den Rotwein getrunken hatte!!!
Die Orte in Kalabrien – nein, nicht nur hier, sondern in vielen Gegenden Italiens – sind vielfach oben auf den Bergrücken angesiedelt, was von weitem einen ganz tollen Eindruck macht. Doch wenn man durchfährt, ist man eigentlich etwas enttäuscht, so ich jedenfalls, denn die Häuser sind stillos aneinander geklatscht. Von der Historie ist nichts mehr zu sehen, obgleich diese Orte schon wer weiß wie alt sind.
Noch auffälliger ist, dass sehr viele Häuser halb fertig sind und entweder kein Dach oder keine Wände oder keine Fenster haben. Hier ist vielen offenbar das Geld ausgegangen oder es wurden nur die Subventionen verbaut und dann war Schluss. Dieser Frage konnte und wollte ich auch nicht näher verfolgen…
Freitag, 2. September 2005
Heute wollten die Kinder wieder die Heimreise antreten, um noch einen vollen Tag in Rom zu erleben und vielleicht auch einen Einkaufsstopp in Firenze einzulegen. Ich schloss mich an, denn Rom hatte ich nur mal vor vielen Jahren geschäftlich kurz gesehen, und mit meinem phänomenalen Gedächtnis hatte ich natürlich nichts mehr in Erinnerung.
Da wir erst mittags loskamen und mit nur wenigen Rast- und Essenspausen immerhin acht Stunden brauchten, um nach Rom zu kommen – Lena und Emilia sind zu bewundern, dass sie das ohne Murren und Knurren geschafft haben – sind wir dann nach der Ankunft im Novotel südöstlich von Rom im Hotel geblieben, da es sich – auch wegen der Kleinen – nicht gelohnt hätte, noch in die Stadt zu fahren.
Samstag, 3. 9. 2005
ROM! Ich habe bisher keine Stadt kennen gelernt, in der man so eine Unmenge von historischen Monumenten erleben und bestaunen kann, wie in dieser. Es ist einfach gewaltig und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Nun werde ich sie sicherlich nicht alle aufführen und beschreiben, das machen professionelle Guides viel besser. Daher lieber einige erlebte Impressionen aufzeigen:
Das obligatorische Familienfoto vor dem Vatikan
Ich muss gestehen, dass ich einen Kloß im Hals bekam und Tränen meine Augen nässten, als wir den Petersplatz betraten. Da kommt auch in mir als Anti-Kirchenmensch eine Staunen und eine Ehrfurcht auf, die nicht zu beschreiben ist.
Da an diesem Tag Katharina – die Tochter meiner besten Freunde Heino und Christel – in Heidelberg heiratete, musste ich sie unbedingt anrufen und ihr die Grüße vom Papst übermitteln. Ich glaube, dass sie sich darüber sehr gefreut hat.
Auch wir waren ein Teil der Pilgermaassen
Die Kleinen wollten zwar noch unbedingt mit der Pferdekutsche fahren, doch für 100 € war uns das dann doch ein wenig zu teuer. (Bringen Sie das mal kleinen Kindern bei!)
Also schlenderten wir weiter zu beeindruckenden Engelsburg, die wir uns nur von außen angesehen haben. (Ob es tatsächlich einen unterirdischen Gang vor der Engelsburg in den Vatikan gibt – wie bei Dan Browns Roman „Sakrileg“ so spannend beschrieben – haben Nils und ich uns gefragt. Nächstes Mal nehmen wir das Buch mit, um alle die beschriebenen Ort selbst zu erforschen!)
Natürlich wollte Saveria – immerhin ist sie diplomierte Schneidermeisterin – in die teuerste Straße Roms – die mit den vielen „unbekannten“ Markennamen wie Gucci, Versace etc. – gehen. Natürlich nur, um zu sehen, was derzeit Modetrend ist, was denn sonst?! Auch Nils hätte sich gerne einen neuen Anzug aus Italien mitgebracht.
Also gingen wir durch schmale Gassen zur Via Condoti, nicht ohne unterwegs bei einer köstlichen Gelateria Halt zu machen…
…oder die eine oder andere Impression im Bild festzuhalten, wie diese beiden Katzen oder…… diese Marmorschönheit, die plötzlich menschlich wurde.
Doch man muss sie wirklich bewundern – Saveria und Nils – sie haben sich beide bei den Geschäften beherrschen können (ob das wohl auch an den Preisen lag: 1 Paar Damen-Schuhe für 850 €?).
Die Straße mit den „preiswerten“ Marken endet auf dem Spanischen Platz mit der berühmten Spanischen Treppe, die derzeit mit einer teuren Werbung aufwarten kann: LaCosta was es wolle, der Preis spielt ja keine Rolex.
Die Spanische Treppe mit einem tollem Ausblick.
Mit dem Taxi sind wir dann zum Colosseum gefahren, wobei uns der Taxifahrer einige Gebäude benannte, nach denen wir fragten. (Der Taxifahrer, der uns zum Vatikan gefahren hatte, war nicht so touristenfreundlich, sondern eher mundfaul.) Kolossal dieses Colosseum
Wenn man allerdings bedenkt, wie viele Menschen hier bei den Gladiatorenkämpfen – zum Vergnügen der Menschen – umgekommen sind, dann überkommt einem doch schon ein komisches Gefühl. Da sind die Stierkämpfe in Spanien – über die sich viele Menschen aufregen – nichts dagegen.
Leider konnten wir das Colosseum nicht von innen besichtigen, denn an diesem Abend sollte ein Konzert mit Elton John stattfinden und daher wurde es für normale Touristen nicht geöffnet.
Doch auch die vielen Ruinen drum herum sollte man sich ansehen.
Eigentlich hatte ich ja versprochen, die Kinder heute Abend zum Essen einzuladen, doch da uns mittlerweile der Magen signalisierte, dass er sich vernachlässigt fühlte, wollten wir – es war schon gegen 4 Uhr nachmittags – nur eine Kleinigkeit in einem der zahlreichen Pizzerien beim Colosseum zu uns nehmen.
Wir speisten in Sichtweite des Kolosseums. Während ich nur eine Bruschetta bestellte, nahmen die restlichen Familienmitglieder: Spaghetti für die Kinder und Pizza für die Eltern. Damit waren alle satt und ich durfte sogar noch die Reste der Pizzen essen, womit auch ich satt war. Auf diese Art und Weise bin ich zu einer für mich preisgünstigen Einladung gekommen. (Doch das haben wir dann in München nachgeholt…)
Laut unserem Tourguide ist das Pantheon der abendliche Treffpunkt vieler Römer. Also beschlossen wir, auch dorthin zu fahren und nahmen uns erneut ein Taxi. Auf dem Weg dorthin konnte man gar nicht schnell genug nach links und nach rechts schauen, um all die Tempel, Ruinen, Prachtgebäude und Paläste, die an uns vorbei huschten, mitzubekommen. Also: noch einmal wiederkommen, nimmt man sich automatisch vor (Ob man es je schaffen wird?).
Da steht das Pantheon nun schon über 2.000 Jahre und hat nichts von seiner faszinierenden Baukunst eingebüsst!
Auf dem Weg zum Bahnhof, wo unser Shuttlebus auf uns wartete, kamen wir an etlichen Bauten vorbei, die entweder schon renoviert waren oder sich gerade in der Restaurierung befanden. Das war mir schon auf dem Weg zur Spanischen Treppe aufgefallen und hatte zu einer interessanten Diskussion zwischen Nils und mir geführt, ob die renovierten Häuser nun schöner sind, oder der „morbide Charme“ – wie er sich ausdrückte – der vor sich hin verfallenden Gebäude. Alleine diese Wortwahl wird sicherlich erkennen lassen, welche Ansicht ich vertrete, doch Nils liebte den morbiden Charakter der Gebäude. Doch was wäre aus den schönen historischen Gebäuden in Deutschland geworden, wenn wir nicht die Nostalgiewelle gehabt hätten und die schönen alten Häuser nicht wieder im alten Glanz hergerichtet worden wären? Sie wären irgendwann abgerissen und durch „moderne“ Bauten ersetzt worden, wie dies in den 50er und 60er Jahren vielfach durch Banken und Versicherungen getan wurde. Erlebt Rom – und somit hoffentlich bald ganz Italien – jetzt seine Nostalgiewelle? Schön wär´s.
Sonntag, 4. September 2005
Nun heißt es Abschied zu nehmen, denn statt mit den Kindern nach Florenz zu fahren, wollte ich doch etwas mehr als nur die bekannten Städte und den Asphalt der Autobahnen erleben. Nach diesen wenigen, doch sehr schönen und erinnerungswürdigen Tagen, fiel es uns allen nicht leicht, auseinander zu gehen. Doch da wir uns in gut einer Woche zu Lenas Einschulung schon wieder sehen würden, ging´s dann doch ohne große Tränenflüsse von statten.
Meine erste Etappe sollte Tivoli – östlich von Rom – sein. Ich wollte mir unbedingt die Villa Hadrian ansehen. Dieser Kaiser hatte so viel Mächtiges gebaut – nicht nur in Italien, sondern z. B. auch in Großbritannien den berühmten Hadrians Wall, um die Schotten abzuhalten.
Was ist eine Villa? Ich denke mal: eine sehr luxuriöse Wohnanlage. Denkste, das wohl auch.
Wie Hadrians „Villa“ einmal ausgesehen haben soll, verdeutlicht dieses Modell, das man zu Beginn des Rundgangs bewundern kann: So soll Hadrians kleine Kaiserstadt einmal ausgesehen haben (Teilausschnitte).
Die Hadrians Villa in Tivoli ist keine Villa, sondern eine sehr imposante Ruinenanlage. Warum sagt man da noch „Villa“ dazu? Ich kapier´s nicht, denn man hat völlig falsche Vorstellungen und ist zunächst etwas enttäuscht. Wenn man´s dann geschnallt hat, dass es „nur“ über 2.000 Jahre alte Ruinen sind, dann bekommt man plötzlich ein ehrfurchtsvolles Gefühl ohne Grenzen. Was die damals schon bauen konnten! Und es steht z. T. immer noch: Gewaltig ist das einzige Wort dafür.
Und das ist davon übrig geblieben.
Und auch diese herrlichen Säulen… …oder diese schönen Mosaikreste
Die berühmte „Villa D´Este“ wollte ich mir auch ansehen, doch ich hab´ sie einfach nicht gefunden! Hin und wieder sah ich mal ein Hinweisschild, doch an der richtigen Abzweigung gab´s offenbar keines.
Das ist mir auch in L´Aquila so ergangen: man findet die Sehenswürdigkeiten erst im zweiten oder dritten Anlauf. Kann natürlich auch an mir selbst liegen, dass ich zu blöd bin, kann aber auch an den örtlichen Behörden liegen, die keine Touristen haben mögen, sondern sie lieber verärgern und aus der Stadt haben wollen.
Dennoch hab ich nach dreimaligem hin- und herfahren die 99 Brunnen gefunden – in einer Sackgasse mit sehr steigen Serpentinen. Diese Frau wollte es genau wissen und hat nachgezählt…
Auch die prachtvolle Burganlage der spanischen Festung – heißt heute nur Nationalmuseum – und den schönsten Sakralbau der Abruzzen, die Kirche St. Maria di Collimaggio habe ich schließlich gefunden. Sie wird gerade renoviert und gibt ihre ganze Pracht wieder preis.
Und so sieht sie von Innen aus:
Von L`Aquila fuhr ich dann nicht zurück nach Valle del Salto, von wo eine als besonders schöne Strecke durchs Cicolano auf der Karte eingezeichnet ist, sondern direkt über Rieti nach Terni, eine für meine Begriffe sehr schöne Strecke durch die bewaldeten Abruzzen. Kurz vor Terni ist auf allen Karten die Sehenswürdigkeit „Cascade die Marmore“ eingezeichnet, die ich mir natürlich auch ansehen wollte. Ich meinte irgendwo gelesen zu haben, dass es natürlich gewachsene Sinterterrassen aus Marmor sein sollten (das habe ich wohl mit dem Ort Saturnia verwechselt), doch weit gefehlt: es ist ein imposanter Wasserfall, der sich mindestens 100 m in mehreren Etappen in die Tiefe stürzt. Der Name kommt von dem Ort Marmore und nicht von Marmor! Cascade die Marmore
Man läuft ca. ½ Stunde an dem Wasserfall über z. T. nicht ungefährliche Stufen nach unten, wo es zum Glück einen kostenlosen Shuttlebus gibt, der halbstündlich wieder nach oben fährt, denn den Aufstieg hätte ich sicherlich nur mit großer Mühe wieder geschafft.
Bei der Busfahrt habe ich mir dann die Broschüre etwas näher angesehen und gelernt, dass dies ein eher künstlicher Wasserfall ist, der die Überschwemmungen nach der Schneeschmelze in dem oberen Tal vermeiden sollte, was nicht gleich auf Anhieb gelang. Somit wurde über Jahrhunderte an dem Vorhaben gebaut. Natürlich nicht ohne Widerstände, denn die Orte im unteren Tal wollten nicht, das sich große Wassermassen nun plötzlich in ihr Tal ergossen und dort zu Überschwemmungen führte. Wie sagen wir da in Norddeutschland?: „Den Een sien Uhl, den Annern sien Nachtigall!“
Über die Schnellstraße bin ich dann von Terni in Richtung Viterbo gefahren. Kurz hinter der Autobahn Rom – Florenz liegt der Ort Orte, den man sich merken sollte. Denn hier befindet sich ein ganz reizendes kleines Hotel, das „Locanda della Chiocciola“. Etwas außerhalb des Ortes, doch sehr gut ausgeschildert. Das „Weinbergschnecken“-Hotel in Orte
Zu meiner Enttäuschung hatte das Restaurants abends geschlossen, da an diesem Tag eine Hochzeit mir 120 Personen stattgefunden hatte. Schade. Doch die sehr charmante Inhaberin reservierte für mich einen Tisch in einem nahe gelegenen Restaurant. Es heißt: „Nonna Pappa.
Sie beschrieb es sehr gut, so dass ich es auf Anhieb fand. Von der Hauptstraße biegt man ab und über eine urige ungepflasterte Straße – mit dem Hinweis auf mögliche Straßenüberschwemmung – erreichte ich ohne Probleme das Lokal. Obgleich es schon dunkel war – in Italien ist es um diese Jahreszeit mindestens 2 Stunden früher dunkel als zuhause – machte es einen guten Eindruck auf mich. Ich war der erste Gast – 20.00 Uhr – und bekam einen Tisch angeboten. Da die Serviererin weder englisch noch deutsch sprach, ich der italienischen Sprache jedoch nicht mächtig bin und somit auch nicht erklären konnte, dass das Hotel für mich reserviert hatte, hatte sie es sich wohl gedacht, dass ich das sein müsste, der da reservieren hat lassen.
Das Restaurant ist schwer zu beschreiben. Am besten passt wohl: Eine große überdachte und verglaste Terrasse. Rustikal eingerichtet mit nicht besonders anheimelnder Beleuchtung doch trotzdem irgendwie gemütlich.
Alles wunderbar, bis sie die Karte brachte. Da musste ich schnell wieder ins Auto und mein Langenscheidt-Wörterbuch holen, denn ich konnte kaum etwas verstehen. Es gab verschiedene Carpaccios, was ich noch verstehen konnte. Ich wählte Carpaccio Cervo (Hirsch), denn das hatte ich noch nie gegessen. Doch was bei den Hauptgerichten nun was war, musste mir der Sprachführer sagen. Doch konnte er mir auch nicht immer helfen: Scottadito di Angnello. Dass es Lamm war, war mir klar, doch was heißt das erste Wort? Ich fand ein Wort: scottare „(ver)brennen“ im Sprachführer. (Auch Saveria, die beste Schwiegertochter italienischer Abstammung aller Zeiten, die ich anrief, konnte mir nicht helfen.) Ich habe es dennoch bestellt und es waren Lammkoteletts ohne irgendwelche Beilagen. Schmeckten sehr lecker und der Wein dazu ebenfalls. Es war ein Nero d`Avolo aus Sizilien. Als „Gruß aus der Küche“ gab es übrigens geschälte Kartoffelschalen als Chips. Habe ich auch noch nie gegessen, aber sehr lecker und interessant. Passte irgendwie zu diesem Restaurant…
Der Inhaber sieht aus wie Cäsar mit 75. Hager, um nicht zu sagen, dürr. Mit berühmter Hakennase und ähnlichem Profil. Er machte den Eindruck auf mich, als wenn er mal Oberkellner oder so was ähnliches in einen sehr teuren Hotel oder Restaurant gewesen war, der die Nase voll von diesen elitären Affen hatte, ein eigenes Lokal aufgemacht hat in dem er sich so gibt, wie er es für sich für geboten hält.
Allein der Name des Lokals könnte dem entsprechen: „Nonna Pappa“, was heißt das eigentlich. Und so grübelte ich. Nonna ist die Oma und Pappa kann eigentlich nur Papa bedeuten. Der Vater meiner Oma ist mein Ur-Opa. Heißt das Lokal etwa UR-OPA?!
Auch die Bezeichnung des Lammgerichts bracht mich ins Grübeln. Ein Lammkotelett auf dem Grill kann ja auch verbrennen, wenn man nicht aufpasst. Heißt es deswegen so, um Reklamationen von Beginn an zu vermeiden? Schon Klasse, wie man sich und die anderen auf den Arm nehmen kann und alle fühlen sich wohl. Denn: das Lokal, so einfach – oder primitiv, wie man es nimmt – hatte irgendwie auch Stil. Das Essen war gut, und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut in Ordnung. Es war schon eine sehr interessante Erfahrung, die ich an diesem Abend machen konnte. Nicht zu vergessen: ich konnte ja nur eine ganzen Flasche Wein bestellen; halbe Flaschen oder offene Weine.- so´n Tütelkram – gibt es nicht.
Es gab auch überhaupt kein Problem, die Restflasche mit ins Hotel zu nehmen. Die Serviererin fragte mich sogar, ob sie mir die Flasche verkorken sollte – habe ich jedenfalls so interpretiert, denn sie verkorkte die Flasche und gab sie mir wieder – so dass ich später beim Schreiben, den Rest verkonsumieren kann (Auch eine Form der Entsorgung der Weinflaschen!). Also: Mein Urteil stand fest: Es ist ein Lokal, das die Leute auf nette Art veräppelt!
Montag, 5. September 2005
Heute Morgen erzählte mir Signora Maria-Christina de Fonseca Pimentel, die Inhaberin der „La Cioccola“, dass der Restaurant-Inhaber kein Oberkellner war, sondern Jurist. Vor drei Jahren hat er das Lokal mit seiner Tochter eröffnet. Während er – als Jurist – sich um die administrativen Dinge – und auch um die Gäste – kümmert, ist sie in der Küche und sorgt für das Kreative in diesem Lokal. Sie hat immer neue Ideen und das sieht man wohl auch an dem vielfältigen Sammelsurium im Restaurant.
Der Name bedeutet übrigens nicht Ur-Opa, wie ich es übersetzt habe, sondern mit „Pappa“ bezeichnet man auch den Babybrei. Was ich da nun wieder mit anfangen soll, ist mir nach wie vor unklar: Etwa Omas Babybrei? Wie auch immer: Insgesamt eine nette Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Nach einem geruhsamen Frühstück zeigte mir die Inhaberin der „La Chioccola“ noch einige ihrer sehr schönen Zimmer und gab mir auch einige Reisetipps, welche Städtchen ich mir unbedingt ansehen sollte, die nicht im Marco Polo Führer verzeichnet sind. Auch für den Abend gab sie mir eine Adresse, das „Locanda Rosati“ westlich von Orvieto. Doch dazu später mehr.
Hoch über dem Tibertal thront das uralte Bomarzo, das mein historisches Herz zum Jubeln brachte und so schlenderte ich durch die schönen alten Gassen.
Ich genoss die herrlichen Ausblicke ins Tal……und den kleinen Marktplatz mit seinem schönen Brunnen
Die Burg des berühmten Fürstengeschlechts Orsini, die hier auch zu finden ist, ist nicht täglich geöffnet, montags schon gar nicht. Den „Parco die Mostri“ – gleich außerhalb von Bomarzo gelegen, habe ich mir geschenkt, zumal er auch 8 € Eintritt gekostet hätte und ich nur noch 15 € in bar bei mir hatte.
Dafür habe ich mir dann lieber Bagnaia angesehen, was eine Schwester von Bomarzo sein könnte. Hier ist ein herrlicher Schlossgarten zu bewundern, leider nicht montags. Da kann man nur ein Foto durchs Gitter schießen. Hier fand ich auch eine Postkarte mit einer alten Freilichtbühne von Viterbo. Die wollte ich mir natürlich ansehen.
Ob man es glaubt oder nicht: in Viterbo gibt es keinen einzigen Hinweis auf diese Sehenswürdigkeit! Nur zu den Pabst-Thermen, die heute Teil eines Hotels sind, sind Hinweise zu finden.
Ganz interessant fand ich auch diese moderne – mindestens 15 – 20 m hohe – Heiligenfigur, die am Tag zuvor von über 100 der stärksten Männer von Viterbo durch die Stadt getragen wurde – wie jedes Jahr.
Doch ich habe Ehrgeiz und wollte das alte Freilicht-Theater unbedingt finden und suchte solange auf der Karte, bis ich auf der Strecke nach Bagnoregio plötzlich ein kleines Schild mit der Aufschrift „Ferento“ fand. Das war es denn auch. So sieht ein Hinweisschild auf eine tolle Ruine aus:
Doch das ehemalige Freilufttheater ist leider geschlossen und ist derzeit Futter- bzw.Arbeitsplatz für Kühe und Archäologen. Eine Handvoll Studentinnen war gerade dabei, die vielen kleinen Scherben zu waschen und zu putzen.
Da habe ich denn auf die Postkarte, die ich an meine Hotelchen in Neu Wulmstorf geschrieben habe, dass wir froh wären, eine solche Sehenswürdigkeit in unserer Nähe zu haben. Dann bräuchten wir uns um die Wochenendauslastung (bei vollen Preisen) keine Gedanken mehr zu machen. Hier wird so etwa einfach ignoriert und abgesperrt!
Das dritte herrlich alte und auf einem Bergrücken liegende Städtchen war das schon erwähnte Bagnoregio, das ich besuchte. Doch hier erlebte ich eine echte Überraschung.
Dort wo der Ort endet und den Blick ins Tuffsteintal freigibt……erhebt sich plötzlich ein Bergstädtchen, das nur über eine Fußgängerbrücke zu erreichen ist: Civita. Der Weg wurde steiler, als es von hier aussieht
Oben angekommen findet man diese herrliche Idylle und man möchte einfach nur hier bleiben!
Später erfuhr ich, dass die beiden Ortsteile einmal zusammen gehört haben und vor einigen hundert Jahren durch ein gewaltiges Erdbeben getrennt worden sind.
Doch auch das fand ich in Bagnoregio:
Die ganze Region beeindruckte mich durch seine traumhaft schöne Landschaft mit tiefen Schluchten und die auf den Gipfeln zusammengepferchten Orte und Städtchen. Dann wieder liebliche Hügel mit Weinbergen und fruchtbaren Äckern.
Und plötzlich taucht nach einer Kurve das hoch über dem Tal thronende Orvieto mit seinem alles überragendem Dom auf. Als ich dann zum Domplatz kam, hatte er sofort einen Spitznamen weg: „Gefängnis-Dom“, denn er besteht gänzlich aus schwarz-weißen Streifen – wie eine Gefängniskleidung!
Imposant dann die Fassade, die in der Westsonne herrlich in seiner Goldpracht strahlt. Toll auch die unzähligen Fresken neben den Portalen.
Auch das Innere des Domes ist bewundernswert. Hier noch nähere Informationen über Orvieto http://www.reise-nach-italien.de/orvieto.html
Mein heutiges Domizil, die „Locanda Rosati“ war anfangs nicht leicht zu finden, denn die Beschreibung in dem „Guide de Charme“ ist etwas ungenau. Doch auf dem Weg nach Bolsena fand ich dann ein kleines Hinweisschild, das es noch gut 5 km bis zur Locanda sei. Man muss etwas aufpassen, denn der Eingang liegt etwas versteckt direkt in einer Kurve der viel befahrenen Straße und dann gibt es 2 Wege, einen auf den Parkplatz und einen zweiten, der auf dem Rasen endet. Man denkt sich natürlich, dass man erst mit dem Auto vorfährt, um nach einem Zimmer zu fragen und vielleicht den Koffer auszuladen, bevor man dann auf den Parkplatz fährt. Hier ist es jedoch anders, wie halt vieles anders ist bei den Rosatis. „Locanda Rosati“ So lässt es sich als Reiseschreiber leben! Wo findet man heute noch Hotels oder Landgasthäuser, wo man gemeinsam zur gleichen Zeit zu Abend isst? Früher nannte man das Table d`hôte, doch das gibt´s schon so gut wie gar nicht mehr. Wo sitzt der Patron noch selbst mit am Tisch – und auch seine Mitarbeiterin? In der Locanda Rosati! Und wo ist der Tischwein mit im Menüpreis enthalten? In großen Urlaubshotels nennt man das inzwischen „All inclusive“. Doch in einem Landhotel? Das habe ich eigentlich weder in England, Frankreich noch Amerika kennengelernt, geschweige denn in Deutschland. Sehr, sehr angenehm, kann ich da nur sagen.
Bis tief in die Nacht haben wir – das waren zwei Ehepaare aus den USA, ein Paar aus England, eines aus Norditalien und ich – über Gott, die Welt und Politik diskutiert. Dabei bekam das ältere Ehepaar aus Italien kaum etwas mit, denn wir sprachen alle nur englisch, weil wir alle kein italienisch konnten. Da machen diese armen Leute im eigenen Land Urlaub und können sich nicht mit den anderen Gästen unterhalten. Das muss ein komisches Gefühl für die beiden gewesen sein.
Ich weiß nicht, wie viel Weinflaschen wir geleert haben, doch es müssen schon einige gewesen sein, bevor ich ins Bett kam…
Dienstag, 6. September 2005
Heute war wohl nicht mein Tag. Vieles, was ich mir ansehen wollte, habe ich nicht gefunden oder gibt es gar nicht. So ist z. B. auf der Landkarte bei Capodimonte am Bolsena See eine Sehenswürdigkeit mit Namen „Visentium“ eingezeichnet. Habe ich nicht finden können.
Oder bei Castro ein historisches Denkmal: ebenfalls Fehlanzeige. Aus allen Himmelsrichtungen kommend findet man Hinweise auf die Quellen von Saturnia. Die einzige, die ich von weitem sehen konnte, war voller Menschen. Als ich versuchte, direkt heran zu kommen, was der Parkplatz mehr als überfüllt, so dass ich es mir geschenkt habe.
Beeindruckend sind jedoch die drei Tuffsteinstädtchen Pitiglano,https://de.wikipedia.org/wiki/Pitigliano Sovanahttps://de.wikipedia.org/wiki/Sovana und Soranohttps://de.wikipedia.org/wiki/Sorano, wobei mir die erste noch am besten gefallen und mich am stärksten beeindruckt hat. Nicht nur, dass sie wie ein Adlernest auf dem steil aufragenden bzw. abfallenden Tuffsteinberg sitzt, sondern auch die vielen engen Gassen und Gässchen, die schon seit ewigen Zeiten hier zu finden sind.
Sorana mit der Orsini-Burg Der Blick von der Burg ins Tal
Das Orsini-Wappen vor dem Burgeingang Ist das die Büchse der Pandora?
Eigentlich wollte ich ja heute noch bis nach Siena reisen, doch da nicht nur mein Auto dringend eine Tankstelle brauchte und ich die Erlebnisse von einigen Tagen noch nicht aufgeschrieben hatte, habe ich mir in dem kleinen Örtchen Semproniano ein Zimmer im „Locanda La Pieve“ genommen, wo ich nur sitze und meinen Tagesbericht schreibe. Und irgendwie macht alles Sinn: Wenn es „MEIN“ Tag gewesen wäre, wäre ich sicherlich nicht hier gelandet. Doch nun bin ich’s halt.
Nachdem ich geduscht und meine „Schularbeiten“ gemacht hatte – bis ca. 18:00 Uhr – habe ich mir das Örtchen angesehen. Ein vielleicht nicht ganz so aufregender Gipfelort wie die anderen, die ich heute gesehen hatte, doch gar nicht so schlecht. Semproniano
Und was ich dann am Abend zu Essen bekommen habe, hat mich auf die Idee gebracht, dass die Inhaberin aus diesem Dorf stammen muss, dann in tollen Restaurants in Italien kochen gelernt und sich irgendwann gesagt hat, jetzt kehre ich heim und mach mein eigenes Restaurant auf. Der erste Teil stimmt, doch dann ist alles falsch. Sie stammt zwar aus diesem Ort, doch sie war nicht Köchin, sondern in einer Werbeagentur beschäftigt und zwar als Kundenbetreuerin. Bis sie sich dann entschloss, dieses Haus, was schon ein kleines Hotel war, zu kaufen und etwas draus zu machen. Toll, kann ich da nur sagen.
So hat ein Tag, der eigentlich nicht mein Tag war, doch noch ganz toll geendet. Und das macht Sinn und gibt ein gutes Gefühl für die Nacht! Gute Nacht.
Mittwoch, 7. September 2005
Heute ist Regentag. Schon beim Aufwachen sah ich, dass es nachts geregnet hatte, aber meine Wirtin meinte beim Frühstück, dass sich das Wetter schnell ändern würde. Ja, das merkte ich auch, als ich losfuhr. Dicke schwarze Wolken im Westen verkündeten nichts Gutes. Nur im Osten war ein heller Streifen zu sehen. Da ich eigentlich nördlich und dann östlich wollte, war ich ganz zuversichtlich.
So entstanden auch Bilder, die man normalerweise nicht auf Postkarten findet, die jedoch für mich einen sehr hohen Reiz besitzen.
Die Burg sieht dem drohenden Gewitter entgegen.
Dann hat er mich doch erwischt. Beim Kloster Sant`Antimo konnte man nur mit Regenschirm und wetterfester Kleidung aussteigen.
Sant`Antimo soll die schönste romanische Abtei der Toskana sein und geht schon auf Karl dem Großen zurück. Sie liegt auf der Pilgerstraße nach Rom und war somit Station für viele Pilger. Dadurch hat sie viele Spenden bekommen, was sie zu einer der reichsten und mächtigsten Abteien gemacht hat. Auch heute lebt die Abtei noch von „Spenden“: 7 € Eintritt, das war mir zuviel.
Montalcino ist für Weinkenner Musik in den Ohren, denn hier wird der berühmte – und teure – Brunello di Montalcino hergestellt. Da es nach wie vor in Strömen regnete, hatte ich weder Lust mir den Ort und die mächtige Festung anzusehen, noch in eine Enoteca zu gehen, um eine Flasche dieses berühmten Weines zu kaufen. Ich selbst kann mit meiner verstopften Nase die Feinheiten dieses Weines sowieso nicht herausschmecken, wozu da für über 20 € eine Flasche oder mehr kaufen? Kulturbanause, würden andere vielleicht sagen, doch damit kann und muss ich leben. Doch für meinen Freund Heino habe ich dann doch eine Flasche für 32 € gekauft (muss wohl eine großzügige Laune gehabt haben…)
Ich wollte eigentlich nach Pienza fahren und mir die Stadt von Pabst Pius II. anzusehen, die er Mitte des 15. Jahrhunderts nach seinen Vorstellungen um- und ausbauen ließ. Doch da es weiterhin regnete, entschloss ich mich, mir in San Quitico ein Hotel zu nehmen, das sich „Casanova“ nennt, um den restlichen Tag mit Schreiben und Lesen zu verbringen.
Und während ich diese Zeilen schreibe, kommt am westlichen Horizont schon wieder ein heller Streifen auf: die Wirtin hatte doch recht: Das Wetter ändert sich schnell.
Also was tut man in einem solchen Fall? Man geht in den Ort und schaut sich ihn an.
Hier einige Impressionen von San Quicito d`Orcia: Eines der Eingangstore des mit einer kompletten Wallanlage umgebenen Ortes.
Eine der drei Kirchen von San Quicito d`Orcia
Hübsche und renoviert Gassen Ein in mit modernen Plastiken bestückter Park…. …und als köstliche kleine Vorspeise: Buschetta con Pomodore et Vino. Köstlich!
Donnerstag, 8. September 2005
Am Morgen geht der erste Blick immer aus dem Fenster, so auch heute: Es ist trüb draußen. Nun, da sollte man sich überlegen, was zu machen ist. Doch ich wollte mir auf jeden Fall noch Pieve, die Pabst Pius II.-Stadt ansehen, die so viel beschrieben wird. Also fuhr ich die wenigen Kilometer in diesen netten kleinen Ort.
Pieve mit der „Via dell´Amore“? Was hat der Papst-Ort mit Liebe zu tun?
Pieve ist sicherlich ein schöner Ort, der auch sehr schön renoviert worden ist und immer noch wird. Doch habe ich auf meiner Reise schon viele solche Städtchen kennengelernt und kann wirklich nicht sagen, ob es die ist, der mir am besten gefällt.
Das geistliche Domizil von Pieve
Auch wieder sehr schöne Gassen, wie in so vielen Orten, vielleicht etwas gepflegter.
Dann fuhr ich weiter, da ich mir ja vorgenommen hatte, nun endlich mal Siena kennen zu lernen.
Auf dem Weg dorthin – ich fuhr natürlich die Nebenstraßen – erlebte ich die typische Zypressenlandschaft der Toskana. Doch leider war kein Foto-Wetter, so dass es sich nicht lohnte, Fotos zum machen. Sehen Sie selbst: Die Toskana – wenn kein Postkartenwetter herrscht
Doch dann kam ich an diesem Haus vorbei, bremste scharf und fuhr zurück, da ich es unbedingt im Bild festhalten wollte. Man kann in diesem Haus sogar übernachten, doch habe ich nicht aufgeschrieben, wie das Haus heißt. Meine Chronistenpflicht habe ich somit vernachlässigt. Ich fand nur das Ensemble sehr schön und wohl auch typisch für die Region. Hier kann man sich sicherlich Wohlfühlen und verstehen, warum viele Menschen sich ein Häuschen in der Toskana suchen. Hier lässt es sich sicherlich einige Tage aushalten.
Auf dem Weg nach Siena kommt man an zahlreichen kleinen Orten mit Kirchen und Klöstern vorbei – und an vielen Radfahrern, die sich durch die vielen Berge und Täler strampeln. Hut ab, kann ich da nur sagen, denn sie sind sehr steil und teilweise auch sehr lang. Das geht bestimmt in die Beine…
Der wohl letzte Höhepunkt dieser Tagesreise sollte das Kloster San Olivia Maggiore werden, von dem im Marco Polo Führer nichts steht, außer einem Burgsymbol auf der Karte.
Man merkte schon an die vielen geparkten Autos und einem schwedischen Bus, dass sich hier etwas Besonderes verstecken musste. Und so war es denn auch.
Zunächst sah ich nur diesen Turm, in dem heute ein Restaurant beherbergt ist. Doch dann ging es durch ein Tor mit zwei Reliefs auf jeder Seite.
Schöner Toreingang mit den beiden Figuren:
Auf der Vorderseite… …und auf der Rückseite
Doch dann kam die eigentliche Überraschung: eine voll funktionierende Klosteranlage mit eigenen Produkten, die in einem Laden verkauft wurden. Das Kloster San Olivia Maggiore
Die Glocken schlugen gerade 12 x zu Mittag, doch dann läuteten sie noch weiter. Ich wunderte mich über die vielen Polizeiautos und uniformiertes Personal, was sicherlich nicht mit dem Kloster zu tun haben könnte.
In der Kirche erlebte ich dann einen Gottesdienst, doch habe ich nicht erkennen können, was dort eigentlich los war.Während der kirchlichen Zeremonie… …sah ich mich in der Klosteranlage um: Ein herrlicher Kreuzgang, mit vielen Gemälden über das Leben Christie.
Damit war meine Italienreise praktisch beendet, denn es begann erneut zu regnen. Zunächst nur tröpfchenweise, so dass ich noch trocken zum Auto kam, doch dann wurde der Regen immer stärker. Dennoch hatte ich Siena nicht ganz aufgegeben. Als ich dann jedoch dort ankam, herrschte nicht nur ein Verkehrschaos und man hätte wer weiß wie lange von den Parkplätzen in die Innenstadt laufen müssen. So beschloss ich, weiter zu fahren. Es wird wohl mein Schicksal bleiben, Siena immer nur von außen und im Vorbeifahren zu erleben, doch wer weiß?
So fuhr ich denn weiter über die 222 durch das Chiantigebiet. Hin und wieder hörte der Regen auf, doch die trüben Fotos, die ich machen konnte, sprechen für sich: Chianti im Regen! Sie ergeben keine Preise bei Fotowettbewerben. Chianti im Regen fotografiert von einem Amateur…
..das Bild ist auch nicht viel besser, oder?
Da nun nicht mehr damit zu rechnen war, dass sich das Wetter wieder bessert, habe ich noch eine letzte Kirche fotografiert, bevor ich dann Abschied von der Toskana nahm. Kirche von Lucignano d´Arbia
Ich hatte auch keine Lust, mir Firenze bei Regen anzusehen, zumal ich die Stadt ja von schönen Tagen her schon ein paar mal erlebt habe, so dass ich weiter fuhr und mir als letzte Station das Romantik Hotel „Stafler“ in Mauls vorgenommen hatte.
Die Wolken wurden nördlich von Verona immer weniger und plötzlich sah man auch wieder blauen Himmel und bald danach kam auch wieder die Sonne durch: In Südtirol kam die Sonne wieder zum Vorschein (im Rücken kam der Regen). Und dann erreichte ich meine letzte Herberge in Italien: Meine letzte Italiennacht genoss ich im Romantik Hotel „Stafler“, Für mich immer noch eines der nettesten Hotels, die ich kenne.
Und jetzt geht´s nach München zu den Kindern, damit ich Lenas Einschulung mit erleben kann.
PS: In München habe ich dann auch die Einladung zum Essen beim Italiener nachholen können – mit der ganzen Familie – war gang großartig!
Ihr Single-Reisender
Jens Diekmann