Tunesien im Frühling
Strand
Quads auf steinigen Ebenen Herrlich blühene Felder
Blick aus meinem Hotelfenster aufs Meer Mittelmeer
Ich hätte mir nie vorstellen können, eine Pauschalreise nach Tunesien zu machen, denn weder reizen mich Badeurlaube in Touristen-Gettos, noch reise ich gerne durch Länder, die sehr heiß sind, noch durch Länder, in denen ich sofort als Tourist auffalle und mich nicht wie ein Fisch im Wasser bewegen kann. Außerdem kann ich die Sprache nicht verstehen, mir keinen dieser komischen Namen merken und eigentlich taucht die Frage auf: Was soll ich da?
Nun, die Antwort ist ganz einfach: Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dem Land zu helfen! Wie das?
Als ich kürzlich durch Bayern fuhr und Bayern 2 im Radio hörte, war die Revolution in Tunesien ein Thema. Da durch diese Ereignisse alle Touristen ausgeblieben sind, stehen die Hotels leer und die Menschen haben keine Arbeit mehr. Da rief eine Hörerin an und sagte, jeder von uns könne helfen, indem er einfach hinfährt und dort Urlaub macht. Das hat mich veranlasst, eine Reise nach Tunesien zu buchen.
1. Tag: Mittwoch, der 23. 3. 2011.
Und heute geht es los. Um 14:20 Uhr holt Jochen mich ab und bringt mich zum Bahnhof, damit ich dann per Rail & Fly nach Hamburg zum Flughafen gelangen kann. Um 18:50 geht mein Flieger und gegen 22:00 Uhr soll ich in Tunis landen. Dann soll dort ein Shuttle vorhanden sein, der mich nach Hammamet bringen wird, wo ich dann wohl so gegen Mitternacht ankommen dürfte.
Und nun sitze ich im Mövenpick Restaurant auf dem Hamburger Flughafen und habe gerade meine Rinderfiletspitzen verzehrt und mir einen zweiten Schoppen Riocha bestellt, denn ich habe beim Einchecken einen Gutschein über 7,50 € bekommen, den ich nur im Mövenpick einlösen kann. Warum einen Gutschein? Na ganz einfach: Die Maschine hat 1 ½ Stunden Verspätung! Erst hatte ich sogar 3 Stunden gelesen, doch dann haben sie das geändert. Wollen mal sehen, wann es wirklich losgeht.
Wieso habe ich eigentlich keine Vorfreude auf diese Reise, sondern eher ein beklemmendes Gefühl? Weil alle meinen, ich würde in eine Abenteuerreise fliegen, weil Gadhafi alle Flieger abschießen will? Vielleicht. Doch da ich ja ein „Gutmensch“ bin, wie Jochen sich ausdrückte, nehme ich das Risiko auf mich. Welches eigentlich?
Am Check-In Counter waren zwei – ich wiederhole: ZWEI Warteschlangen und das 2 Stunden vor dem normalem Abflug. Also sehr wenige fliegen nicht nach Tunesien. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieser Flieger nur einmal pro Woche fliegt, doch so ganz wenige Menschen sind es offenbar nicht, die dahin fliegen wollen.
Also Angst habe ich keine, doch ist es irgendwie anders, als auf meinen bisherigen Reisen.
Ja, es ist etwas Anderes, als ich es bisher erlebt habe, doch ist es auch irgendwie spannend. In ein Land zu fliegen, das eine – fast – friedliche Revolution hinter sich hat und Wegbereiter weiterer arabischer Befreiungskämpfe war und wohl auch sein wird. Auch wenn es noch nicht sicher ist, dass Gadhafi in Libyen gestürzt wird. Doch das Mittelalter des Islams dürfte zu Ende sein. Die Regentschaft von Herrschern, die alle glauben, mein Land ist auch mein persönliches Eigentum, und alles gehört mir, auch die Kohle, dürfte wohl – hoffentlich – vorbei sein. 600 Jahre ist Mohammed jünger als Jesus, und endlich beginnt auch hier die Aufklärung und der Wille zur Demokratie wird Früchte zu tragen.
Jetzt ist es 5 nach halb 7 und die Sonne geht langsam unter am Flughafen in Hamburg.
Und das war mein Abendessen im Mövenpick: Filetspitzen mit Chicorée und Schupfnudeln. Lecker.
Es ist so gegen halb 10 Uhr abends losgegangen und so gegen 01 Uhr waren wir in Enfida.
Ich hatten immer gedacht, dass wir nach Tunis fliegen denn nur dort hatte ich auf der Karte ein Flugplatz-Symbol gefunden, und so glaubte ich, Enfidha wäre ein Vorort so wie Hamburg-Fuhlsbüttel. Doch Enfida liegt ca. 100 km oder mehr südlich von Tunis. Ich wunderte mich schon, denn der Mond ging gerade im Osten auf und wir hatten ihn meistens auf der rechten Seite. Bis ich beim Schummerlicht im Bus dann den Ort Enfida auf der Landkarte entdeckte.
So gegen 2 waren wir – d. h. noch zwei Ehepaare und ich – im Hotel. Wir mussten noch das Meldeformular ausfüllen, obgleich man ja alle Daten von uns hatte, doch was soll´s.
2. Tag: Donnerstag, der 24. 3. 2011
Ich habe schrecklich geschlafen, eigentlich gar nicht richtig. Das Bett war unheimlich hart und ich dachte schon, ich schlafe auf einem Brett. Jede Falte und jeden Knopf von meinem Schlafanzug spürte ich. Und das Schlimmste war noch, dass ich träumte, ein Ehepaar wäre noch mit ins Zimmer gekommen und wir mussten zu dritt schlafen. Ich wollte sofort an die Rezeption gehen, doch habe ich es nicht getan. Morgens habe ich dann nicht mehr gewusst, ob es nur ein Traum oder Wirklichkeit war. Dabei habe ich normalerweise nie Probleme in fremden Hotels. Bin halt jetzt ein ganz normaler Touri. Das wird’s sein.
Als erstes gilt, wie in allen Urlaubshotels: Ein Blick aus dem Fenster, in diesem Fall sogar vom Balkon: Sieht ja nicht schlecht aus! Dann habe ich mir das Zimmer etwas ausführlicher angesehen. Auch nicht schlecht.
Unter der Zimmertür war ein Zettel durchgeschoben worden von der TUI Reiseleitung, dass ich mich am Morgen bei der Rezeption zum TUI Welcome einfinden sollte. Es stand auch noch drauf, dass „um Ihnen mögliche Enttäuschungen zu ersparen, tätigen Sie bitte an Ihrem ersten Urlaubstag im Hotel oder am Strand keine Einkäufe und Reservierungen für Ausflüge, Mietwagen etc. Sie bekommen beim TUI-Welcome alle wichtigen Infos, Tipps und Empfehlungen.“ Also gehe ich in die Halle.
Ich sehe aber niemand von TUI….
Ich hätte rechts um die Ecke statt geradeaus auf die Rezeption blicken sollen, denn sofort werde ich von einem netten jungen Mann angesprochen, der mir sagte, er wäre Angestellter vom Hotel.
Und, was soll ich sagen, im Nu hatte er mir einen Ausflug mit einem Quad für den Samstag verkauft.
Danach will ich erst einmal frühstücken.
Erst später nach dem Frühstück sah ich den TUI-Stand, doch da hatte ich das Ticket schon in der Tasche.
Nun, da will ich mir dann mal das Hotel von außen ansehen. Hier ein paar Eindrücke:
Ich wollte ein wenig am Strand schlendern, denn das ist normalerweise das erste, was ich mache, wenn ich am Meer bin. Also tat ich das auch. Siehe, da laufen sie: Kamele!
Und was passiert außerdem am Strand? Ich werde laufend angesprochen, um Silberschmuck oder Zigaretten zu kaufen. Der Alte mit dem Silberschmuck und sehr schiefen Zähnen war sogar sehr raffiniert, denn nachdem ich dankend abgelehnt hatte, wollte er mir einen Anhänger schenken! Ich lehnte erneut ab und ging weiter. Doch der Kerl war hartnäckig. Er sprach mich mehrmals an und erzählte von seiner Familie und seinen beiden Kinder 8 und 10 Jahre alt, und fragte mich ganz raffiniert nach meinen Kindern und da ich ja ein höflicher Mensch bin, antwortete ich ihm auch, sagte ihm, dass ich sogar schon Enkel im Alter von seinen Kindern hätte. Und schon hatte er mich in der Falle. Er schenkte mir einen Anhänger, der Glück für meine Enkel bringen sollte und da konnte ich nicht mehr ablehnen, denn wer weiß, ob ich ihn damit beleidigt hätte. Doch es dauerte nicht lange, da bat er mich um ein kleines Almosen für seine beiden 8 und 10jährigen Kinder und schon hatte er mich. Ich gab ihm mein loses Kleingeld von 1 Dinar 400, das sind so 70 Cent und ich war ihn los. Jetzt habe ich Kamel (ich selbst) ein silbernes Kamel als Schlüsselanhänger!
3. Tag: Freitag, der 25. 3. 2011
Heute habe ich Golf gespielt. Es war von der Wettervorhersage bewölkt und 18 ° angesagt und somit eigentlich ideal zum Golfen. Und so war es denn auch. Ich hatte mich zwar mit dem Eingekrem-Faktor 30 eingecremt wie gestern, doch das hätte ich auch fast vergessen können, denn die meiste Zeit waren ein paar Schleierwolken vor der Sonne. Gott sei Dank, denn sonst wäre ich sicherlich rot verbrannt worden! Hier nur ein paar Bilder vom Platz und von den schönen Blumen.
Am Abend war ich überrascht, wie viele Tunesier das Hotel mit Kind und Kegel (darf man wohl nicht sagen, waren wohl alles nur Kinder und keine Kegel dabei) das Hotel bevölkerten.
Das Ehepaar, das neben mir saß, war schon zum wiederholten Mal in Tunesien, weil die Schwester in der Nähe arbeitet und sie jedes Jahr 2-mal kommen. Sie meinte, dass es jedes Wochenende so voll wäre, doch am Montag wäre alles wieder sehr ruhig. Zum Schluss war ich wohl noch der einzige Europäer im Speisesaal, der da saß und seinen Käse aß (reimt sich), obwohl es erst halb 8 war. Es war einfach herrlich, dieses bunte Treiben der Familien mit sehr vielen Kindern zu beobachten. Doch wenn ich ehrlich bin, keine dieser Frauen haben mich irgendwie angesprochen, nicht im Wortsinn, sondern gefühlsmäßig. Manche waren richtige Matronen geworden, obgleich ich sie höchstens auf Mitte bis Ende 20 geschätzt habe, denn die Kinder waren noch sehr jung. Manche – noch unter 20 – waren zwar schlank doch wie lange noch?
Die Jasmin-Revolution ist also vorbei und das Leben geht weiter wie bisher. Es sind sicherlich nicht die Ärmsten, die hier das Wochenende verbringen und sie waren es vorher wohl auch nicht. Was hat sich also geändert? Haben die alten Cliquen nach wie vor das Geld und das Sagen?
Meine Nachbarin meinte, dass sie alle der Illusion nachhingen, jetzt würde alles viel besser, doch die Enttäuschung würde sehr schnell kommen, wenn sie nicht schon da wäre. Ich meinte, wie seinerzeit in der DDR. Demokratie ist nicht die einfachste Form, denn nichts wird einem geschenkt, doch welche Form ist besser? Mittelalter, wo immer nur dem Fürsten oder dem jeweiligen Herrscher alles gehört, auch die Menschen? Wohl eher nicht, denn das System haben sie ja gerade vom Hof gefegt!
4. Tag, Samstag, der 26. 3. 2001
Wie ja schon berichtet, hatte ich mich gleich am ersten Tag breit schlagen lassen, eine Quad-Tour zu buchen. Heute war es also soweit. Ich wurde um kurz vor 9 mit einem kleinen Renault abgeholt und in irgendeinen Vorort oder Dorf von Hammamet gegurkt. Da war ich dann auch der einzige Gast, der die Quad-Tour gebucht hatte. Der Chef dreht mir noch ein Kopftuch mit einem verzierten Band an – dass natürlich extra kosten würde: 4 Dinar = ca. 2 Euro – damit ich vor dem Staub geschützt wäre. Ich schmunzelte und zahle und er verpackte mich. Ali Baba meinte er zu mir. Nun gut, ich muss mich ja nicht im Spiegel betrachten, um zu sehen, wie blöd ich damit aussehe. Dann noch den Sturzhelm drauf und los ging’s.
Der Fahrer, der mich hergebracht hatte, zeigte mir kurz, wie das Ding funktioniert und dann fuhr er voraus. Man gut, denn ich hätte mich garantiert verfranzt. Doch es dauerte nur ein paar Minuten und mein Quad wollte nicht mehr.
Doch mein Führer war ganz geschickt, holte einen Schraubenzieher aus seinem Quad und nach ein paar Minuten hatte er das Ding repariert. Scheint wohl schon öfters vorgekommen zu sein. Aber dennoch: Hut ab!
Erst ging es über staubige Feldwege mit viele Kakteen an den Seiten, dann auf eine geteerte Straße und da auch ein bisschen schneller. Ich schätze mal, dass wir so 20 bis 25 km/h drauf hatten. Das war ganz gut, damit ich mit dem Ding vertrauter wurde und wusste, wie es sich steuert. Ich hatte immer das Gefühl, dass es etwas schwammig beim Lenken war, doch das muss wohl so sein.
Dann ging es wieder ins Gelände und auch in den bergigen Teil des Ausflugs. Da sah die Landschaft schon viel schöner aus, doch das interessierte ihn weniger. Ich hätte gerne angehalten und die herrlichen Blumen fotografiert, doch er glaubte wohl ich wäre eher verrückt auf windige Kurven. Er führte mich denn auch durch eine spezielle Strecke, die nur aus 180 ° Kurven bestand und zwar eine nach der anderen. Da ich natürlich überhaupt keine Ahnung hatte, wie die Kurven verliefen, während er sie wohl im Schlaf kannte, sah ich ihn kaum. Dennoch war ich überrascht, dass ich gut mithalten konnte und er keinen allzu großen Vorsprung bekam. Er machte dann eine Pause und meinte, ich sollte diese Strecke noch einmal fahren, weil er wohl glaubt, mir mache diese Gurkerei durch Haarnadelkurven Spaß, doch machte mir nicht. Also rauchte er seine Zigarette und ich machte Fotos von der Landschaft und den herrlichen Wildblumen, die in großer Zahl und Vielfalt zu bewundern waren.
Er wollte auch Fotos von mir machen und die sehen dann so aus:
Ali Baba als „Atlas“… Ali Baba vor dem Abgrund und… Ali Baba auf dem Quad!
Wir fuhren dann weiter und kamen noch einmal durch ein Karussell von Kurven, doch dann hielt er an und zeigte mir mitten in der Wildnis einen alten Friedhof.
Als ich ihn fotografierte, hatte ich das dumme Gefühl, dass ihm das nicht passte und es wohl auch nicht richtig war. Genauso, wie man auch keine Moscheen fotografieren darf, wie ich im Marco Polo Führer gelesen hatte (oder hatte ich das falsch verstanden?).
Später hielt er noch einmal und zeigte mir grüne Paranüsse, die er mir auch zu essen gab. Schmeckten etwas süßlich doch sonst irgendwie fad. Ich nahm noch ein paar mit, die jetzt bei mir im Hotel liegen, ohne dass ich sie gegessen habe.
Die Landschaft und die herrlichen Blüten waren eigentlich das schönste an der Tour.
So gegen 11 Uhr war die Tour vorbei. Vorher fuhren wir noch durch Wege mit unendlich viel Müll, und der Chef wollte mir anschließend noch eine zweite Tour für einen der nächsten Tage verkaufen, doch ich lehnte ab.
Er fuhr mich dann zurück ins Hotel und unterwegs unterhielten wir uns recht interessant über die Revolution und das Danach. Jetzt warten alle wieder auf Touristen, denn davon lebt das Land. Ich sagte ihm, wie die Stimmung in Deutschland wäre und dass ich davon ausgehe, dass der Sommer wohl nichts mehr bringen wird, aber der nächste Winter, denn Touristen haben ein kurzes Gedächtnis und wenn nichts mehr passiert, ist es in ein paar Monaten wieder wie früher. Auch sagte ich ihm, dass ich nach Tunesien gekommen bin, weil ich jetzt das Land und seine Revolution unterstützen wollte. Im Juli sollen Wahlen sein und man ist gespannt, wie das ausgehen wird.
Nachmittages hatte ich dann wieder Zeit, mein Buch zu lesen. Der Himmel hatte sich etwas zugezogen, so dass ich ein Nickerchen auf meinem Zimmer machte.
5. Tag, Sonntag, der 27. 3. 2011
Heute früh hatten wir Seenebel und da zog ich dann meine dunkle Hose an. Noch während ich frühstückte, kam die Sonne durch.
Eigentlich hatte ich gestern Abend meine Uhr auf Sommerzeit umgestellt, doch später, als ich am Pool lag und mein Buch las, sprach der Animateur davon, dass um 10 Uhr Gymnastik oder was stattfinden würde und auf meiner Uhr war es kurz vor 11. Also ist hier die Uhr nicht umgestellt worden und ich drehte meine wieder zurück.
Mittags gegen 13 Uhr merkte ich, dass viele Gäste im Speisesaal waren und jetzt verstand ich auch, warum es nachmittags nur kleine Pfannküchlein gab. Ich hatte gar nicht mitgekommen, dass es auch mittags was zu essen gibt und bekam dadurch nachmittags immer ganz schönen Appetit. Also ging ich auch zum Mittagsbuffet und danach langte ich bei den vielen kleinen Gebäckstückchen zu.
Irgendwann gegen 4 Uhr nachmittags hatte ich dann mein Buch „Sturz der Titanen“ von Ken Follet endlich durch und brachte es aufs Zimmer. Dann ging ich ca. 1 Stunde am Strand spazieren, doch das ging nur ca. einen Kilometer oder so gen Norden und ein paar hundert Meter gen Süden und dann kam man nicht weiter.
Also habe ich mein zweites Buch herausgeholt und John Grishams „Touchdown“ angefangen zu lesen.
Das Mittelmeer macht schon einen herrlichen Eindruck.
6. Tag. Montag, der 28. 3. 2011
Heute wollte ich mir die Medina von Hammamet ansehen und da meine Tischnachbarn gestern gemeint hatten, wenn das Wetter entsprechend wäre, also nicht so sonnig, würden sie mich begleiten, da sie sich schon recht gut auskannten. Am Frühstückstisch sagte sie mir dann, heute wäre Sonnentag, d. h. sie würden am Pool bleiben. Also ging ich alleine.
Es war leicht bewölkt und – erst dachte ich, ich täusche mich, doch dem war nicht so – es tröpfelte zweimal sogar leicht aus den dünnen Wölkchen.
Ich brauchte ca. ½ Stunde, um in die Stadt zu kommen – keine 3/4 bei strammen Schritt, wie ein Pärchen es im Holidaycheck geschrieben hatte (so langsam werde ich wohl gehen, wenn ich 90 bin) – dabei hatte ich mehr oder weniger geschlendert. Wurde auch noch durch einen Herrn aufgehalten, der mich freudig begrüßte und mich fragte, ob ich ihn denn nicht kennen würde. Als ich dies verneinte, meinte er, dass er doch an der Rezeption im Hotel arbeiten würde. An der Rezeption war ich zum ersten Mal, als ich gegen 2 Uhr nachts ankam und mich eintragen musste, und dann heute morgen, als ich einen 20 Dinarschein umtauschte. Er schleppte mich in einen kleinen Laden, dem seine Schwester gehören würde und der heute gerade aufgemacht hatte. Ich musste ihr die Hand schütteln und er bot mir einen Tee oder Kaffee an, doch ich lehnte dankend ab.
In der Stadt passierte mir das dann fast noch einmal, denn ich wurde vom einem Mann angesprochen, der meinte, er wäre der Koch im Hotel. Auch er wollte mich bestimmt zu seiner Schwester, Freundin, Mutter, Tante oder was weiß ich, in einen Laden schleppen. Diese aggressive oder animierende Freundlichkeit mag ich nicht. Sie erinnert mich sehr stark an die Koberer auf der Reeperbahn oder die Mädels in der Herbertstraße auf St. Pauli. Das ist reinste Anmache und hat – nach meiner Ansicht – mit Freundlichkeit nicht das Geringste zu tun. Dabei sind die Kellner oder die Serviererinnen im Restaurant des Hotels alle sehr nett und höflich.
Auch in der Medina wurde ich natürlich permanent angesprochen ob ich Deutsch, English or France wäre, doch ich winkte nur ab. Ich wollte einfach nur einmal schauen und das hat mir dann auch gelangt. Es waren nur Läden mit Ramsch, billiger Keramik, orientalischen Klamotten, Lederwaren und Adidas-Imitate zu sehen. Dabei hatte ich gehofft, Gewürzläden oder Fruchtstände oder auch Gemüse oder Fleisch und Fischläden zu finden, wie ich sie so in den südlichen Ländern liebe und in Barcelona und auch auf Sizilien genossen hatte. Nichts dergleichen. Also bin ich wieder raus aus der Medina.
Die Medina hat mich nicht wirklich begeistert. Nur Ramschläden und man kam sich vor, wie auf der Reeperbahn, da man dauernd angequatscht wurde.
Reizend, wie das Zimmermädchen wieder mein Waschbecken mit Blüten verziert…
…und das Bett schön drapiert hat.
Ich bin mit meinem Buch wieder an den Pool gegangen und habe gelesen, doch wurde ich müde und fing an einzudösen. Da kam doch tatsächlich der andere einzelne Herr angelatscht und quatschte mich an. Ob ich auch Deutscher wäre und woher ich komme. Ja und aus Rendsburg. Er käme etwas näher dran, aus Elmshorn. Er erzählte mir allen möglichen Schei… von seiner Frau, die nicht mitwollte, weil sie das Anquatschen nicht mag (wie sympathisch) und hielt und hielt nicht auf, obwohl ich ziemlich einsilbig war und wohl schon fast unhöflich. (Warum glaube ich eigentlich immer, ich wäre unhöflich, nur weil ich mich nicht einfach von anderen Menschen anquatschen lassen mag und smal talk reden muss?) Endlich hörte er auf und ging. Hat wohl doch gemerkt, dass ich kein netter Kumpel bin, mit dem man sich den Urlaub verschönern kann. Das einzig Interessante, was er erzählte war, dass er am Mittwoch von Hannover gefahren wäre und nur ca. 280 € pro Woche gezahlt hatte, ich dagegen 435 €.
Jetzt werde ich eine Kleinigkeit essen und mich dann meinem neuen Buch hingeben. Nach dem Essen bin ich wieder auf die Terrasse gegangen, doch der Himmel fing langsam an sich zuzuziehen, also bin ich hinauf aufs Zimmer und habe ein wenig Mittagsschläfchen gehalten.
Jetzt ist es kurz nach 4 und es regnet!
7. Tag. Dienstag, der 29. 3. 2011
Heute habe ich noch einmal Golf gespielt. Teilweise gut – ein Birdy auf einem Dreierloch – doch vieles ging auch total daneben. Das lag sicherlich daran, dass ich lange hinter einem 4er-flight hinterherlaufen musste, und das nervt und man kommt total aus dem Spielrhythmus (kann man sich leicht einbilden und hat eine schöne Ausrede).
Nachmittags habe ich dann noch einmal am Pool gelegen und gelesen und gerade komme ich vom Strand, wo ich meine letzten Fotos gemacht habe.
Nun Ade du liebes Mittelmeer!
Noch ein letzter Blick auf das abendliche Meer.
8. Tag, Mittwoch, der 30. 3. 2011.
Heute ist Heimreisetag. Der Shuttlebus zum Flughafen geht erst um 11:35 Uhr, so dass ich es langsam angehen lassen konnte. Da bin ich noch einmal an den Strand gegangen.
Auf meinem Balkon bauen sich Schwalben gerade ein Nest.
Das Wetter weiss auch nicht so richtig, was es will.
Kamele vor der Residenz des Verteidigungsministeriums. Drinnen auch?
Direkt neben der Hotelanlage liegt dieser Müll und niemand kümmert sich drum.
Noch ein letzter Bummel durch die Hotelanlage.
Die Hotelanlage von Osten aus gesehen. Der 2. Balkon von rechts war meiner.
Danach habe ich weiter mein Buch „Touchdown“ gelesen, bis der Bus kam.
Auf dem Weg zum Flughafen habe ich versucht, noch einige Impressionen durch die Frontscheibe einzufangen:
Wir kamen auch an Ben Alis ehemalige Prunkvillen und Anlagen vorbei, die teilweise ausgebrannt waren, doch so schnell konnte ich davon keine Fotos machen.
Viele Menschen verkauften Schnecken an der Autobahn zum Flughafen!
Alles Mögliche und Unmögliche wird auf kleinen und größeren Lastern transportiert.
Am Horizont tauchten die Berge auf.
Und am Autobahnrand wurden die Schafe gehütet.
Und dann tauchte der Flughafen Enfihda auf.
Ein ganz neuer und supermoderner Flughafen, der noch nicht einmal auf der Landkarte des Marco Polo-Führers eingezeichnet war (wie alt ist der denn?).
Das war unsere Abflugtafel… …und mit einem solchen Vogel sind wir dann ca. 40 Minuten zu spät abgeflogen.
Um halb 8 Uhr abends landete die Maschine dann in Hamburg. Mein Zug ging erst um 10 vor 9, so dass ich keine Probleme hatte, mit der S-Bahn rechtzeitig zum Hbf. zu kommen.
Viertel nach 10 holten Heini und Rolf mich dann am Bahnhof in RD ab, so dass wir noch einen letzten Teil des Mittwoch-Stammtisches gemeinsam verbringen konnten.
Fazit meiner Reise:
Es war vielleicht ganz gut, mal eine Woche ohne E-Mails und (fast) ohne Handy auszukommen und nichts ist passiert.
Tunesien ist für Normaltouristen wie mich absolut ungefährlich. Die Angst, dorthin zu reisen ist völlig unbegründet. Ich glaube, wenn die Reiseveranstalter und/oder Hotels eine Sicherheits- und Geld-zurück-Garantie geben würden, könnten sie damit Erfolg haben und die Flieger und Hotels und Golfplätze wieder füllen.
Das 4-Sterne Hotel RIU Park El Kebir war sehr angenehm, die Mitarbeiter sehr nett, doch die Küche schwach.
Gestört hat mich in erster Linie, dass man dauernd von irgendwelchen „Verkäufern“ angequatscht wird und ich somit die Frau des Mannes, der mich am Pool ansprach, durchaus verstehen kann, die zuhause geblieben ist, weil sie auch nicht dauernd von fliegenden Händlern angemacht werden möchte.
Rendsburg, den 31. Mrz. 2011
Ihr
Single Reisender
Jens Diekmann