Ein kurzer Einführungsbericht
Mit dieser Reise zum Nordkap habe ich mir einen alten Traum erfüllt. Durch Dänemark nach Hirtshals und mit der Fähre nach Norwegen und dann, ganz hoch bis ans Ende . Auf der Rückfahrt über den nördlichen Teil Finnlands, durch Schweden und Dänemark erlebt man erneut eine wunderschöne Landschaftsvielfalt, die bei mir immer wieder zu begeisterten Ausrufen wie „Mein Gott ist das schön!“ oder „Hier möchte ich leben“ geführt haben. Doch nicht nur eitel Sonnenschein erlebt man, sondern auch Regen, Nebel und Kälte und wenn man Pech hat (wie ich) auch am Nordkap. Doch wer das nicht mag, der wird sich nie für die Schönheit und Einzigartigkeit Skandinaviens begeistern können, sondern bleibt um viele schöne Eindrücke ärmer (und besser zuhause oder lässt sich am Mittelmeer in der Sonne rösten!).
Eine Reise mit dem Auto ans Nordkap ist in erster Linie ein wunderbares Natur-Erlebnis. Nicht nur das Ziel ist lohnenswert, sondern – wie so oft auf meinen Reisen – der Weg ist das Ziel. Daher habe ich auch viele Abstecher und Umwege gemacht, denn nur einfach über Schnellstraßen hochzudüsen ist eine Schande: Man sieht die schönsten Teile von Skandinavien nur im Vorbeifahren oder überhaupt nicht!
So verpasst man wilde Wasserfälle wie den Storfossen in Schweden,
die Überfahrten mit den Fähren über die vielen Fjorde Norwegens.
Manchmal gehts nicht weiter und man muss umkehren und andere Wege suchen.
Man würde die herrlichen Stabkirchen nicht finden und wohl auch gewaltige Wasserfälle, wie z. B. den Latefossen.
Oder diesen grandiosen Blick auf den Geirangerfjord mit seinen vielen Kreuzfahrtsschiffen.
Auch die vielen Gletscher würde man wohl verpassen.
Rentiere, die man hautnah erlebt… …oder unbekannte Blumen…
…oder Fische, die zum zum Trocknen aufgehängt sind.
Das Nordkap kann man auch mal bei Regen, Nebel und Sturm erleben…
…doch dann findet man wieder traumhafte Wege an der Westküste Norwegens, besonders auf der Reichsstraße 17 und dem Atlantikweg.
Unterwegs sieht man viele liebliche Seen und zwar nicht nur in Schweden sondern auch in Norwegen.
Obwohl ich keiner Kirche angehöre, schaue ich mir immer sehr gerne Kirchen an, da sich in ihnen nicht nur die Kultur des Landes widerspiegelt, sondern sie meist auch wunderschön sind.
Kulinarisch habe ich sehr viele Höhepunkte erlebt, denn die skandinavische Küche hat sich in den letzten Jahren enorm nach oben entwickelt und wenn man bedenkt, dass in Kopenhagen das „Noma“ zum wiederholten Mal zum weltbesten Restaurant gewählt worden ist, kann man sich den Ehrgeiz der skandinavischen Köche und Köchinnen vorstellen, diesem Vorbild nachzueifern.
Wenn man nicht nur in – z. T. sehr teuren – Hotels übernachten will, sondern auch in den einfachen „Hyttan“, dann sollte man sich Bettzeug und Küchengeräte sowie Teller und Besteck mitnehmen, denn manche sind sehr einfach ausgestattet.
Man sollte auf jeden Fall Zeit einplanen – ich habe 3 Wochen für die über 8.800 km lange Reise gebraucht.
Zum Schluss noch ein Tip: Man akzeptiert zwar überall Kreditkarten, doch z. B. an dänischen Tankstellen kann es vorkommen, dass man eine PIN benötigt, die ich noch nie anderswo gebraucht habe (ich habe – glaube ich – nicht einmal eine).
So, wenn auch Sie jetzt Lust auf Skandinavien bekommen haben, dann folgen Sie mir auf meiner Reise ans Nordkap:
1. Etappe: Anreise über Dänemark
Wer schon einmal am Kap der Guten Hoffnung in Südafrika war, der möchte auch einmal ans Nordkap in Skandinavien reisen. So auch ich. Ich war schon oft in Norwegen und Schweden und auch ein wenig in Finnland, doch höher als Kristiansund war ich nie gekommen, geschweige denn über den Polarkreis hinaus. Ja, in diese Region möchte ich reisen und zwar bis hoch ans Nordkap.
Ich hatte schon ein Jahr zuvor diese Reise beabsichtigt, doch da mein Auto im Frühjahr ein paar größere Reparaturen hatte, befürchtete ich, dass es diese Reise nicht ohne Probleme schaffen würde, und da bin ich dann in die Nordwest-Ecke der USA gereist! Und es war grandios.
Doch in diesem Jahr hatte mein Volvo C 70 Coupé – das tollste Auto, das ich je hatte – keinerlei Probleme (es hat immerhin schon über 300.000 km auf dem Buckel!) und so entschloss ich mich, es zu wagen.
Auf Google Maps habe ich mir mal eine Route ausgearbeitet, wobei ich Autobahnen ausgeschlossen und nicht immer die kürzeste Strecke gewählt habe. Der Routenplaner zeigte mir: 6.547 km! Da man in Skandinavien pro Tag nicht mehr als 300 km pro Tag rechnen sollte, wären das mindestens 22 Tage Fahrzeit. Also plane ich mal 3 – 4 Wochen ein.
Ich habe lange überlegt, wie ich fahren sollte. Erst über Dänemark nach Norwegen und dann zurück über Finnland und Schweden oder umgekehrt. Da ich der festen Überzeugung bin, dass bei dieser Reise Fjordnorwegen – das ich schon ein paarmal bereist habe – die landschaftlich wohl gewaltigste Region auf dieser Reise sein wird, dachte ich mir, dass ich diesen Teil zum Höhepunkt machen sollte. Wie bei einem guten Menu serviert man den kulinarischen Höhepunkt nicht gleich zu Beginn, sondern erst kurz vor dem Dessert. Und so werde ich es wohl auch bei dieser Reise machen.
Meinen Appetitmacher werde ich mir in der Holsteinischen Schweiz holen, mir meine Suppe in Dänemark gönnen, meine Vorspeise wird mir in Schweden munden, mein Sorbet schlürfe ich dann auf den Alandinseln, mein Zwischengericht kommt in Finnland auf den Tisch und am Nordkap werde ich eine kleine Verschnaufpause bei einem Aquavit einlegen. Auf den Lofoten gönne ich mir ein leckeres Fischgericht und dann als Highlight das Hauptgericht in Fjordnorwegen genießen. Als Dessert kommt zum Schluss das dänische Jütland. Ja, so werde ich es machen. Und dann wurde es doch ganz anders…
Wer meine Reiseberichte kennt, weiß, dass ich nie die ganze Strecke im Voraus genau festlege und keine Übernachtungsstationen buche, sondern nur die ungefähre Strecke plane und dort übernachte, wo ich es gerade für sinnvoll erachte. Wenn man nicht in der Hauptsaison reist – die beginnt in Norwegen am 1. Juli und endet etwa Mitte August – hat man auch meistens keine Probleme, eine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. In der Hauptsaison ist dagegen fast alles ausgebucht und man tut gut daran, vorher zu reservieren. Doch so mag ich nicht reisen, das überlasse ich gerne anderen.
Da ich auf einer früheren Norwegenreise gelernt habe, dass man in der Vorsaison auch nahezu überall Ferienhäuser – „Hyttan“ – für eine Nacht mieten kann, nehme ich mir Bettwäsche und Handtücher von zuhause mit, denn sonst müsste man dafür täglich extra zahlen müssen. Das muss ja nicht sein. Natürlich nehme ich mir auch Wind- und Wetterkleidung mit, denn nicht immer scheint die Sonne und manchmal kann es auch ungemütlich kalt werden. Auch einen Rucksack und gutes Schuhwerk nehme ich mit, falls ich wieder auf den Preikestolen – dem „Predigtstuhl“ hochklettern will oder andere interessante Punkte erwandern möchte und dafür Essen und Trinken für diese Klettertour mitnehmen muss. Und nicht zu vergessen: Ein paar Flaschen Rotwein (und Weißwein für den Fisch) werde ich natürlich auch einpacken, denn der ist für mich wie Medizin und in Skandinavien ganz besonders teuer. Er dient auch dazu, den täglichen Reisebericht auf meinem Laptop etwas „flüssiger“ zu gestalten (Lästern Sie nicht rum: Goethe brauchte jeden Tag mindestens drei Flaschen Weißwein, um so richtig dichten zu können! Was glauben Sie, was nach drei Flaschen Wein aus mir herauskommen würde…). Lebensmittel nehme ich allerdings nicht mit, wie dies viele Ferienhausmieter tun, die nach Dänemark fahren. Lebensmittel sind zwar in der Regel teurer als in Deutschland, doch wer nach Skandinavien fährt, um „günstig“ Urlaub zu machen, liegt sowieso falsch. Außerdem will ich auch die herrliche Küche genießen, die in Skandinavien inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht hat und Spitzenrestaurants bieten kann, die zu den besten in Europa zählen.
Ich habe mir von den Tourismusämtern einige Prospekte besorgt, insbesondere auch über Ferienhäuser, eine gute Skandinavienkarte im Maßstab 1: 850.000 und einen Reiseführer für Norwegen, Schweden und Finnland. Inzwischen habe ich auch ein Navi mit den skandinavischen Ländern, das vielleicht helfen wird, wenn ich mich mal verfranzt haben sollte. Und nicht zuletzt ist mein Reisebericht aus dem Jahr 1997 durch Fjordnorwegen mein Begleiter, um mal zu sehen, ob es noch genauso ist, wie ich es damals erlebt habe.
Soweit zu den Vorbemerkungen, doch jetzt kann es losgehen. Kommen Sie mit?
Donnerstag, 10. Juni 2010
Nun ist es doch anders gekommen, als ich es eigentlich geplant hatte. Da ich gestern noch geschäftlich nach Leipzig musste und spätestens am 29. 6. wieder in Rendsburg sein muss, weil am 30. 6. evtl. ein wichtiger Termin stattfinden könnte, wollte ich mich auf der Nordlandreise nicht unter Termindruck bringen. Also bin ich andersrum gefahren, als ursprünglich geplant und oben beschrieben wurde.
Ich konnte kurzfristig noch eine Fähre für den Freitag bei der Colorline buchen, die mich von Hirtshals in Dänemark nach Kristiansand in Norwegen bringen würde. So bin ich heute um halb 11 Uhr losgefahren, obwohl das Wetter nicht besonders schön war, denn es regnete nahezu ununterbrochen. Doch ich wollte keine Autobahn nutzen, sondern Landstraßen, denn ich möchte ja das Land und nicht die Autobahnen erkunden, die ich z. T. ja schon kenne. Und so fuhr ich denn durch den Regen bei nur 15° Celsius.
Erst durch deutschen Regen… …und dann durch dänischen.
So konnte ich auch keine schönen Landschaftsaufnahmen machen, denn entweder mag meine Kamera kein Regenwetter oder ich kann sie nicht richtig einstellen, denn die Fotos waren alle nicht zum Hurra-Schreien.
Da ich ein großer Fan von Kirchenbauten bin – nicht unbedingt, was darin gepredigt wird, denn ob die wirklich glauben, was sie da drinnen sagen, wage ich zu bezweifeln – habe ich erneut eine Kirchentour gemacht. Am Abend, als ich sie sortieren bzw. benennen wollte, kam ich ganz schön ins Schleudern, obgleich ich mir auf der Karte angekringelt hatte, welche Kirchen ich besucht und abgelichtet hatte. (Stellen Sie sich mal vor, ich hätte das zwei oder mehr Tage später gemacht…)
In Henne Kirkeby hatte ich den Kro in sehr guter Erinnerung, in dem wir mal vor vielen Jahren mit der Familie sehr gut gegessen hatten, als wir in Henne unseren Sommerurlaub verbrachten. Er hatte sich erheblich verändert, denn er ist total renoviert worden und innen völlig neu im modernen Stil ausgestattet.
Henne Kirkeby Kro von aussen: sehr historisch. Inzwischen bietet der Kro auch einige sehr moderne doch ansprechende Zimmer an, von denen ich mir eine Suite anschauen durfte:
Henne Kirkeby Kro von innen: sehr modern.
Jetzt kann man dort also nicht nur sehr gut essen, sondern auch ein Gläschen Wein (oder zwei) dazu trinken, da man ja nicht mehr Autofahren braucht. Leider konnte ich beide Genüsse nicht selbst ausprobieren, denn erstens war es früher Nachmittag und zweitens musste ich ja noch ein wenig nördlicher fahren, um nicht morgen in Allerherrgottsfrüh aufstehen zu müssen, damit ich rechtzeitig meine Fähre in Hirtshals bekomme. (Man hat halt nie die Zeit, die man haben möchte…)
Also fuhr ich zunächst kurz an den Strand von Henne, doch bei Regen sieht der nicht so besonders prickelnd aus, und dann weiter über den Holmland Klit nach Ringköbing. Das ist das Witzige an Dänemarks Westküste: Außer dem Holmland gibt es noch den Bövling Klit und die Harboörer Tange, die wie die Haffs in der Ostsee als schmaler Streifen direkt am Meer entlang führen. Doch wenn man vermuten wollte, dass man links und rechts das Meer bzw. die Fjorde sehen kann, so ist das leider nicht der Fall, höchstens mal die östlich gelegenen Fjorde oder Bredninge, wie man sie teilweise auch nennt. Eigentlich schade, denn so, insbesondere bei schlechtem Wetter, hat man keine große Freude, da längs zu fahren, denn die Landschaft bietet meist nicht sonderlich viel (Daher habe ich mir dann auch fast alle Kirchen angesehen, von denen die meisten auch geöffnet waren).
Auch Ringköbing hat mich nicht vom Hocker gehauen, obwohl es einige nette Häuser aufzuweisen hat. Das Ringköbing Hotel machte aber einen so schlecht gepflegten Eindruck – während ich sonst immer begeistert bin, wie alles sehr gepflegt ist in Dänemark – so dass ich nicht einmal hineingegangen bin. Da es ein historisches Hotel ist, tut es dem alten Romantiker dann immer in der Seele weh.
Was mir an den Kirchen in Jütland so besonders gefällt – egal ob sie schlicht eingerichtet oder reich verziert sind – sie sind alle sehr gepflegt. Das trifft auch ganz besonders auf die Friedhöfe zu, die vielfach nur mit Kies bedeckt sind und die Wege werden – wie ich es früher als Kind auch kannte – immer geharkt.
Interessant fand ich den Friedhof der Fjaltring Kirche, denn dort sind die Gräber mit Zäunen umgeben. Das liegt sicherlich daran, dass er sehr hoch liegt und daher den dauernden Stürmen ausgesetzt ist.
Noch interessanter fand ich allerdings den Gedenkstein direkt am Eingang (sogar in deutscher Sprache) für deutsche Soldaten, die hier den „Heldentod“ starben. Dabei waren es ja Soldaten der deutschen Besatzungsmacht! Wer also als feindlicher Krieger stirbt, wird zum Helden und erhält ein Denkmal (auf der ganzen Welt ist das leider so); wer in Gefangenschaft kommt, hat Pech gehabt und muss jahrelang schmachten und die Rache der Sieger ertragen; und wer heil wieder nach Hause kommt, hat Glück gehabt, doch wird er das Trauma des Krieges wohl nie mehr los und auch nie ein Held werden. So ist das nun mal und wird wohl auch immer so bleiben (siehe derzeit in Afghanistan, da sind die Toten inzwischen auch Helden!).
Und wenn man dann einen Kilometer zum Leuchtturm Bowbjerg an der tollen Steilküste weiterfährt, sieht man auch heute noch die Bunker (als wenn sie für die Ewigkeit gebaut worden sind – „Tausendjähriges Reich“ – ) mit denen die deutsche Wehrmacht die Küste gegen den bösen Feind „verteidigt“ hat.
Nach diesen trüben Gedanken wollte ich weiter an der Küste bis Thyboran und von dort mit der Fähre übersetzen, doch als ich so gegen halb 7 Uhr abends ankam, gestikulierte uns der Mann auf der Fähre zu und gab uns zu verstehen: Wir haben Feierabend! Also retour.
Im Baedeker Reiseführ las ich dann, dass es in Lemvig ein ganz nettes Hotel geben sollte und da es nun schon Abend war, wollte ich denn doch nicht noch ganz bis Hantsholm fahren, denn dann wäre ich erst nach 8 Uhr angekommen, und das war mir zu spät. Also mein Navi einprogrammiert und so kam ich denn auch gut im Hotel in Lemvig an.
Und da sitze ich nun in einem kleinen Zimmer von ca. 15 qm in einem 3-Sterne Hotel zum Preis von 800 Kronen, was über 100 Euro ausmacht und schreibe meinen 1. Tagesbericht. Da das Restaurant – ausnahmsweise heute – geschlossen war (was bin ich doch für ein Glückspilz!) empfahl man mir, in ein Steakhaus in die Stadt zu fahren, was ich dann auch tat. Das Steakhouse war – für mich überraschend – sehr angenehm, denn es war wunderbar gemütlich eingerichtet und das Steak war auch ganz o. k. Doch das was mir am besten gefallen hat, auch wenn ich es nicht genutzt habe: im Restaurant steht eine Softeismaschine(!) und gegen einen Pauschalbetrag (habe keine Ahnung wie hoch) kann man sich so viel Softeis nehmen, wie man will. Das finde ich ist eine tolle Idee und besonders die Kinder am Nebentisch haben es genossen, denn sie machten ausgiebig davon Gebrauch! Auch die zweite Idee fand ich sehr witzig: Ein Tisch mit einer Bierzapfanlage!
Das Steakhouse Christof Columbus in Lemvig… …mit einer Bierzapfanlage an einem Tisch.
Doch nun ist es halb 11 Uhr und ich sollte ins Bettchen gehen, denn morgen muss ich um kurz nach 11 in Hirtshals sein und bis dort sind es noch über 200 km. Also muss ich mich morgen sputen und kann keine Kirchenbesuche einplanen sondern muss auch Autobahnen nutzen.
Freitag der 11. Juni 2010
Obgleich ich etwas unruhig geschlafen habe – passiert wohl immer, wenn man am nächsten Tag nicht verschlafen darf, um die Fähre nicht zu verpassen – war mein erster Blick natürlich auf die Uhr und der zweite aus dem Fenster. Doch das Wetter zeigte sich noch genauso trüb, wie am Abend zuvor. Nach einem nicht überwältigendem Frühstück (doch das ist in skandinavischen Hotels oft so), wollte ich bezahlen. Da stand dann ein Preis von 820 Kronen auf der Rechnung während mir die Rezeptionsdame gestern Abend 800 Kronen genannt hatten und im Zimmer war als Preis 795 DKR ausgezeichnet. Also fragte ich den Manager (war es wohl, denn bei nur 4 Gästen, die ich zählte, braucht man niemand an der Rezeption und im Frühstücksraum), warum ich denn 820 DKR zahlen müsste. Da schob er die Schuld auf die Mitarbeiter, die die Preise in den Zimmern nicht ausgewechselt hätten und auch auf die Mitarbeiterinnen beim Eichecken und legte mir eine Preisliste von 2009 vor, auf der 820 DKR stand. Solche Manager habe ich gerne: Nur alles auf die Mitarbeiter schieben. Die Preise gelten seit 2009! Also hat in erster Linie er selbst gepennt und nicht kontrolliert bzw. richtig geschult. Da ist es denn auch kein Wunder, dass das Hotel Mitte Juni praktisch leer ist und man kurzerhand die Küche schließt, um nicht mehr Mitarbeiter rumlaufen zu lassen, als Gäste vorhanden sind. Wollen Sie noch wissen, wie das wunderschön gelegene Hotel heißt? „Nörre Vinkel“. Was könnte man aus diesem Hotel bei dieser herrlichen Lage zwischen Meeresbucht und Golfplatz Tolles machen…
Und nun sitze ich auf dem Schiff von Hirtshals nach Kristiansand und kann Ihnen leider keine schönen Fotos von der Fahrt von Lemvig nach Hirtshals machen, weil ich die schnellste Route gefahren bin (sogar Autobahn), denn sonst wäre ich wohl nicht rechtzeitig angekommen.
Das Wetter animierte auch nicht dazu Fotos zu machen, denn es war genauso trüb und regnerisch wie gestern. Ich habe in ganz Dänemark an diesen beiden Tagen nicht einen einzigen Sonnenstrahl gesehen! Traurig oder? Dabei ist es so ein schönes Land!
In Hirtshals angekommen, hatte ich noch über eine Stunde Zeit und so konnte ich das Einlaufen der Fähre beobachten, wie viele andere Reisende auch:
Da kommt sie an… …und wird festgemacht.
Ich hätte Ihnen ja gerne schönere Bilder von der Überfahrt gezeigt, doch leider blieb nur dieses übrig: Ob von der Seite oder von hinten: trüb.
2. Etappe: Südnorwegen
Auch als wir nach Kristiansand einfuhren, war das Wetter noch genauso regnerisch und trüb: Grau in Grau… …nur der Katamaran bringt etwas Farbe ins Bild. Und vielleicht auch diese Spiegelei und der hübsche Leuchtturm.
Wenn wer weiß wie viele Autos ausschiffen und man vor dem Zoll warten, braucht es schon ein paar Minuten, bis man durch ist. Da ich ja einige Flaschen Wein mitgebracht hatte – auch Goethe schrieb nicht ohne seine Weinflaschen, ich erwähnte es schon – fuhr ich sicherheitshalber durch die „zu verzollen“-Schranke. 3 Liter Wein wären zollfrei gewesen, doch nicht meine 18 Flaschen. 518 Kronen Zoll = 68 € durfte ich bezahlen! Das sind praktisch 5 € Zoll pro überzähliger Flasche. Nun, dass ich mich an norwegische Preise habe gewöhnen müssen, erfuhr ich nicht viel später, doch davon später.
Freitagnachmittag, Wochenend-Feierabendverkehr und dann noch die ausgespuckten Autos von der Fähre: Stau auf der E 39 Richtung Stavanger. Kurzer Entschluss: über die Reichsstraße 456 ab vom Hauptverkehrsstrom. Und da war es denn auch, das Norwegen, das ich so liebe: Felsige Berge, wunderschöne Seen und Meeresbuchten, herrlich gepflegte schneeweiße oder rote Häuser und alles in einem blühenden Umfeld.
Da ich den Nordpol sehen möchte, wollte ich auch die Südspitze vom norwegischen „Festland“ wie man hier sagt erleben, also fuhr ich runter nach Lindesnes. Immer noch hin und wieder Regen, doch daran war ich ja inzwischen gewöhnt.
Der Leuchtturm von 1915 und der alte, der noch mit Kohlenfeuer betrieben wurde.
Doch was sehe ich da im Westen: Reißt die Bewölkung etwa auf? Was, noch so weit bis zum Nordkap?
Eigentlich wollte ich schon in Lindesnes übernachten und sucht nach einem Quartier. Ich sah ein B & B-Schild und fuhr in die kleine Seitengasse. Die Inhaberin vom B & B hatte nur zwei Zimmer und wollte sie wohl nicht für nur eine Nacht an eine Einzelperson vermieten. Also fuhr ich weiter bis ich einen Campingplatz sah und darauf zusteuerte. Da gerade ein Auto vor mir an dem „Office“ hielt, stieg ich aus, um mir die Preise anzusehen. Viel zu teuer für meine Begriffe. Also wieder zurück ins Auto und rückwärts aus der Einfahrt raus. Krrrrrrr machte es da plötzlich und ich bremste scharf. Was war denn das? Aussteigen und nachsehen. Ach du Schreck! Da stand doch tatsächlich ein Metallpfahl mit einem Schild, das ich beim Rückwärtsfahren übersehen hatte und geschrammt hatte. Sorry mein liebes Auto, das tat mir genauso weh wie dir. Mit diesem Schmerz an der hinteren rechten Pobacke fuhr ich weiter.
Das Gästehaus im Nachbarort war zu und niemand zu erreichen, es sei denn man wählte die an der Tür angebrachte Telefonnummer, doch telefonieren wollte ich nicht. Doch dann kam kurze Zeit später zum ersten Mal seit meiner Abreise die Sonne zum Vorschein und welch ein Unterschied das ist, sehen Sie hier: Ist das nicht eine Augenfreude!?
Ja, das ist Norwegen, wie ich es liebe und schätze! Dort könnte ich wohnen und mich wohlfühlen und so habe ich auch mehrmals ausgerufen: „Gott ist das schön!“
Nun brauchte ich allerdings langsam ein Quartier, das ich einfach nicht finden konnte, also bin ich weiter bis nach Lyngdal gefahren. Dort sah ich das Rosfjord Hotel und fragte, ob noch ein Einzel zu haben wäre. „Natürlich“ (natürlich auf Englisch) bekam ich zur Antwort, wobei sich später herausstellte, dass mir ein Stammgast geantwortet hatte, der gerade mit dem Mitarbeiter an der Rezeption plauderte. Doch es war tatsächlich noch ein Zimmer frei. 1.045 NKR! Soll ich mal schnell umrechnen? Über 137 €! Das ist es, was wir Hoteliers in Deutschland noch lernen müssen: Die richtigen Preise verlangen! Ich werde mich wohl auf etwas andere Preise einstellen müssen, wenn ich nicht jedes Mal einen Schock bekommen will.
Doch es hat sich gelohnt. Sehen Sie selbst: Lage und Ausstattung sind wirklich sehenswert:
Direkt am Fjord gelegen (leider hatte ich kein Zimmer mit Fjordblick)
Klasse Zimmer und sehr gutes Bad im Hotel Rosfjord
Da ich zu Mittag schon ein erstklassiges Lachsgericht auf der Fähre genossen hatte, gönnte ich mir abends nur noch einen hausgemachten Hamburger.
Und nun sitze ich wieder an meinem Schreibtisch, habe fast meine erste Rotweinflasche ausgetrunken und es ist schon nach Mitternacht. Jetzt sollte ich wohl doch langsam ins Bett gehen. Gute Nacht!
PS: Übrigens im Norden ist immer noch ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Wann werde ich dort wohl die Mitternachtssonne zu sehen bekommen?
Sonnabend, den 12. Juni 2010
Heute Morgen hatte ich wieder einmal mein Duschtrauma. Das Design der Armatur war so modern, dass kein Platz für den Hinweis auf Kalt- und Warmwasser vorhanden war. Prompt hätte ich mich beinahe verbrannt, als ich von warm auf kalt stellen wollte, um mich kalt abzuduschen. Der das „designt“ hat, sollte mal selbst darunter duschen (doch der weiß natürlich, wie es funktioniert!).
Das Wetter war auch nicht gerade zum Hurra-Schreien, denn es war wieder trübe und regnerisch.
Der Blick vom Hotel am Morgen auf den Fjord Auf der Weiterfahrt blies der Wind immer stärker.
Entgegen meiner ursprünglichen Absicht, in Richtung Stavanger zu fahren, um vielleicht mal wieder den Preikestolen – den Predigtstuhl – zu besteigen, (den berühmten Felsen, der wie eine Kanzel 600 m über dem Lysefjord thront und steil in den Fjord abfällt). Doch da a) das Wetter dort vielleicht auch nicht besonders gut sein würde, um den mühsamen dreistündigen Aufstieg zu genießen und b) nach meinem verkorksten Radschlagen letzte Woche mit meinen beiden Enkelinnen, bei dem ich mich unsanft auf den Allerwertesten gesetzt hatte, habe ich gewisse Schmerzen in dieser Gegend (wie mein Volvo), die beim Klettern Probleme machen könnten. Ich hatte also gute Ausreden!
So fuhr ich denn durch das Lyngdalen und später durch das Setesdal, denn diese Täler kannte ich noch nicht.
Ich sah zwar einige schlichte nette Kirchen, die jedoch alle nicht geöffnet hatten, so dass ich keinen Eindruck gewinnen konnte, wie sie drinnen aussehen.
Das Lyngdal ist ein friedliches doch reizvolles Tal mit dem sanft dahinfließenden Fluss Lyngdalselva und mächtigen Bergen an beiden Seiten.
Endlich treffe ich auf den ersten richtigen Wasserfall, den Kvasfossen bei Kvas.
In Snartemo hat man zu Ehren des Königs Harald und seiner Königin Sonja ein mächtiges Wikingerschwert als Denkmal errichtet.
Am Beginn des Sestredal befindet sich das Gesteinsmuseum in Evje, in dem man natürlich auch Steine und Figuren als Souvenir kaufen kann. Ich habe es jedoch bevorzugt, selbst welche zu finden und bin kurz danach auch fündig geworden:
Das war nicht weit von der Kirche von Evje – mit seinen einfachen Gräbern.
In der Nähe fand ich diese vollgelaufenen Grube. Mitten im Wald an einer Nebenstraße. Hier habe ich auch interessante Steine gefunden. Das bringt mir sehr viel mehr Spaß, als fertige Steine zu kaufen.
Das früher im Dornröschenschlaf befindliche Sestredal ist heute zum Eldorado für Rafter geworden. Erst kürzlich hatte ich darüber im NDR Fernsehen einen interessanten Bericht gesehen. Folglich habe ich auch Halt gemacht. Nicht etwa, um mich in die nassen und kalten Fluten zu stürzen, sondern um mir die tapferen Paddler anzusehen.
Da kommen die ersten schon wieder an Land, während dieser noch mit der Stömung ringt.
Dieses Hügelgrab und die erläuternde Tafel legen wieder einmal Zeugnis darüber ab, wie brutal die christliche Kirche ihren Glauben verbreitet hat. Hier lebte ein zufriedenes Wikingervolk unter König Hane, der sich gegen das Christentum und gegen seinen christlichen Gegner Olav den Heiligen wehrte und im Kampf fiel. Das Christentum wurde wieder einmal mit Schwert und Blut verbreitet. (Da hätte der Papst Benedikt XVI. lieber schweigen sollen, als diese Methode nur dem Mohammed in die Schuhe zu schieben. Die Christen haben es dem Islam vorgemacht! Sorry, doch solche Gedanken gehen mir durch den Kopf, wenn ich solche Zeugen der Christianisierung sehe und darüber lese.)
Diese stillgelegte Brücke führt über alte Schleusenanlagen in der Nähe von Bygland
Ein der Landschaft angepasstes Hotel und ein schöner alter Vorratsspeicher lassen das Auge erfreuen.
Langsam werden die Wasserfälle größer. Hier der Reiarsfossen bei Fröysnes.
Herrlich fand ich die vielen netten und gemütlichen Wartehäuschen… … und auch dieses neu errichtete Hotel im alten Stil gefiel mir.
Das Sestredal ist auch bekannt für seine Silberwerkstätten wie diese, wo man auch diese schöne Holzscheibe bewundern kann.
In den USA hätte man zu diesem Berg „Coloured Mountain“ gesagt……und diese Häuser wären die Attraktion des Landes.
Es ging immer höher hinauf bis nach Hoyden, einem Skigebiet auf ca. 900 m Höhe, und die Landschaft bestand nun aus Mooren, wilden Flüssen und Krüppelbirken. Es regnete hin und wieder und das Thermometer zeigte nur noch 8° Celsius.
Dann ging es wieder hinab ins Haukelital und dann erneut auf über 1.000 m hinauf zum Haukelifjell
Hier oben stehen einsam die schönen Häuser der Haukelisteter Fjellstue in einer großartigen Gebirgslandschaft
Ich wollte den 6,5 km langen Tunnel auf der alten Straße umfahren. Erst ging´s noch,
doch hier war dann Schluss. Umkehren war also angesagt!
4. Etappe: Fjord-Norwegen
In allen möglichen Formen kommt das Wasser den Berg hinunter auf der Fahrt nach Röldal…
…wo es diese alte und schöne Stabkirche zu bewundern gibt.
Doch dann kommt der erste „richtige“ Wasserfall, der Latefossen, den man auf vielen Norwegenpostkarten sehen kann.
Neben dem Wasserfall fällt diese Platte auf. Hier hat man dem deutschen Kaiserlichen Leutnant zur See Gustav von Hahnke von der kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“ ein Denkmal errichtet, als er 1817 in die Fluten gestürzt ist und hier den Tod fand. Er war bestimmt Adjutant des Kaiser Wilhelms II., der sehr oft in Norwegen war und den ich mal als den Erfinder des Tourismus nach Norwegen bezeichnen möchte. Gott sei seiner Seele gnädig (der des Kaisers oder der des Leutnants oder beiden? Sie haben die Wahl!).
Hier hätten geübte Rafter sicherlich noch ihre Freude, hier vielleicht schon weniger und hier gar keine mehr!
Auf der Weiterfahrt auf der Reichsstraße 13 nach Odda sah ich auf der anderen Seite meinen ersten Gletscher:
Erst bei näherem Hinsehen (bzw. Heranzoomen) erkennt man den Buar Breen Gletscher oberhalb vom kleinen Örtchen Buar.
Und dann kommt der Sörfjord, ein Seitenarm des Hardangerfjord, in dessen spiegelglattem Wasser sich die Landschaft verdoppelt.
Endlich bin ich in Utne im historischen Hotel Utne angekommen und gehe gleich ins wunderschöne Restaurant zum Dinieren.
Sonntag, den 13. Juni 2010
Das Wetter ist immer noch grau und hin und wieder fällt auch mal ein Tropfen vom Himmel. Na, mal sehen, wie es weitergeht. Der kleine Wermutstropfen blieb bei der Bezahlung der Rechnung auch nicht aus, denn 1.395 NKR oder 183 € für ein ca. 8 qm kleines Zimmer plus sehr schönem Bad ist gewiss kein Pappenstil. Für mich stimmt hier das das Preis-Leistungs-Verhältnis – auch bei norwegischen Preisen – einfach nicht. Mit Hildegun Blokhus, der früheren Besitzerin, mit der ich schon bei meinem Empfang beim König und der Königin von Schweden war (der gesellschaftliche Höhepunkt meines Lebens!), kam leider auch kein Gespräch zustande. Ich glaube, die jetzige Inhaberin hat gar nicht versucht, bei ihr anzurufen, denn als Entschuldigung nannte sie das schlechte Wetter, weswegen Frau Blokhus nicht kommen würde. Also nahm ich um 10:00 die Fähre und setzte über nach Hella.
Spüren Sie ein bisschen Wehmut und Enttäuschung aus meinen Worten? Nun, trösten Sie sich: ich auch! Ich weiß nicht, wie es den Norwegern geht – von denen einige gestern Abend bis mindestens 2 Uhr eine tolle Feier absolvierten, doch wenn ich für ein Superzimmer im Rosfjord Hotel „nur“ 1.045 NKR incl. kostenlosem Internetzugang, TV etc. bezahlte, dann ist dieses Minizimmerchen bei weitem überteuert. Muss man 2 – 3 Monate im Sommer so hohe Preise verlangen, um den Rest des Jahres Winterschlaf zu halten? Ich glaube, meine Geschäftspolitik wäre eine andere. Doch haken wir diese Erfahrung ab und richten den Blick nach vorne.
Mein morgendlicher Blick vom Balkon des Utne Hotels… …und ein paar Stunden später, mit ersten Lichtblicken!
Dann strebt die Fähre anderen Ufern zu… …und diese will zurück nach Utne, wie sie es immer tut.
Egal welches Wetter herrscht: diese Überfahrten über die Fjorde finde ich immer wieder faszinierend.
Umgeben von riesigen grünen Bergen – teilweise noch mit Schnee bedeckt – die Fjorde, mal ruhig, mal bewegt, mal grau, mal türkisfarben: sie sind einfach nur schön.
Zum Beispiel auf diese mächtige Wand… …oder auf diesen Durchblick auf die Berge zwischen den Bergen… …was man auf Schiffen natürlich auch durch Bull-Eyes betrachten kann.
Heute habe ich Wasser in all seinen Aggregatzuständen erlebt: Regen, Nebel, Schnee, Eis, Süßwasser, Salzwasser, fallendes Wasser, tosendes Wasser, fließendes Wasser, ruhendes Wasser. Was gibt es noch? Das war schon mal Wasser in drei verschiedenen Formen: Wolken, Regen und Fjordwasser. Doch nun kommt dramatisches Wasser:
EinWasserfall von unten betrachtet… … und von oben (sieht gar nicht so dramatisch aus, ist es aber!)
Auch mit dem Auto geht es ziemlich bergauf und bergab.
Doch wenden wir uns jetzt menschlichen Dingen zu, bzw. von Menschen geschaffenen Dingen.
Da ist zum einen die Kirche in Voss, in der gerade Gottesdienst abgehalten wurde, daher habe ich auch keine Fotos von innen gemacht. Sonst wäre sie wohl auch geschlossen gewesen, wie alle Kirchen, die ich bisher besucht habe.
Und zum anderen das wohl berühmteste Hotel in Norwegen – oder zumindest in den Top-Ten liegende „Fleischer Hotel“ in Voss. Eine Hotel-Legende, denn schon Kaiser Wilhelm II war schon hier (wo war er noch nicht in Norwegen?).
Es ist für mich einfach immer eine Freude, solche traditionsreichen Hotels zu sehen und ich hoffe nur immer, dass sie nicht nur so gut geführt werden wie früher, sondern auch in ihren Anbauten den historischen Stil bewahren. Man geht ja nicht in diese historischen Hotels, um in einem modernen – und nicht zum Stil des Hauses passendem Zimmer in einem Anbau zu nächtigen – sondern um den Charme der (guten) alten Zeit in sich aufzusaugen. Sonst kann man ja gleich in ein Holiday Inn gehen, oder was es vergleichbares in Norwegen gibt.
Nur kurz eine Zwischenbemerkung: Während ich dies schreibe, sitze ich schon am nächsten Abend in meinem Hotelzimmer in Olden mit Blick auf den Fjord, um meinen Tagesbericcht zu schreiben. Es ist ¼ von 10 (abends) und die Sonne blendet mich immer noch!
Zweite Zwischenbemerkung: Heute beginnt für Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft mit dem Spiel gegen Australien. Doch da mein Fernseher das Spiel nicht überträgt (da müsste ich nach unten gehen und könnte nicht meinen eigenen Wein mitnehmen (für den ich viel Zoll bezahlt habe), also bleibe ich hier im Zimmer und schreibe lieber meinen Tagesbericht!
Die Landschaft gleich hinter Voss sieht ja sehr friedlich aus und man könnte hier auf der Wiese liegen und die Seele baumeln lassen. (Wenn ich das richtige Fotobearbeitungsprogramm hätte, könnte ich aus diesen beiden Fotos ein Panoramafoto davon machen.)
Hier kommen höchstens Profi-Rafter runter (wenn überhaupt)… … und hier brechen sie sich alle die Arme und Beine, wenn nicht sogar das Genick! Selbst Lachse hätten wohl ihre Schwierigkeiten.
Auch bei diesen wilden Abfahrten bräuchte man mehr als einen Sturzhelm. Besser wären 10 holde Engelchen! Übrigens: Alle diese wilden Wässerchen liegen zwischen Voss und Vinge.
Verlassen Sie also mit mir das Tal mit den wilden Bächen…
…und kommen mit hinauf in die eisigen Höhen (ca. 1.000 m hoch).
Das ist Norwegen: Eben noch grüne Wiesen und Felder und wenige Minuten später: Eisiges Hochland. Ich habe mal gelernt, dass man in Norwegen ca. bei 1.000 Höhenmeter ein genau solches Klima und ähnliche Vegetation vorfindet, wie in den Alpen bei 2.500 Meter Höhe. Daher dieser schnelle Wechsel, den man in den Alpen nie so erleben kann.
Wenn ich Geologe wäre, könnte ich Ihnen diese herrliche Gesteinsschicht erklären… … und wenn ich Physiker wäre, könnte ich Ihnen erklären, warum dieses Schneebrücke immer noch hält.
Warum diese Sturzbäche so überstürzt nach unten wollen, ist für mich jedoch einfach zu erklären: Sie wollen endlich ein Fluss werden und Fische in sich schwimmen lassen!
Mein lieber Volvo und ich verweilen allerdings noch ein Weilchen hier oben und genießen den herrlichen Ausblick auf die Berge.
Auch beim Hinabfahren wollen wir diesen Blick im Bild festhalten und ganz besonders diese – wasserbetriebene – Reklametafel.
Fast unten in Vik angekommen, mache ich noch einen Abstecher zu dieser alten Steinkirche in Hove mit dem herrlichen Portal und dem Grabkreuz. Sie ist nur im Sommer geöffnet und dann kostet es Eintritt.
Nach so viel Kirchenkultur bin ich dann wieder ganz begeistert von der Natur, die mich am Sognefjord erwartet und begrüßt.
Da meine Fähre erst in etwa einer dreiviertel Stunde kommt, habe ich mir erlaubt, eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe zu erkunden. Das Fridjov-Denkmal.
Unser deutscher Kaiser Wilhelm II. (ich habe ihn schon einige Male erwähnt) hat 1913 – als großer Freund der Norweger – dem norwegischen Volk ein Denkmal gestiftet. Ich musste bei Google nachforschen, wer Fridjov eigentlich war. Und da habe ich dann folgendes gefunden:
„Die Frithjofssage (schwed.: Frithiofs saga, norweg.: Fridthiofs Saga) ist eine altnordische Heldensage vom Typus der Fornaldarsaga. Mittelpunkt und namensgebend ist die Titelfigur Frithjof, Sohn eines Großbauern (Bonden), und dessen romantischer Liebe zu Ingibjorg, der schönen Tochter von Beles, des Königs von Sogn am Sognefjord in Norwegen.“
Möchten Sie ihn mal näher ansehen? Bitte gerne: Allein die Bein- und Armhaltung! Ich bin ganz hin und weg! Habe es mehrmals ausprobiert, doch mir ist es in dieser martialischen – oder sollte ich sagen männlichen oder königlichen oder kaiserlichen – Haltung nie gelungen. (Und er trägt nur Schiesserunterwäsche, ungelogen! Gut zu erkennen am Schlitz im Beinabschluss.) Das ist also der wahre Germane oder Nordmanne oder germanische Wikinger, wie ihn Kaiser Wilhelm II so geliebt hat!
Wunderschön ist allerdings die Aussicht vom Fridjov-Denkmal auf den Fjord und die Berge. Doch dann sah ich die Fähre kommen und so sputete ich mich, um zum Auto und somit rechtzeitig an den Pier zu kommen.
Es blieb noch genügend Zeit, sich dieses Himbeer-Gewächszelt anzusehen…. …und die schöne Kirche.
Noch ein Blick zurück auf Fridjov… …dann bin ich auch schon auf der Fähre… …und da ist schon die Anlegestelle auf der anderen Seite.
Und so… …oder auch so: Können Sie es erkennen? Nein, dann vielleicht jetzt: Ist das nicht gewaltig, was einem da entgegenblickt?! Das ist der Suphellagletscher, wenn ich mich nicht täusche, denn es schwirrten zu viele spanische Bus-Touristen herum… (Doch eigentlich ist es egal, wie sie heißen, denn man vergisst die Namen (ich jedenfalls) sowieso immer, doch der Eindruck, den sie hinterlassen, erlischt nie!
Und noch einmal etwas näher betrachtet.
Und da hängen noch so ein paar Gletscher herum: Gletscher: Das war jetzt ein weiterer Wasserzustand, den ich heute erleben konnte: Eis. Doch nicht nur Wasser braucht der Mensch, sondern auch Lebewesen.
So zum Beispiel diese beiden Bachstelzen, die offenbar etwas zu essen haben wollten, oder diese Rentiere, die – als sie mich sahen – Reißaus nahmen! (Dabei bin ich doch so friedlich!)
Nur wenige Minuten später bot sich mir dieser herrliche Blick auf den Innvik Fjord, einem Seitenarm des Nordfjords, auf das kleine Örtchen Utvik. Da lacht das Herz und lässt den Menschen jubeln: Mein Gott ist das schön! Hier könnte ich leben.
Am Ende dieses Fjordes liegt der kleine Ort Olden. Irgendwie sagte mir der Name etwas, doch ich wusste nicht mehr, womit ich ihn in Verbindung bringen konnte. Bis ich dann dies sah: Olden wird von vielen Kreuzfahrtschiffen angefahren, so auch von der Marco Polo.
Und in diesem modernen Hotel mit tollem Fjordblick bin ich dann geblieben, um den herrlichen Abend mit einer Flasche Wein auf dem Balkon zu genießen. Da kommt Neid auf, oder? (Sie sehen mich nicht doppelt. Das ist nur die Spiegelung in der Scheibe.)
Um 10:00 Uhr verschwindet die Sonne hinter den Bergen, so sieht es gegen 11:00 Uhr aus und so um Mitternacht.
Montag, der 14. Juni 2010
Der erste Blick geht – wie jeden Tag – aus dem Fenster, um zu sehen, wie das Wetter aussieht: Leicht bewölkt, kaum Wind. Also nicht schlecht. Somit schnell unter die Dusche und auf nach Molde (oder mal sehen, wie weit ich heute kommen werde).
Nach einem netten Frühstück fuhr ich um 10:00 Uhr los und als ich einen Halt machte,
um dieses Berg-Wolkenspiel zu fotografieren, merkte ich, dass mir meine Weste fehlte. Auch du Schreck! Die hatte ich – zusammen mit meiner Ausgehhose – im Schrank hängen gelassen. Liegt es nun daran, dass meine grauen Zellen langsam aber sicher noch schlechter werden, oder ganz einfach daran, dass ich so gut wie nie in einem Hotel etwas in einen Schrank aufhänge, wenn ich nur eine Nacht bleibe? Nehmen wir das Letzte als Entschuldigung an, denn sonst würde ich vielleicht ja schon in Depressionen verfallen und das schon am Anfang meiner langen Nordlandreise. Das geht ja nun wirklich nicht! Also retour ins Hotel, und dabei war ich schon eine halbe Stunde gefahren.
Da waren meine Sachen auch noch schön im Schrank, obgleich die Zimmerfrau schon das Bett und Bad frisch gemacht hatte. Hätte sie wohl auch übersehen, dachte ich mir so.
Manchmal ist solche Vergesslichkeit auch ganz nützlich, wie alles immer zwei Seiten hat. Als ich dann wieder durch Loen kam, habe ich diesmal den Abstecher zum Kjendalgletscher gemacht, den ich auf meiner ersten Fahrt schon ins Auge gefasst, aber, weil es Maut gekostet hat, wieder verworfen hatte.
Allein schon die Fahrt durch das herrliche Tal mit dem wunderschönen See ist diesen Abstecher wert gewesen.
Dann kam ich an eine Stelle, an der schon zweimal ein großer Teil des Berges abgestürzt und über hundert Dorfbewohner unter sich verschüttet hat. Da unten standen mal zwei Dörfer, Bödal und Nesdal, heute nur noch ein See und bewaldetes Land. Alles sehr gut – auch auf Deutsch – auf den Tafeln erläutert.
Faszinierend auch die Bergformen, die ebenfalls gut erläutert wurden, obgleich ich keine Übersetzung für das Wort „Furukamben“ finden konnte.
Und dann kam er endlich, der Kjendalgletscher. Nach vielen engen Straßenwindungen, die immer nur Platz für ein Auto hatten – und auch Camper waren viele unterwegs – so dass man sich immer schön Vorfahrt im Gegenverkehr geben musste. Vorbei an der Mautstelle, wo man 40 NKR in einen Umschlag legen durfte, jedoch keine Quittung bekam, aber 200 Kronen Strafe hätte zahlen müssen, wenn man keine Maut gezahlt hätte (wie können die das denn kontrollieren?). Also schrieb ich mein Nummernschild auf den Umschlag.
Schließlich kam ich an einen Parkplatz, auf dem schon zwei Autos – ein PKW und ein Kleinbus mit Holländern standen. Wir kamen ins Gespräch, da der eine Holländer mich fragte, ob ich aus Rüdesheim käme. „Sehe ich so aus?“ hatte ich geantwortet (was sicherlich nicht besonders nett war), doch er meinte, mein Kennzeichen RD wäre Rüdesheim, verbesserte sich jedoch schnell und sagte, RÜD wäre Rüdesheim. Der hatte ganz schön Ahnung, der Mann. Ich meinte denn auch, dass ich der Ansicht bin, dass Holländer die Weltmeister im Reisen sind und stets nur 50 % der Menschen im Lande sind, während die andere Hälfte auf Reisen ist. Er meinte zwar, dass die Deutschen auch viel reisen, würden sich in Holland nur die Wohlhabenden das Reisen leisten können, viele könnten das gar nicht (das sind vielleicht die restlichen 50 %). Auf dieser kurzen Strecke sind mir mindestens 15 – 20 Holländer entgegengekommen! Das können nicht nur alles Wohlhabende gewesen sein. Wenn man dann die Einwohnerzahl miteinander vergleicht: Holland 16,5 Mio. und Deutschland 82 Mio., dann dürfte meine Theorie wohl nicht ganz falsch sein. (Als ich wieder in Deutschland war, hörte ich zufällig, dass nach den neuesten Statistiken die Holländer tatsächlich Weltmeister im Reisen sind! Hatte ich also doch die richtige Vermutung!)
Doch nun zum Gletscher, zu dem man vom Parkplatz noch ca. 15 Minuten laufen muss. Irgendwie ließ sich der Kjendalbren schwer fotografieren, da das grelle Weiß der Wolken und des Gletschers das dunklere Felsgestein überstrahlte. (Vielleicht kann ich ja aber auch nicht richtig fotografieren!) Der Gletscher aus etwas geringerer Entfernung… …und herangezoomt.
Dieser herrlich strukturierte Felsbrocken war schon leichter abzulichten und auch dieser geplatzte Stein wirkte toll (ob es beim Platzen wohl geknallt hat oder geht das geräuschlos vonstatten?)
Auf dem Rückweg nach Loen bewunderte ich diese herrlichen alte Häuser oberhalb der Straße und immer wieder schöne Blumen.
Zurück in Loen fuhr ich dann weiter am Fjord entlang, bis zu der Stelle, an der ich heute Morgen umgekehrt war, um meine Weste und Hose zu holen.
Dieser Berg nahm gerade seine Morgendusche (obgleich es schon Mittag war), doch dieser strahlte schon durch die Wolkenlücken hindurch.
Und dann kamen sie wieder, die gewaltigen Wasserfälle, die man meistens gar nicht in einem Stück fotografieren konnte, sondern erst den oberen Teil, dann den mittleren und dann den unteren. (Dies müsste der Videfoss sein. Sie merken schon, wenn man die nicht alle genau notiert, kommt man später beim Tagesbericht schon etwas ins Schleudern.)
Diese gewaltigen Wasserfälle hatten mich schon bei meinem ersten Besuch in Norwegen mehr als begeistert. Das war 1963 mit zwei Klassenkameraden von der Hotelfachschule Heidelberg – darunter ein Norweger: Hans-Christian Flaten. Wir hatten einen 10 Jahre alten VW-Käfer, mit dem wir bei häufigem Regenwetter über noch nicht geteerte Straßen fuhren. Der Scheibenwischer funktionierte nicht mehr so toll, so dass immer einer aus dem Schiebedach heraus den „Scheibenwischer“ spielen durfte. So etwas vergisst man nie! Auch nicht, dass wir uns einmal – auf der Rückreise ohne unseren Dolmetscher Hans-Christian – neue Jeans kaufen wollten. Der Inhaber sprach kein Wort Deutsch oder Englisch und wir kein Norwegisch. Doch es gelang, die Hosen zu kaufen. Nur stellte sich allerdings heraus, dass sie nicht passten. So mussten wir sie umtauschen und das ohne Sprachkenntnisse. Das ging nur mit Händen und Füßen, doch es gelang schließlich. Körpersprache ist doch immer noch wirkungsvoller als die verbale Sprache!
Doch zurück zu den Wasserfällen. Ich hatte schon damals immer wieder gerufen: „Wasserfall“, „Wasserfall“, „Wasserfall“, bis mich zum Schluss alle nur noch veräppelten und mich auf jeden winzigen Wasserfall aufmerksam machten, nur damit ich keinen verpassen würde. So sind die Menschen nun mal.
Statt den Tunnel durch den Rindalshomet in Richtung Norden zu nehmen, bin ich die alte Strecke durch das Videdalen gefahren, was natürlich viel reizvoller ist, wenn man nicht schnell irgendwo ankommen muss.
Es gab allerdings nicht nur Wasserfälle, sondern auch Schafe…
…sogar ein schwarzes Schaf konnte ich entdecken!
Auf ca. 1.000 m Höhe sind dann die Reste des Winters zu bestaunen, die Nahrung für die vielen Wasserfälle liefern. Und dann hatte ich die Idee, eine Flaschenpost zu verschicken. Nicht eine aus Glas-, sondern eine Plastikflasche, die die vielen Stürze vielleicht besser überleben würde. Ich schreibe auf meine Visitenkarte, dass mich interessieren würde, wo sie – wenn überhaupt – ankommt. Der Finder sollte mir eine Postkarte oder eine E-Mail senden. (Hoffentlich bekomme ich keine Post von der Polizei wegen Umweltverschmutzung).
Hier oben kann man auch im Sommer noch Skilaufen – die Lifte sind in Betrieb – doch es kann auch noch Neuschnee geben, wie man sieht.
Die herrlichen – mir unbekannten – Gebirgsblumen begeisterten mich genauso…
…wie das untergehende Eis….…oder die strenge Schönheit der Berge.
Hier habe ich selbst einmal einen kleine Stein auf den einen großen gelegt, wie das hier tausendfach zu sehen ist. Welche Sitte oder Brauch dahinter steckt, weiß ich leider nicht.
Dieser Blick bietet sich einem auf dem Weg von Grotli nach Geiranger
Und dies ist der weltberühmte Blick auf Geiranger!
Gleich drei „Traumschiffe“ lagen da: die riesige „Costa Atlantica“, die kleine „Mona Lisa“ und das dahinten könnte die „Astor“ gewesen sein (als Bewohner des Nord-Ostsee-Kanals kennt man inzwischen viele Kreuzfahrtschiffe!!!)
In Geiranger selbst habe ich keinen Halt gemacht, denn der Ort war voller Busse von den Kreuzfahrt-Schiffen, die an den Souveniergeschäften hielten. Das muss ich mir nicht antun. Geiranger lebt natürlich von diesen Traumschiffen. Sie haben bestimmt alle Tagesausflüge zu den Gletschern und Wasserfällen gemacht. Doch auch Hotels gibt es dort eine ganze Menge, die wohl auch von diesem Anblick leben.
Noch einmal aus „romantischer“ Perspektive auf der Weiterfahrt nach Norden.
Durch diesen schmalen Geirangerfjord müssen sie alle!
Die nächste Fjordüberfahrt bracht mich dann nach Linne…
…wo ich dieses typische Norwegen-im-Frühling-Bild aufnehmen konnte (wenn bloß das Stromkabel nicht gestört hätte…)
Diese schöne Kirche in Sylte war leider auch nur von außen zu bewundern.
Der Gudbrandsjuvet tobt sich seit Jahrtausenden – oder Millionen von Jahren – durch das Gestein und hat Erfolg gehabt, wie man sieht!
Und dann ist man plötzlich wieder auf 850 m Höhe – es schneit bei 3° Celsius – bevor eine der spektakulärsten Abfahrten Norwegens beginnt: Der Trollstig.
Anfangs sieht der Wasserfall noch ganz harmlos aus…
…doch dann stürzt er sich hinab in die Tiefe.
Da geht´s den Trollstig hinunter… …in dieses nette Ister-Tal
Er stürzt und stürzt, der Stigfoss.
Das wiederum be-stürzt mich: Das ist keine Schweinerei, sondern Menscherei, denn sowas macht kein Schwein, sondern nur der Mensch!
Eigentlich wollte ich heute ja nur bis nach Moss fahren (bin ich auch), denn Moss ist bekannt als die Rosenstadt Norwegens und bietet traumhaft schöne Blicke über den Moldefjord auf die unzähligen schneebedeckten Berge auf der anderen Seite. Doch in Molde blühten Mitte Juni erst die Tulpen, für Rosen war es wohl noch zu lange kalt. Die Stadt hat mich dann doch nicht so gereizt. Außerdem wollte ich nicht für eine Hütte ohne WC und Dusche 490 Kronen zahlen (die man dort verlangte), also bin ich weitergefahren, bis ich endlich fündig wurde.
Ich wohne heute – auf dieser Reise – zum ersten Mal in einer „Hyttan“, wie man die Ferienhäuser in Norwegen so nett bezeichnet. Dabei sind es in der Regel keine „Hütten“ (obgleich es solche auch gibt, daher auch der Name), sondern sehr nette Ferienhäuschen. Meist liegen sie auch noch landschaftlich sehr reizvoll und genau das hatte ich ja gesucht. Ich bin zwar nicht beim ersten und zweiten und dritten Versuch erfolgreich gewesen, doch schließlich habe ich es gefunden: Das „Naustet“ der Familie Langbach in Malmefjorden. Ein kleines Dorf nordwestlich von Molde, direkt am Wasser. Ich war der erste Gast in der diesjährigen Saison, weil es auch hier zu lange zu kalt war, so dass sich bisher kein Tourist hierher wagte.
Ein ehemaliges Bootshaus, das zum Ferienhaus umgebaut worden ist, daher auch der direkte Zugang zum Fjord mit Bootsanleger.
Mein Abend-Dinner: 1. Gang: Bratwürstchen mit Kartoffelsalat und Bier.
2. Gang: Bratwürstchen mit Kartoffelsalat und Rotwein!
Abendstimmung am Fjord so gegen 22:00 Uhr
5. Etappe: Nord-Norwegen
Dienstag, der 15. Juni 2010
Heute Morgen habe ich – als ich nach draußen blickte – fast alles doppelt gesehen. Das lag keineswegs daran, dass ich gestern Abend ein Glas oder zwei zu viel getrunken habe, sondern weil Windstille herrschte und sich das ganze Land im Wasser widerspiegelte.
Suchbild: Erkennen Sie den Unterschied? Erst spiegelt sich die Landschaft im Wasser… …doch wenige Minuten später regnet es.
Vom Geschrei (oder muss ich sagen: Gesang) dieses Austernfischers bin ich richtig neugierig geworden und habe ihn auch erwischt.
Auch wenn es morgens leicht genieselt hatte, so wurde es doch ein schöner Tag, ganz besonders am Atlantikweg, denn dort strahlte die Sonne was sie konnte.
Hier am Naturschutzgebiet Gaustadvagn beginnt der „Atlanterhavsvegen“. Der markante Felsen erinnert mich an einen schlafenden Indianer. (Ob andere auch schon auf diesen Vergleich gekommen sind? Wenn nicht, reklamiere ich das Urheberrecht darauf für mich!)
Herrliche Schärenküste mit Blick auf den Atlantik… …und elegante Brücken schwingen sich über die Meeresengen.
Den 8,3 km langen Atlantikweg, der in den Jahren 1983 bis 89 gebaut worden ist, hätte ich als die „Key West of Norway“ getauft, wie die „Keys“ südlich von Florida, doch leider hatte jemand anderes schon eine bessere Idee und nannte sie den „Trollstigen oft the coast“. Na, welcher Name wohl besser wäre?
Fasziniert hat mich die Struktur der Felsen (die Noppen sind keine Kletterwand, sondern sind Anker im Fels, damit er nicht abbricht. Ein Gedenkstein, für die, die im Meer geblieben sind.
Am Ende des Atlantikweges steht dieser nette Kro. Ob er auch gut ist, kann ich nicht sagen, denn er hatte geschlossen als ich vorbeifuhr .
Wer sich für alte Stabkirchen interessiert, kann einen 10 km Abstecher machen, um sich diese beiden Kirchen in Kvernes anzusehen.
Und das ist Kristiansund wie ich es liebe: Moderne Stadt, die ihre alten Holzhäuser nicht abgerissen hat, mit nettem Hafen… …und eine m Fischer, der die leckeren Grönlandcrevetten direkt vom Kutter verkauft. (Für 70 Kronen die kleinere Dosenabmessung, keine Ahnung wie viel Gramm). Die habe ich gerade, bevor ich dies schreibe, mit großem Genuss in meinem heutigen Nachtquartier verspeist! Einfach lecker!
Kristiansund liegt ja praktisch auf einer Insel und wenn Sie dorthin wollen, kommen Sie ohne Tunnel- oder Brückenmautgebühren nicht hinein bzw. hinaus. Die Stadt verlangt sozusagen Eintritt. Und wer sich den nicht leisten kann oder will, soll draußen bleiben. So müssen die Stadtväter und wohl auch die Bürger gedacht haben.
Wer – wie ich – diese Brücke ganz besonders liebt, der nutzt sie gleich zweimal: Einmal hin und einmal zurück. Hin, weil ich sie von früher kannte und sie immer noch besonders schön finde, und zurück, weil mich dieser tolle Anblick davon ablenkte, auf den rechten Weg nach Trondheim zu achten und sie somit eigentlich gar nicht hätte befahren sollen. Mein Navi sagte mit zwar immer wieder: Umkehren! Doch ich konnte es mir nicht vorstellen. Bis ich schließlich doch einsehen musste, dass ich mich verfranzt hatte und dem Ruf des Navis folgte. Ich hatte Glück: Als ich der Mautgebührendame sagte, dass ich einen Fehler gemacht hatte, ihr auch die Quittung zeigte, dass ich schon einmal bezahlt hatte, winkte sie mich durch und zeigte mir den rechten Weg, ohne dass ich noch einmal zahlen musste. Solche netten Damen braucht ein Herr in meinem Alter!
Wie üblich in Norwegen hat der liebe Gott es so geschaffen, dass hin und wieder Wegezoll verlangt werden kann und muss. Neuerdings durch Tunnel und Brücken, früher – und auch heute noch – durch Fähren. Das hat den besondern Reiz, dass man keinen Stress haben darf, denn dann würde man einen Nervenzusammenbruch bekommen. So z. B. wenn man unbedingt bis zur halben oder vollen Stunde am Fährhafen sein muss, damit man nicht die Fähre verpasst.
Da fährt sie dahin. Ohne mich. Doch da kommt schon die nächste und reißt ihren Schlund auf, um mein und andere Autos zu vertilgen.
Immer wieder diese herrlichen Bilder von den Überfahrten. In der Ferne die schneebedeckten Gipfel und auf den Bergen in Richtung zum Atlantik hin sind nur noch Schneereste zu sehen.
Wir fahren unter königlich norwegischer Flagge, bis der Schlund sich wieder auftut und seine Fracht ans andere Ufer ausspuckt…
Eigentlich hätte ich ja gerne an einem solchen Fleckchen Erde mein heutiges Nachtquartier aufgeschlagen, doch da gab es keine „Hyttan“. So blieb mir nur dieser Campingplatz mit einer bescheidenen Wohnung für 300 NKR, bei der ich zur Toilette nach Nebenan gehen darf.
Doch jetzt kommts, und da spielt der äußere Rahmen – eigentlich – keine –Rolle. Mein Campingplatz-Menu: Frische Grönlandkrevetten – auch „Reker“ in Norwegen genannt – mit Pellkartoffeln und Weißwein! Was will man mehr? (Ich habe nicht einmal alle 4 Pellkartoffeln geschafft, so ge- und erfüllt war ich von den Krabben!) Ach, das Leben ist doch eines der Schönsten, besonders in Norwegen! Hier möchte ich leben!
Bevor ich nun ganz ausflippe und man womöglich noch glaubt, ich würde hier schon mein Grab unter einem Felsen bestellt haben (keine schlechte Idee übrigens…) möchte ich lieber Schluss für heute machen und ins Bett gehen. Es gibt zwar keine Bettdecke und kein Kopfkissen, doch man ist ja flexibel: Meine Wolldecke habe ich in meinen mitgebrachten Bettbezug und zwei Duschtücher wurden zusammengewickelt und in den Kopfkissenbezug gesteckt. Als gelernter „Zimmer-Mann“ eines Hotels weiß man, wie man sich zu helfen weiß!
Jetzt ist es schon 20 nach 10 und die Sonne ist immer noch nicht untergegangen, doch werde ich jetzt doch lieber in mein Etagenbett kriechen, denn wer weiß, wie lang die Reise morgen werden wird.
Dienstag, der 16. Juni 2010
Nicht jeder Tag in Norwegen kann ein Sonnentag sein und da gestern ein herrlicher Sonnentag war, ist für heute mal ein Nicht-Sonnen-Tag angesagt. Obgleich ich darüber nicht traurig bin, drückt es doch irgendwie auf die Stimmung, denn selbst die schönsten Landschaften kommen nur griesegrau daher. Das liegt nicht nur an der Kamera und dem Fotografen, denn die Sonne zaubert einfach die besseren Farben hervor.
Das war mein Campingplatz der letzten Nacht. Er liegt in einem Hochmoor mit sehr schönen Blumen. Die Buschwindröschen sind hier wesentlich größer als in Deutschland! Hier auch einmal im Detail. Wie diese Blumen heissen, weiß ich nicht… …doch das müsste Wollgras sein. Diese Blumen kenne ich auch nicht. Sehen sie nicht wunderschön aus?
Normalerweise würde ich hier einen Halt einlegen, doch nicht, wenn es anfängt leicht zu nieseln.
In Trondheim wollte ich mir unbedingt den Nidaros-Dom ansehen. Und das habe ich denn auch getan.
Der prächtige Nidaros-Dom, in dem auch heute noch die Könige gekrönt werden, mit seiner eindrucksvollen Fassade. Er ist innen fast finster, nur durch eine hohe ASA-Zahl (1.600) kommt er wesentlich heller auf den Fotos vor. Was Kameras heute können! Die wunderbare Orgel und das zauberhafte Rosettenfenster, das wie alle Fenster im traditionellen Stil gehalten wurden. Draußen vor dem Dom blühten unwahrscheinlich große Tulpen. Nur wenige Schritte entfernt liegt die Altstadt von Trondheim. Die Häuser sind (fast) alle wieder sehr schön restauriert, auch die alte Zugbrücke.
Dennoch kommt Stress auf, wenn man in Trondheim ist, denn am längeren Verweilen hindern einen die unwahrscheinlich hohen Parkgebühren. Für 6 Kronen durfte ich 16 Minuten vor dem Dom parken, und um mir die Altstadt anzusehen, zahlte ich 7 NKR für 21 Minuten. Pro Krone also 3 Minuten, das sind ca. 4 €-Cent pro Minute Parken (wenn ich mich nicht verrechnet habe)! Also verließ ich die gastliche Stadt und fuhr weiter gen Norden.
Ich hatte schon die Abzweigung nach Stiklestad verpasst, als mir einfiel, dass ich hier unbedingt vorbei wollte, denn hier ist norwegische Geschichte geschrieben worden. Also die nächste Möglichkeit zum Wenden gesucht (war erst 4 km weiter möglich) und retour. Und spätestens jetzt ist es an der Zeit, etwas über die Geschichte Norwegens niederzuschreiben. Die habe ich mir natürlich nicht ausgedacht, sondern mich aus verschiedenen Quellen schlau gemacht und hoffe, dass sie richtig ist.
Also nach der Eiszeit sollen zunächst Jäger und Fischer über Dänemark und Schweden ins Land gekommen sein. Das soll schon vor 10.000 Jahren der Fall gewesen sein. Bis zu 8.000 Jahre alt sind die berühmten Felszeichnungen und der Ackerbau ist seit ca. 5.000 Jahren nachgewiesen.
Bis ins 8. Jahrhundert nach Christi war Norwegen ein Reich vieler kleiner Könige, bis Harald Härfagre (Schönhaar) West- und Südnorwegen um 872 einte (natürlich im Kampf). In dieser Zeit begann auch die Zeit der Wikinger, die dann ja auch zu Weltruhm gelangten. Sie haben nicht nur Nordamerika so gegen 1.000 n. Chr. lange vor Columbus entdeckt, sondern sind später dann auch in die Normandie (Nordmänner) und in England eingefallen. Als Normannen sind sie dann später sogar bis nach Sizilien vorgerückt und haben dort bis heute zu bewundernde Bauwerke hinterlassen.
Doch nun zu Stiklestad. Hier kämpfte König Olav Haraldsson (der bereits das Christentum „mit harter Hand“ – also mit Schwert und viel Blut – durchgesetzt hatte) um seine Rückkehr an die Macht. Er wurde am 29. Juli 1030 geschlagen und bekam von seinem Erzfeind Tore Hund den Todesstoß. Noch heute feiert man zum Jahrestag an dieser Stelle ein riesiges und lautstarkes Fest zu Ehren des Olav, der natürlich sehr schnell heiliggesprochen wurde. Seine Gebeine liegen heute im Nidarosdom in Trondheim. Seitdem ist in der Verfassung Norwegens festgeschrieben, dass alle Könige in dem Nidarosdom gekrönt werden müssen.
Dass später Norwegen zu Schweden und zu Dänemark und umgekehrt gehörte, ist eine andere Geschichte, doch kann man sagen, dass Olav der eigentliche Begründer Norwegens als Staat gelten kann, während es davor alles nur Kleinkönigreiche waren, die sich gegenseitig bekämpften. (Jetzt hoffe ich nur, dass mir kein Geschichtsprofessor diese Geschichte um die Ohren schlägt…)
Das sehr schöne Seitenprotal… Der Wegweiser zu dem Ort, an den König Olav gebracht worden ist.
Die schlichte Innenausstattung der Kirche mit der wunderschönen Orgel
Ungewöhnlich für mich war der gemalte Altar
Seit dem Besuch der Kirche in Stiklestad regnete es. Obgleich die Landschaft sehr reizvoll – fast sogar als lieblich zu bezeichnen – ist, lohnte es sich wegen des Wetters nicht, Bilder zu machen. Sie wirken ganz einfach nicht. So war die Fahrt eher eintönig und irgendwann wurde ich dann auch müde und habe für eine halbe Stunde eine Schlafpause eingelegt.
Dann kam endlich einmal wieder eine Abwechslung: Es wurde ein Wasserfall angekündigt. Also habe ich die Abzweigung genommen und gesucht. Man musste einen halben Kilometer auf einem Feldweg laufen, dann einen schmalen Fußpfad hinab über Stock und Stein und dann sah man eine – nach ja sagen wir mal kleine – Stromschnelle.
Das Hinweisschild führte zu diesem „Wasserfall“. Hätte man es um 90 Grad nach links gerichtet, wäre man nach wenigen Metern zu diesem Anblick gekommen: So kann man Touristen in die Irre laufen lassen!
Ein paar Kilometer weiter gab´s noch einen Hinweis auf einen Wasserfall, doch da sah ich nur diese Stromschnelle. Als ich mir sie näher ansehen wollte – es regnete immer noch – wäre ich beinahe auf den glitschigen Felsen ausgerutscht und bin sofort zurück in mein Auto geflüchtet. Ein Bein- oder Fußbruch oder auch nur eine Verstauchung wollte ich mir beim besten Willen nicht holen.
Wer sich für alte Kirchen interessiert, findet bei Gartland diese Kirche auf einem Hügel mit herrlicher Aussicht über das Land. Stellen Sie sich diese Landschaft mal bei Sonnenschein vor: Sie würden nicht weiterreisen wollen! Die Menschen wussten schon, wo sie Gott am Nächsten sind: In seiner herrlichen Natur hoch oben auf einem Berg.
Als ich dies sah, es ist ein Lachs-Aquarium, dachte ich sofort an mein Abendessen: Frischen gebratenen Lachs mit Butter und Kartoffeln! Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen. Doch daraus wurde nichts. Es gab keinen frischen Lachs und ich hätte vielleicht geräucherten Lachs in deren Restaurant essen können. Doch es war offensichtlich schon geschlossen und man wollte 70 NKR Eintritt. Da ist mir der Appetit vergangen. Und wissen Sie, was ich danach gemacht habe? Sie werden es nicht glauben: In den nächsten Supermarkt in der Hoffnung, dort frischen Lachs zu bekommen. Denkste! Nur gefrorenen Fisch gibt es dort. „May be in the next bigger city“ meinte die Verkäuferin, die etwa eine gute Autostunde entfernt liegen würde. Sie meinte noch, ich sollte mir selbst welchen angeln, doch ich sagte dazu nur: Ich bräuchte dazu eine Lizenz, eine Angel, viel Geduld und eine Menge Glück! Und da konnte sie mir nur zustimmen. Was habe ich also getan? Mir gefrorenen (!) Matjes gekauft, denn das war eine 250 g Portion, die anderen Packungsgrößen lagen bei 500 g. Da hätte ich tagelang Fisch essen müssen, damit er mir im Auto nicht schlecht wird. Ja, so ist es in Norwegen mit frischem Lachs! Schwer ranzukommen.
Das ist jetzt meine Hütte für diese Nacht für 320 NKR. Innen ist sie viel dunkler als auf diesem Foto (wieder mit ASA 1.600 aufgenommen). Direkt am Fluss aus dem ich mein Wasser für die Pellkartoffeln geschöpft habe! Kein Holz aber dafür Bier vor der Hütte!
Es ist jetzt 22:15 Uhr und noch immer hell, obgleich bewölkt und daher nicht zu erkennen, wann wo die Sonne untergeht. Morgen werde ich den Polarkreis überschreiten und mal sehen, ob ich dann noch bis Mitternacht die Sonne sehen kann (wenn sie sich nicht hinter Wolken versteckt).
Doch der Regen hat jetzt nachgelassen, mein Autochen hat geduscht und ist jetzt wieder etwas sauberer geworden, während ich mich morgen früh wohl unter die Gemeinschaftsdusche des Campingplatzes begeben werde.
Mittwoch, der 17. Juni 2010
Morgens um halb drei sieht die Welt hier oben so aus: Grau in Grau, doch still ruht der See.
Und morgens um halb neun dann so: Fast genauso, nur noch etwas nebeliger. Die Stimmung ist jedoch einmalig schön! Das Wetter ergibt zwar stimmungsvolle Norwegenbilder, doch von der Landschaft wird man wohl wenig sehen können, denn die Wolken reichen bis auf 50 m herunter. Was höher liegt, bleibt im Verborgenen. Da wird es wohl das Beste sein, so schnell wie möglich auf die Lofoten zu kommen, und das will ich denn auch versuchen.
Um es vorweg zu nehmen, es regnete nur einmal: den ganzen Tag. Nur hinter dem Polarzirkel wollte die Sonne sich mal blicken lassen, doch sie verlor sogleich wieder ihren Mut und überließ den Wolken und deren Inhalt das Regiment.
Am Steuer sieht es dann so aus. Und wenn Sie dann noch kilometerlang einen dicken Laster vor sich haben, sieht es noch schlimmer aus.
So empfängt Nord-Norge seine Besucher an einen solchen Tag. Mit diesem alten Grenzstein werden die Reviere abgesteckt.
Doch die Landschaft ist wunderschön, das kann man selbst bei diesem Wetter erkennen. Wie schön wird es erst, wenn die Sonne scheint?! Wasserfälle gibt es jetzt auch wieder zu sehen. Doch auf dieses Schild würde ich mich nicht verlassen, denn es war niemand da (und wegen eines einzelnen Herrn wäre wohl auch kaum jemand rausgefahren). Mitte Juni noch absolute Vorsaison!
Doch pünktlich um 15:00 Uhr war es dann endlich soweit: Ich erreichte den Polarzirkel! Nach genau 2.740 km seit meiner Abreise aus Rendsburg. Nach meiner Alaskareise ist das nun schon das zweite Mal, dass ich den Polarkreis überschreite. Einerseits etwas ganz Besonderes, doch andererseits bebt nicht die Erde oder sowas ähnliches, man weiß es eigentlich nur und ist fröhlich gestimmt.
Dieser wunderschöne Marmorstein, den es da oben irgendwo geben muss, stellt seit 1990 das neue Symbol für den Polarkreis da.
Dieses Symbol muss wohl etwas älter sein. Interessant sind die nachgeschnitzten Felszeichnungen. Hier wie auch anderswo ist es offenbar üblich, Stein auf Stein als Erinnerung zu setzen. Ich habe diesen kleinen Stein auf den größeren gelegt. Jetzt bin ich für immer dort verewigt (bis der nächste ihn wegnimmt und woanders stapelt oder der Sturm ihn hinwegfegt.) Das waren die größten Stein-Haufen. Und hier hatten andere aus Steinen ihre Namen hinterlassen.
Snobistisch wie ich nun mal bin, habe ich mir eine Urkunde – mit einem Foto von mir – für 99 Kronen, die man im Shop erwerben kann, gespart. Andere würden sagen: Geizig!
Nach einer halben Stunde verließ ich diese touristische Stätte auf 680 m Höhe (nicht einmal ein Souvenir habe ich gekauft, sondern nur die Toilette benutzt. Solche Touris haben die bestimmt sehr gerne!) und fuhr durch den Saltfjellet-Svartisen Nationalpark weiter.
Doch schon kurz danach habe ich gleich wieder einen Stopp eingelegt, denn dieser Wasserfall hat mich wirklich viel mehr angesprochen, als das Touristenzentrum.
Für mich ist es einfach faszinierend, wie das Wasser über die glatten Felsen gleitet und dann wild rauschend und sprudelnd aufschäumt. Die ersten zarten Blätter kommen bei den Birken hervor (ca. 600 m Meereshöhe) und gleich daneben diese nette private Hütte.
Die Natur verzaubert uns mit ihrem Reiz… …und Raucher verschandeln sie mit ihrem Müll! (Ich liebe Raucher!!!!)
Wie wenig hier oben im Norden noch los ist, zeigt dieses Bild: Das Polarkreishotel mit seinen schön aussehenden Appartementhäusern ist am 17. Juni noch geschlossen!
Und schon wieder habe ich wegen einem Wasserfall einen Halt eingelegt. Ist er nicht wunderschön?
Allein wenn man sich die Details einmal ansieht, wie das Wasser über die Felsen springt. Phantastisch!
Ja, so kann man „Klein-Jensi“ begeistern, wie meine Mutter vielleicht gesagt hätte. Und ich bin froh, dass dies so ist! Diese Eindrücke machen mich glücklich und dieses Glück kann mir niemand nehmen!
Auch wenn die Wolken dem Berg den Kopf abgeschnitten haben, die Landschaft ist einfach grandios. Selbst bei schlechtem Wetter.
Dieses Autowrack scheint noch aus den 30ern zu stammen… …während dies Bank zum Genießen des Flusses ganz neu ist. Es gab noch viele schöne Ausblicke auf der Reise nach Bodö, die man fast in Schwarz-Weiß-Aufnahmen hätte machen können.
Hätte ich hier nach „Jensvoll“ abbiegen sollen? Doch dann wäre mein gutes Image ganz dahin gewesen!
Also bin ich weiter gefahren, immer auf der Suche nach einem Quartier. Doch zunächst wollte ich wissen, wann die Fähre morgen früh auf die Lofoten abfährt. Erst habe ich am Hafen nirgendwo etwas finden können, doch von einem netten Herrn, der mir sagte, ich wäre am falschen Terminal (ich müsste zum Hurtigrouten-Terminal fahren, obgleich die Fähre nicht der Hurtigroute angehört!?), erfuhr ich dann, dass morgens um 10:15 Uhr eine Fähre geht. Jetzt also eine Unterkunft suchen und da ich ja frischen Lachs gekauft hatte, wollte ich natürlich eine „Hyttan“ mit Kochgelegenheit haben. Die erste, die ich außerhalb von Bodö fand, war für 400 Kronen so primitiv, dass ich dankend ablehnte. Ich fuhr dann weiter in Richtung Kjerringöy, weil sich dort lt. Baedeker ein interessantes Hotel befinden soll. Doch ich hatte nicht richtig auf die Karte geschaut, denn um dorthin zu kommen, benötigt es eine Fähre. An dieser angekommen sah es so aus, als ob der Fährmann gerade Feierabend gemacht hatte. Also entschied ich mich umzukehren, da ich morgen früh ja die Fähre auf die Lofoten erreichen wollte und nicht wusste, wie lange man incl. dieser Fähre nach Bodö brauchen würde.
Auf der Rückfahrt machte ich dann einige Fotos von der grandiosen Meer- und Bergwelt (allerdings bei bedecktem Himmel), die ich mir schon als Vorgeschmack auf die Lofoten vorstellen konnte.
Auf der Hinreise nach Bodö hatte ich beim Verkehrsschild zum Flughafen auch ein Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz gesehen, und auf diesem befinde ich mich derzeit auch. Für 600 NKR eine Hütte mit Dusche, WC und was man noch so braucht. Das ist hundert Mal besser, als die Hütte für400 NKR ohne alles. Jetzt ist es schon nach 11 Uhr abends und ich schreibe immer noch ohne künstliches Licht. Mein Arbeitsessen habe ich genossen, obgleich die Kartoffeln heute partout nicht gar werden wollten, so dass ich erst um halb 10 Uhr anfangen konnte zu genießen. Hier sehen Sie das Dokument:
White wine for the fish, please. The same procedure than last time, Jens!
Und das ist mein abendlicher Blick vom meiner Veranda oder auch aus dem Fenster (doch gerade ist nicht viel zu sehen, denn es regnet wieder einmal). Dafür höre ich den Fluglärm, denn wir befinden uns direkt in der Einflugschneise. Na, denn man Gute Nacht! Schließlich ist es jetzt schon ½ 12 und die Mitternachtssonne ist immer noch nicht zu sehen! Ob ich sie wohl jemals zu sehen bekommen werde? Langsam bekomme ich da so meine Zweifel. Doch Bange machen gilt nicht!
So sah übrigens mein Ferienhaus auf dem Bodösjön Campingplatz aus, einmal von außen und einmal von innen.
Donnerstag, der 18. Juni 2010
Besser als gestern Abend ist der Blick heute Morgen auch nicht, wenn nicht sogar noch schlechter: Nun, denn man schnell unter die Dusche und die Morgentoilette erledigen, etwas frühstücken und dann auf zur Fähre auf die Lofoten. Hoffentlich sieht man auf der Überfahrt etwas von der Inselwelt, die recht beeindruckend sein muss. (Und bis zum Nordkap sind es noch über 1.000 Kilometer! Ob ich das je schaffe, wenn ich am 29. Juni wieder zuhause sein will?) Also auf zur Fähre.
Während ich auf die Fähre wartete, sah ich diese wohlverpackten Menschen (Männlein und Weiblein waren nicht zu unterscheiden), die auf Seeadler-Safari wollten. Was es so alles gibt auf der Welt!
Bevor die Fähre ankam, suchte ich noch nach netten Motiven und fand diese Blume (doch irgendwie bekomme ich die Makroaufnahmen nicht mehr richtig hin). Und dann kam sie auch, meine Fähre, schon und legte an.
Na, wer sagt´s denn: Langsam wurde das Wetter besser, die Sonne kam durch und man sah, wie schön die Landschaft um Bodö sein kann bzw. ist.
Los gehts auf die Lofoten. Ein letzter Blick auf die Hafenzeile von Bodö und dann auf die andere Seite, wo gerade ein Hubschrauber am Werken war…
6. Etappe: Lofoten
Adieu Bodö!…und dann ging´s hinaus aufs offene Meer in Richtung Lofoten, die etwa 3 ½ Bootsstunden entfernt liegen. Vorbei an den beeindruckenden Inseln vor der Küste… …und mit Blick zurück auf die immer noch bewölkten Berge. Auf offener See wurde das Wetter wieder schlechter, es kam sogar Seenebel auf und der Wind blies mit ca. Windstärke sechs. Doch dann kam die Küste von Lofoten und die vorgelagerten Inseln in Sicht und man konnte den ersten Eindruck von Lofoten gewinnen. (Es heißt übrigens nicht die Lofoten in der Mehrzahl, sondern nur Lofoten als Einzahl. Wie Helgoland oder Sylt. Das musste ich auch erst lernen.)
Der erste Eindruck, den man von Lofoten bekommt, sind die mächtigen Berge noch mit Schneeresten, und die zum Trocknen aufgehängten Dorsche, der Klippfisch. Hier hängt der Himmel nicht voller Geigen oder Schinken, sondern voller getrockneter Fische, dem früheren Reichtum der Lofoten.
Doch das zweite, was mir auffiel, waren die Möwen. Sie schrien wie wild auf dem Dach einer Hütte durcheinander und als ich genauer hinsah, saßen sie auf ihren Nestern:
Die Möwen bauen ihre Nester an den unmöglichsten Stellen. Habe ich so auch noch nie vorher und auch nachher nicht gesehen!
Im Baedeker wurde insbesondere auf die Ortschaft A mit dem ° auf dem A, südlich von Moskenes aufmerksam gemacht, also fuhr ich als erstes dorthin. Doch nicht nur ich, sondern fast alle anderen – auch Busse – die mit auf der Fähre waren. Also entsprechend belebt war es dort. Das erste, was mir auffiel, waren Männer in einheitlicher Kleidung mit der Aufschrift „Meeresangeln Lofoten“ und da es Deutsche waren, konnte ich mithören, wie der eine prahlte, er hätte schon 30 kg gefangen. „Hobby-Killer“ dachte ich mir dabei, denn die wird er niemals zum Essen, sondern nur zum Angeben gebrauchen! Noch welche, die aus Hobby zum Überfischen der Meere beitragen. Doch wenn man dann nachliest, dass früher einmal jährlich 140.000 Tonnen Fisch angelandet wurden und dies heute auf 10.000 geschrumpft ist und durch die EU jetzt streng kontrolliert wird, damit die Bestände sich wieder erholen können, kann man nachvollziehen, wie die Fischindustrie sich ihren Ast auf dem sie sitzt, selbst abgesägt hat.
Doch lassen Sie mich die Geschichte vom Fischfang auf Lofoten weitererzählen, die man auch in dem Törrfiskmuseum in dem Dorf A (mit dem ° oben drauf) nacherleben kann. Das Museum ist auf mehrere Gebäude verteilt, die z. T. noch ihre ursprüngliche Funktion wie Bäckerei oder Lebertran-Kocherei besitzen. Als ich das letztere Gebäude besichtigte, roch man schon den Lebertran, den man hier sogar kostenlos probieren kann. Das habe ich mir jedoch geschenkt, denn als ich klein war, musste ich täglich dieses Zeug einnehmen und das war schrecklich! Das wollte ich mir nicht erneut antun.
Das Törrfisk-Museum… …und hier die Lebertran-Kocherei
Wenn man dann in der Broschüre über Moskenes liest, dass der Trockenfisch schon vor 1.000 Jahren das „Gold des Nordens“ und die wichtigste Exportquelle der Norweger war, in alle Welt verschifft wurde, insbesondere auch nach Italien, wo der Trockenfisch noch heute als große und somit teure Delikatesse geschätzt wird, dann kann man sich auch ungefähr seine wirtschaftliche Bedeutung vorstellen.
Da ich mit dieser Tatsache erst wieder auf meiner letzten Reise nach Sizilien konfrontiert worden bin, hat mich natürlich interessiert, wieso gerade Italien der größte Abnehmer des Lofotener Stockfisches ist. Erst in Henningsvaer hat mir eine nette Dame im Tourismusbüro zumindest einen Hinweis gegeben, denn sie erzählte mir die folgende Geschichte:
„Ein gewisser Angelo Mario Quirini soll auf einer Reise nach Amerika (ihr Kollege meinte Belgien) sich im Sturm so von seiner Route abgekommen sein, dass er auf den Lofoten landete. Dort lernte er dann die Haltbarkeit des Stockfisches kennen und nahm auf der Rückreise entsprechend viel davon mit nach Italien.“
Mehr konnte sie mir auch nicht sagen und empfahl mir, mich bei Google doch mal genauer zu informieren, was ich dann auch getan habe. Dort fand ich unter dem Namen Angelo Maria Quirini jedoch nur einen italienischen Kardinal, der von 1680 bis 1755 lebte und auch in die Schweiz und nach Bayern gereist ist, aber von den Lofoten war nichts und von Stockfisch in diesem Zusammenhang schon gar nichts zu finden. Dabei muss es doch irgendwo einen geschichtlichen Hintergrund geben, dass auch heute noch 95 % des Stockfisches von den Lofoten nach Italien exportiert wird (der Rest geht als Fischkopf nach Kenia, um dort Suppe draus zu kochen!). Auch bei Wikipedia konnte ich nur das finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Stockfisch
In diesem Zusammenhang fällt mir auch wieder meine Reise durch die Lüneburger Heide ein, denn die hier etablierten Salzbarone wurden dadurch reich, dass sie Salz gen Norden transportierten, damit die Fische haltbar gemacht werden konnten. Am Hafen konnte ich daher sehr viele 1.000 kg Salzsäcke liegen sehen, die auch heute noch zur Konservierung der Fische gebraucht werden.
Wen wundert es da, dass mächtige Kämpfe um die Fisch- und Handelsrechte ausgefochten wurden, denn wer die Fischrechte hatte, hatte die Macht und somit den Reichtum. Das ging schon vor über 10.000 Jahren los – so lange soll hier schon Fischfang und Handel getrieben worden sein! – doch so richtig in Gang kam es offensichtlich erst so vor 1.000 Jahren. Wenn ich das so richtig verstanden habe, konnte man Land auf Lofoten kaufen oder als Lehen vom König erwerben und erhielt damit auch das Recht auf die Fischgründe. Diese klugen Leute bauten kleine Hütten, die man „Rorbuen“ nannte, was von „ro“ = Rudern und „bu“ = Wohnen/schlafen (sagt man daher zu den Kindern: Mach mal bubu?).https://de.wikipedia.org/wiki/Rorbu
Sie wurden an die Fischer vermietet, damit sie dort nach langem und mühsamen Fischfang in ihren kleinen und offenen Booten – von denen sehr viele nie von See zurückkamen, denn der Nordatlantik ist in der Hauptfischsaison im Januar nicht gerade ein liebliches Meer – ihren Fang verkaufen, die Netze flicken und sich ausruhen, schlafen und etwas Warmes kochen konnten. Diese „Landlords“ bestimmten den Preis für den Fang, den die Fischer natürlich nur an sie verkaufen durften. So war das nun mal, doch beide Seiten profitierten: Du darfst hier Wohnen und Deinen Fisch verkaufen, damit Du gut leben kannst und ich gebe Dir das Recht und werde dafür reich.
Dass mit diesen Lehen – heute würde man wohl Lizenzen dazu sagen – viel Macht und somit Geld verbunden war, wussten natürlich auch die Könige, die diese Lehen vergaben. Und wie wir schon beim Besuch in Stiklestad gelernt haben, gab es 1030 Krieg zwischen dem König Tore Hund – der hier oben herrschte – und dem König Olav Haraldsson, der bereits zu den Christen „übergelaufen“ sprich konvertiert war. Diesen Krieg verlor Olav zwar, starb dabei und wurde als Märthyrer heiliggesprochen, doch König Tore verlor die Rechte an den Naturschätzen. Wieso habe ich zwar nicht nachlesen und somit auch nicht verstehen können, denn der Sieger ist normalerweise immer der Mächtige und sichert sich somit auch die Rechte. Doch das bekomme ich ja vielleicht noch irgendwann raus.
Ende des 13. Jahrhundert kam die Hanse ins Spiel, die in Bergen eine „Zweigniederlassung“ unterhielt, und sie sorgte dafür, dass nur über sie Handel getrieben werden durfte und über sonst niemand! Wer sich nicht daran hielt oder glaubte, sich sein Recht nehmen zu könne, wurde mit mächtigen Schiffen bekämpft und erledigt! Berühmt geworden ist dadurch auch Störtebeker, den man einen Kopf kürzer machte, nachdem man ihn endlich erwischt hatte. Erst im 19. Jahrhundert wurde es anders, denn da gründeten sich die ersten Fischereigenossenschaften und sie bestimmten die Preise, während die Großgrundbesitzer und die Handelsdynastien nicht mehr viel zu sagen hatten. Heute ist der Fischfang auf Lofoten zwar immer noch ein wichtiger, doch dürfte inzwischen der Tourismus an Bedeutung weit größer geworden sein. Sonst wäre ich wohl auch nicht hier!
Ja, und hier bin ich jetzt gelandet. In Reine, dem Hauptort der Insel Moskenesöy.
Diese Ansicht ist wohl eine der beliebtesten Postkartenmotive von Lofoten. Entsprechend hielten alle Busse dort an und man hat richtig eine ca. 200 m lange Holzgalerie gebaut, damit alle diese Busgäste (und auch Leute wie mich) sich nicht beim Fotografieren stören.
Und hier wohne ich auch: im historischen Rurbu von Reine. In einem kleinen aber sehr schönem Zimmer mit Bad und Aussicht.
Das Wohnen und Schlafen ist das eine, das Essen und Trinken ist jedoch das andere: Einfach doch sehr gekonnt eingerichtet, das „Gammelbua“ mit Kerzen im Kamin (hätten bei der Witterung auch Holzscheite sein können). Mein obligatorisches „medizinisches“ Bier (mindert meine zu hohe Magensäure), und Schmalz im Mini-Einweckglas. Ist das nicht alles zum Herz- und Magen-erfreuen?!
Wenn ich das Menu richtig verstanden habe, gab es als „Gruß aus der Küche“ Tunfisch mit Miesmuscheln, als Vorspeise Dorschbäckchen, als Hauptgericht Monkfisch (wir sagen Seeteufel dazu, er ist aber auch als Angelfisch bekannt) und zum Dessert Mousse au Chocolat.
Die Chefin und alle Serviererinnen waren sehr aufmerksam und charmant; männliche Wesen gab´s offensichtlich nur in der Küche.
Zwischenzeitlich kam auch mal die Sonne durch die Wolken hindurch, was ich natürlich gleich ausgenutzt habe. Doch auch wenn sie mal nicht schien, machte ich Fotos, weil es einfach gut aussah, so zwischen die schönen alten und sehr schön renovierten Häuser zu blicken. Das erfreut mein Herz! Der ganze Ort Reine ist wie ein lebendes Museum, was ich besonders lobenswert erachte, denn vielfach wurde alt als schlecht angesehen und durch – teilweise – schrecklich Modernes ersetzt bzw. ergänzt. Das hat mich an Norwegens Hotellerie schon immer gestört, bis auf wenige Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Dies ist eine echte Ausnahme. Kompliment!
In der Geschichte über den Ort konnte ich lesen, dass in den letzten Jahrhunderten die Familie Sverdrup beherrschend war. Aber auch, dass diese Familie nicht nur sehr weitsichtig und sozial engagiert war, sondern auch während des 2. Weltkrieges von uns Deutschen, um es einmal milde auszudrücken, in Mitleidenschaft gezogen wurde, sprich 1941 wurde alles niedergebrannt und zerstört und die Sverdrups mussten nach England flüchten (Schande über uns!). Nach dem Krieg war es dann sehr schwer, wieder anzufangen und 1961 musste der Eigentümer seinen Grund und Boden der Bank verpfänden. Was machten die damit? Nichts, sondern ließ alles vergammeln! In einem sehr langen Prozess, der bis vor das oberste Gericht in Norwegen ging, bekam die Familie Sverdrup ihr Eigentum nach acht Jahren zurück. Was machte man danach mit 18 qkm Grund und Boden? „Wenn ich alle Felsen verkaufen könnte, wäre ich ein reicher Mann“ soll Hartwig K. Sverdrup seinerzeit gesagt haben. Doch er besann sich. Während die Rorbus früher an die Fischer vermietet worden waren, vermietete er sie jetzt an Touristen. Zunächst noch so primitiv wie früher, doch später erkannte er, dass diese Touristen mehr Komfort erwarteten und baute sie entsprechend aus. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, auf Lofoten in einem Rorbu zu übernachten und wer das nicht getan hat, war nicht auf Lofoten. So einfach ist das! Also, so gesehen war ich eigentlich nicht auf Lofoten, denn ich wohnte in einer ehemaligen Polizeistation!
Diese ehemalige Polizeistation war mein Quartier. Ich wurde nur als „Jonathan“ geführt und nicht mehr unter meinem normalen Namen. Ob das Zimmer 25 (Jonathan) die ehemalige Ausnüchterungszelle war? Ich würde mein Zimmer eher als Rotweinklause bezeichnen, denn während ich dies schreibe, wird meine Rotweinflasche leerer und leerer. Es ist 21:00 Uhr und wie soll ich es da noch bis zur Mitternachtssonne ohne Rotwein aushalten (wenn sie denn zu sehen wäre). Wo bleibt die Mitternachtssonne? (Über den Wolken muss die Sonne wohl wunderbar scheinen!)
Ja, da taucht tatsächlich die Frage auf, ob man hier noch einen weiteren Tag verweilen und sich Lofoten etwas näher ansehen sollte, oder tatsächlich noch über 1.000 km fahren will, um das Nordkap zu besichtigen, wo es sicherlich genauso touristisch aussehen wird, wie am Polarzirkel, nur noch größer und schlimmer. Da ich dann ja auch noch zurück und am 29. Juni wieder daheim sein muss, kann die Rückreise sicherlich zum Formel 1 Rennen ausarten. Es sei denn, dass der geplante Termin am 30. Juni nicht stattfindet, dann wäre ich nicht so unter Zeitdruck.
Sonnabend, den 19. Juni 2010
Ich habe mich entschlossen, weiter über Lofoten zu fahren, doch mindestens noch einmal zu übernachten – vielleicht sogar auf einem der lt. Baedeker schönsten Plätze Norwegens Golf zu spielen – bevor ich am Montag telefonieren werde, ob der Termin am 30. Juni stattfindet oder nicht und ich dann entscheiden kann, wie die Reise weitegehen soll.
Wie man sieht, hat sich am Wetter gegenüber gestern nichts geändert! Ich hätte auch das Bild von gestern nehmen können.
Also fuhr ich wieder einmal um Punkt 10 Uhr los, um mir die netten Orte und schönen Gegenden von Lofoten anzusehen.
Wenn ich nicht alle Orte durcheinander bekommen habe, muss dies Smed sein.
Sind das echte Felsmalereien oder hat man sie einfach nur nachgemacht?
Hier versucht man gerade, die Fischkutter wieder flott zu bekommen… …und hier wird man wohl bald alles abreißen müssen.
Nachdem ich die Orte A (mit dem Kringel ° drauf) und Reine kennengelernt hatte, fand ich die anderen zwar auch ganz nett, doch lange nicht so interessant und wohl auch nicht so gut erhalten bzw. wieder renoviert, wie diese beiden Vorzeigeorte. Da manche Orte sogar Eintritt verlangten, wie z. B. Nusfjord und Kabelvag, bin ich gar nicht erst in sie hineingegangen.
Auf dem Weg nach Nusfjord und hier der Blick ohne Eintrittsgebühr Die herrliche Küste nach Vikten (auch bei Wolken)……wurde wieder einmal als Müllhalde missbraucht!
Auch die Glasbläserhütte in Vikten verlangt Eintritt, nur damit man sich deren Sachen ansehen und evtl. kaufen soll. Nein, da bin ich einfach zu geizig. Dafür habe ich lieber die von der Natur geformten Steine und die Natur selbst fotografiert:
Diese Steine kann man sich kostenlos vor der Glashütte in Vikten ansehen und fotografieren. Und dieses herrliche Panorama gibt´s ebenfalls gratis.
Selbst schneeweiße Strände kann man finden und an manchen Stellen ist das Meer türkisfarben.
Sehr ansprechend fand ich Henningsvaer mit seinem Hafen…
…einem witzigen Fenster voller Kuriositäten……und nette Gässchen… …und z. T. originell dekorierte Häuser…
Hier hat bestimmt Thor eines Nachts seinen dicken Hammer vor Zorn niedersausen lassen!
Auch die Lofoten-Kathedrale wollte 30 NKR haben, damit man das Innere besichtigen kann. Nee, nicht mit mir.
Wenn ich diese Bilder mittels Stativ und somit in gleicher Höhe aufgenommen hätte, wäre es ein schönes Panoramafoto geworden. Hier waren die Wolken ja noch ganz harmlos, doch sie begannen, immer tiefer zu hängen.
Diese Austernfischer sollen natürlich auch verewigt werden. Dabei fällt mir auf, dass ich außer Möwen und Austernfischer keine anderen Wasser- oder Seevögel gesehen habe. Doch Halt: Eine Schnepfe war auch noch dabei, doch die flatterte weg, bevor ich sie vor die Linse bekam.
Stellen Sie sich diesen Ausblick bei Fiskebol einmal bei Sonnenschein vor!
Seit 16:00 Uhr regnet es ununterbrochen und da ist es am Gescheitesten, die nächstbeste Übernachtungsmöglichkeit aufzusuchen, die ich dann in Käringen Turistsenter auch gefunden habe. Einfach aber dafür teuer: 650 NKR das Einzelzimmer incl. Frühstück! Da war das Einzelzimmer im Rorbu in Reine für 700 NKR (allerdings ohne Frühstück) richtig preiswert dagegen. (Wie kalkulieren die Hoteliers in Norwegen eigentlich ihre Hotelpreise?)
So, jetzt will ich mal sehen, welche Küche zu diesem Turistseter passt…. Ich zeige das Essen, damit Sie sehen können, wie Tourissten-Menus aussehen können. Es war nicht der Rede wert und schmeckte mir überhaupt nicht. Dafür war es aber sehr teuer: 145 NKR, d. h. ca. 19 €! Plus ein Bier für 5,90 €, also ein sehr, sehr mieses Preis-Leistungs-Verhältnis. Das schlechteste, das ich bisher erlebt habe.
Da war ich ja nur froh, dass die Inhabin mir noch zeigte, wie der Fernseher funktionierte, denn ich hatte nur Schnee auf dem Bildschirm. Und was sah ich da: Die Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria! Da bekam ich als alter Romantiker doch feuchte Augen. Wie schön! Wieder zwei glückliche Menschen vereint. Und da sie halb Deutsche ist, denn ihre Mutter ist ja aus Heidelberg, können wir auch etwas mitfeiern (zumal wir zur Zeit nicht einmal einen Bundespräsidenten mehr haben). Und wenn man bedenkt, dass ich schon auf einem Empfang mit den Romantik Hoteliers (ich erwähnte es bereits) beim König Karl-Gustav und der Königin Silvia beiden die Hand habe schütteln dürfen, fühle ich mich irgendwie dazu gehörig. Darauf trinke ich ein Glas Rotwein (oder auch zwei oder drei…): Alles Gute und viel Glück!
Sonntag, den 20. Juni 2010
Eigentlich müsste doch an diesem Wochenende überall in Skandinavien das Mittsommernachtsfest gefeiert werden, da es nicht genau auf den 21. Juni gelegt wird, sondern immer an einem Wochenende und das müsste ja dieses gewesen sein (oder nächstes?). Jedenfalls habe ich nirgendwo etwas von dieser – normalerweise recht lebhaften – Feier gesehen oder gespürt. Vielleicht ist es ins Wasser gefallen, denn seit gestern um 16:00 Uhr regnet es mehr oder weniger ununterbrochen. Da kann einfach keine Feierstimmung aufkommen, zumal man auch keine Sonne, geschweige denn eine Mitternachtssonne sehen kann. Dafür aber das:
Können Sie die Schönheit der Landschaft erkennen? Oder zumindest erahnen? Der See spiegelt alles wider, doch was? Die Wolken hingen auf 350 m Höhe, so dass man nicht erkennen konnte, was darüber liegt. Da unten ist eigentlich ein See, doch sehen Sie ihn?
7. Etappe: Abstecher nach Nordschweden
Da der Wetterbericht vorausgesagt hat, dass sich das Tief nach Norden verzieht und daher damit zu rechnen ist, dass auch am Nordkap keine Mitsommernacht erlebt werden kann, traf ich in Bjerkvik eine Entscheidung: Nicht weiter gen Norden, sondern ab gen Osten in Richtung Schweden!
Und ab 350 Meter über dem Meeresspiegel meldete sich der Winter zurück. Neuschnee bei + 3° Celsius! Am 20. Juni 2010!
Das Hochgebirge bei 400 m Höhe selbst er lockte kein Gäste an: geschlossen
und schon bin ich in Schweden.
Während auf der Norwegenseite alles Natur war und nur wenige Hütten zu sehen waren, war es auf der schwedischen Seite ganz anders. Große Hotels, Ferienanlagen und Seilbahnen (die noch in Betrieb waren!) bestimmten das Bild. Schön anzuschauen war das sicherlich nicht, doch offenbar sehr praktisch für schwedische Touristen – im Sommer wie im Winter. Da staunt man immer wieder, wenn man von einem Land in ein anderes reist und alles ist plötzlich ganz anders. Das ist mir schon mehrmals aufgefallen, insbesondere wenn ich nach Holland oder Dänemark gereist bin. Wie zwei andere Welten! Da haben sich über die Jahrhunderte ganz andere Kulturen und Gewohnheiten und wohl auch Gesetze entwickelt, die den Unterschied auf nur wenigen Metern deutlich werden lassen.
Doch ich habe nicht die touristischen Einrichtungen fotografiert, sondern viel schönere Dinge: Rentiere in freier Wildbahn
Fast noch zugefrorene Seen… …und Flechten, die zunächst wie Blumen aussahen
Sehen sie nicht zauberhaft aus, diese herrlichen Blumen (keine Ahnung wie sie heißen). Sie wachsen am Straßenrand und man fährt – nur ich nicht – vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Auch in Schweden gibt es unzählige Wasserfälle, vielleicht nicht ganz so gewaltig, wie in Norwegen, doch sind sie weniger schön?
Kiruna, eine nicht besonders attraktive Eisenerzstadt (die während des 2. Weltkrieges von Deutschen Soldaten zerstört worden ist!), wird beherrscht von riesigen Abraumhalden, soll aber eine okologisch geplante Stadt sein, deren Zentrum bis zum Jahre 2013 geräumt werden muss, um das darunter liegende Erz fördern zu können(!).
Kurz hinter dieser wichtigen Industrie- und Hafenstadt habe ich einen Abstecher nach Jukkasjärvi gemacht, denn dort findet man für meine Begriffe eine der besten Marketingideen der Welt: Das Eishotel! In the middle of nowhere, abseits der Europastraße, so dass man normalerweise vorbei fährt – und nördlich des Polarkreises – hat sich ein sehr cleverer Mensch die Idee des Eishotels einfallen lassen, das es jetzt schon 20 Jahre gibt. Bei Wikipedia habe ich allerdings gelesen, dass es nicht ein Mensch war, sondern der Tourismusverein, der eine Ausstellung machen wolle. Lesen Sie selbst:
„Um den Ort interessanter für Touristen zu machen, wurde 1989 durch Initiative des lokalen Tourismusvereins eine Ausstellung mit Eisskulpturen japanische Künstler ins Leben gerufen. 1990 wurde in einem zylinderförmigen Iglu namens Arctic Hall auf dem Eis des Torne älv eine Kunstausstellung von Jannot Derid gezeigt. Einige Gäste übernachteten daraufhin spontan in der Halle – mit warmen Schlafsäcken auf Rentierfellen.“
So ist eine touristische Idee entstanden, die inzwischen weltberühmt geworden ist und den ganzen Ort bekannt gemacht hat und inzwischen an vielen anderen Orten kopiert wird. Nach wie vor: eine geniale Idee!
So soll es im Winter von innen aussehen… …und das ist offensichtlich noch der Rest vom letzten Winter. Doch der Ort Jukkasjärvi bietet nicht nur ein Eishotel, sondern auch eine wunderschöne alte Kirche, die auch zu besichtigen ist.
Gleich nebenan befindet sich ein kleines „Kafé“ in einem Samenzelt mit offenem Feuer. Das brauchte ich bei dieser Kälte von nur 3- 5° und Dauerregen und bisher nichts Wärmendes im Magen! (Unten links sehen Sie meinen heißen Tee und ein Schokoladenmuffin.)
Im Baedeker-Guide und auf der dazugehörigen Karte sind immer wieder Orte als besonders interessant markiert, an die man natürlich nicht vorbeireisen will. Doch nicht immer halten sie das, was sie versprechen. So fand ich z. B. auch den Golfplatz von Hofsund, der einer der schönsten Norwegens sein soll, nicht besonders prickelnd und ich habe ihn nicht bespielt, obgleich ich mein „Golfbesteck“ dabei hatte. Der „Dundret-Berg“ bei Malmberget könnte sicherlich schön sein, wenn die Sonne scheint und man so auch diese um 24:00 Uhr sehen kann, nicht jedoch wenn es in Strömen regnet (doch da kann der Guide nichts dafür). Dafür vermisste ich jedoch einen Hinweis auf die schöne Kirche, die ich fotografiert habe und auch von innen ansehen konnte:
Die Gällivare Kirka Während die Kirchen in Norwegen meistens geschlossen waren, konnte ich in Schweden viele Kirchen auch von innen besuchen.
Ebenfalls sehenswert fand ich diese historische Verkaufs-Straße, wenngleich die meisten Läden heute – Sonntag – geschlossen hatten. Und dieses Rentier mit Schlitten auf einen Berg, den ich nur über Umwege erreichte, fand ich auch ganz witzig.
Diese ersten Frühlingsblumen haben mein Herz höher schlagen lassen, denn sie stachen aus dem Grau in Grau heraus. Und so etwas bekommt man nur geboten, wenn es geregnet hat oder immer noch regnet: Natürliche Edelsteine!
Da hätte ich mich einquartieren wollen, wenn es nicht geschlossen wäre!
8. Etappe: Samland (oder auch Lappland)
Also fuhr ich weiter in Richtung Jokkmokk (lustiger Name, oder?). Somit kam ich durch das Kerngebiet der Samen, die hier seit ungefähr 10.000 Jahren leben und früher, wie andere Naturvölker wie z. B. die Indianer, Maori, Aborigines und Innuiten von den „Einwanderern“ bekämpft, nahezu ausgerottet und unterdrückt wurden. Die christliche Kirche tat ihr Übriges, in dem sie die Naturvölker vom „Heidentum“ befreien und sie zum „allein selig machenden Glauben“ (mit allem Mitteln) bekehrten. Dabei hatten diese Völker die bessere Religion, denn sie – alle – hielten die Natur für heilig und gaben ihr den nötigen Respekt. Die Kirche machte sich die Natur jedoch zum „Untertan“, wie es schon im 1. Buch Moses nachzulesen ist:
„Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!“
Vielleicht finden wir – irgendwann einmal – wieder zurück zum wirklichen Verständnis und dem erforderlichen Respekt für die Natur, von der wir alle abhängig und ein Teil von ihr sind. Die Besinnung auf die Ökologie ist da schon ein wichtiger Schritt. Die Naturvölker, und damit komme ich auf die Samen zurück, lebten schon seit 10.000 Jahren mit diesen Weisheiten. Das Christentum ist gerade mal 2.000 Jahr alt, also sozusagen noch in der Pubertät. Soll das Christentum doch erst einmal die Weisheit erlernen, die diese Naturreligionen längst begriffen haben und danach handeln. Vielleicht ist die derzeit noch nicht gestoppte Ölkatastrophe im Golf von Mexico ein wichtiger Hinweis darauf, dass man mit der Umwelt etwas sorgfältiger umgehen muss. Das scheinen jetzt auch die Amerikaner kapiert zu haben. Hoffentlich.
Ja, so kann man abschweifen, wenn man mit alten Kulturen in Berührung kommt. Doch das ist gut so.
Diese Kirche in Jokkmokk gehört zwar zur jüngeren Kultur und auch noch zur christlichen Kirche, doch das ist der schönere Teil des Christentums. Schön anzusehen und dazu auch noch sehr lecker waren die Rogen vom Weißfisch und das Rentierfilet im Hotel Jokkmokk!
Es ist jetzt 22:10 Uhr und immer noch bewölkt. Mein Zimmer hat einen Blick nach Süden, so dass ich sowieso keine Mittsommernachtssonne erblicken könnte, wenn ich zum Fenster heraussehe. Doch da es morgen etwas besser werden soll – mit dem Wetter – habe ich vielleicht noch einmal die Chance, südlich des Polarkreises zumindest einen Teil der Mittsommernachtssonne zu sehen zu bekommen. Ganz wird es wohl nicht mehr gehen, denn hier befinden wir uns schon unmittelbar am Polarzirkel, also an der letzten Chance, sie 24 Stunden sehen zu können. Es war mir halt nicht vergönnt, sie auf meiner Reise zu sehen. Schade, doch damit kann ich auch leben.
Übrigens: Wenn mir bisher einer erzählt hat, dass das Wort „Lappland“ ein Schimpfwort ist und man „Samland“ sagen sollte, so habe ich das nicht bestätigt gefunden, denn alle Orte haben auf ihren Ortstafeln immer das Wort „Lappland“ aufgeführt. Wer hat also diesen Schmarren erfunden?
Montag, der 21. Juni 2010
Wie fröhlich bin ich aufgewacht, denn die Sonne durch mein Fenster lacht!
Das ist übrigens mein nettes Hotel Jokkmokk gewesen.
Da sieht die Welt doch gleich viel anders aus, als immer nur durch den Dauerregen zu fahren. Was übrigens gar nicht so ungefährlich ist, denn die Straßen haben sehr starke Spurrillen, was sicherlich durch die Spikereifen kommt, die hier im Winter noch erlaubt sind. Bei Regen sind dies gefährliche Wasserrutschen und -bremsen, und wenn man nicht beide Hände ans Steuer nimmt, kann es einen leicht ins Schleudern bringen. Das wäre dann kein nettes Spiel!
Doch mit der Sonne taucht natürlich auch die Frage auf: Soll ich weiter gen Süden fahren oder doch noch einmal den Weg nach Norden versuchen? Zum Glück bekam ich im Hotel Jokkmukk eine Internetverbindung und da fand ich zwei gute Nachrichten: 1. Der Termin am 30. 6. ist immer noch nicht bestätigt (und die Person ist bis zum 28. 6. in Urlaub) und 2. Die Wettervoraussage für das Nordkap sieht heute und Morgen noch schlecht aus, doch ab Mittwoch sollte es dort oben auch Sonnenschein geben.
Da ich jedoch auf jeden Fall noch den Storforsen – Skandinaviens größte Stromschnelle – sehen wollte, fuhr ich zunächst weiter gen Süden, denn unterwegs hatte ich immer noch Gelegenheit, eine endgültige Entscheidung zu treffen, ob ich weiter gen Süden oder wieder umkehren und zum Nordkap fahren würde. Beeinflusst worden bin ich dann durch meine Tochter Mirja, die mich aus dem regnerischen München (nichts Neues!) angerufen hatte, will sie in zwei Tagen nach Schottland in Urlaub reisen wollte. Sie riet mir, auf jeden Fall ans Nordkap zu fahren, da ich nun schon mal so weit oben bin. Also stand meine Entscheidung fest: Auf zum Nordkap!
Vorher habe ich mir allerdings noch die Alte und die Neue Kirche in Jokkmokk angesehen und das hat sich wirklich gelohnt.
Die Gamala Kirka in Jokkmokk von außen und von innen.
Die neue Kirche von Jokkmokk von außen (sehen Sie den Unterschied zum Bild von gestern im Regen?)…
Kurz hinter Jokkmokk (ich mag diesen Namen, denn ich finde ihn so witzig) überquere ich wieder den Polarzirkel. Doch schauen Sie einmal, wie simpel hier in Schweden mit diesem magischen Breitengrad umgegangen wird: Nur eine große Tafel und dahinter einige Erläuterungen. Da war der Eindruck in Norwegen doch ein ganz anderer!
Der Polarzirkel aus schwedischer Sicht. Da habe ich lieber diese Blume fotografiert.
Nach ungefähr 1 ½ Stunden Autofahrt durch eine abwechslungslose Landschaft erreichte ich dann voller Erwartung den Großen Wasserfall „Storfossen“. Er soll mit 82 m Gefällhöhe und 100 cbm Wasser pro Sekunde der größte nicht regulierte Wasserfall Nordschwedens sein.
So sieht er fast noch harmlos aus und geübte Rafter würden wohl Lust auf ihn bekommen… …doch da dürfte jedem Profi-Rafter die Lust vergangen sein, denn das wäre ein Höllenritt! Für den Besucher sind Stege gebaut, so dass man unmittelbar an die tosenden Fluten herankommt. Selbst mit dem Rollstuhl! Welche Kraft hinter diesen Wassermassen steckt, kann man sich gar nicht vorstellen.
Ich habe mal versucht nachzurechnen: Wenn in der Sekunde 100.000 l Wasser runterschießen würden, dann würde das bedeuten, dass bei einer geschätzten Breite von 100 m und einer mittleren Tiefe des Wasserfalls von 1 Meter und einer geschätzten Geschwindigkeit von mindestens 5 m pro Sekunde, die das Wasser da runterschießt, etwa 5 Millionen Liter pro Sekunde pro Meter durchfließen würden. Das ist eine ganze Menge! Doch langt das? Ich glaube, dass es wesentlich mehr ist, was da runterdonnert. Doch soll ich mir darüber auch noch den Kopf zerbrechen? Obgleich es schon interessant wäre zu wissen, denn die 100 cbm pro Sekunde glaube ich ganz einfach nicht. Da fehlt nach meiner Meinung eine Null! (Schon muss ich wieder das Internet konsultieren! Da konnte ich dann lesen, dass es zwischen 250 und 850 qbm zur Sommerzeit – also jetzt – pro Sekunde sind. Das klingt schon glaubwürdiger!)
So sieht er fast schon wieder harmlos aus. Und diese beiden Bikerinnen erholen sich vom gestrigen Regentag.
Überall stehen solche Grillstände. Es ist ein richtiges Freizeitparadies für Freunde von Wasserfällen.
Auf der Weiterfahrt kann man den Storfossen noch einmal von der anderen Seite sehen. Fast schon idyllisch zu nennen. Da ich nicht nur die großen gewaltigen Dinge bewundere, sondern auch die kleinen und zarten am Wege, habe ich auch sie abgelichtet. (Jetzt weiß ich auch, warum die schwedische Fahne blau und gelb als Farben hat)
Ja, und wenn man Glück hat, spaziert eine Familie Rentiere am Straßenrand oder Reinicke Fuchs.
Auch in Vittari habe ich mir die Kirche angesehen. In Schweden sind sie alle geöffnet, während in Norwegen fast alle geschlossen waren. Gleich hinter Vittari kam die Sonne dann auch raus, schon sieht die Landschaft wieder wunderbar aus.
Und dann sah ich schon wieder einen Fuchs direkt an der Straße, der sich mit irgendetwas beschäftigte. Ein frischer Fang. Da wird sich seine junge Meute sicherlich freuen! Was es genau war, was er da gefangen hatte, habe ich nicht erkennen können.
Auf diesen kleinen Campingplatz in Karesuando direkt an der finnischen Grenze. In dieser Hütte verbringe ich jetzt für 250 SKR die Nacht. Auch in Karesuando gibt es eine nette kleine Kirche mit einem modernen Innenleben.
Während ich dies schreibe, kommt gerade die Abendsonne unter den Wolken wieder zum Vorschein. Da muss ich jetzt schnell noch ein paar Fotos machen (es ist jetzt 21:00 Uhr). Wenn ich Glück habe, könnte ich heute – am Mittsommernachtstag – sogar noch den Nicht-Sonnenuntergang erleben. Muss nur noch 3 Stunden Hoffen und Beten. (Am besten bei einer Flasche Rotwein!)
Nachdem ich jetzt von 21 – 22 Uhr im Ort herumgeschlendert bin, befürchte ich, dass sich eine Wolkenwand vor die Sonne schieben und bis Mitternacht auch dort bleiben wird:
So sah es noch gegen 21:00 Uhr aus… …und so eine Stunde später: Wolken kommen auf!
Doch im Ort habe ich nicht nur Schönes entdeckt, sondern auch Interessantes. Zunächst das Schöne: Roten Klatschmohn habe ich ja schon sehr oft mit Freuden erlebt, doch gelben und auch weißen? Hatte ich noch nie gesehen! Und diese Blüten und Blumen habe ich zwar schon gesehen… …aber diese gelben noch nie.
Das Interessante kann man auf einer Tafel nachlesen: über die Laedestanier, aber ich hatte es nicht ganz verstanden. Laestadian muss wohl eine Religionsform sein, doch von dieser Religion habe ich noch nie gehört. Also habe ich im später Internet recherchiert und siehe da: Laestadian ist eine strenge Lutherische Form des Christentums, die besonders in den Polarländern Anhänger gefunden hat. Sie wurde vom schwedischen lutherischen Pfarrer und Botaniker Lars Levi Laestadius (1800-1861) entwickelt. Hier kann man mal wieder einmal sehen, wie die Religionen durch einzelne Personen in ganz bestimmte Richtungen interpretiert und entwickelt werden können, was sich nach meiner Ansicht nicht immer nur positiv auf das Zusammenleben untereinander auswirkt, wie viele streng religiöse Sekten mehrfach bewiesen haben. Sie meinen meistens, das Christentum neu erfinden zu müssen. Doch lassen wir das, denn es führt zu nichts.
Hier der Hinweis auf die Laestadianer… …einen solchen Hinweisbaum kennt bestimmt jeder.
Ein erneuter Blick zu Himmel zeigt: Die Wolken scheinen sich durchzusetzen. Da wird´s wohl nichts mit einer nicht untergehenden Sonne zur Sommersonnenwende am 21. Juni 2010. Nun, wenn man bedenkt, wie es gestern geschüttet hat, war es heute doch ein hervorragendes Wetter. Nur ganz kurz gab´s ein paar Tropfen, die gerade ausreicheten, die Scheibe vom Auto wieder sauber zu bekommen. Warten wir mal ab, wie es morgen aussehen wird, denn dann werde ich bis zum Nordkap fahren! Und wenn ich sie morgen auch nicht nicht untergehen sehe, dann eben übermorgen. Da wird es bestimmt klappen, denn dann soll auch dort oben tolles Wetter werden (wenn Petrus mitmacht. Muss wohl noch einmal meine guten Beziehungen über Hermes dem Götterboten spielen lassen…).
Nun habe ich mir extra das bereits seit Tagen nicht weitergelesene Buch von Tanja Kinkel „Säulen der Ewigkeit“ (an dem ich schon eine Ewigkeit lese) aus dem Auto geholt (da liegt auch noch ein zweites Buch, das ich vorsichtshalber gekauft habe, falls ich Langeweile bekommen sollte, doch das werde ich wohl erst zuhause lesen können.) Bis um 23:00 Uhr habe ich an diesem Bericht gearbeitet und da die Wolken jetzt die Sonne verdecken, ist auch nicht mehr zu erwarten, dass ich die Sonne heute Nacht noch einmal wiedersehe, gehe ich lieber schlafen. Gute Nacht, Ihr Lieben!
Dienstag, der 22. Juni 2010
Wie das bei älteren Herrschaften (zu denen ich mich zähle) so üblich ist, muss man nachts mal raus und einem natürlichen Drang Tribut zahlen. Heute war es gegen 1 Uhr der Fall. Hier im Norden braucht man um diese Zeit keine Laterne oder Kerze, um zum „Stillen Örtchen“ auf dem Campingsplatz zu gehen, sondern es ist hell genug. Sie nachfolgender Beweis: Die Wolken, die die Mittwommernachtssonne verdeckte, waren um 1 Uhr nachts immer noch da.
Doch am nächsten Morgen: Ich bin ganz geblendet! Die Sonne strahlt so intensiv vom Himmel, dass man blinzeln muss, um überhaupt etwas zu sehen. So eine klare und frische Luft ist einfach umwerfend! Da mag ich ja gar nicht mit einem so nach Nordlandfahrt aussehenden – sprich: verschmutztem – Auto weiterfahren. Vielleicht finde ich eine Tankstelle, an der ich es waschen lassen kann.
Sieht doch wunderbar aus! Nun ist das Regenwetter auch hier oben vorbei. Auch diese UFO-Wölkchen stimmen mich froh.
Unterwegs kamen mir wieder Rentiere vor die Linse, die aber lieber flüchteten, um etwas Abstand von mir zu gewinnen. Sehe ich so böse aus?
Schöne Kirchen, wie z. B. diese in Kautokeino… …mit seinem sehr buntem Interieur.
Die Landschaft wurde mehr oder weniger eintönig. Eine fast gleichförmige Hochebene zwischen 300 und 350 m Höhe mit Birken, Birken und nochmals Birken, hin und wieder mal unterbrochen durch ein Flüsschen. Erst kurz vor Karasjok, der Hautpstadt der Samen, wurde es etwas gebirgiger.
Hier wollte ich mal etwas für die Förderung meiner Kultur machen und bin angefangen, diesen 2,5 km langen Pfad zu verfolgen, doch die Natur hatte etwas gegen die Kultur: Es begann zu regnen. Meine Bemühungen, meinen kulturellen Horizont zu erweitern, sind also wieder mal gescheitert. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ins Wasser gefallen! So musste ich – leider – umkehren und habe nur noch dieses interessante Kunstwerk bewundert: Ist es ein Vogel oder was soll es darstellen? Hier gibt es sehr große Dünen… …und diese schönen Blümchen.
Das Autowaschen war also nicht mehr nötig, denn das anfänglich euphorisch stimmende Wetter hatte sich im Laufe des Tages immer mehr eingetrübt und am Abend hat es dann wieder ununterbrochen geregnet. Wo bleibt die Mitternachtssonne?
In Karasjok befindet sich das Samische Parlament, in dem alle vier Jahre eine Wahl stattfindet, bei der 39 Mitglieder für das Norwegischen Parlament gewählt werden, damit sie die Interessen der Samen vertreten können. Wenn man bedenkt, das dies erst seit 1989 der Fall ist und bis dahin alles, was hier oben passiert, vom über 2.000 km entfernten Oslo bestimmt wurde, dann erkennt man, wie auch hier die Rechte der Urbevölkerung mit Füssen getreten wurde. Doch seitdem nicht mehr und das stimmt positiv!
Das Parlament der Samen in Form eines Zeltes nachgebildet. Und so wohnten die Samen früher: Von aussen gesehen… …und von innen. In solchen Hütten lagerten sie ihre Vorräte…
…und in solchen Zelten wohten die Großfamilen.
Jetzt hat mein Auto schon 330.000 km hinter sich. Gratulation! Auf dass Du es noch lange mit mir machen wirst, liebes Auto! Mit einem Tachostand von 42.000 km habe ich Dich erworben. So lange hat mich noch nie ein Auto und so erfreulich begleitet.
Die Rentiere werden immer frecher: Jetzt laufen sie einfach über die Straße! Nun ja, die gehören ja auch hierher und nicht die Touris aus dem Süden!
9. Etappe: Auf zum Nordkap
Hinter Olderfjord, wo es nur noch eine Richtung gibt: Nordkap, hat mich diese herrliche Gesteinsform fasziniert. Alles nur dünne Platten.
Hinter dieser interessanten Felsstruktur…
…ist nur noch karge baum- und straulose Ödnis.
Und dann kommt der Tunnel, durch den alle müssen, die das „Ende der Welt“ kennenlernen wollen. Die Mautstation ist hinter dem Tunnel (wohlberechnet!) Nach diesem Tunnel darf man bezahlen: 145 Kronen. Doch wer geglaubt hätte, das wäre für die Hin- und Rückfahrt, weil man ja anders nicht wieder von der Insel Mageröja kommt, auf der das Nordkap liegt, der hat sich getäuscht. Hier wird doppelt kassiert (wie auf der Autoverladung nach Sylt!). Wer es sich nicht leisten kann, soll halt zuhause bleiben!
Doch bevor ich mir das Nordkap ansehe, wollte ich mir die „Kirchenpforte“ bei Skarsväg ansehen, ein Felsen mit einem Loch darin, von dem man einen schönen Blöick auf das Nordkap hat.
Doch entweder bin ich nicht intelligent genug oder die Anfangsbeschilderung ist etwas dürftig: Ich habe eine falsche Route genommen. Sie war wie eine Bergziegenpfad und verlor sich manchmal auch im Nichts und dann sah man wieder einen Pfad. Somit bin ich nicht zur Kirchenpforte gelangt, sondern viel weiter östlich, bis zum höchsten Punkt gelaufen. Von da aus hat man natürlich auch einen tollen Blick auf den Dorn des Nordkaps, doch ist der Blick halt nicht so interessant wie durch die Kirchenpforte.
Hier von weitem zu sehen… …und hier etwas näher herangezoomt: Der Nordkap-Dorn.
Und wieder hat mich die Flora interessiert, wie man nachfolgend sieht: Wunderschöne Blütenpolster, wie man sie sich im Steingarten wünschen würde. Ist das eine Orchideenart?
Diese Blüten hatte ich schon einmal gesehen, doch was sind das für Flechten?
Wie der Wetterbericht für Dienstag vorausgesagt hatte: Am Nordkap noch Regen. Es begannn langsam und wurde dann – leider – intensiver. Somit habe ich auf dem Rückweg gegen Wind und Regen auch die Lust verloren, die Kirchenpforte noch zu besuchen, obgleich ich den richtigen Pfand gefunden hatte. Mein Wunsch war nur noch: Eine warme und trockene Unterkunft!
Kurz bevor ich wieder mein Auto erreichte, störte ich diese Rentiere noch bei ihrer Verdauunsgsmahlzeit (nur ein wenig, wie man sieht).
Doch dann sah ich ein Ren mitten im Dorf direkt vor einem Fischkutter. Ist das nicht ein Norwegenmotiv erster Güte?! Das gibt´s nur hier. Das Ren ist bestimmt vom Tourismusverein von Scarvig engagiert worden, um solche Motive zu liefern
Und dann habe ich eine warme und trockene Unterkunft in dem Mini-Motel gefunden, wo ich vier nette Damen aus Nürnberg traf, die zum ersten Mal in Norwegen waren. Dies ist das nette Mini-Motel in Skarsväg. Sehr angenehm, muss ich sagen, zumal man dort auch in einer Gemeinschaftsküche sein Abendessen zubereiten und es in der kleinen Gaststube dann verzehren konnte.
Übrigens: Es ist jetzt 22:45 Uhr und regnet immer noch. Ob morgen die Sonne durchkommt, wie versprochen? Sonst reise ich wieder gen Süden. Auch versprochen!
Mittwoch, der 23. Juni 2010
Heute sollte nun der große Tag werden: Nordkap! Die netten Damen von gestern Abend hatten mich ja schon auf den stolzen „Eintrittspreis“ von 215 NKR aufmerksam gemacht, ohne den zu zahlen man nicht einmal auf den Parkplatz kommt. Als ich dort kurz vor 9:00 Uhr morgens ankam, musste ich zu meinem Leidwesen erfahren, dass die Halle mit allen Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten – für die man soviel zu zahlen hat – erst um 11:00 Uhr öffnet.
Ja, hätte ich das eher gewusst, hätte ich mir vielleicht vorher noch die Kirchenpforte angesehen, die ich gestern verpasst hatte. Doch was sah ich stattdessen? Einen Haufen Mobilhomes und nur ganz wenige Autos. Die einen waren über Nacht dort geblieben – wohl um die Mitternachtssonne (bei Regen) zu erleben und die anderen, die sich auch so schlecht vorab informiert hatten und früh da sein wollten, bevor der Rummel losgeht.
Doch was sah ich noch? Das: Zunächst konnte man ja zumindest noch etwas sehen, so die Nordkap-Halle und diese Tafel „Barn av Jorden“
Auch die Skulptur „Frau mit dem Kind“ war noch einigermaßen zu sehen, doch dann wurde es immer schlimmer: Sehen Sie außer den verschwommen Scheiben noch etwas?
Die Nordkap-Halle verschwand im Nebel und im Regen… …und das ist wohl die tollste Aufnahme, die je von der Nordkap-Kugel gemacht worden ist! Regen, Sturm und Nebel unter 50 Meter Sicht machten diese einmalige Aufnahme möglich! Ich werde sie mal zu einem Fotowettbewerb einseden. Bestimmt bekomme ich den 1. Preis!
Neider würden natürlich fragen: Und wo ist bitte ist das Nordkap und der Blick aufs Eismeer und die Mitternachtssonne? Doch das sind humorlose Menschen, die nicht verstehen, dass es auch mal stürmt und regnet und nebelt auf diesem „Ende der Welt“.
Nur noch einmal als Beweis, dass ich auch wirklich da war und kein Bild aus dem Internet geklaut habe (denn solche Bilder findet man da wohl nicht – glaube ich zumindest.)
Visit Norway.de wirbt nur mit einem solchen Bild im Internet: und einem solchen: Da kommt Neid bei mir auf!
Nun weiß ich wenigstens, wie es dort oben auch aussehen kann! Ich habe nur Nebel und Regen gesehen und nur mit Mühe mein Auto wiedergefunden. Eine Frau mit dem Kind, die ich beim Denkmal traf, hatte schon hilfesuchend gefragt: „And where is my car?“ Und ich hatte geantwortet: „Follow your nose in that direktion!“ Hoffentlich habe ich in die richtige Richtung gezeigt und sie ist nicht das Nordkap heruntergefallen…
Beim Autosuchen kam ich mir fast vor wie beim Wattlauf im Nebel. (Zum Glück ist der Parkplatz nicht ganz so groß wie das Watt). Da ist er ja!
Nun habe ich sie also beide abgehakt (denn von gesehen, kann hier am Nordkap ja wohl kaum die Rede sein): das „Kap der Guten Hoffnung“ in Südafrika und das „Nordkap“ in Norwegen. Jetzt gehöre ich doch wohl zum Club der Weltenbummler, oder? Nun muss ich nur noch ums „Kap Hoorn“ fahren (doch das lasse ich lieber bleiben. Dabei sind schon zu viele nicht zurückgekommen!).
Ob ich wohl ein bisschen enttäuscht war? Natürliich war ich das. Da fährt man über 5.000 km, trifft, als das Wetter sich nicht bessern wollte, einen Beschluss zur Umkehr. Verlässt sich dann auf den Wetterbericht, der auch für das Nordkap Besserung versprach und fährt erneut gen Norden, und kommt dann in die dickste Nebelbrühe, die man sich vorstellen kann. Wo man die Hand kaum vor Augen sieht, in die der Regen gegen den Körper und die Kamera peitscht, das so tolle verwackelte Aufnahmen zustande kommen, und man dann mit Mühe seinen Parkplatz wiederfinden muss, um wieder ins Warme zu gelangen, denn die teure Besucherhalle war ja noch geschlossen und macht erst in zwei Stunden auf!
Ich will ja nicht meckern, doch ganz fair finde ich das mit den Preisen nicht, denn wer wartet schon zwei Stunden im Sturm, Nebel und Regen für 215 Kronen? Das war für mich somit der teuerste Parkplatz der Welt! Und wenn man dann noch die 2 x berechneten Tunnelgebühren rechnet, so war das mit insgesamt 505 NKR eine ganz schön teure Angelegenheit. Doch man gönnt sich ja sonst nichts und fährt ja auch nicht jeden Tag ans Nordkap, oder?
Bei ca. 280 m Seehöhe (lt. meinem Navi) erreichte ich die Wolkenuntergrenze. Das Nordkap liegt auf 310 m Höhe. Noch Fragen? Ansehen wollte mir ich noch den Ort Servaer, der mit diesem Bild lockt. Doch wer will bei dem Wetter schon eine Vogel-Safari machen? Entsprechend viel (oder besser gesagt wenig) war da auch los!!!
Überrascht war ich dann allerdings in Honnigsvag, als ich dies sah: Die Saga Ruby. (Kenne ich doch vom Nord-Ostsee-Kanal. Sie ist am 2. Juni durchgefahren und wird am 1. 9. wiederkommen). Sie macht hier Halt, um die Leute, die sich das Nordkap ansehen wollen, per Bus dorthin transportieren zu lassen. Die werden sicherlich genauso enttäuscht sein, von dem was sie dort sehen können. Aber bestimmt werden sie eine Postkarte schreiben und mit dem Stempel „Nordkap“ versehen lassen, damit ihre Postkartenempfänger neidisch werden können.
Es war kaum zu glauben, doch sobald ich den teuren Tunnel zur Insel Mageröya, auf dem das Nordkap liegt, verlassen hatte, kamen die ersten Sonnenstrahlen durch und verzauberten die Landschaft, auch wenn noch sehr dicke Regenwolken das Landschaftsbild bestimmten.
10. Etappe: Zurück in graue Vorzeiten
Ich kam natürlich auch wieder an den „Sandwich- oder Pfannkuchen-Felsen“ vorbei, wie ich sie mal nennen möchte, die mich gestern schon faszinierten. Heute mal im Sonnenschein (oder fast).
Auf dem Weg nach Alta kamen mir auch die ersten schönen Wasserfälle wieder zu Gesicht. Und wenn man dann schon einmal anhält, sollte man die schönen Blumen nicht achtlos unten stehen lassen.
In Alta habe ich einen Halt eingelegt, um mir die Felszeichnungen im Hjemmeluft Freilichtmuseum anzusehen und obgleich ich sonst kein großer Museumsfreund bin: das hat sich gelohnt, auch die 85 Kronen Eintritt.
Wenn man sich die unbemalten Zeichnungen anschaut, dann wird einem bewusst, warum sie so lange unerkannt ihren Dornröschenschlaf halten konnten. Sie sind erst 1973 entdeckt worden! Dabei wird ihr Alter auf bis zu 6.000 Jahre geschätzt! Und auch die riesige Anzahl von ca. 6.000 Stück (die man bisher entdeckt hat) ist schon beeindruckend. Ich kannte schon die Felszeichnungen in Tanumshede in Schweden, doch das was hier zu sehen ist, dürfte alles andere in den Schatten stellen:
Bis zu 6.000 Jahre alte Felszeichnungen. Zum besseren Erkennen wurden sie für die Museumsbesucher farbig ausgefüllt. Es würde sicherlich zu weit führen, alle Bilder und symbolischen Figuren näher zu beschreiben, doch einen kleinen Eindruck möchte ich Ihnen schon vermitteln. Da gibt es außer den Menschen Bären, Rentiere, Wale und Heilbutte, Schiffe und Höhlen sowie Gehege, Jäger und Fischer, ja einfach die Dinge, die für die Menschen nach der Eiszeit von großer Bedeutung waren. Allein schon die Menge der Felzeichnungen ist faszinierend!
Ob die Wissenschaftler, die die Bedeutung der einzelnen Figuren versucht haben zu entschlüsseln, in allen Fällen (sie sind vor 2 – 6.000 Jahren vor Christus entstanden) tatsächlich enträtselt haben, vermag ich nicht zu beurteilen, doch meine Zweifel habe ich, denn es gibt keinerlei Aufzeichnungen aus diesen Zeiten, wie man sie z. B. in Ägypten oder Jordanien gefunden hat, sondern nur diese Zeichnungen.
Es tut mir ja leid, doch auch hier konnte ich nicht anders, als mir auch die Natur näher anzusehen, die vielleicht auch schon seit tausenden von Jahren hier wächst und jedes Jahr neu erblüht!
Auf der Weiterfahrt kam ich in Kafjord an dierser Kirche vorbei, die eine Bedeutung für den Kupferbergbau hat, der hier 1826 angefangen hatte (wenn ich das richtig verstanden habe).
Die Bergarbeiter nannte man hier Rallarfamilien und die ersten kamen aus der schwedischen Bergbaustadt Röros. Sie bauten unter englischem Management und Kapital das Kupfer ab. Heute ist das Bergwerk verfallen und man sieht nur noch eine Ruine unter alten Abraumhalden.
Interessant fand ich dieses Doppel-Verkehrszeichen: Ich war immer der Ansicht, dass es nur einVerkehrsschild mit einem Elch gab und das würde einfach „Vorsicht Wildwechsel“ bedeuten. Doch nein, es gibt eines für Elche und eines für Rentiere. Man lernt nie aus!
Die Straße von Alta nach Tromsö ist zwar auf der Landkarte mit einer grünen Linie hinterlegt, was normalerweise bedeutet, dass es sich um eine landschaftlich reizvolle Strecke handeln soll. Doch wie oft habe ich diese Markierung schon gesehen und mir wer weiß was Tolles darunter vorgestellt, und dann erwies sie sich nur als nett anzusehen mit viel Wald.
Was ich auf dieser Strecke jedoch gesehen habe, trotz schlechten Wetters, ist schon gewaltig. Schauen Sie selbst: Wie sieht sowas nur bei guten Wetter aus, wenn es schon bei solchem Wetter unwiderstehlich ist? So direkt am Wasser in einer „Hyttan“ wollte ich übernachten.
Doch da erlebte ich gleich mehrere Enttäuschungen: Die erste Möglichkeit hinter Sörstraumen war ausgebucht (das habe ich bisher noch nie auf dieser Reise erlebt), die nächsten beiden (oder waren es sogar drei?) waren so primitiv, dass ich dankend abgelehnt habe. Dann wollte ich in meiner Not schon ein Hotel aufsuchen, doch das erste war mit zwei Bussen voll und das zweite wollte 900 Kronen für ein Einzelzimmer haben(!). Endlich habe ich dann doch noch genau das gefunden, was ich gesucht habe. Diese Hütte hier: Das „Djupvik Overnatting“ in Djupvik.
Man hat einen phantastischen Blick auf den Lyngenfjord und die dahinter liegenden Berge, die alle weit über 1.000 m hoch und noch voller Schnee sind. Teilweise geht er noch bis hinunter and den Fjord. Man fühlt sich wie mitten im Hochgebirge an einem sehr goßen See, oder besser ausgedrückt: in einer der für mich bisher schönsten Gegenden Norwegens! Daher nur ein paar Fotos:
So ungefähr sieht das Panoramabild aus, das sich mir bietet. (Kleine Überschneidungen, dafür soll es ein Bearbeitungsprogramm geben).
Und das habe ich nicht nur vor Augen, sondern auch vor, zu verspeisen! Es ist zwar ziemlich kühl draußen (ich schätze 8° Celsius), doch mit dickem Pullover und einer Jacke darüber muss man diesen Blick einfach mit genießen.(Die Wildblumen habe ich vor der Hütte gepflückt. Man hat ja schließlich Stil!)
So endet schließlich ein Tag, der trübe und enttäuschend begonnen hatte, doch noch sehr versöhnlich. Und jetzt ist es fast Mitternacht, ich sitze immer noch am Fenster und kann ohne elektrischem Licht schreiben, auch wenn ich immer noch nicht weiß, wie es aussieht, wenn die Sonne um diese Nachtzeit nicht untergehen will. Ob ich das wohl je erleben werde? Ich glaube nicht.
11. Etappe: Auf der Traumstraße E 6 nach Tromsö
Donnerstag, der 24. Juni 2010
Die Wolken haben sich immer noch nicht verzogen und es sieht auch nicht danach aus, als ob sie es heute tun würden. Heute Abend könnte es besser werden, hatte mir meine Wirtin gestern Abend erzählt. Trotz des nicht so tollen Wetters habe ich mich hier an diesem wunderschönen Ort in dieser angenehmen Hütte sehr wohlgefühlt. Ins Gästebuch habe ich etwas überschwenglich folgendes geschrieben: „Nach langem Suchen fand ich endlich das, was ich gesucht habe: eine komfortable „Hütte“ mit Du/WC und einem Wahnsinnsblick über den Fjord auf die Berge. Wären nicht so viele Wolken gewesen, wäre ich womöglich ausgeflippt. Und wenn ich dann noch die Mitternachtssonne erlebt hätte, wer weiß, was dann passiert wäre…“
Meine Wirtin hatte mir noch erzählt, dass in Kürze ein deutsches Ehepaar kommen würde, das sechs Wochen bleiben wird und das schon seit 10 Jahren! Diese Leute kann ich sehr gut verstehen.
Das Wetter wusste nicht so recht, was es wollte. Meist beherrschten dicke Wolken die Szene, doch hin und wieder ließ sich auch mal ein blauer Fleck am Himmel sehen und wenn man gerade an der richtigen Stelle war, kriegte man auch den einen oder anderen Sonnenstrahl ab. Das stimmte zuversichtlich.
Da kommt doch schon einmal Freude auf, nach dem verregneten Nordkap-Tag gestern. Viele Berge haben zwar noch ihre Schlafmütze aufgesetzt, doch unten sind sie schon ohne (Wolken natürlich, was denn sonst?)
Ich bin ja so froh, die E 6 gewählt zu haben, denn man kann sie ohne Überteibung als eine der Traumstraßen dieser Welt bezeichnen.
Ich bin der E 6 praktisch von Alta bis Fauste gefolgt, und man kann sich an der fantastischen Natur gar nicht sattsehen. Alle fünf Minuten ein völlig anderes Bild. Zunächst entlang der Fjorde, dann durchs Gebirge und zum Schluß tut sich hinter jedem Tunnel und nahezu jeder Kurve eine völlig neue Welt auf. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich angehalten habe, um diese herrliche Landschaft zu fotografieren. Und irgendwie geben die Fotos auch nicht das wirklich das wieder, was man sieht, denn sie können ja immer nur Ausschnitte zeigen. Einige müssen Sie allerdings sehen, vielleicht, um selbst einmal diese Route zu fahren und zu erleben, vielleicht aber auch nur, damit Sie Freude an schönen Bildern aus Norwegen haben:
Der besondere Reiz dieser Reiseroute liegt vielleicht auch darin, dass man einmal unten am Fjord ist und sich dann wieder auf 300 bis 350 m Höhe wie in den Alpen auf 2.500 m Höhe zu befinden glaubt und das manchmal mit einem Zeittakt von nur 5 bis 10 Minuten. Das hatte mich schon auf früheren Norwegenreisen so fasziniert.
Viele Brücken überspannen die teilweise sehr engen Fjorde, doch einmal muss man die Fähre von Skarberget nach Bognes nehmen. Machmal sieht man auch, wie die Menschen früher gelebt haben oder wie sie heute leben, z. B. Narvik.
Narvik, die berühmte eisfreie Stadt nördlich des Polarkreises, war und ist eine wichtige Verschiffungsstation für das schwedische Eisenerz aus Kiruna. Daher wurde um sie auch während des 2. Weltkrieges bitter gekämpft und viele Denkmäler zeugen noch heute davon, wie tapfer und verlustreich sich die Norweger gegen uns Deutsche verteidigt haben. Was haben wir in Norwegen während des Krieges doch für schlimme Dinge getan, die man als Norweger sicherlich nicht so leicht vergessen kann. Daher finde ich es gut, dass man diese negativen Erinnerungen – auch für die Touristen aus Deutschland – in vielen Denkmälern festhält. Kriege haben noch nie zu etwas Gutem geführt, sondern nur viel Leid, Elend und Tote gekostet. Von den materiellen Schäden und den immateriellen Imageschäden gar nicht zu reden. Doch wenden wir uns lieber wieder der herrlichen Landschaft zu, das ist viel erfreulicher!
Hier eine Hütte zu haben, wäre doch sehr schön. Und so leben viele Norweger. Da kann schon Neid aufkommen. Wasser und schneebedeckte Berge in allen Varationen, das ist die E 6 zwischen Narvik und Fauske.
Und dann taucht plötzlich hinter einer Kurve so ein Monolit von Berg auf!
Noch ein paar Impressionen von der herrlichen Landschaft.
Wasserfälle gab es natürlich auch, nur kleiner. Und diese von Wasser in der Abendsonne glitzernde Felswand fand ich auch sehr reizvoll.
Heute bin ich auf dem Lunghöda Campingplatz gelandet, der die Chance bietet, die Mitternachtssonne zu erleben. Link sehen Sie meine bescheidene Hütte mit meinem Volvo davor, und hier der freie Blick nach Norden. Es müsste also klappen, denn das Wetter spielt mit.
So sah es um 23:00 Uhr in Nord-Nord-West … … und so auf der gegenüberliegenden Seite aus. So sah es halb 12 aus. Da hat sie sich hinterm Berg verkrochen. Es sollte wohl nicht sein! Also ganz hat es auch hier nicht geklappt, die Berge sind immer noch zu hoch oder der Campingplatz liegt falsch. Ich hätte mir als Campinplatzbetreiber einen Platz genau nach den Kriterien für einen Mittsommernachtsblick ausgesucht und damit auch mein gesamtes Marketing betrieben. Ich hätte sichererlich den bestbesuchtesten Platz in ganz Norwegen!
Jetzt werde ich wohl oder übel ins Bett gehen müssen und vielleicht wache ich ja gegen 2 Uhr auf, denn dann könnte die Sonne den Platz erreicht haben, den ich für Norden angesehen habe. Mal sehen.
Freitag, der 25. Juni 2010
Nein, ich bin nicht um 2:00 Uhr aufgewacht und habe somit auch nicht die Nachmitternachtssonne gesehen.
Wenn ich den alten Beamtenwitz über „immer diese Entscheidungen“ zum Besten geben wollte, müsste ich es jetzt tun, denn ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Während gestern Abend das Wetter noch gut war und ich beinahe die Mittsommernachtssonne gesehen hätte, hat es in der Nacht dann geregnet und heute Morgen sieht es so aus:
Fahr ich nun entlang der Küste auf der Reichsstraße 17 oder lieber gen Osten hinein nach Schweden. Beides würde mich reizen aber da ich mich nicht zweiteilen kann, muss ich mich für eines entscheiden. Dabei sind sowohl im Westen wie auch im Osten einige Wolkenlücken zu erkennen. Soll ich etwa eine Münze werfen?
(Manchmal könnte einen der heilige Zorn packen, wenn man nämlich schon alles vom heutigen Tag – oder zunmindest einen großen Teil – geschrieben hat und dann versagt plötzlich WORD! Man muss alles noch einmal schreiben, doch wer kann das schon , wie man es beim ersten Mal geschrieben hat. Also ein erneuter Versuch.)
12. Etappe: Die Reichsstraße 17 (noch eine Traumstraße)
Ich war also bei der Frage stehen geblieben, ob ich nun eine Münze werfen sollte, um zu entscheiden, ob ich die Reichsstraße 17 oder in Richtung Schweden fahren sollte.
Ich habe keine Münze geworfen, sondern auf dem Weg vom Campingplatz zur Hauptstraße kam mir in Erinnerung, irgendwo gelesen zu haben, dass die Reichstrasse 17 eine sehr schöne Küstenstraße sein sollte. Also habe ich diesen Weg genommen. Und das war kein Fehler. Im Gegenteil: Ich habe eine der schönsten Routen kennengelernt, die ich je befahren habe.
War ich schon gestern kurz davor, vor Begeisterung auszuflippen, weil die Route von Alta nach Fauske so schön ist und mich nur die noch über den Berggipfeln hängenden Wolken daran gehindert haben auszuflippen, bin ich auf der 17 nicht umhin gekommen, alle paar Minuten anzuhalten, um die Schönheiten der verschiedenen und nach jeder Kurve anders aussehenden Landschaften in mich aufzunehmen und zu fotografieren.
Wenn man den Highway 1 in den USA, den ich ja letztes Jahr auf meiner Reise „Nordwärts nach Oregon“ erneut lieben gelernt habe, zur „Traumstraße der Welt“ gemacht hat, dann sollte man diese beiden Routen mit Sicherheit auch zu den Traumstraßen der Welt zählen.
Es beginnt schon kurz hinter Fauske mit diesem herrlichen Blick über den Skerstadfjord. Kein Wind, so dass sich die gegenüberliegenden Berge im Wasser spiegeln. Und die Wolkendecke lichtet sich!
Bevor ich Ihnen die unendliche Schönheit in Bildern vorstelle, noch ein kleiner Hinweis, den ich eigentlich schon viel früher hätte geben sollen, doch nie dazu gekommen bin, ihn im Bild festzuhalten.
An verschiedenen Stellen des Landes sieht man dieses Schild und als ich es zum ersten Mal sah, dachte ich an eine automatische Radarfalle und blickte ängstlich auf meinen Tachostand, ob ich auch ja nicht zu schnell gefahren bin (denn das kann nihct nur in Norwegen, sondern in ganz Skandinavien sehr teuer werden), doch zum Glück war dem nicht so. Etwa einen Kilometer später kommt dann eine Info-Tafel, auf der draufsteht, was es damit auf sich hat: Es ist eine automatische Mauterfassung! Wenn man sich also schlecht auf die Norwegenreise vorbereitet hat (so wie ich offensichtlich), dann hat man vorher nicht unter www.veipackesalten.no nachgeschaut und sich keinen Vertrag schicken lassen, damit man einen AutoPASS-Vertrag abschließen und einen AutoPASS Chip erhalten kann. Wer das also nicht gemacht hat, wird – wie ich – in Kürze wohl eine Rechnung per Post bekommen, die dann sofort zu zahlen ist, will man sich in Norwegen beim nächsten Besuch nicht als persona non grata ins Abseits stellen lassen. Nun, da bin ich ja mal gespannt, was da so auf mich zukommen wird. (Inzwischen ist auch eine Rechnung gekommen, doch ich brauchte nur 5,50 € für die vielen Mautstrecken zu zahlen.)
Doch nun zurück zur Reichsstraße 17, zu erkennen an diesem Zeichen.
Sie beginnt kurz vor Bodö gleich mit einer Weltsensation: Der größte Mahlstrom der Welt! Er wird von einer riesigen Brücke überspannt und bietet einen herrlichen Blick über die Berge. Laut Infotafel sollen hier täglich alle 6 Stunden bei Ebbe bzw. bei Flut 400 Mio. cbm Wasser hinein- und hinausströmen und das auf einer Breite von nur 150 m und einer Tiefe von 50 Metern. Diese Mengen kann ich mir bildlich nicht vorstellen, doch machte der Strom einen friedlichen Eindruck auf mich, ganz anders, als beim Storforsen in Schweden, in dem pro Sekunde bis zu 850 cbm hinunterschiessen sollen. Der tobte ganz anders. So, nun kann es sein, dass ich gerade zu Beginn der Flut angekommen bin und es gerade anfängt wieder in die andere Richtung zu fließen, oder gerade das Ende der Tidezeit da war, wo der Strom langsam nachlässt. Er war auf jeden Fall ganz nett anzusehen.
Nicht ganz so nett anzusehen war für mich allerdings dieser Angler, den ich – wie alle Angler auf dieser Welt – nach wie vor „Hobbykiller“ nenne, denn sie angeln nicht, um sich davon zu ernähren, wie z. B. die Samen oder andere Naturvölker, sondern nur aus Spaß an der Freud um Fische zu töten. Als Hobby versteht sich! Manche nennen sich sogar „Sport-Angler“! Mord als Sport könnte man dazu auch sagen. Doch darüber hatte ich mich ja schon an früherer Stelle ausgelassen. Sorry! Zum Glück war er nicht erfolgreich und verließ nach wenigen Minuten seinen „Sportplatz“.
Dagegen fand ich sehr viel interessanter und ich hatte auch das Gefühl, es als einziger gesehen zu haben, das: Da trieb doch plötzlich etwas den Mahlstrom hinab und beim näheren Hinsehen und Heranzoomen mit der Kamera sah ich, dass es eine Entenfamilie mit vier kleinen Küken war, die hier im Gegenwirbel nach Futter suchte! Früh übt sich, wer ein Meister werden will, kann ich da nur erstaunt sagen!
Und jetzt möchte ich Ihnen als Bildfolge und ohne großen Kommentar einfach ein paar Eindrücke übermitteln, die ich auf der Weiterfahrt mit großer Begeisterung und laufendem „Gott ist das schön“ oder „Juhuu“- oder „Wauooo“-Ausrufen begleitet habe: Praktisch hinter jeder Kurve und besonders nach jedem Tunnel ein völlig neues Panorama, so dass man einfach aussteigen und fotografieren muss.
Bei diesen beiden Bildern sieht man schon wieder Wolken aufziehen, die das Bild natürlich erheblich eintrüben.
Kurz vor einem der vielen Tunnel, die man auf der 17 durchfährt machte ich an einem Wasserfall halt. Hier sieht er noch ganz harmlos aus, wobei allerdings interessant war zu sehen, wie das Wasser im Laufe von – wer weiss wieviel Jahrhunderten – den Stein abgeschliffen hat. Da man auf einem kleinen Pfad hinunterklettern konnte, wollte ich mal nachschauen, wie er denn wirklich aussieht, denn von oben war nur ein Donnern zu hören. Nun ja, das sieht schon ganz anders aus. Doch wohin fällt das Wasser? Das war nicht zu erkennen. Bis ich dann das sah: In ein riesiges Loch!
Das machte mich noch neugieriger und ich betrat die Fläche daneben und sah, dass es noch ein zweites Loch gab, das allerdings trocken war. Hier gibt es also einen Wasserfall, der ZWEI Löcher hat, die in einen Abgrund führen, wobei nicht zu erkennen ist, wohin. Ist das der Schlund der Hölle? Irgendwie kribbelte es mir im Magen, als ich das sah und habe mich schnell wieder auf sichereres Gelände begeben.
Diese herrliche Pflanze hat mich vom Höllenschrecken erlöst!
Wie Bilder plötzlich trübe aussehen, wenn die Sonne nicht mehr mitspielt, sieht man besonders an diesen Bildern. Selbst der 2. größte Gletscher Norwegens, der Svatisengletscher ist auf den Bildern kaum zu erkennen. Man muss das Bild schon stark vergrößern, um ihn überhaupt richtig zu erkennen, den Engabren.
Auch der benachbarte Gletscher ist erst durchs Heranzoomen besser zu erkennen.
Dabei ist es eine wirklich bezaubernde Landschaft, die nur durch das trübe Wetter etwas von ihrem Zauber verliert.
Auf der Route 17 gibt es zwei Fähren und es kann schon passieren, dass die kleinere nach Akskaroert überfüllt ist und man auf die nächste warten muss (wie es mir passiert ist). Doch wer diese Strecke wählt, darf sowieso nicht in Eile sein, denn man nutzt sie ja nicht, um dringende Termine zu erledigen, sondern um ihre Schönheiten zu erleben und zu genießen. Von Jektvik nach Kilboghamn
Immer wenn ich die Fähren in Norwegen bestiegen habe und mit ihnen durch die Fjorde fuhr, dann dachte ich meistens an die Hurtigruten, die ja ähnlich schöne Strecken bereisen. Doch auf der Hurtigroute sehe ich das Land ja nur vom Wasser aus.
Oder ich fahre mit einem dieser Traumschiffe, wie ich sie in Olden, in Geiranger oder auch in Honningsväg gesehen habe, und nutze einen Stopp, um in einen dieser Touristenbusse zu klettern, der mich mit anderen Massen dann zu einem Highlight, sprich einer Sehenswürdigkeit voller Souvenirläden bringt. Muss nicht sein!
Aber wenn ich mit dem Auto, einem Campingwagen oder auch dem Mobilhome oder mit dem Motorrad und – was ich ganz beeindruckend fand – gar mit dem Fahrrad dieses Land bereise, habe ich Beides: Ich erlebe es vom Wasser her und vom Land! Daher habe ich bisher auch keine Hurtigroute gebucht, denn ich habe immer die Angst, die schönsten Eindrücke zu verpassen, wie z. B. diese hier, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielt (auf der Hurtigroute aber auch nicht!):
Beeindruckende Berge, stille Fjorde, tolle Aussichtspunkte und tosende Wasserfälle ohne Ende!
Von solchen Bildern ganz zu schweigen: Der Austernfischer mochte fotografiert werden und stellte sich in Positur, der Strandläufer (war glaube ich einer) jedoch nicht. Er rannte schnell davon, als er mich sah. (Daher ist die Aufnahme auch etwas verschwommen.)
13. Etappe: Mittel-Schweden
Da nicht zu erwarten war, dass sich das Wetter bessern würde, bin ich nur die erste Hälfte der Reichsstraße 17 gefahren, zumal die zweite bis nach Steinkjer mindestens noch eine Tagesreise (wenn nicht mehr) in Anspruch genommen hätte, zumal auch noch einige Fähren dazwischen liegen. Ich bin also nach Mo I Rana abgebogen, um von dort nach Schweden zu reisen, so dass ich dann auch diese Ecke Nordschwedens kennenlernen würde und somit auch meine Entscheidung von heute Morgen richtig war, da ich auf diese Art und Weise beide Seiten erleben konnte.
Ob diese zweite Entscheidung jedoch richtig war, weiß ich inzwischen nicht mehr, denn ich habe keine Ahnung, wie sich das Wetter an der Küste weiter entwickelt hat. Kam die Sonne wieder durch oder regnete es weiter? In Mo I Rana fing es jedenfalls schon an zu regnen und je höher ich ins Gebirge kam, umso stärker wurde er. Ja, sogar ein Gewitter kam auf.
Als ich dann dieses Gasthaus sah, man sagt hier ja Fjellstue dazu, bin ich kurzerhand geblieben. Und habe es nicht bereut.
Das Zimmer des Sänninggarden war zwar sehr einfach und nur mit kalt-und-warm Wasser ausgestattet, doch das Essen war köstlich. Ich habe nur diesen Vorspeisenteller vom Buffet genommen, mehr Hunger hatte ich nicht. Sehr delikat!
Sonnabend, der 26. Juni 2010
Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass sich das Wetter kaum gebessert hat. Es regnet zwar nicht mehr, doch toll kann man es nun wirklich nicht nennen, denn man sieht kaum etwas von der Schönheit der Bergwelt.
(Inzwischen ist mir das Word-Programm schon wieder abgeschmiert, weil Windows ein Update vorgenommen hat. Doch zum Glück war das meiste schon zwischengespeichert worden, so dass ich nur einen Teil neu schreiben musste. Schei….benhonig!)
Um 11:00 Uhr fuhr ich endlich los, nachdem ich meinen gestrigen Tag mit doppeltem Zeitaufwand in den Laptop gebracht hatte. Es regnete hin und wieder, wir hatten auf 500 Meter Höhe nur 5 – 6 Grad und man kann nicht sagen, dass es ein Vergnügen war, bei einem solchen Wetter zu fahren.
Das einzige Vergnügen bereiteten mir die Wasserfälle, die zwar nicht so spektakulär wie manche in Norwegen waren, die jedoch dennoch ihren Reiz hatten.
Zunächst der Systerbäken…
…und dann der Jovattsan.
Eigentlich eine wunderschöne und friedliche Landschaft, doch wenn keine Sonne scheint, wirkt alles irgendwie trauriger. Besonders wenn es dann noch hin und wieder von oben herabtröpfelt.
Da bleibt manchmal wirklich nur, sich an den Blumen und Mini-Tannenbäumen zu erfreuen
Eigentlich passiert mir das so gut wie nie, doch heute war es so. Irgendwie fühlte ich mich auf der gewählten Route nicht so wohl. Dazu kam noch das nicht besonders erfreuliche Wetter und dann muss man ja auch sagen, die Landschaft ist nicht so abwechslungsreich, wie das, was ich die letzten beiden Tage erlebt habe. Da wird man beim Fahren schnell müde, denn es wird eintönig und das schläfert leicht ein. Also habe ich einen Parkplatz aufgesucht und ein kleines Nickerchen gemacht. Danach habe ich dann einen Entschluss gefasst: ich kehre um und fahre eine andere Route in Richtung Norwegen. Sorry, liebes Schweden, doch das ist als wenn man täglich den wunderbaren Lachs isst, nur nach dem dritten oder vierten Tag mag man ihn nicht mehr. Doch keine Angst, ich habe Schweden noch längst nicht verlassen, denn es ist gar nicht so einfach, von Ost nach West zu reisen, denn Querverbindungen zwischen Schweden und Norwegen gibt es nur sehr wenige.
So bin ich denn in Forsmark von der E 12 abgebogen und über z. T. nicht asphaltierte Straßen zunächst südlich und dann ab Stalonäset westlich. Eine Bemerkung zu diesen nicht asphaltierten Straßen möchte ich noch loswerden, denn sie sind nicht ganz ungefährlich, zumindest diese nicht. Sie hatte eigentlich nur eine Fahrspur, die glatt und ohne Probleme zu befahren war. Und das reicht auch, solange kein Auto entgegenkommt. Doch das passiert – zwar nicht oft – auch auf diesen wenig befahrenen Strecken und dann muss man höllisch aufpassen: Links und rechts von dieser Fahrspur ist zwar viel Platz vorhanden, doch der ist voller losem Kies. Und wer da nicht aufpasst, gerade in einer Kurve ist oder sogar bremsen muss, fliegt schnell aus der Bahn. Das ist dann wie auf einer Eisbahn zu fahren! Daher war ich froh, als sie zu Ende war und danach habe sofort in mein Navi eingegeben, dass es keine unbefestigten Strecken mehr auswählen soll (hat es zwar nicht getan, doch bin ich vorsichtig geworden).
Diese geänderte Route war viel interessanter, als die E 12. Zunächst verläuft sie an einem breiten Fluss entlang, der vielfach Seencharakter annimmt, dann kommt dieser herrliche Wasserfall, der Trappstegsforsen.
Spektakulärer ist er schon der „Treppenstufen-Wasserfall“, der tatsächlich wie eine Treppe aussieht, auf der zu viel Wasser herunterläuft.
Danach steigt die Straße immer mehr an und man landet schließlich auf 876 Meter Höhe im baumlosen Hochgebirge. Immer wieder dieselbe Frage: Wie schön das wohl aussehen würde, wenn keine Wolken da wären?
Auf der Weiterfahrt kommt man an einem Schild vorbei, auf dem steht: Gausta Fallet. Ist das nun auch ein Wasserfall – der letzte hieß ja Forsen – oder was ist das? Neugierig wie ich nun mal bin, bin ich also ausgestiegen und hingelaufen. Und da sah ich dann dies: So beginnt er… …und so stürzt er hinab Hier noch einmal als nahezu ganzer Wasserfall… …und hier etwas vergrößert, um die Wucht zu zeigen, die er in sich hat.
Und was hat gleich nebenan im letzten Jahr gebrütet? Und hier machen sich´s die Menschen bequem (wenn besseres Wetter herrscht!)
Und hier noch einmal zum Abgewöhnen: so sieht er oben aus und so gräbt er sich weiter seine Bahn.
Ja, das war schon etwas anderes als nur durch die ewigen Wälder zu fahren, hin und wieder einen See zu sehen und immer wieder den Regen zu erleben, auch wenn´s nicht permanent geregnet hat.
Und schon wieder kommt ein Wasserfall daher, an dem ich halten musste, um ihn zu fotografieren. Doch hier – fragen Sie mich nicht, wie er heißt – hat mich cleveres Marketing für Wander erwischt: Von diesem Wasserfall führt nämlich ein Wanderweg zur „Korallgrotten“. Ich habe mir mit meinem schlechten Schwedisch darunter eine Kristall-Grotte vorgestellt und da mich Kristalle schon immer fasziniert haben, habe mich aufgemacht und bin die vier (!) Kilometer zur Grotte gelaufen! Immer nur auf solchen Holzpfaden… …bis ich endlich da war.
Doch was war es? Eine Grotte mit einem netten 10 m hohen Wasserfällchen (wenn es nicht 6° kalt wäre sondern 30°, hätte man sich schön abduschen können), doch von Kristallen keine Spur. Und tiefer hinein in die Grotte geht es nur mit Begleitung, für die man sich vorher irgendwo telefonisch anmelden muss. Nun hatte ich gehofft, mir wenigstens ein paar Kristalle anzusehen (wenn auch nicht die Taschen vollstopfen können!), doch wenn man sich nicht genau vorher schlau macht, wird man es halt erst hinterher: Korall heißt nicht Kristall sondern Koralle, wie ich auf der Info-Tafel in einer nahegelegenen Hütte schließlich lesen konnte! Ich konnte mich nur an den Kopf fassen, dass ich Korall nicht von Kristall unterscheiden konnte! (Und wenn ich mir auf dem Parkplatz vorher die Infotafel angesehen hätte – ich hatte sie gar nicht gesehen, erst als ich wieder zurück war – dann hätte ich mir diese Enttäuschung sicherlich erspart.) Doch so bin ich zumindest einmal über acht Kilometer gewandert! Habe zwar auch ein paar Tropfen Regen abbekommen, aber sonst war es o.k., und wer bereits fast 7.000 km im Auto gesessen hat, kann auch mal eine Wanderung gebrauchen.
So habe ich mich wieder einmal an schönen Pflanzen und Blumen erfreuen können.
Doch ganz ohne Info über diese Höhle möchte ich Sie doch nicht entlassen. Sie hat eine Länge von ca. fünf Kilometern und ist damit Schwedens größte Höhle. Sie enthält geschichtliche Ablagerungen (was immer das auch heißen mag oder was es sind?), die beweisen sollen, dass sie schon vor der Eiszeit vor ca. 70.000 Jahren entstanden sein soll. Jetzt sind Sie und ich wieder etwas schlauer geworden, oder?
Und heute übernachte ich in Gäddele im gleichnamigen Hotel und habe das „Mitsommernachtsmenü“ (was ein Buffet war) gegessen. Nicht so toll wie gestern Abend, doch schlecht war es auch nicht. Das Hotel liegt direkt am See und vom Zimmer aus habe ich freien Blick nach Norden. Ja, wenn das Glück es gut mit mir meint, lässt es heute Nacht die Sonne scheinen. Wir sind zwar schon südlich des Polarkreises, doch so genau werde ich es dann wohl auch nicht nehmen, wenn die Sonne ein paar Minuten die Augen zumachen wird. Doch so wie es im Moment aussieht, werden die Wolken wohl das Sagen behalten.
Sonntag, der 27. Juni 2010
Ich bin in der Nacht nicht einmal aufgewacht, doch auch am nächsten Morgen war der Himmel zum größten Teil bewölkt. Nur ein paar blaue Flecken ließen Besserung erwarten. Doch dann über Tag, welch ein Unterschied: Heute Morgen ist mir bei 6° und kühlem Nordwestwind eher nach einem doppelten Pullover zumute gewesen und heute Abend genieße ich bei 23° den wirklichen Schweden-Sommer! Natürlich bin ich gut 600 km südlich und das Wetter ist auch nicht mehr regnerisch, sondern sonnig, doch einen solchen Unterschied zu erleben, ist schon gewaltig.
Dabei fing alles ziemlich eintönig an. Wie schon gestern war die Landschaft ziemlich gleich: Birken und Tannen und hin und wieder ein See. Da gibt es keinen Anreiz, alle 5 Minuten aus dem Auto zu steigen, um interessante Fotos zu machen, sondern man fährt und fährt und fährt und ehe man sich versieht, fallen einem die Augen zu und die Gefahr, dass man einnickt ist sehr groß. Doch da kenne ich mich seit Jahrzehnten aus: Rechts ran auf einen Parkplatz. Den Sitz soweit wie möglich in eine liegende Stellung bringen und dann Augen zu. Ich schlafe nahezu immer sofort ein und nach ca. 10 bis 15 Minuten wache ich dann wieder auf und es kann erfrischt weitergehen.
Zum Glück wurde das Wetter besser und die Wolken verschwanden mehr und mehr.
Bei solchen endlosen Straßen wir man schnell müde und nickt ein.
Da es landschaftlich wenig Abwechslung gab, habe ich den Tag zu einem Kirchentag gemacht, was an einem Sonntag ja auch passend ist.
Das ist die Kirche in Alanäs… …und das die in Hammerdäl (leider beide geschlossen. Also sind auch in Schweden nicht alle Kirchen zur Besichtigung geöffnet!).
Nachdem sich die Wälder lichteten, war die Gegend später nicht mehr eintönig, wie diese Bilder zeigen: Blühende Wiesen an herrlichen Seen machen schon Spaß und lassen an einen Schwedenurlaub in einer Hütte mit Boot denken…
In Östersund wird im Baedeker das Freiluft- und Kulturmuseum empfohlen, doch das habe ich mir nur von außen angesehen, weil ich a) nicht so besonders für solche Museen zu begeistern bin (weil ich sie vielleicht nicht von innen gesehen und/oder Vorurteile habe) und b) zu geizig war, 110 Kronen zu bezahlen.
Daher habe ich nur ein Bild vom Rathaus gemacht und bin dann auf die Insel Frösö gefahren, denn dort war eine besondere Kirche auf der Landkarte eingetragen. Und das hat sich für mich gelohnt.
Eine schöne Kirche mit einem alten Glockenturm aus Holz auf dem höchsten Punkt der Insel… …mit einer bezaubernden Kanzel und einem nicht weniger schönen Altar.
Und von der Kirche aus hat man einen weiten Blick ins Land bis zu den – noch immer – Schneeresten auf den Bergen, die nur 500- 600 m hoch sind.
Der schwedische Sommer geht jedoch noch weiter, wie man hier sieht. Aufgenommen auf der anderen Seite der Insel Frösö.
14. Etappe: Auf ins Land der Dalarna-Pferdchen
Doch dann kommen auch wieder Landstraßen, die zum Einnicken auffordern. Mir ist das heute schon dreimal passiert. Bei ersten Mal hat mich die Kirche in Alanäs davor bewahrt, denn wenn man einmal ausgestiegen ist und sich etwas angesehen hat, wird man auch wieder munter. Beim zweiten Mal habe ich offensichtlich den Fehler gemacht, einen kleinen Seitenweg als eine Nebenstraße zu betrachten, dabei war es ein Privatweg zu einem Grundstück. Als ich so schön eingeschlummert war, klopfte es an meine Scheibe „This ist private land!“ belehrte mich die Eigentümerin. Peinlich! Und so fuhr ich weiter. Beim dritten Mal war es tatsächlich ein kleiner Nebenweg (zu einem illegalen Abfallplatz!), doch da konnte ich mein 10-Minuten-Nickerchen machen, ohne gestört zu werden.
Das Einnicken passiert natürlich nur auf solchen Straßen, die nie enden wollen und links und rechts nur eines zeigen: Bäume, Bäume, Bäume! Da bekommt man leicht einen Tunnelblick.
Das ist die Kirche von Viterhögdal, die gerade renoviert wurde, daher auch nur ein Innenfoto von der Orgel.
Älrös kann sich gleich zwei leisten, eine alte und eine neue, beide sehr schön anzusehen, von außen, wie von innen.
Gleich gegenüber der alten Kirche von Älrös befindet sich dieser historische Bauernhof.
Und das ist die Kirche von Sveg, leider geschlossen.
Damit Sie nicht nur Gotteshäuser erleben können, sondern auch Gottes freie Natur: Hier zwei Beispiele, die ich als typisch für Mittelschweden ansehe: Herrliche Seen und breite Stromschnellen.
Heute war nicht der Weg das Ziel, sondern Tällberg. Dieser Ort wirkt auf mich wie ein lebendes Museum, ja, die ganze Region um Tällberg am Siliansee ist für mich der Innbegriff des geschichtsbewussten Schwedens geworden. Von hier stammen auch die berühmten Dalarna-Pferdchen, die Schweden in aller Welt berühmt gemacht haben (wie die Lederhosen die Bayern und somit die Deutschen in aller Welt repräsentieren!). Hier wird auch noch sehr viel alte Volkskunst zelebriert, wie z. B. die „Spielmänner“. Das sind Sänger, die die alten Volkslieder zu – nahezu – jeder Feier in ihren alten Trachten vortragen. Unser damaliger schwedischer Romantik-Hotel Präsident war ein großer Fan von ihnen und dadurch habe auch ich sie kennen und schätzen gelernt.
Ein überdimensioniertes Dalarnapferdchen in Tällberg, das mal wieder etwas Farbe gebrauchen könnte… Mag sein, dass ich hier irgendwie vorbelastet bin, denn die Bewahrung der alten Traditionen habe ich – während meiner Romantik-Hotel Zeit – hier erleben dürfen. Somit wollte ich auch in einem ehemaligen Romantik Hotel übernachten, obgleich es zu meiner Zeit nicht das Hotel „Akerblads“, sondern „Tällbergs Garden“ Mitglied war.
Das „Akerblads“ von der Gartenseite gesehen… …und im Restaurant, in dem ich genießen konnte. Als Vorspeise eine kleine Portion Lachsforelle aus dem Siliansee… …und dann Lammrücken. Sehr gelungene Küchenkunst!
Leider habe ich von der Familie Akerblads niemand sprechen können, denn ein Teil der Familie war gerade bei einer nebenan stattfindenden Geburtstagsfeier und der andere Teil in Spanien in Urlaub. Dabei hätte ich so gerne mit ihnen gesprochen, zumal das alte Romantik-Emblem aus Holz, immer noch in einem der Gänge hing! Das weckte Erinnerungen…
Das alte Romantik-Holzemblem von meinem Vater gebastelt.
Nachdem ich dies nun alles geschrieben habe, blicke ich immer noch aus meinem Fenster gen Norden und die Sonne beginnt um kurz vor 22:00 Uhr langsam, im Nordwesten um die Ecke zu blicken. Halte ich es auch bis Mitternacht aus, um hier – viele hundert Kilometer südlich des Polarkreises – evtl. doch noch einen Hauch einer Mitternachtssonne erleben zu können? Die Chance, dass keine Wolke davor ist, ist sehr gut!
Montag, der 28. Jun. 2010
Nein, ich habe sie auch letzte Nacht nicht sehen können. Schade. Doch nun zum heutigen Morgen: Das Wetter sieht gut aus. Leichte Schleierbewölkung, doch damit kann ich gut leben (was bleibt mir auch anderes übrig?)
Da habe ich nun in einem der „Historic Hotels of Sweden“ gewohnt, das früher einmal zu den „Romantik Hotels“ gehört hat. Nun weil die Geschäftsleitung in Deutschland offensichtlich eine falsche Politik betrieben hat (um mich mal vorsichtig auszudrücken) und es zum Streit mit den skandinavischen Hoteliers gekommen ist, hat dies zu einem bedauerlichen Rückfall in nationales Denken und Handeln geführt. So gibt es jetzt „De Historiske“ in Norwegen, „The Historic Hotels of Sweden“ und „The Historic Hotels of Europe“. Der Vorsitzende der Vereinigung in Schweden rühmt sich in der gemeinsamen Broschüre noch als „Founder“ der Gruppe, dabei ist sie nach meiner Ansicht eine schwache Kopie der „Romantik Hotels“, nur dass die Kooperation jetzt weniger Mitglieder in Schweden hat, als vorher die „Romantik Hotels“ hatten. Profilneurose, kann man dazu nur sagen. Aber so ist das nun mal. Statt die gemeinsame Strategie zu verfolgen, sich über Ländergrenzen hinweg gegenüber internationalen Hotelketten zu profilieren, möchten sich die Präsidenten der einzelnen Länder lieber selbst profilieren. Das nenne ich Mauseloch-Denken, denn diese Hoteliers, die sich gerne mit dem Präsidenten-Titel schmücken, sehen nur ihr kleines Umfeld um ihr eigenes Hotel herum, und erkennen nicht, welche Marketingkraft die großen Hotelketten besitzen, denen man nur auf internationaler Ebene begegnen kann. Dass dadurch auch eine internationale Zusammenarbeit und somit sogar Freundschaften über Ländergrenzen hinweg entstehen können, habe ich selbst sehr positiv erleben können. (Man merkt vielleicht, dass es mich immer noch schmerzt, welche strategischen Fehler meine Nachfolger gemacht und vieles zerstört haben. Sorry)
Daher gehen wir lieber wieder zu den positiven Dingen über und erzählen von der Schönheit der Landschaft und dem historischen Verständnis seiner Bewohner für das Vergangene.
Das Hotel Akerblads in Tällbergen
So ist das „Akerblads“ das wohl beste Beispiel dafür, wie man den historischen Charakter eines Hauses erhalten kann, auch wenn man nicht mehr im 19. Jahrhundert lebt und man das Hotel nach und nach vergrößern musste bzw. konnte, um der gestiegenen Nachfrage und auch dem gestiegenen Komfortanspruch gerecht zu werden. Im Akerblads hat man wirklich das Gefühl, dass alle Teile alt sind.
Ich habe leider schon so oft andere Beispiele erlebt, wo die Historie durch Neu- und Anbauten so stark verdrängt wurde, dass eigentlich nicht mehr viel vom Alten übrig geblieben ist. Wenn ich das so sagen darf, ist es mir schon früher insbesondere in Norwegen – und wenn man so will auf dieser Reise z. B. in Henne in Dänemark – negativ aufgefallen. Eigentlich schade, denn es gibt keinen Grund, es zu tun, es sei denn, man nennt die Anpassung des Neuen an das Historische des Hauses „Historismus“! Diesen Ausdruck habe ich von meinem Bruder gelernt, der Architekt ist und in diesen Kreisen denkt man wohl so. Dabei denkt man natürlich nicht an das Wohlgefühl der Menschen, die darin übernachten oder Urlaub machen möchten, sondern nur an „die reine Lehre“! Für mich dagegen sind alle Endungen mit …ismus, wie Nationalsozialismus, Kommunismus, Islamismus, Katholizismus oder auch Historismus nur Schreibfehler, denn sie haben alle das zweite s am Ende vergessen, so dass die Endungen eigentlich immer …muss heißen sollten. Es muss so sein, weil – wer auch immer – es so will. Und das nenne ich Diktatur des Geistes!
So bin ich schnell wieder vom Positiven ins sehr Kritische übergeschwenkt, doch das passiert halt, wenn man mal darüber nachdenkt, warum manche Leute was so machen.
Daher schnell ein Blick von Tällberg über den Siliansee.
Über Leksand hatte ich gelesen, dass der Ort eine sehr schöne Kirche mit einem Zwiebelturm beherbergt und die wollte ich mir auch ansehen. Das war ein tolles Erlebnis!
Die quadratische Kirche mit dem separaten Glockentürm in völlig anderem Stil. Der herrliche Altar und die noch viel prunkvollere Kanzel…
…und nicht zuletzt die wundervolle Orgel.
Da kommt bei mir schon Freude auf, so etwas Schönes sehen und erleben zu können.
In Leksand gibt es auch noch das Munthes Hildasholm, das Axel Munte – der Leibarzt der schwedischen Königin Viktoria – von 1910 bis 11 für seine Frau Hilda als Sommerhaus gebaut hatte.
Außerdem findet man in Leksand das wohl größte Dalarnapferdchen in Schweden direkt vor der Kongresshalle.
Im Unterschied zu Nord- und Mittelschweden blühen in Dalarna auch Blumen am Straßenrand. Außer Lupinen und Blumen, die ich nicht kenne, auch wilde Erdbeeren! Leider waren sie noch nicht reif genug, damit ich sie essen konnte (voller Benzinabgase!)
Da das Wetter so schön war – bis zu 23° gegenüber nur 6° am Tag zuvor beim Losfahren, habe ich mein Versprechen gegenüber meinen netten Auto wahrgemacht: Eine gründliche Wäsche! Hat immerhin 149 Kronen gekostet. So teuer habe ich es noch nie waschen lassen! Aber er hat es auch verdient, denn nahezu 8.000 km ohne Probleme bisher, (die habe höchstens ich verursacht) ist ja auch eine stolze Leistung!
Da ich, wie jeder meiner begeisterten Leser (hoffentlich sind das alle) inzwischen weiß, bin ich kein Freund von vielbefahrenen Straßen und bevorzuge daher die Nebenstraßen. Und dabei komme ich doch südlich von Nas an einem Schild vorbei, das auf eine Sehenswürdigkeit hinweist, wo ich zu diesem Haus hingeführt werde:
Skansbackens Pensionat. Es steht zum Verkauf!
Können Sie sich vorstellen, was da in mir los war? Nur gut, dass ich bald 69 werde, nicht genügend Geld habe und kein Schwedisch kann, denn sonst hätte ich wieder einmal meinen ganzen Ehrgeiz hineingesetzt, um dieses Haus zu übernehmen und zum Erfolg zu bringen. (Ich glaube ich muss doch noch eine Milliardärin kennenlernen und über 100 Jahre alt werden und auch gesund bleiben, um alle solche irren Wünsche in Erfüllung bringen zu können.) Also Weiterfahren!
15. Etappe: Der Versuch, Alfred Nobel zu besuchen
Nach Grythüttan, einem kleinen Ort südlich von Hällefors. Ja, und das ist Grythyttans Gästgiveri von 1640 von außen und von innen.
Früher auch einmal ein Romantik Hotel und Mitglied bei „Relais & Châteaux“ und heute bei den „Historic Hotels of Europe“.
Es gehörte einst Carl-Jan Granquist, der einer der besten und bekanntesten „Wirte“ Schwedens war. Er hatte seine eigene Fernsehshow über Wein und Käse und war für mich ein absolutes Genie. Er war – und ist es wohl noch heute – absolut schwul, doch das sind nach meiner Ansicht die besten Gastgeber, denn sie vereinnen beides, dass Männliche und das Weibliche und sind daher als Gastgeber unschlagbar. Wie selbstbewusst er war, zeigt allein dieses Bild, das auch heute noch im Salon hängt:
„King Carl Jan“ wie ich ihn genannt habe, in historischer Uniform.
Obgleich ich früher schon mehrmals in Grythyttan war, habe ich immer nur das Hotel besucht, geschäftliche Besprechungen abgehalten und bin dann nach einem guten Essen, guten Getränken und gutem Schlaf am nächsten Morgen weitergereist. Nie habe ich registriert, dass Grythyttan eine zauberhafte Kirche hat und direkt an einem See liegt! (Und dann haben mich die Leute noch beneidet, ich hätte den schönsten Job der Welt. Hatte ich auch, doch vieles Schöne habe ich auch verpasst, was ich jetzt teilweise versuche, nachzuholen. Gegönnt, oder?)
1632 von Gustav II Adolf errichten lassen…
…mit einem wunderbaren Altar, einer herrlichen Kanzel
und der zauberhaften Orgel!
Da ich nichts im Magen hatte, und vor meinem Besuch in Grythyttan auch nichts essen wollte – hätte ja sein können, dass Carl-Jan mich zum Mittagessen eingeladen hätte, wenn er noch da gewesen wäre, und ich dann schlecht hätte sagen können, „Sorry, ich habe gerade einen Snack in einer Wurstbude eingenommen“ – fuhr ich also zum nächsten ICA-Laden und kaufte mir eine Paket Salzkekse und eine Packung Serranoschinken. Erst begann ich, dies im Auto beim Fahren so nebenbei zu essen, doch dann sagte ich mir: „Bist du bescheuert? Warum so nebenbei bei Fahren essen? Fahre doch einfach an einen See und genieße dein Mittagessen dort! Oder bist du so unter Zeitdruck, dass du dir das nicht leisten kannst!?“ Ja, so sprach ich zu mir und was antwortete mein Inneres? „Du hast völlig recht!“
Und da genieße ich meinen Serranoschinken mit den Keksen und einer kleinen Flasche Mineralwasser direkt am Torr-Vannen-See und beobachte dabei eine junge Schwedenfamilie, die den herrlichen Tag am Wasser verbringt.
In Karlskoga wollte ich mir eigentlich Informationen darüber abholen, ob hier die Karriere des Alfred Nobel mit seinem Dynamit begann – was offensichtlich der Fall war – doch wurde daraus nichts, denn: „Montags geschlossen“! Auch im Internet habe ich nichts gefunden, was meine Theorie bestätigt oder verwirft. Doch man muss ja nicht immer gleich aufgeben, wenn man direkt nichts findet. Wenn man aber über Bofors recherchiert, dann findet man sehr schnell, dass diese Rüstungsfirma hier ihren Sitz hatte und Alfred Nobel von 1894 bis zu seinem Tod 1896 Besitzer war. Heute gehört die Firma z. T. Saab und z. T. einer amerikanischen Gesellschaft. Daher das Museum in Karlskoga.
In Sjötorp sollte man unbedingt einen Abstecher von der Hauptstraße machen, um den Götakanal hautnah zu erleben, der von Göteborg quer durchs Land bis zur Ostsee führt.
16. Etappe: Steinzeit-Gräber
Und wenn man dann hinter Mariestad nicht auf der E 20 weiterfährt, sondern den Abstecher nach Killekulle (klingt toll, oder?) macht, sieht man auch blühende Rapsfelder (die ersten, die ich Schweden gesehen habe!) und auch ein ehemaliges Schloss bzw. Herrenhaus, das offenbar nicht mehr als Hotel erfolgreich war. (Nein, wollte ich nicht kaufen und betreiben!)
Ich habe auf dieser Abzweigung von der E 20 auch noch weitere Kirchen gesehen, mit manch schönen Eingangstoren, allerdings nicht alle waren (um diese Tageszeit) auch noch geöffnet.
Doch was mich etwas überrascht hat, waren die nachfolgenden uralten Gräber aus der Steinzeit, die nur so belanglos am Straßenrand angezeigt wurden und auf meiner Landkarte – wo vieles als „Insider TIPP“ benannt wird – nicht einmal erwähnt wird. Das stehen bei Härene an der vielbefahrenen E 20 diese alten Steinzeitgräber, die die größten in Schweden sein sollen! Und nur 1 – 2 Kilometer weiter diese Eisenzeitgräber, auf die nur ein kleines Schild direkt an der Abzweigung hinweist, so dass man nicht nur eine Vollbremsung sondern auf der vielbefahrenen Straße auch einen U-Turn machen muss, um dahin zu kommen. Das sind reale geschichtliche Hinweise und keine in Museen zusammengestellten. Das ist für mich interessant!
Kurz vor Göteborg wurde die E 20 vierspurig, was ich eigentlich ja vermeiden wollte, doch so bin ich auf der Suche nach einer weniger befahrenen Straße in einem Hotel gelandet, das früher einmal eine Baumwollfabrik war. Und das reizte mich natürlich, denn es ist immer interessant, zu sehen, was aus einem alten Fabrikgebäude geworden ist, wenn es zu einem Hotel umgebaut wurde. So auch das „Nyhavn“ in Kopenhagen, damals eines der ersten Lagerhäuser in Skandinavien, das zu einem Hotel umgebaut worden ist. Es war auch einmal Romantik Hotel.
Leider wurde hier meine heute Morgen geäußerte Theorie über Alt und Neu wieder einmal bestätigt. Ein tolles altes Gebäude, doch innen in der Halle und im Restaurant hätte ich gefroren, wenn nicht gerade 23° Grad Sommertemperatur herrschen würde. Das alles nennt sich dann selbst ein „Designerhotel mit Seele“! Typisch Werbefritzen, die solchen Schmarrn kreieren. Doch sorry: Da kommt mal wieder der „Romantiker“ in mir durch!
Die Zimmer finde ich dagegen einigermaßen gelungen, obwohl so richtig wohlfühlen ich mich darin auch nicht kann. Das ist wie ein Versprechen, das nicht eingehalten wird: Mit dem Äußeren wird der Mensch angesprochen und eine gewisse Erwartungshaltung in ihm ausgelöst, die dann im Inneren nicht erfüllt wird. Schein und Sein sind dann zwei völlig verschiedene Dinge. Die Enttäuschung ist also vorprogrammiert. Daher bin ich immer der Ansicht gewesen, dass es keine Kunst ist, Innen etwas völlig neues oder anderes zu installieren, als es von außen her erwartet werden könnte, es jedoch eine große Kunst ist, in ein altes Gebäude etwas zu installieren, dass mit dem Äußeren in einer gelungenen Harmonie steht und keine Enttäuschungen hervorruft. Doch diese Kunst beherrschen nicht viele Designer. Sie installieren in das Innere einfach ihren Stil und zwar in jede äußere Hülle. Leider.
Das Hotel Nääs Fabriker mit einer herrlichen Lage direkt am See Sävelängen vor den Toren von Göteborg.
Schöne moderne Zimmer ohne „Kuschelcharakter“ aber zugegeben sehr angenehm…
…mit einem sehr schön gestaltetem Bad, einem guten Essen und einem herrlichen Blick über den See.
Woran es lag, dass das Hotel und somit auch das Restaurant ziemlich leer waren, mag der liebe Gott wissen. Doch mehrere Gründe mag es geben: Ende Juni beginnt die Ferienzeit und dies ist in erster Linie eine Tagungs- und Businesshotel. Sich jedoch als „Gourmethotel“ zu bezeichnen und dann Hamburgers anzubieten, zeugt allerdings davon dass man Allen und Jedem gerecht werden möchte, also keine ausgesuchte Zielgruppe hat, und somit keine so richtig zufriedenstellen kann. Und dann kommt wohl auch mein Argument noch ins Spiel: Nicht alles, was einem Designer oder Architekten gefällt, gefällt auch einem Gast!
Welche Chance hat gerade in diesem Gebäude darin bestanden, die alten Webstühle oder -maschinen – wenn sie denn nicht alle vorher verschrottet worden sind – ins Restaurant und in die Halle einzubeziehen und dem Gast die Atmosphäre zu vermitteln, er würde in einer alten Baumwollfabrik speisen, was er ja in Wirklichkeit auch tut. Nur jetzt könnte er in San Franzisco oder Tokio in einer ähnlichen „Designer-Umgebung“ seine Mahlzeiten zu sich nehmen. „Today is Thursday, this must be Singapore if yesterday was Manila“ hat mir einmal ein erfahrener Flugkapitän gesagt. Wie recht er hatte! Eine unerhörte Chance vertan! Doch vielleicht haben die Leute, die hier das Sagen (und das Geld) haben, irgendwann ein Einsehen. Wir wollen es zu deren Gunsten hoffen!
Doch nun ist es schon wieder 1:00 Uhr geworden und ich bin erneut nicht dazu gekommen, mein Buch weiter zu lesen oder einen Film im Fernsehen anzusehen oder die Ergebnisse der Fußball-Weltmeisterschaft! Ich bin einfach zu busy!
Dienstag, der 29. Juni 2010
Der erste Blick gilt natürlich dem Wetter. Sieht das nicht gut aus? Blick aus dem Fenster im Hotel Nääs Fabriker über den Sävelängen See
Da ich gestern erfahren habe, dass mein evtl. Termin am 30. Juni NICHT stattfindet, brauche ich mir jetzt auch keine Zeitprobleme mehr machen, sondern kann ruhig noch einen oder zwei Tage für meine Heimfahrt einplanen. Da kommt Freude auf!
Unter der Dusche – Sie merken schon, ich dusche immer nur am Morgen – lernte ich erneut eine mir unbekannte Armatur kennen. Wieder so ein modernes und auch elegantes Ding, das man zuhause gerne benutzt, wenn man es einmal erläutert bekommen hat. Doch wer erläutert dem Gast in einem Hotel die Armatur, wenn er zum ersten Mal kommt? Niemand. Daher muss man immer erst ausprobieren, wie was sein soll und funktioniert. Dabei kann es schon mal passieren, dass man eine kalte oder auch eine heiße Dusche erwischt, zumal der Designer wieder einmal vergessen hat, Symbole anzubringen. Denken Sie nicht, dass ich was gegen Designer habe, doch ich habe etwas gegen Erfinder, die nicht an die Nutzer, sprich Hotelgäste denken.
Um 10 Uhr begann meine heutige Reise, wobei ich noch nicht wusste, wo sie enden würde. Noch in Schweden oder schon in Dänemark? Als erste Station besuchte ich das Nääs Schloss, in dem der Besitzer der Baumwollfabrik einmal gewohnt hat, nachdem er im Napoleonischen Krieg mit der Lieferung von Baumwolle an die Dänen – trotzt Blockade durch die Engländer- zu großem Reichtum gekommen ist. (Da sieht man mal wieder: Es gibt einige schlaue Menschen, die durch den Krieg reich werden, während die vielen Dummen sterben müssen!)
Da ich es nicht mag, mit dem Auto durch Städte zu fahren, denn a) bekommt man keine Parkplätze, um mal kurz anzuhalten und etwas zu fotografieren und b) ist es meistens ein gewisser Stress, da man sich nur auf den Verkehr konzentrieren muss und nicht auf die evtl. schönen Gebäude oder ähnliches. Also umfuhr ich Göteborg östlich und kam durch sehr hübsche Landschaften bei viel weniger Verkehr.
Hier eine alte Kirchenruine… …und dort ein See mit Seerosen, die mich zum Anhalten bewegten.
Die Leinenfabrik in Horred, die lt. Baedeker besonders sehenswert ist, habe ich zwar besucht, doch nichts gefunden, was mir sofort gefiel. Da hätte ich gerne einen Tischläufer für mich mitgenommen und ein nettes Mitbringsel für meine Schwiegertochter, die dafür sehr anfällig ist, ebenfalls.
So bin ich dann irgendwann in Varberg angekommen, der Stadt direkt am Kattegat, die mal schwedisch, dann wieder dänisch und dann wieder schwedisch wurde (und bis heute noch ist!).
Als erstes ist mir dieses Brückengebilde aufgefallen, das ich eher in einem englischen Seebad, aber niemals hier erwartet hätte!
Dann die alte Festung, die man eigentlich nur von Süden aus fotografieren kann, die aber einen tollen Blick auf die Stadt und das Meer bietet und somit nach allen Seiten hin gut zu verteidigen war, was ja auch der Sinn einer solchen Festung sein sollte.
Der Blick über das Meer, um die ankommenden Schiffe zu beobachten und die Kanonen (oder Fotoapparate) entsprechend auszurichten. Doch man sollte auch den Blick für die Blumen nicht verschließen … …wie auch nicht für die schöne Stadtkirche von Varberg…
…die innen schlicht aber wunderschön ist.
Ich will Ihnen nicht unbedingt nur Kirchen präsentieren, doch die in Morups und in Falkenberg finde ich schon sehenswert.
Was ich Dänemark sehr oft gesehen habe, ist dieses Margeritensymbol für besonders interessante Routen. In Schweden habe ich nur wenig davon gesehen. Warum eigentlich nur so wenige?
Wenn man solche Strecken fährt, sieht man plötzlich blühenden Wiesen (neben einer Trabrennbahn(!), oder diesen alten Bauernhof… …und gleich daneben diese uralte Eiche neben einem alten Wasserkraftwerk, das offensichtlich auch heute noch genutzt wird.
Oder man kommt an Don Quichotte und seiner Mühle (in Schweden!) vorbei, oder diesem Gräberfeld aus der Bronzezeit (beide nördlich von Laholm oder südlich von Halmstad).
Doch wenn man – oder ich – dann in der Nähe einer größeren Stadt wie Helsingborg in einen Verkehrsstau kommt, dann wirft man irgendwann doch die treuen Vorsätze über Bord und weicht auf die Autobahn aus, besonders, wenn es schon fast 17:00 Uhr geworden ist. Also rauf auf die E 6/E 20. Wenn man dann liest, dass es nur noch gut 100 km bis Malmö sind und ich eigentlich schon immer mal die gewaltige Sundbrücke von Malmö nach Kopenhagen kennenlernen wollte (und die ich auch für diese Reise geplant hatte), dann ignoriert man plötzlich die Ausfahrt nach Helsingborg und fährt weiter. Doch spätestens eine Ausfahrt später biegt man wieder von der Autobahn ab, denn das war es nur wirklich nicht das, was ich wollte: am vorletzten Tag nur noch Autobahn fahren! Also wieder runter von diesem Eintönigkeitsfahrweg und zurück nach Helsingborg.
Als wenn sie auf mich gewartet hätte: Ich kam noch gerade rechtzeitig, um als Zweitletzter auf die Fähre zukommen und ich war noch gar nicht ganz aus dem Auto ausgestiegen, da waren wir auch schon unterwegs.
Noch schnell einige Abschiedsfotos von Schweden: Die Klappe schließt sich und der letzte Blick auf Schweden bleibt in schöner Erinnerung!
18. Etappe: Seeland
Kaum dass ich diese letzten Schweden-Fotos gemacht und mir in der Cafeteria ein Reker-Brot (mein Lieblingsgericht in Skandinavien!) und einen Tee gekauft habe, muss ich auch schon den letzten Bissen hinunterschlingen und den noch sehr heißen Tee im Pappbecher mitnehmen, damit ich die Ausfahrt vom Schiff nicht verpasse. So schnell flitzt die Fähre über den Sund nach Hälsingör, der Hamlet-Stadt.
“Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.“ (Bekam für mich später eine ganz andere Bedeutung!)
Der Dom und das Kloster von Hälsingör. Hälsingör hatte ich früher auch noch nie besucht, weil ich immer nur von der Fähre auf- oder abgefahren bin. Da es schon nach 18:00 Uhr war: keine Chance mehr, sie auch von innen zu besichtigen. Muss wohl doch noch mal wieder hin, oder?
Doch das mit dem „To be or not to be“, das Shakespeare dem Hamlet in den Mund gelegt hat, bekam für mich die Bedeutung: „Have a pincode oder not a pincode!“ Denn in Skandinavien muss man eine PIN für seine Kreditkarte haben. Nur bisher hatte ich damit keine Probleme, denn die Hotels oder Tankstellen hatten immer einen Weg, es auch ohne PIN zu schaffen, auch wenn ich hin und wieder meinen Ausweis zeigen musste, damit man sicherstellen konnte, dass ich die Karte nicht geklaut hatte.
Doch hier ganz anders: An der ersten Tankstelle – mein Tacho zeigt nur noch Benzin für 50 km an und dieser Anzeige traue ich aus leidlicher Erfahrung nicht mehr so ganz, denn manchmal sind aus 50 km nach weniger als 10 gefahrenen Kilometern plötzlich nur noch 20 km geworden und da werde ich dann schon etwas nervöser – ging der Tankautomat nur mit PIN-Code. Aber 500 m weiter sei eine Tankstelle, meinte der Inhaber, an der man vielleicht auch ohne PIN bezahlen könne. Wunderbar. Ich fuhr also hin und tankte. Doch als ich bezahlen wollte, verlangte die junge Mitarbeiterin an der Theke meine PIN, die ich nicht hatte. Das geht nicht, meinte sie, ich müsste eine PIN haben. Aber ich hatte ja keine und an anderen Tankstellen bisher damit nie Probleme (Hatte ich auf der Hinreise in Dänemark nicht auch schon getankt?). Ja, dann müsste ich zur Bank gehen und Geld abheben, um in bar zu bezahlen, meinte sie. Sie wollte auch meine Telefonnummer (was hätte sie im Ernstfall, wenn ich betrügen wollte, schon damit anfangen können? Nichts!), und ich gab sie ihr. Ich ließ das Auto an der Tankstelle und marschierte zu nächsten Bank – der einzigen am Ort – und was sah ich da: „Out of Order“. Toll! Ich versuchte noch, eine weitere Bank in diesem Dorf (ich will den Namen lieber nicht nennen) zu finden, doch vergebens. Es gibt keine. Somit zurück zur Tankstelle und gefragt: was nun. Sie rief zum Glück ihren Chef an, der ihr in ausführlicher Form erläuterte, was sie zu machen hätte und plötzlich bekam ich meinen Kreditkartenbeleg zur Unterschrift und meine Kopie. Alles war gelaufen! Verstehen Sie jetzt meinen Hamlet-Ausspruch? „PIN oder no PIN, that´s the question!“ ist wohl (in Dänemark) die moderne Form, Hamlet zu zitieren!
Ganz ohne dänisches Geld konnte ich natürlich auch kein B & B oder eine private Zimmervermietung aufsuchen, denn die würden a) keine Kreditkarte akzeptieren und b) auch einen PIN-Code von mir haben wollen. Was blieb mir also übrig? Eine Bank zu finden, die einen Automaten hatte, der nicht „Out of order“ war. Sie werden es nicht glauben: auch im nächsten Ort hieß es an einem Bankautomaten: „Out of order“; sodass ich kaum einen Blick auf diesen Strand riskieren wollte bzw. mich länger damit aufhalten konnte, denn „Ohne Moos nix los“ klang mir in den Ohren!
Hier haben wir mit der Familie vor ca. 40 Jahren einmal Urlaub gemacht, doch mir ist nichts in Erinnerung geblieben! (Hallo Gedächtnis!)
Und hier, in diesem menschenleeren Örtchen Hälsinge (und das am 28. Juni, also eigentlich zur Hoch-Saisonzeit) habe ich endlich eine Bank gefunden, die nicht „Out of order“ war!
Und jetzt sitze ich hier in diesem netten Hotel, dem Skjalm Hvide Hotel in Slangerup (nördlich von Roskilde)…
…und genieße in dieser Atmosphäre… …diese Lammkoteletts. Sehr gut!
Am Nebentisch saßen noch zwei Herren, die ich unschwer als Holländer ausmachen konnte. Da ich nicht mitbekommen hatte, wie Holland bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika gespielt hatte, fragte ich die beiden. „2:1“ war die Antwort, „doch das nächste Spiel geht gegen Brasilien!“ „Die werden Sie schlagen!“ meinte ich nur und weiter: „Das Endspiel wird Holland gegen Deutschland heißen!“ Nun, wir werden sehen…
Und damit ist auch der vorletzte Tag meiner Skandinavienreise zu Ende und Morgen werde ich den Schlussakkord einleiten!
19. Etappe: Roskilde – Dom der Könige
Mittwoch, der 30. Juni 2010
Obwohl vom Wetterbericht ein tolles Wetter prognostiziert worden war, war es den ganzen Tag über in Dänemark bewölkt. Irgendwie passte das auch zu meiner Stimmung, denn wenn etwas zu Ende geht, ist man nicht gerade euphorisch und auf der anderen Seite sind drei Wochen auch voller toller Eindrücke, die man verarbeiten muss. Doch bevor ich zu einem Resümee komme, hier, was ich heute erlebt habe.
Auf jeden Fall wollte ich mir den Dom in Roskilde ansehen, in dem alle Könige und natürlich auch Königinnen Dänemarks gekrönt worden sind und auch – makaber wie es klingen mag – bestattet wurden.
Der Dom von außen ist schon imposant, doch von innen nicht weniger. So z.B. der Altar… …oder die vielen Sarkophage, in denen die toten Königinnen und Könige ruhen. Dies ist der offensichtlich wichtigste, der von Margrete I.
Doch auch die anderen Sarkophage, einer prächtiger als der andere, wirkten auf mich sehr eindrucksvoll. Wie wird wohl der Sarg der derzeitigen Königin Margret II. wohl aussehen, die hier auch einmal bestattet werden wird? Doch nicht nur die Grabdenkmäler wirken imposant, sondern auch die über einem Bogen angebrachte Orgel, habe ich so noch nie gesehen.
Natürlich kommen mir bei einem solchen Kirchenbesuch, der übrigens 25 Kronen Eintritt kostet, was sich aber lohnt auszugeben, auch komische Gedanken. Wenn ich jetzt schon als Königin oder König wüsste, auch ich werde hier irgendwann mal den Rest meines Daseins auf dieser Erde verbringen und vermodern, würde mir das gefallen? Mir nicht. Aber Königinnen und Könige, die das ganze Leben im goldenen Käfig leben und ständig unter Beobachtung stehen, denken da vielleicht ganz anders und freuen sich schon darauf, hier mal von Menschen aus aller Welt bestaunt und fotografiert zu werden.
20. Etappe: Heimreise über Fünen
Auf der Weiterfahrt habe ich mein Prinzip, nicht über die Autobahn zu fahren, erneut aufgeben müssen, denn über den Großen Belt kommt man nur über diese Brücke. Fähren gibt es nicht mehr.
Gerade flitzt die Eisenbahn an mir vorbei, die schneller aus 110 km/h fahren darf, und dann sehe ich die Brücke von der anderen Seite. Dabei fallen mir wieder die kleinen netten Dinge dieser Welt ins Auge, diese Blumen auf den sandigen Boden des Strandes.
In Indslev, einem kleinen Dorf hinter Odense – Sie merken schon, in der Hans-Christian Andersen-Stadt, habe ich keinen Halt eingelegt – wie vor vier Jahren auf meiner Rundreise um die Ostsee, sondern bin weitergefahren, um erst bei dieser typischen Kirche anzuhalten und ein Foto zu machen. Manchmal, wenn ich so durch Dänemark fahre, habe ich das Gefühl, hier hat nur ein einziger Architekt gewirkt, der für jede Kirche seine Lizenzgebühren kassiert hat. Sie sehen nahezu alle gleich aus. Dies ist eines seiner zahlreichen „Lizenznehmer“:
Immer in der Treppengiebelform und ganz in Weiß gehalten… …innen fast puritanisch schlicht, doch wunderschön.
Ganz in der Nähe wollte ich mir das im Baedeker gelobte „Flensted Mobiles“ in Brenderup ansehen, machte extra einen Umweg und fuhr zurück, doch gefunden habe ich: Nichts! Entweder bin ich zu doof, das Haus der Erfinder der „Mobiles“ zu finden, oder es gibt keine Hinweisschilder mehr. Dafür habe ich aber das gesehen:
Dieser schöne Vierkanthof, in dem man sogar Urlaub machen kann, oder diese Galerie… …oder dieses schöne Haus, das zu verkaufen war(!)… …oder dieser Stand, an dem ich mir Erdbeeren und Kartoffeln gekauft habe.
Eines muss ich noch erwähnen, bevor ich diesen Tag abschließe: Ich habe die ganze Zeit in Skandinavien nach einem Hersteller von Holzhäusern gesucht, aber nicht gefunden, um ein behindertengerechtes Senioren-Wohngebiet in Rendsburg auf die Beine stellen zu können. Ohne Erfolg. Erst als ich schon in Middelfart vorbei war, sah ich im linken Augenwinkel eine Ausstellung von Holzhäusern. Ich machte sofort einen U-Turn – oder eine Kehrtwendung wenn Sie so wollen – und schaute mir die Ausstellung an. Das war es, was ich die ganze Zeit gesucht hatte! Nicht alle Häuser waren geöffnet, doch in einem hatte ich Glück und konnte auch einen Katalog mit Preisliste mitnehmen. Den werde ich in den nächsten Tagen ausführlich studieren.
Als ich in Haderslev in einen Stau kam, beschloss ich erneut, auf die Autobahn zu wechseln, denn Staus mag ich nun schon mal gar nicht. So bin ich denn bis Schleswig auf der Autobahn heimwärts gesaust, um dann kurz vor 5 Uhr nachmittags zu Hause anzukommen. Nach 8.845 Kilometern!
Und was empfängt mich da? Fünf junge Schwalben oberhalb unserer Eingangstür. und heute Abend meine Terrasse, auf der ich diesen Bericht schreibe.
Soweit zu heute. Jetzt werde ich erst einmal schlafen gehen und dann in einigen Tagen ein Resümee schreiben, was ich so von der ganzen Reise gehalten habe.
PS: Jetzt kann ich auch wieder Sterne am Himmel sehen!
Ein kleines Resümee oder auch Epilog:
Skandinavien ist ein wunderbares Land und es ist ein Traum, es zu bereisen. Doch wie in so vielen schönen Gegenden auch: das Wetter spielt schon eine erhebliche Rolle, um die Schönheiten auch in vollen Zügen genießen zu können. Bei schlechtem Wetter wird alles eingetrübt und wenn man in Skandinavien reist, genügt manchmal schon eine Meereshöhe von unter 400 m und man ist nahezu mitten im Winter und das Mitte Juni!
Wenn man dann die Mittsommernacht sehen will, braucht man offensichtlich auch viel Glück, denn entweder sind Wolken oder Berge davor, so dass es offensichtlich nur wenige freie Stellen, wie das Nordkap gibt, wo dies möglich zu sein scheint. Wenn aber dann Nebel, Regen und Sturm herrschen, ist dies auch am Nordkap nicht möglich!
Dennoch: Skandinavien ist immer eine Reise wert und irgendwann werde ich es auch noch einmal schaffen, es im Winter mit dem Auto bei Schnee und Eis zu erleben, wie ich es auch schon zu meiner Romantik Hotel Zeit erleben konnte und vor wenigen Jahren mit dem Frachter bis ins Herz Schwedens.
Landschaftlich am eindrucksvollsten ist mit Sicherheit die Norwegische Küste. Nicht nur Fjord-Norwegen, sondern auch die Reichsstraße 17 bis hinauf zu Lofoten und ganz besonders auch diese Region.
Wunderbar lieblich finde ich dagegen Mittel- und Südschweden, während ich Dänemark nach wie vor sehr „hyggelig“ empfinde: einfach liebenswert.
Finnland habe ich wieder nur am Rande erlebt und kann daher wenig sagen. Das muss ich unbedingt noch nachholen.
Meine Vorbereitung, die auch Übernachtungen in „Hyttan“ eingeplant hatte, war richtig. Ich hätte sogar noch Kopfkissen und Bettdecke mitnehmen können, denn in einigen gab es nicht einmal dies. An manchen Plätzen hätte ich sogar Besteck gebrauchen können und manchmal sogar Pütt & Pann, denn es war gar nichts in der Hütte vorhanden.
Auch dass ich ausreichend Wein mitgenommen hatte – auch wenn ich es hoch verzollen musste – hat sich gelohnt, denn sonst ist Wein ausgesprochen teuer und nur in staatlichen „Systembolaget“-Läden zu bekommen.
In den „Hyttans“ habe ich teilweise sehr günstig gewohnt und in manchen Hotels – besonders in Utne – außergewöhnlich teuer übernachtet. In den Restaurants, in denen ich gegessen habe, hat es mir sehr gut gemundet (außer einem Negativbeispiel), auch zu – nach meiner Ansicht – akzeptablen Preisen.
Bezahlen konnte ich – bis auf die Ausnahme an der Tankstelle in Dänemark – überall mit Kreditkarte. Selbst in Supermärkten wäre dies kein Problem gewesen. Doch bei meiner nächsten Reise sollte ich mir vorher die PIN von meiner Kreditkartenfirma geben lassen, um solchen Reisestress zu vermeiden.
Damit endet meine Reise ins Land ohne Sterne – die habe ich wirklich erst wieder zuhause gesehen – und bin sehr froh, wieder einen wunderbaren Teil dieser Erde neu entdeckt und erneut kennen- und liebengelernt zu haben.
Ihr Single-Reisender
Jens Diekmann