Waren Sie schon einmal im eiskalten Oslo bei minus 21° und strahlendem Sonnenschein? Und das Ganze mit einer wunderbaren Schiffsreise mit der Colorline von Kiel als Kurzreise? Nein? Dann nichts wie hin! Nicht nur die Überfahrt auf diesen Luxuslinern ist ein unvergessliches Erlebnis, sondern auch die Stadtrundfahrt hinauf zum Holmenkollen mit Blick über die verschneite Stadt am Fjord und zum Vigeland-Park bleibt unvergesslich.
Kommen Sie mit auf eine Mini-Kreuzfahrt von Kiel nach Oslo im Winter 2010
Oslo im Winter mit der Color Line
Früher bin ich fast jeden Januar mit der Color-Line nach Oslo gefahren, da Anfang Januar immer die „Reiseliv“, die norwegische Reisemesse stattfindet. Ich habe sie jedes Mal sehr genossen, denn nicht nur die Schiffe waren ein Traum, sondern insbesondere auch immer wieder die Ein- und Ausfahrt durch den Oslofjord in die Hauptstadt Norwegens Oslo. Nur hatte ich damals keine Zeit, die wenigen Stunden, die das Schiff im Hafen bleibt, auszunutzen, um mir Oslo im Winter anzusehen, da ich ja die Messe besucht habe.
Im Sommer hatte ich Oslo schon oft besucht, denn wir hatten früher ja auch „Romantik Hotels“ in Norwegen, die ich seinerzeit akquiriert hatte. Die gibt es heute leider nicht mehr, d. h. die Hotels schon, doch sie sind nicht mehr dieser Kooperation angeschlossen. Schade.
Doch heute, die aktive „Manager-Zeit“ liegt hinter mir, reise ich noch genauso gerne, wobei ich mich nicht mehr um geschäftliche Dinge kümmern brauche, sondern es aus der Sicht eines Reiseschriftstellers tue und so dem Leser einen Eindruck von den Schönheiten und wohl auch angenehmen Seiten dieses Lebens vermitteln möchte.
Dabei will ich kein Buch über Glück und Glücklich sein schreiben, sondern meine Erlebnisse und Eindrücke schildern, wobei ich hin und wieder auch einige persönliche Bemerkungen machen möchte – auch wenn sie etwas satirisch oder selbstironisch sein mögen. Man möge mir dies nachsehen…
Kurzentschlossen, wie ich nun mal gerne verreise, hatte ich auf wetter.de gesehen, dass am 6. Januar 2010 herrliches Wetter in Oslo sein sollte und die Temperaturen bei minus 14 ° – gefühlte minus 20° – liegen sollten und die Fahrpreise mit der Color-Line im grünen Bereich, d. h. ganz besonders günstig liegen.
Am Tag vorher gebucht und damit keine langen Wartezeiten bis zum Beginn der Reise: Das liebe ich! Wer also genauso flexibel sein kann – und das dürften alle Menschen sein, die ein gewisses Alter erreicht haben, man kann auch Pensionäre dazu sagen – und sich nicht mehrere Wochen vorher auf eine solche Reise einstellen müssen (ich kenne auch solche Leute) sollten den Versuch wagen, zum Jahresbeginn, wenn die Weihnachtsferien vorbei sind und alle wieder zur Arbeit oder zur Schule müssen, eine Schiffsreise mit der Color-Line nach Oslo zu buchen. Natürlich auch zu anderen Nicht-Ferien- oder Faschingszeiten im Winter.
Früher waren die Schiffe „Kronpris Harald“ und „Prinzessin Ragnhild“ natürlich viel kleiner – vielleicht auch gemütlicher – doch die M/S Color Fantasy und M/S Color Magic sind mit ihren 224 m Länge und 15 Decks einfach gewaltig und das keinesfalls im negativen Sinne zu verstehen. Sie sind nicht nur sehr groß und überragen die Schiffe der Stena-Line um einiges, wie man hier sieht: Man könnte von der M/S Color Magic fast über die am anderen Ufer liegende Stenaline überweg spucken, soviel größer ist sie.
Sie sind auch wesentlich prunkvoller und wohl auch eleganter als die früheren Schiffe. Eine wunderschöne Kabine war meine eigene, die nicht mit den sonst üblichen Etagenbetten ausgestattet war, sondern mit einem sehr schönen Queensize Bett, wie man das im englischen so schön sagt. Warum gibt es für dieses Bett eigentlich keinen passenden deutschen Begriff? Wir sagen nur einfach 1,60er Bett. Wie fade! Ich würde es lieber „Kuschelbett“ nennen, denn für Verliebte ist es ideal und wer nicht mehr ganz so verliebt ist, kann ja auch Rücken an Rücken kuscheln. Als Alleinreisender hat man natürlich ein herrliches Lotterlager, auf dem man sich so richtig breit machen kann.
Meine Kuschelkabine und die dazugehörige Duschkabine.
Das erste, was man macht, wenn man bzw. ich auf ein Schiff kommt und die Sachen in die Kabine gebracht habe, ist natürlich hinauf aufs Oberdeck, um das Ablegen des Schiffes zu beobachten. Dabei kommt man auf den Treppen immer an – nach meiner Ansicht – herrlichen Grafiken, Bildern und Kunstobjekten vorbei:
Bei leichtem Schneetreiben und halb nebeligem Wetter war ich so richtig motoviert, ins sonnige Oslo zu fahren.
Pünktlich wie die Maurer legte die M/S Color Magic um 14:00 Uhr vom Kai ab, natürlich nicht ohne ihre ohrenbetäubende Schiffsirene zur betätigen, die man auf dem 13. Deck natürlich voll auf die Ohren bekommt. Nun geht´s los und ob Sie es mir glauben oder nicht: ich bin immer wieder kribbelig und nervös, wenn ich diesen Augenblick erleben kann! Sobald ich eine Schiffreise beginne, beginnt ein herrliches Gefühl in mir. Kennen Sie das auch? Wenn nicht, kann ich Sie nur bedauern.
Kiel mit Blick auf die Innenstadt … …und die Werft
Da die Ufer zu beiden Seiten durch das Schneetreiben und den leichten Nebel nur schwer auszumachen sind, habe ich – nachdem die Gebäude der Landesregierung und des Kieler Yachtclubs auf der einen und die Werften auf der anderen Seite vorbei waren – den Gang ins Innere des Cruiseliners getan.
Wenn man das Glitzern der mehrgeschossigen Mall oder wie man die Passage im Innern des Schiffes auch immer bezeichnen mag, sie strahlt schon einen Hauch von Glamour und Luxus aus. Ich war zwar nicht auf der „Titanic“ (zum Glück), doch viel eleganter und luxuriöser kann es da auch nicht gewesen sein.
Die „Flaniermeile“ der M/S Color Magic mit Shops und Restaurants
Da ich außer dem Abendbuffet auch ein Lunchbuffet-Gutschein hatte und merkte, dass mein karges Frühstück inzwischen eine gewisse Leere in meinem Magen hatte entstehen lassen und dieser sich durch Geräusche entsprechend bemerkbar machte, ging ich in das Restaurant „Grand Buffet“ – obgleich ich dies heute Abend noch einmal besuchen würde.
Obwohl nur wenige Gäste da waren, war das Buffet doch reichlich bestückt, so dass ich es nur z. T. fotografiert habe und noch weniger davon genießen konnte.
Eine sehr große Auswahl am Buffet: Ich habe fast nur die leckeren Fischvorspeisen und etwas Roastbeef gegessen, wobei ich mir die leckeren Grönlandkrabben für heute Abend aufgespart habe, wo ich nichts außer diesen Köstlichkeiten essen werde. Hoffentlich sind sie diesmal nicht so weich wie bei der letzten Überfahrt von ca. 1 ½ Jahren. Mal abwarten.
Für meinen Apfelsaft (0,33 l) habe ich 32 NKR bezahlt. Das sind ca. 4 Euro. Die Umrechnung sieht etwa wie folgt aus:
1 Euro |
NKR |
1 NKR |
Euro |
1,00 |
7,59 |
1,00 |
0,13 |
So, und jetzt ist es schon halb 5 Uhr nachmittags und draußen bereits dunkel, wobei wir uns inzwischen auf der Höhe von Langeland in Dänemark befinden. Da werde ich mich etwas Aufhübschen und dann in die Bar gehen, meine Zeitung mitnehmen und es mir bei leichter Musik und einem Gläschen – was auch immer – gutgehen lassen.
Beim Aufhübschen bemerkte ich, dass es keine Steckdose in der Duschkabine und auch keinen Fön gibt. Die sind gegenüber der Badezimmertür angebracht, damit ja niemand auf die Idee kommen sollte, einen laufenden Fön oder Rasierapparat ins Waschbecken fallen zu lassen. Gut gedacht, muss ich sagen, denn dies ist eine der häufigsten Unfallursachen sowohl auf einem Schiff als auch im Hotel. Auf Bodylotion hat man verzichtet, doch ich habe ja noch angebrochene Fläschchen von anderen Hotels in meinem Necessaire, die Duschgelspender beinhalten allerdings Body & Hair Shampoo Conditioner.
Wieder kam ich auf den Treppen an Kunstwerken vorbei, die mir sehr gefallen haben
Außer mir saßen zunächst noch zwei Personen in der Bar und irgendwann verdunkelte sich das Licht – um eine schummrige Barstimmung zu schaffen – so dass ich keine Zeitung mehr lesen konnte und mich an einen helleren Platz setzen musste. Mein Cocktail mit Erdbeeren für 8 € incl. 40 Cent Trinkgeld war nicht so unbedingt nach meinem Gusto, denn für mich war er viel zu sauer.
Leider habe ich die Große Belt Brücke verpasst, denn als ich um 18:35 Uhr an der Rezeption fragte, hatte ich sie schon verpasst. Sie wird so gegen 18:25 Uhr passiert. Doch vielleicht hätte ich sowieso wenig oder gar nichts sehen können, denn es schneite immer noch.
Da ich erst ab 20:30 Uhr zum Buffet angemeldet bin, frage ich mich überhaupt, ob ich den Gutschein nutzen sollte oder ihn morgen im Gourmet-Restaurant anrechnen lassen könnte, denn im Augenblick – es ist 19:00 Uhr – habe ich noch gar keinen Appetit. Das kommt davon, wenn man es gewohnt ist, mittags nichts zu essen. Doch warten wir mal ab. Vielleicht kommt der Appetit ja nach meinem ersten Bier.
Das habe ich dann in der Bar zu mir genommen und dabei den John Grisham Roman „Berufung“ weitergelesen, den ich zu Weihnachten bekommen habe. Auch ein zweites Bier habe ich mir noch gegönnt und dann hatte ich auch den nötigen Appetit, um zum Grand Buffet zu gehen. Bier ist für mich halt immer noch der beste Appetitanreger und Durstlöscher!
Ich hatte meinen Gutschein zwar in der Kabine gelassen, doch den kann ich ja am nächsten Abend auch im Gourmet-Restaurant verrechnen lassen, wo ich mir bereits einen Tisch reserviert habe.
Im Grand Buffet Restaurant bestellte ich mir zunächst eine halbe Flasche Sancerre und ging dann ans Buffet, um mit meinem Krebs-Abend zu beginnen. Es gibt drei Krebs- bzw. Garnelensorten, da sind zunächst die Grönland Crevetten, dann die Salz- und dann die Süßwasserkrebse und in dieser Reihenfolge habe ich sie dann auch genossen.
Mein Krevetten- und Krebs-Menu Die Grönlandkrevetten waren diesmal nicht so matschig wie bei der letzten Fahrt, sondern fast alle sehr gut, so dass ich sie sogar nach einigen Übungen ganz aus ihrer Schale bekam und dann mit einem Klecks Mayonnaise in den Mund schieben konnte.
Die aufmerksame Serviererin merkte gleich, dass ich nicht mit Messer und Gabel essen konnte, sondern nur mit den Fingern und legte mir dezent eine in Plastik eingepackte Extra-Serviette hin, damit ich mir damit später die Finger abwischen konnte.
Dreimal ging ich zum Buffet, um die verschiedenen Krebs- und Krevettensorten zu probieren und zu genießen. Ich ging sogar noch ein viertes Mal, denn schon zu Mittag hatte mir der gekochte Lachs sehr gut gefallen. Jetzt jedoch nicht mehr ganz so gut, frei nach dem Motto: „Wenn die Mäuse satt sind, schmeckt das Mehl bitter“. Die verschiedenen Krebssorten sättigen genug und meine einzigen Bedenken waren die, dass ich zu viel Eiweiß zu mir genommen haben würde und vielleicht einen Eiweißschock bekommen könnte. Meiner Ex ist das mal passiert, weil sie Austern über alles liebte und den Hals nicht voll bekommen konnte. Ich glaube, dass sie 36 Stück verzehrt hatte und das ist ihr nicht gut bekommen: Eiweißschock! Seit dem hatte sie die Nase voll von Austern…
Damit der Leser nicht glaubt, auf dem Abendbuffet findet man nur Krebse und Lachs, hier eine kleine Auswahl unter dem Logo der Color-Line, die garantiert nicht vollständig ist: Lecker, oder?
…und zum Schluss die Desserts (auch nur eine kleine Auswahl!) und Käse!
Anschließend bummelte ich durch die Shopping- und Restaurant-Mall, die nahezu leer war und landete in der Magic Show Lounge.
Die war dagegen voll! (Man darf nicht mit Blitzlicht fotografieren, daher etwas unscharf. Sorry!)
Mit einem Glase Rotwein in der Hand (15 cl für 68 NKR =8,35 €) – es gab an der Bar nur eine Sorte: Valpolicella – schlenderte ich durch die Reihen und schaute mit die Show an. Es war eine 6-Frau-und-Männer-Band, die für einen alten Knacker wie mich genau die richtigen Songs spielten: von Elvis- über Ray Charles- bis Dieter Bohlen-Songs war alles dabei. Doch offensichtlich schien diese Musik nicht nur was für alte Knaben und Mädels zu sein, die damit in alten Erinnerungen schwelgen konnten, sondern auch die jungen Leute waren offensichtlich ganz angetan. Ich kam mir vor wie vor 40 – 50 Jahren, als wir damals auch Charleston-Songs hörten und danach tanzten, die erfunden wurden, als wir noch gar nicht auf der Welt waren. So müssen die jungen Dinger sicherlich auch gedacht haben, als sie Elvis- und Ray Charles-Hits hörten.
Da das Glas schnell leer war, besorgte ich mir noch ein zweites und später dann auch noch ein drittes. War es nur der Wein oder das Schiff? Die alte Frage, wenn man auf einem Dampfer ist. Doch bei diesem Riesending muss es wohl der „Alohol“ gewesen sein, der das leichte Schwanken verursachte…
Doch nur am Wein kann´s wohl doch nicht gelegen haben. Ein Blick nach draußen machte mir deutlich, dass es inzwischen ganz schön windig geworden war und die Schneeflocken nur so an den Schiffslampen vorbei rasten. Da das Schiff mit ca. 21 Knoten fuhr – das sind ca. 39 km/h und der Wind vielleicht auch mit 20 oder 30 Stundenkilometern unterwegs war, waren die waagerechten Schneekristalle gut erklärlich.
Das ist eine Blitzlichtaufnahme…
…und das ohne Blitz, die vielleicht zeigt, wie der Schnee waagerecht fliegt!
Das sah man auch an den Wellen, die alle Schaum-Kronen trugen. (Das liegt wohl daran, dass es alles königliche Gewässer sind, die zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen liegen und in allen Ländern mit „Kronen“ bezahlt wird!) Manche krachten ganz schön gegen das Schiff, das zwar nicht rollte oder stampfte, (wie ich dies vor einem Jahr auf dem Container-Schiff durch die Ostsee erlebt habe: https://www.diekmann-reisen.de/mit-dem-frachter-ins-herz-von-schweden/), doch gemerkt hat man es schon. Auch als ich in meiner Koje lag. Das hielt erst auf, als wir irgendwann in den Oslofjord einliefen, da waren die rauen Skagerak-Winde und -wellen vorbei.
Gegen halb 9 Uhr wachte ich am nächsten Morgen auf und mein erster Blick hinaus aus dem vereisten Fenster machte mir klar: Brrrrr, draußen scheint es bitterkalt!
Der Mond steht noch am Horizont… …und der Fjord dampft teilweise
Auf den Monitoren, die es überall auf dem Schiff gibt, war schon gestern Abend angezeigt worden, dass in Oslo 21 ° Minus herrschen sollte. Und so war es denn wohl auch. Das Wasser im Fjord dampfte teilweise wie in einer Waschküche, weil der Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser wohl doch zu groß war. Also nichts wie raus aus dem Bett, schnell unter die Dusche, denn dieses Naturschauspiel wollte ich natürlich nicht nur durch die halbvereiste Scheibe, sondern direkt sehen und fotografieren.
Das war auch gut so, denn da das Schiff gegen 10:00 Uhr anlegen würde und ich auch noch frühstücken wollte, war gar nicht mehr viel Zeit vorhanden.
Dampfender Fjord und vereistes Schiff
Das Schneetreiben der Nacht war vorbei und ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über uns. Die Sonne war zwar noch nicht aufgestanden, doch alles versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Klare, eiskalte Luft, kein Windchen und keine Wölkchen vorhanden und Oslo vor der Nase. So hatte ich es mir vorgestellt und gewünscht und siehe da: Mein Wunsch war in Erfüllung gegangen! Statt -14°, wie bei wetter.de vorhergesagt, waren es zwar -21 °, aber man gönnt sich ja sonst nichts! (und mein alter Spruch gilt auch hier: Gegen Hitze kann man sich nicht sschützen, gegen Kälte schon.)
Nach dem leckeren Frühstück – wieder unzählige Sachen auf dem Buffet, die man gar nicht alle essen kann – war das Schiff auch schon am Kai angelangt und machte gerade fest. Also schnell warm anziehen – zwei Pullover die ich vorsorglich dabei hatte sollten wohl reichen – und dann an Land.
Alles schön vereist… …der Anleger fährt heran… …und die Putzkolonne kommt an Bord.
Ich wollte an der Rezeption zwar noch eine Karte für die Standtrundfahrt kaufen, doch das hätte ich gestern Abend bis 21 Uhr machen müssen. Die Dame meinte, dass ich im Bus nur mit Kronen bezahlen könnte, doch wie viele Kronen die Stadtrundfahrt kosten würde, wusste sie nicht. Sie meinte nur, dass ich gestern Abend 38 € hätte bezahlen müssen und jetzt würde es wohl 41 € kosten. Also wechselte ich 50 € in Kronen und erhielt 407 NKR.
Zum An-Land-Gehen muss man seine codierte Zimmerkarte mitnehmen, damit man durch die Zollschranke kommt. Ich zog sie einmal durch, ich zog sie zweimal durch und wollte es schon das dritte Mal probieren (auch an meiner Kajütentür habe ich es meist mehrmals versuchen müssen, bevor ein Lämpchen grün aufblinkte), als mich eine freundliche Dame zur Seite nahm und mich bat mitzukommen! „Oh, was passiert denn nun?“ denkt man automatisch: „Was ist falsch mit Dir?“ Sie führte mich zu einem Beamten – offensichtlich vom Zoll – dem ich die gleiche Frage stellte. „Nun, das wäre eine reine Routinekontrolle“ antwortete er (kennt man doch aus Krimis, oder?), „wir machen nur Stichproben“. „Na fein“, dachte ich mir, „Du bist immer derjenige, der – rein zufällig – kontrolliert wird“. Er fragte mich ganz freundlich nach meinem Ausweis, ob ich zum ersten Mal in Norwegen wäre und was weiß ich noch alles, doch war er offenbar mit meinen Antworten zufrieden und geleitete mich dann persönlich zu einer Ausgangstür. Ich weiß nicht, ob ich da von diesem „Verhör“ oder von der Kälte rote Ohren bekommen habe. Jedenfalls hatte ich welche!
Nach diesem Schreck in der Morgenstunde war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich so viel Geld für die Stadtrundfahrt ausgeben wollte oder mir mein geliebtes Oslo wieder einmal zu Fuß erwandern sollte. Schließlich entschied ich mich doch für den Bus, weil ich in Oslo noch nie eine Stadtrundfahrt mitgemacht habe.
Es waren nur noch wenige Plätze frei und als ich bezahlen wollte, sagte mir der Fahrer: 38 € (also doch keine 41 € wie man an der Rezeption gemeint hatte). Was es denn in Kronen kosten würde, fragte ich, da ich extra Kronen eingewechselt hatte, doch das wusste er zunächst nicht! Dann sagte er schließlich: 300 Kronen. Ich gab ihm meine 400 Kronen und er gab mir dann 13 € heraus. Jetzt brauche ich erst einen Rechner, der mir ausrechnet, was ich nur wirklich bezahlt habe…
Irgendwann später wurde mir dann klar (auch ohne Rechner): Wenn ich für 50 € 407 NKR bekommen habe und statt 100 Kronen 13 € zurück erhalten hatte, hätte ich eigentlich 50 € minus 13 € Wechselgeld, also nur 37 € bezahlt. Da ich ja aber noch 7 NKR hatte, was ca. 0,85 € ausmacht, habe ich eigentlich nur 36,15 € statt 38 € bezahlt! Mein Resümee: Vielleicht stellen nicht alle Reisenden so blöde Fragen an der Rezeption wie ich oder: Wann führt Norwegen endlich den Euro ein? Der Busfahrer hat es schon!
Stadtrundfahrten haben ja etwas ganz Eigenes an sich: Man muss seinen Kopf permanent von links nach rechts drehen. „Auf der linken Seite sehen sie ein gelbes Gebäude, das ist die Börse von 18hundert(-schlag-mich-tot) und auf der rechten das rote, das ist das Rathaus von (ich-weiß-nicht-wann.)“ Tönt es ununterbrochen aus dem Lautsprecher. Die Führer/innen werfen immer mit Zahlen um sich, dass man – oder besser gesagt: ich – ganz verwirrt wird, da man sich die Jahreszahlen ja doch nicht merken kann (ich schon gar nicht!).
Links sehen sie… rechts sehen sie… links sehen sie… rechts sehen sie… (Was war das doch gleich noch alles?)
So sind wir durch die ganze Stadt gefahren, doch fünf Mal hielten wir an: An der neuen (phantastischen) Oper, zu deren Eröffnung auch unsere Kanzlerin Angela Merkel gekommen war und neben dem Staatspräsidenten gesessen hatte, wie uns die Stadtführerin erläuterte. (Hallo, habe ich mir gedacht, habe ich das richtig verstanden? Staatspräsident? Gibt es überhaupt einen? Norwegen hat doch einen König!). Dass „Angie“ dabei das tiefausgeschnittendste Kleid ihrer bisherigen Karriere getragen hatte, was durch alle Medien ging, hat sie allerdings nicht erwähnt.
Einfach ein architektonischer Traum aus Marmor und Glas: Die einzigartig schöne neue Oper von Oslo!
Nach diesem „japanischen Fotostopp“ an der Oper (die Reiseleiterin hatte uns nur sehr wenige Minuten Zeit gegeben) ging´s in die Innenstadt, wobei die Reiseleiterin zweimal erwähnte, dass Barak Obama nur 26 Stunden in Oslo geblieben war, als er den Friedens-Nobelpreis erhielt, weil er nicht mehr Zeit hatte. Das war zum ersten Mal, als wir beim Rathaus vorbeifuhren, in dem die Verleihung stattgefunden hatte, und zum zweiten Mal, als wir das berühmte „Grand Hotel“ passierten, wo er genächtigt hatte. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Pressemeldungen in Deutschland, dass ganz Norwegen verärgert war, weil er sich so wenig Zeit genommen hatte. Ursprünglich war sogar noch weniger Zeit eingeplant worden, doch dann hatte man die Verärgerung Norwegens gemerkt und die Zeit etwas verlängert. Doch man sieht: dieser Schmerz sitzt offensichtlich immer noch tief!
Wir fuhren dann auf die Halbinsel Bygdoy, auf der nicht nur der König einen Bauernhof und eine Residenz hat, sondern auch andere Norweger, die nicht so auf die Krone schauen müssen, sich ihr Sommerhäuschen oder auch ihr Domizil errichtet haben. Wäre auch war für mich, dachte ich so. Da lässt es sich leben…
Hier hat der König sein Sommerhäuschen (und auch andere Leute auch)
Am Fram-Museum machten wir den zweiten Halt und gingen hinein (Eintritt war nicht zu zahlen, offensichtlich im Stadtrundfahrtpreis enthalten oder weil gerade umgebaut bzw. renoviert wurde?). Der Fridtjof Nansen war schon ein interessanter Mensch, denn er war nicht nur ein weltberühmter Polarforscher, sondern auch ein große Politiker und Humanist, so dass er sogar den Friedensnobelpreis bekommen hat. Da bekommt man wirklichen großen Respekt vor einem solchen Menschen!
Mit diesem 39 m langen und 11 m breiten Schiff, die „Fram“, ist Fridtjof Nansen 1893 bis 1896 in die Arktis gereist.
Wie meistens, wenn nicht sogar immer bei Bustouren, fehlten nach dem Museumsbesuch zwei Personen. Die eine konnte noch per Handy erwischt werden, doch die andere war nicht mehr auffindbar. So stieg denn eine Frau aus und wollte die Person suchen, denn offenbar war es wohl ihr Mann. Wir fuhren weiter. Später, als wir wieder am Terminal ankamen, stiegen die beiden aus dem Taxi. Sie hat ihn also wieder!
Der dritte Stopp war oberhalb des Holmenkollens, um den von dort aus phantastischen Blick auf die Stadt und den Fjord zu fotografieren. Taten wir denn auch.
Von diesem Parkplatz nicht weit vom Holmenkollen. Und diese Statue blickt auch auf Oslo hinab.
Am Holmenkollen hielten wir noch einmal an, um uns die neue, noch im Bau befindliche Sprungschanze anzusehen.
Das ist die neue – noch im Bau befindliche – Holmenkollen Skisprungschanze
Hier noch als Modell und hier schon fast fertig.
Sie soll im März bei einer Probeweltmeisterschaft eingeweiht werden, damit sie dann im Jahr 2011 zur Weltmeisterschaft der Stolz ganz Norwegens sein kann. Ist schon ein tolles Ding geworden! Es wird fleißig weitergebaut, obgleich wir immer noch -18° hatten. Na ja, sie soll ja auch im März stehen und benutzbar sein…
Der letzte Halt war dann der Vigeland Skulpturenpark. Ich dachte zwar, dass ich ihn vor wer weiß wie viel Jahren schon einmal gesehen hatte und er mich damals nicht besonders berührte, doch das war diesmal ganz anders:
Die phantastischen Granitskulpturen
Und die phantastischen Bronze-Figuren
Ein letzter Blick zurück in den Park, bevor man dieses Gustav Vigeland-Denkmal sieht und durch
dieses herrliche Tor Abschied nimmt.
Einfach faszinierend, was dieser Künstler da geschaffen hat. Vielleicht muss man erst ein gewisses Alter erreichen, um dies zu erkennen oder ich hatte es damals nur auf Bildern gesehen und mir nicht wirklich angesehen. (Wie war das doch gleich noch mit meinem guten Gedächtnis?)
Und nun bin ich wieder auf dem Schiff und schreibe fleißig. Eigentlich wollte ich ja auf der Observation Lounge im 15. Stock schreiben, doch das schlug fehl. Zum einen hatte ich morgens meinen PC nicht heruntergefahren, sondern angelassen. Und da die Kabinenfrauen – Zimmerfrauen kann man ja nicht sagen – die Kabine aufgeräumt und auch neue Handtücher gebracht hatten, hatten sie auch einfach meinen Elektroanschluss aus dem PC gezogen, so dass die Batterie leer war, als ich zurück kam. Da ich erst in der Kabine weitergeschrieben hatte und somit den Stecker auch wieder eingesteckt hatte, war zwar zunächst noch Saft in der Batterie, doch nach knapp 5 Minuten war der Bildschirm wieder schwarz. Ich fand auch keinen Platz in dem total ausgefüllten Panorama-Restaurant, wo in der Nähe eine Steckdose war, sodass ich wieder nach unten in meine Kabine ging. Doch jetzt weiterschreiben wäre Blödsinn gewesen, denn jetzt musste ich herrliche Fotos vom verschneiten und z. T. dampfenden Fjord machen. Das habe ich denn auch getan.
Zauberhaftes winterliches Oslo Und nun ade, liebes Oslo! Bis zum nächsten Mal!
Um 14:00 Uhr legte das Schiff ab. Es war faszinierend, wie das Wasser in dem Wirbel dampfte, den die Schiffschrauben verursachten.
“Leinen los!“ Dampf wirbelt auf.
Es war einfach wunderschön, bei klirrender Kälte und strahlendem Himmel durch den Oslofjord zu fahren und sich die Häuser und die Landschaft anzuschauen.
Langsam entschwindet Oslo am Horizont und die Sonne geht auch schon unter.
Man kann die Kälte richtig sehen und ganz besonders fühlen!
Ich kriege ja sonst nicht so leicht kalten Finger, doch jetzt schon! Es müssen inzwischen schon wieder minus 20 Grad sein und ein leichter Wind kommt auch noch hinzu. Brrrrr, dass nennt man Kälte! Auch meine Unterschenkel wurden langsam kalt, denn ich hatte ja nur meine Jeans und darunter keine langen Ski-Unterhosen oder „Liebestöter“ an. Da bekam ich Appetit auf einen steifen Grog!
Also machte ich mich wieder etwas „schiffsfein“, nahm mein Buch und ging nach unten in die Cosmopolitan-Bar. Es war inzwischen schon 5 Uhr abends und draußen stockdunkel, so dass ich meinen 5-o´clock-tea in Form eines (oder zwei) netten Grocks zu mir nehmen werde.
Meine Medizin gegen die Kälte (für jedes Bein ein Glas!)
Und dann begab ich mich zu Tisch im Cosmopolitan-Gourmet-Restaurant. Der Koch, der dort kocht, hat einen Bocuse-Preis gewonnen! (Sie wissen nicht wer Paul Bocuse ist? Doch! Dachte ich mir, denn sonst hätte ich Ihnen erläutert, dass er der berühmteste noch lebende Koch der Welt ist bzw. war!)
Das Menu war einfach köstlich! Ich machte von jedem Gang einige Fotos, damit der Leser auch ein wenig genießen (und neidisch werden) kann.
Zu jedem der 6 Gänge (ich hätte auch 7 wählen können, doch aufs Dessert habe ich – wie meistens – verzichtet) und damit ich weiß, was ich da esse, habe ich gebeten, dass man mir die Speisekarte am Tisch lässt. Und jetzt können Sie mit mir genießen, bzw. will ich Sie mundwässerig oder gar neidisch machen:
Sie dürfen mich natürlich nicht fragen, was mich der ganze Spaß gekostet hat. Ach, Sie wollen es trotzdem wissen? Nun, es waren 154,34 € ohne Trinkgeld! (Man gönnt sich ja sonst nichts…)
Nach diesem Gala-Dinner habe ich mir erneut die Magic Show gegönnt, wo wieder die tolle Band vom Abend zuvor spielte und ich natürlich wieder – ohne das Tanzbein zu schwingen – voll dabei war.
Bis Mitternacht spielte sie, während in der anderen Bar nur Flaschen herumstanden oder die Musiker für sich alleine spielten.
Dann war auch für mich die Zeit gekommen, ins Bett zu gehen. Das Schiff war auch schon durch den Skagerrak durch, die See wurde wieder ruhiger, sodass ich wie in Abrahams Schoß geschlafen habe.
Am nächsten Morgen wachte ich gegen ¼ nach 8 auf und mein Blick aus dem Fenster verriet mir: Kiel hat kein so schönes Wetter wie Oslo. Du bist also wieder in Deutschland!
Schnell unter die Dusche, Gepäck packen (wieso nimmt schmutzige Wäsche mehr Platz in Anspruch als saubere Wäsche?) und runter zum Frühstück, denn bald legt die Fähre an.
Das tat sie denn auch wenige Minuten später. Ich habe zwar noch versucht, mich bei der Color-Line Mitarbeiterin zu bedanken, die mir so kurzfristig geholfen hat, mein vergünstigtes Ticket zu bekommen, doch sie war – leider – erneut in einem Meeting.
Ein letzter – leicht melancholischer – Blick zurück auf die M/S Color Magic.
Dann brachte mich die Eisenbahn über die Hochbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal wieder zurück nach Rendsburg.
Vielleicht haben Sie jetzt auch Lust bekommen, einmal eine solche Mini-Kreuzfahrt nach Oslo im Winter zu machen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Herzlichst
Ihr Single-Reisender
Jens Diekmann
Januar 2010
Nützliche Internetadressen:
http://www.skandinavien.de/Laender-Regionen/Norwegen/Osloguide/highlights_oslo.html
http://www.skandinavien.de/Laender-Regionen/Norwegen/Osloguide/inhalt_oslo.html