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Die kleine Schwester von Sylt hat nichts vom Mondänen der Reichen und Schönen auf der Prominenteninsel, sondern bietet Ruhe und Entspannung wie kaum eine andere Insel. Der „Kniepsand“ gehört zu den größten Stränden Europas und man kann stundenlang an seinen Gestaden – besonders außerhalb der Hochsaison – entlangwandern und seinen Gedanken nachgegen. Sehr schöne Dünen, die man auf Holzstegen durchwandern kann, große Waldflächen laden zu Radeln und Wandern ein. Nette Hotels und gemütliche Ferienwohnungen, teilweise unter Strohdach, machen den Aufenthalt zu einem entspannenden Aufenthalt für Körper, Geist und Seele.

Ja, ich war reif für die Insel. Nach 5 Monaten nahezu ununterbrochener 7-Tage-Woche mit mindestens 12 bis 16 Stunden-Tag hatte ich mein neues Hermes Hotel in Oldenburg endlich soweit, dass ich einmal einige Tage ausspannen konnte. Das wurde auch Zeit. Die geringste Kleinigkeit regte mich schon so sehr auf, dass ich unwirsch und unhöflich wurde.

Amrum wollte ich immer schon einmal besuchen, denn ich hatte von dem traumhaften Strand gehört und gelesen, dem „Kniepsand“, an dem man stundenlang spazieren gehen könne, ohne massenhaft Menschen zu treffen.

Und da es gerade Februar war – in der Woche vor den „Karnevals-Flüchtlingen“, die dann an die See kommen würden, machte ich mich auf und fuhr los. Erst hatte ich überlegt, von Rendsburg mit der Bahn zu fahren, doch dann nahm ich doch mein Auto, da ich anschließend wieder zurück nach Oldenburg in mein neues Hermes Hotel musste.

Glück mit dem Wetter hatte ich auch (Wenn Engel reisen…). Die Wolkendecke war schon am Abend zuvor aufgerissen und hatte einen sternklaren Himmel hinterlassen, obgleich Schnee- und Graupelschauer angekündigt worden waren.

Der nächste Morgen war wolkenlos, doch die Straßen nicht ganz ungefährlich, denn stellenweise gab es Glatteis. Da sah ich denn auch schon ein Blaulicht kurz hinter Fockbek, wo ein Kleinlaster und ein PKW diese Tücke nicht bedacht hatten und im Straßengraben gelandet waren. Ein kleiner Bremsversuch bestätigte mir, dass auch ich lieber aufpassen sollte, wenn ich nicht ebenfalls irgendwo landen wollte und nicht auf Amrum.

Selbst auf dem Parkplatz in Dagebüll waren die Schattenstellen der Autos, die noch nicht von der Sonne beleckt waren, sehr glatt, so dass man lieber vorsichtig gehen sollte.

Da ich rechtzeitig losgefahren war, hatte ich noch eine Dreiviertelstunde bis zum Ablegen der Fähre und so kaufte ich in Ruhe eine Karte und trödelte zum Anleger. Dort steht natürlich ein fahrbarer Kiosk mit Kaffee, Glühwein und was man sonst noch an einer solchen Stelle zu sich nimmt, doch ich entschied, nichts zu kaufen.

Die „Rungholdt“ war nur spärlich besetzt – es ist ja schließlich keine Saison – doch die Preise auf der Fähre sind sicherlich nicht saisonal gestaffelt. Eine große Tasse Schokolade steht mit 2,90 € auf der Karte und man wird gefragt „mit Sahne“, was natürlich für mich dazu gehört, und zahlt dann 3,30 €. Na ja, dachte ich mir: Inselpreise.

Die angenehme Überfahrt bei nur leichtem Wind und ruhiger See vertrieb ich mir mit dem Lesen der ADAC- Zeitschriften der beiden letzten Monate, für die ich bisher einfach keine Zeit hatte, und einigen Fachzeitschriften, die ich auch mitgenommen hatte (so schnell kann man nicht abschalten…), in denen einige recht interessante Artikel zu lesen waren.

image3 Nach einem kurzen Stopp in Wik auf Föhr ging die Reise weiter und schon kam Amrum in Sicht und bald darauf legten wir auch schon an.

 image4 Mein erster Blick auf Amrum.

Wenige Minuten später traf der Bus ein, der mich für 4 € nach Norddorf brachte, wo ich ins Romantik Hotel Hüttmann wollte. image5 Romantik Hotel Hüttmann.

Ich hatte früh morgens angerufen, ob noch ein Einzelzimmer für einige Tage frei wäre und ein Herr sagte mir, dass dies sicherlich möglich sei, doch die Rezeption wäre um diese Zeit noch nicht besetzt. Ich könne jedoch ohne weiteres kommen.

Mit mir betrat ein Ehepaar das Hotel, das bereits vorher gebucht hatte, so dass ich mir einen ersten Eindruck verschaffen konnte, der auch ganz nett war. Nur die Empfangsmitarbeiterin passte nicht ganz ins Bild, denn ein Lächeln oder eine herzliche Begrüßung fanden nicht statt.

Als ich an der Reihe war, fragte ich nach einem Einzelzimmer und sie sagte mir, dass sie drei frei hätte. Da ich mir gerne eines angesehen wollte, gab sie mir den Schlüssel für Zimmer 6. Ich sah es mir an, doch war ich etwas enttäuscht. Es war sehr klein, hatte zwar einen Balkon, doch der war zur Nordseite und somit um diese Jahreszeit nicht nutzbar, und die Möbel waren Kiefer natur. „1. Generation Ikea“, dachte ich.

Ob Sie nicht ein größeres Zimmer hätte, in dem man auch in einem Sessel lesen könne und nicht nur auf dem Bett. So gab sie mir einen Schlüssel fürs Nachbarhaus. Das hatte zwar eine kleine Pantry-Küche und war vielleicht etwas größer und ebenfalls mit Kiefer natur und einem weiteren Möbelstil (Buche mit schwarzer Umrandung) und außerdem mit modernen schwarzen Stehlampen ausgestattet.

Nun, zwar war dies nicht unbedingt das, was ich mir von einem Romantik Hotel so vorgestellt hatte, das damit wirbt, einen „unverwechselbaren Bäderstil aus dem Jahre 1892“ zu besitzen, aber ich hatte wohl keine andere Wahl.

Typisch, dachte ich mir, warum können diese Hoteliers nicht erkennen, was zum Stil eines Hauses passt? Man kann doch nicht in einem solchen historischen Hotel solche Zimmer anbieten und drei verschiedene Möbelstile einbauen, nur weil sie gerade billig sind oder dem Zeitgeist entsprechen (der sich darüber hinaus alle paar Jahre ändert).

Nun, was soll’s. Ich wollte mich ein paar Tage erholen und keine Hotelkritik betreiben. Also bezog ich das Zimmer und machte anschließend einen kleinen Besichtigungsbesuch durch das Hotel. Das sah ganz nett aus ohne mich jedoch zu begeistern, was sicherlich auch an dem ersten Eindruck gelegen haben mag, der ja nicht so berauschend war.

image6 Ganz toll war jedoch die sonnenüberflutete kleine Café-Terrasse, die zum Verweilen einlud und mich für meinen 1. negativen Eindruck etwas entschädigte. Sie war windgeschützt und nahezu voll besetzt, so dass ich einen gerade frei gewordenen Tisch nahm, und mir eine Tasse Schokolade mit Sahne (nur 2,80 €, also doch keine „Inselpreise“) und einen Apfelstrudel bestellte. Die Serviererin war wesentlich netter, als die Empfangsdame und konnte auch lächeln. Das war schon besser!

Doch dann wollte ich zum Meer. Nur 15 Minuten, sagte mir die Dame am Empfang und das war denn auch so. Bei dieser Gelegenheit kam auch der Hausherr, Herr Hüttmann, am Empfang vorbei, begrüßte mich und stellt sich mit Namen vor, was ich ganz toll fand.

image7 Durch die kleine Fußgängerzone – in der Radfahrern auf sehr nette Art beigebracht wird, dass Radfahren hier nicht erlaubt ist – mit netten Läden und einem Hotel führte der Weg durch einen kleinen Birken– und Erlenstreifen und dann durch einen Dünensaum ans Meer.

image9 Na, so breit ist der Strand doch gar nicht, war mein erster Eindruck.

Doch als ich die Dünen dann verlassen hatte und nach links blickte, da sah ich schon die wirkliche Breite und Unendlichkeit des Kniepsandes. image8 image11 image12 Ja, das war´s was ich gesucht und nun gefunden hatte: breiter Strand mit wenig Menschen. Natur pur. Und das bei strahlendem Sonnenschein und nur einer leichten Brise. Endloser Strand und wenig Menschen, das ist Amrum im Winter.

Ich hatte mir vorsichtshalber meine Golfregenhose mitgenommen, um den scharfen Wind abzuhalten, doch die brauchte ich gar nicht überziehen.

 image10 Über eine Stunde bin ich am Wasser entlang gegangen, manchmal musste ich Umwege einschlagen, denn die kleinen Priele waren vorher nicht erkennbar.

Einmal bin ich mutig genug gewesen, über einen Priel hinweg zu springen, doch meine besten Zeiten im Weitsprung sind offenbar lange vorbei. Gummistiefel hatte ich auch keine mitgenommen, so dass ich mit dem rechten Fuß ins Wasser platschte.  Doch was macht das schon aus. Das bisschen Wasser ist schnell wieder getrocknet, wenn man nur zügig weitergeht, und so war es denn auch. Den zweiten Priel habe ich dann schon besser gemeistert!

image13 Muscheln gibt es fast wie Sand am Meer, doch fast immer nur in Kolonien.

Hin und wieder findet man auch mal eine Austernschale, doch die, die ich gefunden habe, habe ich noch nie gesehen: eine Austernschale mit Segel! Die nehme ich natürlich mit.

Nach gut einer Stunde habe ich dann wieder kehrt gemacht, doch bin ich in Richtung der Dünen gegangen. Sie sind nicht eingezäunt und ich hatte auch keine Verbotsschilder gesehen, so dass ich hineinging.

image14 Unberührte Dünen.

Da merkte ich jedoch sehr schnell, dass es keine Pfade gab und ich über die hohen Dünen hinwegklettern müsste. Das gab ich dann schnell auf und suchte nach einem Pfand, den ich dann auch fand und zwar einen Holzsteg, wie man ihn auch auf Sylt anzutreffen pflegt.

image15 Dünenheide im Winter – halb aufgetaut, halb mit Raureif bedeckt

Am Leuchtturm vorbei ging der Steg in Kurven durch die Dünen, vorbei an einem vorchristlichen Denkmal eines ehemaligen Hofes, bis er dann in einen Naturpfad überging, der immer schmaler wurde, bis man ihn zum Schluss nur noch erahnen konnte.

Doch da waren die Dünen auch schon vorbei und der Kiefernwald begann. Durch ihn ging ich wieder in Richtung Norddorf, kam an die Straße und an einigen Sportstätten vorbei, bis ich dann wieder im Ortszentrum das Hotel fand.

Wie befürchtet, hatte ich mir eine Blase am linken Fuß gelaufen, da sich im Schuh das Innenfutter gelöst und mich schon während des Strandspazierganges zu kleinen Pausen veranlasst hatte, um die scheuernden Ränder herauszureißen.

Ich habe dann erneut das Café aufgesucht – allerdings mit meinen Ledersandalen – um einen Tee zu trinken und mein Buch „Die Prophezeiungen der Celestine“ von James Redfield zu Ende zu lesen. Da bemerkte ich dann zu meinem Schrecken, dass ich mir nicht nur eine Blase gelaufen, sondern auch ein Loch auf meinem linken Socken eingefangen hatte. Peinlich. Doch ich saß so in einer Ecke, dass es niemand sehen konnte und das kleine Stückchen zu meinem Zimmer war dann auch nicht so schlimm.

Ein kleines Nickerchen tat danach ganz gut, bevor ich mich zum Abendessen etwas frisch machte und in den Speisesaal ging. Ich nahm meine neues Buch, die „Mitternachtsfalken“ von Ken Follet mit, da ich, wenn ich alleine bin, nicht gerne nur so herumsitzen und auf das Essen warten mag, sondern gerne was zum Lesen dabei habe. Leider wurde ich nicht an einem Tisch am Fenster oder an der Wand platziert, an denen sich eine Lampe befand, sondern mitten im Raum, wo es nur eine schwache Deckenlampe gab, die gerade noch zum Lesen ausreichte.

Es gab zwei Hauptspeisen zur Auswahl und auch das Menü für den nächsten Tag lag schon da, was ich sehr gut fand. Ich las, dass es morgen Lammkarree gibt, also entschied ich mich heute für Rotbarschfilet.

Da ich als Aperitif gerne ein Bier trinke, habe ich auf den Begrüßungs-Cocktail verzichtet und ein Bier bestellt. Als Wein für den Fisch – man denkt unwillkürlich an „Dinner for one“ – habe ich mir einen fränkischen Silvaner vom Juliusspital ausgesucht.

Das Studium der Weinkarte hat mich dann wieder fachlich werden lassen, denn es gab keine Flasche unter 25 €. Ein Blick auf die besetzten Tische zeigte mir dann auch, dass auf keinem einzigen eine Weinflasche stand. `Der will seine Weine wohl nicht verkaufen´, dachte ich mir, denn diese Preise schrecken wirklich ab. Dabei kosteten die 0,2 l Schoppen zwischen 5,50 und 6,50 €, also noch im Rahmen.

Nun, dann muss ich meine Deckungsbeitragskalkulation doch als CD im Internet anbieten, damit sie vielleicht von den Hoteliers bzw. Gastronomen gekauft wird…

Weil ich noch keine Lust hatte kurz nach 20.00 Uhr ins Bett zu gehen, bestellt ich mir einen chilenischen Rotwein und las mein Buch in der Lounge weiter. Außer mir kam noch eine Dame hinzu, die die Tageszeitungen durchlas, doch sonst war niemand da. Die Einrichtung empfand ich auch nicht so anheimelnd, wie man es sich in einem Romantik Hotel gewünscht hätte. Da muss man unwillkürlich an die herrlichen Lounges in englischen Landhotels denken, bei denen man am offenen Kamin die Zeit vor dem Schlafengehen so richtig genießen kann. Warum schafft das niemand in Deutschland?

Der zweite Tag begann wie der erste mit strahlendem Sonnenschein. Ich bin zwar schon kurz vor sieben aufgewacht zumal ich auch schon gegen 22.00 Uhr eingeschlafen waren, doch das kann auch die innere Uhr gewesen sein, die noch nicht bis „Ausschlafen bis um 9.00 Uhr“ umgestellt war.

Da habe ich mich denn an meinen Laptop gesetzt und bin angefangen, meine Erlebnisse vom gestrigen Tag aufzuschreiben. Obgleich ich ein Zimmer mit Kitchenette bewohne, konnte ich mir keinen early morning tea machen, weil ich weder Tee noch sonst was hatte, sondern nur Geschirr. Den habe ich mir erst mal im benachbarten Laden besorgt, so dass ich diese Zeilen jetzt mit einer Tasse Tee niederschreiben konnte.

Heute wollte ich einmal die Nordspitze kennen lernen und bin nicht direkt an den Strand gegangen, sondern zunächst in Richtung Schullandheim. Der Wind war ziemlich scharf – es war gerade mal 1 – 2 Grad über Null und nachts hatte es gefroren, so dass die kleinen Kanäle alle zu- bzw. überfroren waren. Das merkte ich sehr schnell an meinen Ohren, doch ich hatte ja einen Schal dabei, den ich mir über Ohren und Mütze band, so dass meine Ohren nicht erfrieren konnten.

Unterwegs traf ich dann zwei Vogelbeobachter, die mit dickem Fernrohr die auf den Wiesen rastenden Wildgänse beobachteten. Auf meine Frage, wie viel es denn sind, bekam ich zur Antwort: „Knapp 300“. Wie die das so genau schätzen können. Das muss wohl Übung sein.

Am Strand spielten einige Kinder in Begleitung einiger Betreuer vom Schullandheim, doch dann war ich nahezu alleine. Auf mindestens fünf bis sechs Kilometer (wenn nicht mehr) um die Nordspitze herum habe ich gerade mal 5 Menschen getroffen. Das hat mir sehr gut gefallen.

image16 Dafür aber einen unendlichen Strand und – wer hätte das gedacht – eine Robbe, die sich am Strand sonnte. Doch sie traute mir nicht ganz, denn als ich näher als 50 m ran kam, suchte er lieber das Weite (sie kennt mich doch gar nicht oder ist mein Image bei den Robben etwa nicht das Beste?).

Später traf ich an der Nordspitze noch eine große Anzahl von Austernfischer und verschiedene Entensorten, die auch alle vor mir die Flucht ergriffen. (Nun, ich esse gerne Austern und auch Enten finde ich ganz lecker. Mag es etwa daran liegen?)

image17 Jede Menge Austernfischer. image18 Weg sind sie!

Zurück ging´s entlang der Wattseite auf dem Deich wieder nach Norddorf, was nicht ganz so interessant war, wie auf der Seeseite.

Wieder im Hotel angelangt, habe ich mir als erstes zwei Flasche Rotwein beim gegenüberliegenden Laden gekauft, damit ich abends nicht ganz verdurste und auf meinem Zimmer ein Schlückchen – oder auch zwei bis drei – trinken kann. War zwar nicht ganz so billig wie beim Aldi oder Lidl, doch man gönnt sich ja sonst nichts und die Insulaner müssen ja auch leben.

Da ich schon gestern die herrliche Sonnenterrasse vor meinem Hotel genossen habe, wollte ich auch heute wieder tun – und habe es getan. Bei einer großen Apelschorle – in einer Karaffe mit Glas serviert(!) – und einer Ofenkartoffel mit Sauercreme und Lachsstreifen habe ich dann mein Buch weiter gelesen.

Da lässt es sich gut schmecken.  image19 Sieht lecker aus, oder?

Anschließend wurde ich doch etwas müde und bevor ich auf der Terrasse einschlafe, anderen Gästen den Platz wegnehme und dem Hotel weiteren Umsatz, bin ich auf mein Zimmerchen gegangen und habe Siesta gehalten. Dafür ist ein Urlaub ja schließlich auch da.

Gegen halb vier bin ich dann jedoch erneut aufgebrochen und zur höchsten Düne gewandert. Sie ist immerhin 32 m hoch und da gerade eine Schulklasse da war, die einen einheimischen Führer dabei hatte, habe ich auch so einiges über die Insel erfahren.

image20 Amrum vom höchsten Punkt aus betrachtet.

Amrum ist ca. 20 qkm groß, davon ist die Hälfte mit Dünen oder Sand bedeckt. Die Kiefern und Birken sind von Menschen angepflanzt worden und Amrum hat heute den größten Waldbestand aller Nordseeinseln. Unter den Dünen sollen sich teilweise noch ehemalige Häuser befinden, die von den Wanderdünen begraben worden sind, wie man dies auch in Dänemark kennt.

Die Insel gehörte auch lange zu Dänemark, auch nachdem die Dänen auf den Düppeler Schanzen bei Sonderburg geschlagen worden waren, blieben sie zu Dänemark gehörig, weil die Dänen es etwas lockerer hielten, als die strengen Preußen (habe ich das jetzt auch richtig behalten?)

Im 19. Jahrhundert waren die Insulaner sehr arm und mussten sich teilweise von den gestrandeten Schiffen ernähren, die auf den großen Sandbänken vor der Insel  endeten. Dabei sollen – so die Gerüchteküche – auch mal Besatzungsmitglieder ihr Leben gelassen haben. (Das habe ich doch auch schon mal in Cornwall gehört…)

Viele Bewohner waren auch Kapitäne – die meisten wohnten in Nebel, deshalb gibt es dort die schönsten Häuser – oder Walfänger, die nicht alle wieder heimkamen und somit viele Witwen hinterlassen haben. Ja, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen und deswegen schreibt man es auch wohl etwas sarkastisch.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts kam langsam der Fremdenverkehr auf, von dem die Insel heute in erster Linie lebt – wie auch alle anderen Inseln. (Die Ausbeuterei hat also nicht aufgehört zu existieren, nur eine andere Form angenommen. Nicht bekannt ist, ob dabei auch Menschen ihr Leben haben lassen müssen.) *

Tee und Honig sowie Kaffeesahne habe ich mir danach auch noch besorgt, so dass ich nicht nur beim Schreiben einen 5 o´clock tea zu mir nehmen konnte, sondern auch für morgens einen Tee habe.

So, nun ist es 18:00 Uhr und langsam Zeit für das Abendmahl. Heute gibt’s ja Lammkarree, mal sehen, wie gut das ist. Freue mich schon und werde hoffentlich nicht enttäuscht. Jetzt noch schnell etwas Wasser unter die Achseln, umziehen und auf geht’s.

Ja, über das Essen sollte man vielleicht auch ein paar Worte verlieren.

Also, was ich bis jetzt gegessen habe, war eigentlich sehr gut. Es hat mich zwar nicht vom Hocker gehauen, doch zu beanstanden hatte ich auch nichts. Ich hätte heute zwar lieber eine andere Beilage zu den Lammkoteletts gehabt als Paprikagemüse, doch das ist halt Geschmacksache. Es ist sicherlich ein sehr gutes Pensionsmenü, das im Romantik Hotel Hüttmann geboten wird.

Der dritte Tag war erneut ein wunderschöner Sonnentag mit Ostwind und kalt. Meine Blase am linken Fuß war zwar noch da, doch Indianer kennen keine Schmerzen! (Zumindest morgens noch nicht, wenn der Fuß die Nacht über geruht hat.)

image21 Mich zog es erneut an diesen einmaligen Strand, diesmal weiter südlich. image22 image24 Hier ist er mindestens einen Kilometer breit und bei Ebbe natürlich noch breiter. Manche mögen es ja langweilig finden, immer nur so am Strand und am Wasser zu laufen, doch ich finde es ganz toll. Kaum eine Menschenseele zu sehen, sondern nur Wasser, breiten Sandstrand und viele Muscheln, Schnecken und Austernschalen.

 image25  image26 Dann diese geriffelten Stellen, an denen das Wasser der Priele gestanden hat. Wie die wohl entstehen und warum immer in anderen Formationen?

Was man hier im Kleinen sieht, kann man manchmal aus Flugzeugen im Großen sehen. Da muss man unwillkürlich an Mandelbrodt denken, der das wissenschaftlich mal untersucht hat. (Leider weiß ich davon zu wenig, da ich nur einmal eine Klausurarbeit meines Sohnes Nils gelesen hatte, als er noch zur Schule ging. Mein Gott, was weiß ich wenig!)

Das ist die Mandelbroth-Menge auch als „Apfelmännchen“ bekannt (Qelle: Wikipedia.)

 image27 Was sehe ich denn da? Mitten auf dem riesigen Strand sehe ich in der Ferne Stangen und Bojen und was weiß ich sonst noch auf kleinen Sanddünen stehen und hängen. Haben Fischer da ihre Stangen und Bojen aufgehängt.

image28 Das guckst du dir mal näher an, habe ich mir gesagt und auch getan. Köstlich: es sind Strandguthütten, die von irgendwelchen kreativen Leuten errichtet worden sind.

 image29 Einfach herrlich! Laden richtig zum Verweilen ein.  Habe ich auch noch nicht gesehen. Hier müssen wohl die Ureinwohner von Amrum leben….

 

image23 Doch die leben lieber in (nicht im) Nebel, dem alten Kapitänsdorf in der Mitte der Insel. Hier findet man nicht nur schöne Reetdachhäuser, sondern auch eine nette Kirche image30 mit einer sehr schönen rustikalen Schnitzerei der 12 Apostel. image31

image32 Und dass die Amrumer kein Kind von Traurigkeit waren und sind, mag dies Bild verdeutlichen.

Wieder zurück im Hotel habe ich mir erneut den Kuchen und eine Tasse Schokolade auf der Sonnen-Terrasse munden lassen, doch der Wind hatte inzwischen auf Südost gedreht und so war es leicht zugig. Erst als ein Ehepaar die rechte Kuschelecke frei machte und ich mich dorthin umsetzen konnte, habe ich ohne Zugerscheinungen mein Buch weiter lesen können.

So gegen ¼ nach Fünf machte ich mich auf den Weg zum Meer, denn heute wollte ich doch den Sonnenuntergag erwischen, den ich die letzen Tage verpasst hatte.

image33 Gerade in letzter Minute schaffte ich es noch, die untergehende Sonne zu fotografieren. Doch da der Himmel wolkenlos war, kam auch kein besonders beeindruckendes Abendrot zum Vorschein. image34 Das Licht ist jedoch phantastisch. Nur schade, dass man (ich) es nie so auf die Platte bekommt, wie man (ich) es gerne möchte. Bin halt nur Amateur.

Zum Abendsmenü gab es heute Lachsklößchen, die ich mit großem Genuss gegessen habe. Nur die rauchende Nachbarin am Tisch hat mich gestört. Die Tage zuvor hatte im Raum außer einer Dauerqualmerin – die jedoch weit genug entfernt saß – niemand geraucht. Doch dieses Ehepaar war neu angereist und saß nun direkt am Nachbartisch. Am liebsten wäre ich ins Nebenzimmer gegangen, das für Nichtraucher reserviert ist, doch wollte ich keinen großen Aufstand provozieren. Zum Glück rauchte sie nicht ständig und der Rauch zog auch nicht unbedingt in meine Richtung (Ich dachte bisher immer, Schönheit zieht den Rauch an! Muss wohl doch nicht mehr ganz so attraktiv sein…).

Heute ist Samstag und Bikebrennen ist für den Abend angesagt. Mit diesem heidnischen Brauch, der an der gesamten Westküste noch gefeiert wird, wird der Winter ausgetrieben. Früher war das der Tag, an dem auch die Kapitäne wieder auf große Fahrt gingen (wenn ich richtig informiert bin, doch das werden wir wohl heute Abend erfahren.

Doch vorher wollte ich einmal mit dem Rad nach Wittdün fahren um einfach die ganze Insel kennen gelernt zu haben. Also mietete ich mir im Hotel für 5,50 € einen Drahtesel und radelte los. Durch den sich praktisch über die gesamte Insel hinziehenden Waldgürtel fuhr ich gen Süden, zumal der kalte Südostwind mir sonst den Spaß am Radeln gründlich verdorben hätte.

image35 So kam ich auch am Leuchtturm vorbei, dessen Feuer man 43 km weit aufs Meer sehen soll, doch leider ist der nur am Mittwoch zur Besichtigung geöffnet. Nun gut, da kann man halt nichts machen, außer ein Foto schießen.

Wittdün ist der einzige Ort auf der Insel, wo man Häuser direkt am Wasser findet. Natürlich sind dies alles Ferienwohnungen, die man mieten kann, denn welcher Insulaner wird wohl so dumm sein, diese Superlage selbst zu nutzen und kein Geld damit zu verdienen? Sie stehen alle mindestens 20 m über dem Meeresspiegel, denn an dieser Stelle ist die Küste so hoch. Dadurch hat Wittdün sogar zwei Seeterrassen, auf die man als Fußgänger herrlich spazieren gehen kann. Für Radfahrer allerdings nicht erlaubt, so dass ich mein Fahrrad geschoben habe, wie sich das gehört. Finde ich auch besonders gut:

Meinen Rückweg nahm ich auf der Wattseite, nicht zuletzt, weil ich hier dem wind von schräg hinten hatte. Hier findet man auch etwas Landwirtschaft und den einen oder anderen Ponyhof. image36

image37 Ein Eisbad gefällig?

Überrascht war ich jedoch, als direkt am Strand, nur 50 Meter vom Rad- und Wanderweg entfernt, eine Kolonie von Austernfischer zu sehen war.

 image38 Eine Austernfischerkolonie.

 image39 Wie viele mögen das wohl sein?

   image40 Hunderte oder gar über Tausend?

Meine letzten Romanseiten wollte ich noch einmal wieder auf der Terrasse mit Kuchen und Schokolade verbringen, doch sie war voll besetzt. Also nahm ich mir die Flasche Wasser (!) von meinem Zimmer und okkupierte einen der drei Strandkörbe vor dem Hotel und las den sehr spannenden Ken Follet weiter.

Doch siehe da, zunächst kamen leichte Schleierwolken auf, so dass die Wärme der Sonne geringer wurde und dann bezog es sich immer mehr. Also zurück auf´s Zimmer, einen heißen Tee aufgebrüht und weiter gelesen, bis das Buch zu Ende ging. War schon spannend zu lesen.

So, nachdem ich dies jetzt alles niedergeschrieben habe, wird es Zeit zum Grünkohlessen, denn das gehört hier offenbar zum Bikebrennen dazu. Es ist jetzt 6 Uhr und wird schon schummrig und wenn es dunkel geworden ist, soll´s losgehen.

image41 Ja, jetzt habe ich es selbst einmal mitbekommen, das Bikebrennen. Es ist tatsächlich ein heidnischer Brauch, um die bösen Geister auszutreiben und hat sich daher im Mittelalter auch den Zorn der katholischen Kirche zugezogen.

Es hat im Laufe der Jahrhunderte viele Variationen gegeben und war tatsächlich zur Zeit der Walfänger der Tag, an dem die Seeleute die Insel verließen, um nach Hamburg, Holland oder wo sonst noch hinzufahren, um von dort auf den Walfangschiffen ins Eismeer zu fahren. Für viele zum letzten Mal…

Das Einzige, was mir an der Sache mit dem Bikebrennen nicht gefällt, sind die Stoffpuppen in menschlicher Größe, die verbrannt werden, um das Böse darzustellen. Das erinnert doch zu sehr an Hexenverbrennungen durch die Kirche oder an Hitlers Verbrennungsorgien. Ja, das hat´s immer gegeben und wird´s wohl leider immer wieder geben, dass Menschen glauben, andere Menschen verbrennen zu müssen, weil sie aus deren Sicht schlecht sind.

Da der Glühweinstand ständig umlagert war und man sich in langen Schlangen anstellen musste, habe ich darauf verzichtet.

image42 Der mindestens haushohe Berg aus Holz, Reisig, Heuballen und Pappe brannte an verschiedenen Stellen an und das Feuer fraß sich immer tiefer und höher in den Berg hinein. Kinder und Jugendliche zeigten ihren Mut und warfen zusätzlich Stöcke und Pappe ins Feuer, das langsam immer heißer wurde und man vorne glühte und von hinten fror, da der Wind natürlich durch die Aufluft der Hitze von rückwärts immer stärker wurde. Also musste man sich hin und wieder umdrehen, um gleichmäßig gegrillt zu werden. Was war ich froh, dass ich mir meine Golfhose aus Plastik übergezogen hatte, denn ich hätte an den Beinen ganz schön gefroren, so war es jedoch sehr angenehm.

Gegen 8 verließ ich dann den noch immer nicht vollständig brennenden Ort der Bike, zumal mir langsam auch der Magen sagte, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Also ging ich wieder ins Dorf zurück, wobei mir immer noch viele Menschen entgegen kamen, die zum Bikebrennen wollten. Ein Ehepaar, das als Gäste des Hotels ebenfalls dem Schauspiel zugeschaut hatte, sagte mir, dass es die ganze Nacht brennen würde.

Auf dem Rückweg konnte ich dann erkennen, wie auch auf der Nachbarinsel Föhr mehrere Feuer zu sehen war und auch das Feuer in Nebel war gut zu auszumachen.

Und dann gab es Grünkohl. Wieder eine neue Variante mit süßen Bratkartoffeln, gegrilltem Kassler und einer feinen Kochwurst. Der Grünkohl war süß, wie ich es von zuhause kannte und sonst eigentlich nie wieder vorgefunden habe. Grünkohl ist wohl eines der variationsreichsten Gerichte, die in jeder Region, ja manchmal in jedem Dorf, wenn nicht sogar in jeder Familie anders zubereitet wird.

Heute ist nun der Tag der Abreise gekommen. Bei einem early morning tea schreibe ich diese letzten Zeilen, um mich dann unter die Dusche zu begeben und danach zum Frühstücksbuffet.

Danach bin ich dann noch  einmal an den Strand gegangen. Der Wind hatte auf West gedreht und damit war es auch wesentlich wärmer geworden. Doch damit war auch der Regen wieder näher gerückt und als es stärker anfing zu regnen, bin ich wieder zurück ins Dorf gegangen.

image43 Das „Uol Omrungs Wiardshuis“ in Norddorf war mal ein sehr bekanntes Hotel

Langsam wurde es auch Zeit Abschied zu nehmen, so dass ich ausgecheckt und bezahlt habe.

Der Hotelshuttle – Chef fuhr persönlich – hat mich dann zu Fähre gebracht, die knüppeldick besetzt war. Alle wollen wieder nach Hause. Hätte wohl besser noch einen Tag länger auf der Insel verweilt, denn solche Massen sind nicht unbedingt das, was ich liebe.

image44 Auf der Fähre nach Dagebüll mit einem Zwischenstopp in Wiek auf Föhr konnte man heute sehr schön die Halligen sehen, die wohl einzigartig hier im Nordfriesischen Wattenmeer sind.

image45 Da kommen die nächsten Urlauber. Die Glücklichen!

Es waren schöne und auch erholsame Tage auf der Insel Amrum, die ich sehr genossen habe und die mein Nervenkostüm wohl auch wieder etwas ins Lot gebracht haben. Das Wetter hat zum Glück mitgespielt, denn wenn es nur immer geregnet hätte, wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen, die Insel so kennen zu lernen, wie ich es getan habe. Da hätte ich bestimmt mehr gelesen oder mehr an meiner Deckungsbeitragskalkulation gearbeitet die ich endlich mal auf eine CD brennen will.

Wer diese Reise nachvollziehen möchte, dem sei empfohlen, die www.amrum.de Adresse im Internet anzuklicken, denn dort findet man alles Wissenswerte über die Insel, seine Fährverbindungen zum Festland und natürlich auch alle Unterkünfte.

Mein 4-Tage-HP-Arrangement (Februar 2004) im Romantik Hotel Hüttmann hat 261,– € gekostet, dazu kamen noch meine Getränke und was ich nachmittags auf der Terrasse so verzehrt habe. image46 Außerdem die Fähre für 14,70 € (ohne Auto), 2 x den Bus für je 4,– € nach und von Norddorf sowie die Parkgebühren in Dagebüll.

Herzlichst Ihr Single-Reisender

Jens Diekmann