Eine Frühlingsreise durch Dänemark, Schweden und Norwegen.
Kurze Einführung zum Mund-wässrig-machen:
Tosende Stromschnellen und einsame Seen,
gewaltige Gletscher und sagenumwobene Königsschlösser
alte Holz-Kirchen sowie Steinzeit-Gräber und liebenswerte Hotels,
blühende Bäume und schneebedeckte Fjells, tosende Wasserfälle,
herrliche Fjorde und kulinarische Köstlichkeiten.
Das und noch vieles mehr erlebt man im Frühling in Dänemark, Schweden und Norwegen auf einer Kurzreise im Juni.
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Etappe: Schleswig-Holstein
Dienstag, der 31. Mai 21011
Heute Morgen wusste ich noch nicht, dass ich heute Abend nicht mehr zuhause übernachten würde, sondern ganz woanders. Das lag einfach daran, dass ich Ärger mit meiner Hotelchefin in Neu Wulmstorf habe, die zusammen mit ihrem Mann jede Woche eine neue (miese) Sau durchs Dorf treibt. (Man könnte ein Buch darüber schreiben, was einem keiner als wahre Geschichte glauben würde. Vielleicht mache ich es, wenn alles vorbei ist. Um es kurz zu machen: Ich habe ihr die Möglichkeit gegeben, sich ohne Risiko und ohne Eigenkapital mehr oder weniger selbstständig zu machen und als „Dank“ will sie mich jetzt mit ganz üblen Tricks und quasi zum Nulltarif loswerden. So sind manche Menschen offenbar gestrickt!
Eigentlich hatte ich ja geplant, einmal durch die Pyrenäen zu reisen, weil ich diese Gegend überhaupt nicht kenne und sie mich durch einen Bericht im NDR Fernsehen wirklich interessiert hat. Doch da ich nicht wusste, was sich in Neu Wulmstorf tun würde, wenn ich weit weg bin und feste Flüge gebucht habe, wollte ich mich nicht auf Termine festlegen.
Also entschied ich mich sehr kurzfristig, wenn man will, innerhalb einer Stunde, nicht nach Barcelona zu fliegen und dort einen Mietwagen zu nehmen (was sehr günstig gewesen wäre), sondern einfach loszufahren und noch heute die erste Etappe zu nehmen. So flexibel bin ich!
Dies ist nun der erste Bericht auf meinem neuen Notebook. Es hat eine etwas andere Tastatur, an die ich mich erst gewöhnen muss, denn ich mache sehr viele Tippfehler, weil ich einfach eine andere Tastatur gewohnt bin. Ich komme immer zu weit nach rechts (bitte nicht politisch missverstehen).
Bei trübem und mehr oder weniger regnerischem Wetter bin ich halb 6 Uhr abends losgefahren und habe noch das Grab meiner Eltern und meiner Paten-Tante Anni in Schönberg besucht. Dort habe ich auch ein wenig Unkraut beseitigt – ich würde es eher als Natur-Kraut bezeichnen – bevor ich dann nach Panker fuhr, wo ich vorher noch per Telefon ein Zimmer in der „Ole Liese“ bestellt hatte.
Die „Ole Liese“ von außen.
Mein Zimmer „Muskateller“ an der Tür und von innen.
Dieses Haus habe ich schon immer geliebt, denn
1. es ist nicht weit von meinem Geburtsort Schönberg entfernt,
2. ich hätte es am liebsten auch als Romantik Hotel gesehen und
3. ich finde es einfach sehr schön.
Bevor ich zum Abendessen ging, habe ich noch ein paar Fotos im Gutsgelände gemacht.
Panker gehört dem Grafen von Hessen-Nassau und ist berühmt durch seine Trakehner Zucht
In den letzen Jahren hat man viele Künstler und Antiquitäten-Läden angelockt, was dem früher eher verschlafenem Gut sehr wohl zu bekommen scheint.
Wenn man sich die Geschichte vor Augen hält, was die Hessen und Nassauer in Schleswig Holstein zu suchen hatten, dann wird es eine lange Geschichte, die in Kurzform sehr nett in dem kleinen Druck auf dem Zimmer in der „Ole Liese“nachzulesen ist. Da steht z. B. (in verkürzter Fassung):
„Ursprünglich gehörte es mal dem Geschlecht der Rantzaus, deren Stammsitz zwischen Plön und Lütjenburg in Schleswig-Holstein liegt. Diese verkauften es nach 300 Jahren an den schwedischen König Frederik I., der zugleich Landgraf von Hessen Kassel war!“
Dämmert Ihnen was? Doch jetzt wird es romantisch und da bin ich natürlich in meinem Element:
„Der Landgraf = schwedischer König Frederik I., war mit der Königin Ulrika Elenora verheiratet. Die beiden bekamen leider keine Kinder. Doch der Landgraf von Hessen-Kassel bzw. König von Schweden hatte eine Geliebte (war ja fast schon standesgemäß), und zwar die schöne Gräfin Hedwig Ulrike Taube. Sie war natürlich unschuldig wie eine Taube und siehe da: sie gebar im zwei Söhne und zwei Töchter! Die waren natürlich nicht standesgemäß und somit auch nicht berechtigt, die Thronfolge anzutreten, also musste etwas unternommen werden. Also kaufte (M)an(n) für die Geliebte, was man auch die „zur Linken angetraute“ nannte, (tragen wir meisten Deutschen den Ehering daher nur in der Verlobungszeit den Ring am linken Finger?) die Güter Panker, Schmoel, Hohenfelde und Klamp, damit sie nicht am Hungertuche nagen müsste“.
Das sind alles mir wohlbekannte Ortsnamen, da sie unmittelbar außerhalb der „Propstei“ liegen, in dem meine Heimat, sprich mein Geburtsort Schönberg, als Hauptort liegt. Und auf diese Weise kamen die Hessen und Nassauer nach Schleswig-Holstein und sind immer noch da! Jetzt komme mir bitte keiner damit, dass wir Schleswig-Holsteiner „Nassauer“ wären!
Nach diesem kleinen Exkurs in die „romantische“ Vergangenheit von Panker kommen wir jetzt zur Gegenwart: Die „Ole Liese“ ist sicherlich ein sehr nettes Hotel und hat wohl auch ein gutes Restaurant, doch meine Edelmaräne (in anderen Regionen auch als Renke oder Felchen bekannt) aus dem Selenter See war für mich eine (kleine) Enttäuschung. Sie war zu lange gebraten und an einer Stelle war die Haut richtig bitter und somit war sie übergart und dadurch zu trocken. Das dazu servierte Naturreisplätzchen (was immer sich manche Köche an verrückten Dingen einfallen lassen), war hart und trocken und nach meiner unmaßgeblichen Meinung keinesfalls passend, also habe ich nur eines von dreien gegessen. Danach habe ich noch einen kleinen Käseteller gegessen und mir dazu einen Schoppen (0,2) Rotwein bestellt, der später auf der Rechnung mit 12,50 € berechnet wurde. Da ich mir auch noch einen zweiten bestellt und ihn dann mit aufs Zimmer genommen habe, wo ich diesen Bericht jetzt gerade schreibe, weiß ich auch ganz genau, warum ich so kritisch schreibe: Es liegt also am Rotwein!
Mittwoch, der 1. Juni 2011
Kurz nach 6 Uhr bin ich aufgewacht und mein erster Blick ging natürlich aus dem Fenster, um zu sehen, dass das Wetter wieder viel besser geworden war. Da das Frühstück erst ab 8 serviert wird, habe ich einen Bummel durch Panker gemacht und dabei natürlich auch ein paar Fotos geschossen. Es war noch ziemlich frisch (10 °) und leicht windig, doch die Sonne schien schon prächtig.
Schön hier in Panker.
Danach habe ich lecker gefrühstückt.
Beim Bezahlen ließ ich noch mein Büchlein „Schleswig-Holsteins Hügelland entdecken“ da, in dem ich auch die Ole Liese erwähnt hatte – sogar mit Foto – mal sehen, ob reagiert wird. (Wetten, dass nicht!)
Auf der Weiterfahrt über Oldenburg/Holstein kommt man auch an der Mühle in Farve und der herrlichen Kirche in Ehlersdorf vorbei – lohnt sich hineinzuschauen – und an Weißenhaus, bekannt durch den riesigen Ferienpark doch weniger durch das Schloss, dass derzeit renoviert und zu einem prächtigen Hotel ausgebaut werden soll.
Die Mühle in Farve, die man auch als Ferienhaus bei „Gittas Landhäuser“ buchen kann.
Über die Fehmarnbelt-Brücke – die Vogelfluglinie – ging´s auf die Insel Fehmarn.
Auf der Fahrt nach Puttgarden habe ich in Burg auf Fehmarn kurz Station an einer Tankstelle gemacht, denn mit meinem verstaubten Auto wollte ich natürlich nicht durch Dänemark fahren. Man sollte ja immer guten Eindruck hinterlassen, oder?
Hier stehe ich in der Schlange der wartenden Autos, die alle nach Dänemark oder weiter wollen. Und dann geht’s schon los: Die Überfahrt nach Dänemark.
Kennen Sie die? Das ist die „Deutschland“, die immer noch fährt.
2. Etappe: Dänemark
Mit der Fähre bin ich also rüber nach Rödby gefahren und dann sofort runter von der Autobahn und nur noch über Landstraßen, denn nur so sieht man die Schönheiten der Landschaft und die Kultur einer Region. So sehr ich Städte mag, doch auf Reisen mit dem Auto sind sie einfach ein Greuel. Man steckt meistens im Stau, kann nirgendwo irgendwo anhalten, um ein Foto zu machen und darf sich nur auf den Verkehr konzentrieren. Daher meide ich sie auf solchen Reisen wie der Teufel das Weihwasser.
Die ersten Kilometer waren nicht besonders aufregend und ich habe auch kaum Fotos gemacht, außer auf der Brücke über den „Großen Strom“, den Storströmen. Die Brücke über den Storströmen.
Doch kurz vor Köge sah ich auf der Landkarte, dass es ein besonderes Schloss geben soll, das Vallö-Schloss. Also abgebogen und hin. Es hat sich wirklich gelohnt und da danke ich wirklich dem Schöpfer, dass er mich dahin geführt hat.
Das ist die schöne Allee zum Schloss Vallö. Das Schloss Vallö mit seinem herrlichen Park! Noch immer das Schloss Vallö von außen und im Innenhof mit zwei völlig verschiedenen Baustilen.
Aus diesem Ei sind wahrscheinlich diese kleinen Blesshühner geschlüpft.
Herrliche dänische Landschaft mit Feldern, Kirchen, Mühlen und alten Schornsteinen und alten Leuchttürmen, wie diesem hier:
Auf der Karte sah ich dann, dass ich an den Kreidefelsen von Stevns Klingt schon vorbeigefahren war. Da ich mir auf dieser Reise schon die Kreidefelsen von Mön geschenkt hatte, die ich ja schon von früher kannte, wollte ich diese nicht auch noch verpassen, denn wer weiß, ob ich je wieder hier herkommen werde. Also zurück und hinfahren. Es wurden mehr als die kalkulierten 1 ½ Stunden, doch was macht das schon, wenn man solche schönen Bilder erleben kann:
Die Steilküste von Store Klingt. Ich bekomme Bauchkribbeln, wenn ich an der Klippe stehe! Daher auch mal blühende Büsche und Bäume anschauen. Und hier wird die Kreide von Menschen abgebaut.
Die Kirche von Holtung von außen und von innen Das Gut Gjorslev.
Das Schloss Gjorslev mit dem herrlichen Park.
Von Köbe hatte ich mir etwas mehr versprochen, denn wenn man das liest, was im Baedeker Dänemark-Führer zu lesen ist. Doch was macht´s, ich war da und habe es gesehen. Köbe mit seinem Marktplatz und den schönen alten Häusern und seiner Kirche.
Durch Kopenhagen wollte ich nicht hindurchfahren, denn eine solche Großstadt mit dem Auto zu durchfahren ist eine Katastrophe. Daher habe ich die Autobahn gewählt, um sie zu umgehen und das war gut so, denn auf der gesamten Gegenfahrbahn war ein unendlich langer Stau. Das hätte mir auch passieren können, wenn ich durch Kopenhagen gefahren wäre. Städte darf man nicht mit dem Auto erkunden wollen, sondern muss hinfahren, hinfliegen oder was auch immer, aber nie mit dem Auto durchfahren wollen.
Aber gleich hinter Kopenhagen bin ich natürlich auf eine meiner Lieblingsrouten abgebogen, dem „Strandvej“ von Kopenhagen nach Helsingör, der Straße Nr. 152, an der sogenannten „dänischen Riviera“. Für mich eine der schönsten Strecken in Dänemark (und ich glaube, nicht nur für mich). In Snekkersten südlich von Helsingör fand ich ein kleines Hotel mit dem Namen „Hotel Villa Brinkly“, das ich im Vorüberfahren gesehen hatte. Bei der nächsten Gelegenheit bin ich umgekehrt und dann auch dort geblieben. Es bietet erstaunlicherweise viele all-inklusive Sachen wie Tee, Kaffee und Erfrischungsgetränke sowie kleine Snacks für seine Gäste kostenlos an.
Das war mein kleines Hotel Villa Brinkly an der „Dänischen Riviera“. Mein Zimmer. Dies schöne Haus soll zu verkaufen sein( für 15 Mio Dkr). Wer kauft es? (Ich möchte Provision!)
Als ich nach dem Essen auf meiner Veranda saß, um meinen Tagesbericht zu schreiben, kam die Wirtin mit einem potentiellen Gast, der sich das Zimmer neben mir anschauen wollte. Als dieser dann sagte: „Da muss ich erst meine Frau fragen.“ sagte ich ihr spontan (als er gegangen war): „Der kommt garantiert nicht wieder.“
Da habe ich mich als Hotelier zu erkennen gegeben und der Wirtin – Frau Anette Buch-Petersen – von meinen beiden Hermes Hotels erzählt. Sie wollte gleich meine Visitenkarte haben, was ich auch tat, und wir unterhielten uns bestimmt zwei Stunden lang über die Sorgen und Nöte eines Hoteliers in Dänemark. Sie klagte über die schlimme Bürokratie in Dänemark und nannte verrückte Beispiele, die einem Hotelier das Leben offenbar wirklich sehr schwer machen würden. Ja, in jedem Land sind die Voraussetzungen anders und so unterschiedlich und man kann wirklich nichts miteinander vergleichen. Sie erzählte mir von ihrem Hauptgeschäft mit dem Catering Service, das die Basis wäre, denn von diesen sieben Zimmern könnte man nicht leben. Wir haben uns noch über Gott und die Welt unterhalten und von ihrer Idee, die besten Sandwiches Dänemarks zu machen, bis zu ihrer Reise nach Neuseeland.
Nach diesem sehr interessanten Gespräch sitze ich noch immer vor meinem Hotelzimmer und da es schon recht kühl wird und sich die Flasche Rotwein dem Ende nähert, gehe ich lieber ins Bett. Gute Nacht!
Donnerstag, der 2. Juni, Himmelfahrt
Schon wieder bin ich um 6 Uhr aufgewacht und da die Sonne schon in mein Zimmer schien, hielt mich auch nichts mehr im Bett. Ich habe noch die gestrigen Fotos auf den PC gespeichert und bin dann durch den Wald spaziert, der gleich hinter dem Hotel beginnt, und an den Strand gegangen. Der herrliche Morgen am Meer mit meiner Entenfamilie mit mindestens 10 kleinen Entchen, die ich gestern Abend schon beim Tauchen bewundert hatte. Ist er nicht süß, der kleine Spatz? Das ist nur ein Baum und nicht etwa zwei! Hier ein Detail: der Baumstamm! Hier wird auch noch mit Reusen gefischt.
Bis nach Hälsingör waren es nur wenige Kilometer und bevor ich auf die Fähre fahre, wollte ich noch ein bisschen von der Stadt sehen, die ich schon im letzten Jahr etwas näher kennengelernt hatte.
Helsingör hat viele historische Ecken, die man meist versäumt, da man immer direkt auf die Fähre fährt oder von ihr kommt. Eigentlich schade, denn es lohnt sich wirklich, diese schönen alten Gebäude zu sehen.
Der Dom überragt natürlich alles. Ich hatte dabei auch das Glück, dass ich in die Kirche konnte. Sie war zwar so kurz nach 9 Uhr noch zu, doch als ich weiter ging, machte ein netter Herr sie auf und lies mich ein. Ob es nun der Küster oder der Pfarrer war, weiß ich nicht, er meinte jedoch, dass in einer knappen Stunde Gottesdienst wäre. So konnte ich auch von innen einige schöne Fotos machen.
Ist das der Eingang zur Hölle?
Dann bin ich auf die Fähre und habe von dort aus das Hamlet-Schloss Kronborg fotografiert und auch kleine Videos gemacht, die ich wohl ins YouTube stellen werde (wenn sie denn etwas geworden sind!).
Mein oder nicht mein, das ist hier keine Frage!
Ein letzter Blick zurück auf Helsingör.
Die Überfahrt nach Helsingborg dauert nur ca. 20 Minuten und schon bin ich in Schweden. Welcome Sweden!
3. Etappe: Süd-Schweden
Ich hatte am Morgen in mein Navi eingegeben: Tanumshede, Schweden und war doch etwas verwundert, dass es mir über 10 Stunden Reisezeit angab. Auch als ich durch Helsingör fuhr, wollte es mich irgendwie immer nach Westen führen, obgleich die Fährte ostwärts führt. Auch hier in Schweden wollte es mich – und hat es auch geschafft – nach Ost-Nordost leiten. Dann gab ich Udevalla ein und schon waren es nur noch ca. 5 Stunden, obgleich diese Stadt nur ca. ½ Stunde südlich von Tanumshede liegt. Man sollte sich also nicht immer 100%ig auf die Technik verlassen.
Ich glaube es war so gegen halb 11 am Morgen, als Mirja mich anrief und mir zum Vatertag gratulierte. In München ist trübes Wetter, doch hier war es nur leicht bewölkt. Da wollte ich ihr ein paar Sonnenstrahlen rüberschicken, doch das hätte ich lieber bleiben lassen sollen, denn plötzlich war die Sonne weg. Wie jedes Mal, wenn ich was Gutes tun will und Sonnenstrahlen nach München schicke!
Auf der Fahrt nach Halmstad kam ich wieder an der Stelle bei Laholm vorbei, an der uralte Gräber zu finden sind, die ich auch schon im letzten Jahr besichtigt hatte. Nur heute habe ich dort keine Erdbeeren gekauft, was im letzten Jahr noch der Fall gewesen war.
Die Steinzeit-Gräber von Laholm südlich von Halmstad.
Da ich die Westküste erst im letzten Jahr besucht hatte – nachzulesen in meinem Nordkap-Bericht auf meiner Internetseite – habe ich mir diese Tour gespart, denn bei grauem Wetter hätte das auch keine schönen Bilder ergeben. Also rauf auf die Autobahn bis hinter Göteborg (ich mag nicht mit dem Auto durch große Städte fahren, wie Sie bereits zur Genüge wissen). Und siehe da: Als ich die Autobahn verließ, kam auch die Sonne wieder durch. Und so konnte ich eine meiner Lieblingsstrecken in Schweden über die beiden Inseln Tjörn und Orust mit dieser wahnsinnigen Brücke in vollen Zügen genießen und schöne Fotos machen:
Die Tjörn-Brücke mit dem Denkmal ihres Erbauers.
Das sind Parkplatzbegrenzungssteine in Form von Enten. Wo findet man so etwas sonst noch?
Ich will ja nicht behaupten, schon sehr oft über die Inseln Tjörn und Orust gefahren zu sein, doch das eine oder andere Mal schon. Ich bin immer wieder begeistert!
Ich glaube es war hier, als mich mein Sohn Nils anrief und mir zum Vatertag gratulierte. Als ich ihm von dem herrlichen Segelwetter erzählte und er zugeben musste, dass es gestern im München nur geregnet hatte und heute alles bewölkt (aber trocken) wäre, hat er offenbar schon eine Sehnsucht nach hier oben verspürt. Er hat ja gerade erst seinen Segelschein für küstennahe Fahrten in der Tasche. Bisher durfte er nur auf dem Ammersee rumschippern. Da kann man schon ein bisschen Neid erwecken!
Zum ersten Mal bin ich nach Lysekil gefahren, was ich bisher immer vermieden hatte, da man mit einer Fähre fahren muss, um nicht einen großen Umweg zu machen. Doch zu meiner Überraschung war diese Fähre kostenlos, was ich bisher eigentlich noch nie in Skandinavien kennengelernt hatte.
Kleine Eindrücke von der Überfahrt mit der Fähre nach Lysekil:
In Lysekil habe ich hoch auf dem Kirchturmberg (der heißt bestimmt anders) ganz tolle Ausblicke über die Stadt und die Umgebung erleben und sie im Bild festhalten können. Lysekil von oben betrachtet.
Heute war überhaupt ein Urzeiten-Tag, denn neben den bereits beschrieben Gräbern südlich von Halmstad habe ich kurz vor Tanumshede noch diese Steinzeitgräber aufgesucht: Das sind alles Hinkelsteine! Asterix und Obelix lassen schön grüßen. Hier sieht man einmal sehr eindrucksvoll, wie ein Baum einen Felsen umklammert und sich seinen Weg ins nahrhafte Erdreich verschafft.
Das sollen Grabhügel sein, was ich nicht beurteilen kann. Das sind auf jeden Fall herrliche Blumen!
Doch jetzt kommt das, was ebenfalls vor mehreren tausend Jahren geschaffen worden ist: Die Felszeichnungen von Tanumshede. Beeindruckend!
Man kann auf den Tafeln nachlesen, was die Figuren bedeuten und welche Symbolkraft sie haben. Das ist in vier Sprachen sehr gut erläutert und – für mich besonders wichtig – es kostet keinen Eintritt, um diese kulturhistorisch wertvollen Zeugen zu besichtigen.
Übernachtet habe ich in der Tanumshede Gestgiveri, das ja mal Romantik Hotel und auch Relais & Chateaux Mitglied war. Nach wie vor: von außen sehr einladend. Auch innen in den verschiedenen Stuben sehr gemütlich. Doch ein klein wenig enttäuscht war ich schon. Das Zimmer, das ich hatte, hat seit mindestens 20 bis 30 Jahren keine Renovierung mehr gesehen, von dem Bad kann man wohl das gleiche sagen. Das Einzelzimmer. Das Bad. Eigentlich sehr schade.
Doch nun wollen wir mal sehen, ob die Küche auch nachgelassen hat oder immer noch sehr gut ist. Hoffentlich bin ich nicht auch hier etwas enttäuscht…
Tartar vom Lachs und Rinderfilet in einer Rotweinsauce mit Blumenkohlpüree und Tomate Provenzale. Also: Enttäuscht bin ich nicht, doch begeistert auch nicht. Es gab nur ein 3-Gang-Menü (von dem mir die Rezeptionistin nichts gesagt hatte) oder das (angeblich) berühmte, seit 1979 auf der Karte stehende Gericht: Fish stew. (Ob ich es wohl damals probiert hatte?).
Als Nachtisch gab´s Bailey´s Brulée, doch da ich keine Desserts esse, habe ich verzichtet. Denn Süßes passt a) nicht zum Rotwein und da b) mein Arzt meint, ich sollte nicht so viel Süßes essen, habe ich es nicht bestellt (muss mal prüfen, ob es trotzdem auf der Rechnung war).
Das Tartar vom Lachs war nichts Besonderes und das Filet eigentlich ganz in Ordnung. Die Blumenkohl-Mousse war eher eine Curry-Mousse, denn man schmeckte nur Curry und keinen Blumenkohl. Nun gut. Das war nach vielleicht über 30 Jahren wohl das letzte Ma(h)l im Gestgiveri.
Während ich dies schreibe, ist es fast halb 9 und die Sonne scheint immer noch auf die Terrasse von meinem Fenster. Ist das nicht toll?!
Freitag, der 3. Juni
Strahlender Sonnenschein! Was will man mehr, wenn man auf Reisen in einem Land ist, wo Regen und Sonne zu 50 % verteilt sind?
Doch besonders gut ging der Tag nicht los, denn als ich vor dem Frühstück meinen Koffer ins Auto bringen wollt, ging die Fernbedienung nicht und ich musste die Tür mit dem Schlüssel aufschließen. Sch…, da war es wieder: die Batterie leer. Schon wieder war offensichtlich – wie vor gut vier Wochen – die Innenbeleuchtung angegangen, als ich mein Hemd und die Hose vom Haltegriff im Fond geholt habe. Also habe ich dabei wohl die dortige Lampe angeknipst und sie hat die ganze Nacht gebrannt und die Batterie leer gesaugt. Ich also an die Rezeption, um zu fragen, ob mir jemand helfen könnte, mit einem anderen Auto die Batterien zusammenzuschließen. Der Inhaber – war es wohl – sagte sofort ja und so haben wir es auch innerhalb weniger Minuten geschafft. Danach bin ich ein paar Kilometer gefahren, um die Batterie wieder aufzuladen, doch das war offenbar zu wenig, denn als ich nach dem Frühstück losfahren wollte, war die Batterie nicht voll genug. Also noch mal an die Rezeption, diesmal war der Rezeptionist alleine und dadurch verzögerte sich das Ganze noch um ein paar Minuten, doch schließlich haben wir es auch das zweite Mal geschafft.
Als ich dann zum Ort hinausfahren wollte, war eine Umleitung ausgeschildert, der ich natürlich folgte. Doch schon bald nahm ich meine eigene Strecke, die nicht über die Hauptlandstraßen führte, sondern über kleine und wenig befahrene Straßen. Mein Navi wollte mich zwar immer wieder in eine andere Richtung führen, doch mein Blick galt der Landkarte und so fuhr ich über die Reichsstraße 120 gen Norden. Und das hat sich als wahre Glücksentscheidung herausgestellt, denn so hatte ich kaum Verkehr, kam durch wunderschöne Landschaften – und das bei strahlend blauem Himmel und bis zu 26 ° Celsius! Und so umging ich das Konglomerat Oslo an einem Freitagnachmittag!
Schöne Kirchen und eine herrliche Natur.
4. Etappe: Süd-Norwegen
Die schwedisch-norwegische Grenze und dieses kleine Bächlein ist die Grenze zwischen Schweden und Norwegen.
Kaum bin ich in Norwegen und schon tauchen die ersten Wasserfälle auf, die man über diese Brücke besichtigen kann, doch dazu war ich zu faul.
Doch nein, ich wollte den Motor nicht abschalten, denn wenn die Batterie immer noch nicht genügend Saft gehabt hätte, hätte ich hier wirklich lange warten können, bis mir einer zu Hilfe gekommen wäre. Das wollte ich nicht riskieren. (Tolle Ausrede, oder?)
Die Festung Frederikstein kurz hinter der Grenze und wieder ein herrlicher See. Die Bewohner taten mir wirklich leid, hier wohnen zu müssen (purer Neiiiiid! Denn hier hätte ich auch gerne eine Hyttan oder so was ähnliches).
Langsam kam ich in höhere Gefilde und die ersten Berge waren zu sehen. Wenn Schafe auf der Straße laufen, kann der Verkehr nicht so gewaltig sein. Hier lohnt es sich auch, ein Häuschen zu haben und hier etwa nicht? Wie an vielen Stromschnellen findet man immer wieder Sitzplätze, um Picknick machen zu können. Die Wasserkraft mal im Detail sowie auch diese netten Veilchen.
Und nun bin ich im Quality Hotel & Resort in Fagernes. Dies ist der Blick von meinem Balkon und so sieht das Hotel von der Seeseite her aus.
Es ist mit 1.200 Kronen (fast 165 €!) für ein Einzelzimmer nach meiner Meinung viel zu teuer! Das Hotel ist fast nur auf Busgeschäft ausgerichtet. An diesem Abend waren es drei Busse! (Da müssen die billigen Buspreise wohl durch drei- oder vierfach so teure Normalgäste subventioniert werden!) An der Rezeption hatte man mir deshalb schon empfohlen, erst ab 20:00 Uhr zum Essen zu kommen, da um 19:00 und um 19:30 Uhr jeweils eine große Gruppe zum Buffet kommen würde.
Also machte ich erst einen Spaziergang durch den Ort.
Den fand ich zwar nicht besonders ansprechend, die Gegend jedoch sehr: In diesen See fließt ein kleiner Fluss…
…der hier herabstürzt. Es sind die Kvitvellavossen in Fagernes. Schon toll, oder?
Ja, und dann wollte ich im Hotel zu Abend essen. Nun, als ich um 8 nach unten ins Restaurant ging, war nur noch ein kleiner Tisch mitten im Raum frei, den man mir anbot. Ich könne vom Buffet oder auch à la carte essen, wenn ich wollte. Ich bekam auch gleich eine Menükarte. Erst schaute ich mir das Buffet an, doch was darauf aufgetischt worden war, fand ich doch etwas simpel und auf billige Masse getrimmt. Dazu hatte ich keine Lust. Auf der Karte (nur in Norwegisch) sagte mir eigentlich nur das Filetsteak zu. Doch offenbar hatte niemand vom Service für mich Zeit und so ging ich dann wieder.
Abfertigung der Busladungen im Hotel.
Doch neben dem Hotel gab’s eine kleine Pizzeria und da habe ich dann dieses Riesending verzehrt. Dazu brauchte es allerdings 2 große Biere zum Runterspülen!
Samstag, der 4. Juni 2011
Das Schönste zuerst: Ich sitze jetzt in einer kleinen „Hyttan“ an einem See in Sogndal, umgeben von mächtigen Bergen und imposanten Wasserfällen und habe gerade mein erstes Bier gezischt! Was will das Herz (und der Magen) mehr?
So sieht der Platz aus (mit Fahne natürlich!) Und das ist meine Hütte mit Balkon bzw. Veranda!
Doch es geht positiv weiter: Das Ferienhäuschen kostet eigentlich 400 Kronen, doch ich hatte nur noch 300 NKR in Scheinen und man nahm keine Kreditkarte. Da hat die Chefin den Preis einfach auf 300 Kronen gesenkt! Da ich in der Hütte weder Kopfkissen noch Bettdecke fand (Bettwäsche hatte ich mitgenommen), allerdings nur zwei Bettlaken und dafür keine Bettbezüge(!) und auch kein Geschirr und Pütt und Pann vorhanden waren, fragte ich danach und erhielt es ohne komische Blicke und ohne weitere Kosten. Da konnte ich nicht anders und habe der Inhaberin als Dankeschön meine beste Flasche Riocha geschenkt, die ich mitgenommen hatte. Ich will ja in angenehmer Erinnerung bleiben und nicht als schnorrender Touri!
Doch nun zurück zum Tagesanfang. Der erste Blick geht immer aus dem Fenster und da sah es so aus: Leicht bewölkt, doch überwiegend Sonnenschein!
Nach einem Frühstück im Massen-Saal der voll mit der „Bus-Generation“ war (der gehöre ich vom Alter inzwischen ja auch an!) habe ich gemacht, dass ich so schnell wie möglich von hier weg kam.
Und dann ging es hoch ins Jotunheimen Gebirge. Noch einmal vollgetankt (über 2 € der Liter, und niemand regt sich hier in Norwegen offensichtlich darüber auf, während bei uns die „Bild“ und andere Zeitungen täglich voll mit Protesten wären).
Natur pur in seiner schönsten Form, das ist Jotunheimen. So schön, dass ich eigentlich wenig sagen, sondern nur die Bilder sprechen lassen sollte, die ja bekanntlich mehr sagen, als tausend Worte. Dahinten kommen schon die schneebedeckten Berge des Jotunheim Gebirges auf.
Das ist der größte Besen der Welt. 2001 im Guinnes Books of Records eingetragen. Die Stabkirche in Hegge. Die blühenden Wiesen gehen über in karges Hochland mit noch nicht belaubten Krüppelbirken. Von sanften Wiesen hinauf zu baum- und strauchlosem Gebirge und das in nur 1.100 m Höhe. In den Alpen müsste man da schon mindestens auf 2.500 m Höhe fahren.
In Beitostolen, einem Wintersportort, sieht man sehr viele Ferien-„Hyttan“. Auf der Passhöhe in 1.350 m Höhe kam mir ein Läufer entgegen und dann noch einer und dann noch einer. Dann mussten alle Fahrzeuge anhalten und durften warten. Ich fragte den Man in einer Ordner-Weste, der uns angehalten hatte, was denn das für ein Lauf wäre und er sagte mir, das ist ein Marathon-Lauf! Ca. 2 km weiter wäre der Start für den Halb-Marathon, die anderen hätten schon 23 km hinter sich.
In Beitostolen hatte ich mich schon gewundert, denn in diesen Bergdorf hatten sich schon viele Menschen versammelt und ein großes Ziel-Tor war über der Straße aufgebaut. Da dachte ich mir schon, dass ein Radrennen oder ähnliches stattfinden würde. Aber ein Marathon, daran hätte ich nie gedacht.
Die Läufer – und es waren auch sehr viele Läuferinnen dabei – hatten schon 21 km bergauf hinter sich! Ich bin nicht so ein toller Läufer, doch bergauf muss es schon gewaltig anstrengend sein. Ich kann mir aber gar nicht vorstellen, wie schmerzlich es bergab sein muss, denn dann belastet man doch seine Gelenke noch viel stärker, wie beim Bergabsteigen im Gebirge. Ist das auch beim Bergablaufen so? Alle Achtung, da war ich doch erstaunt. Und irgendwie bekam ich Tränen in den Augen und es lief mir kalt über den Rücken, so hat mich das ergriffen. Unwillkürlich dachte ich an den „Hood to Coast“-Lauf, den ich am Mt. Hood in Oregon vor zwei Jahren kennengelernt hatte und der mich auch so ergiffen hat. Ich bin halt dicht am Wasser gebaut.
Nach den ersten wenigen Läufern/innen kam erst mal niemand mehr, so dass ich ein paar Fotos von der herrlichen, fast noch völlig schneebedeckten Hochebene machen konnte. Doch dann kam ganze Rudel. Das sind wohl die Halbmarathon-Läufer und -Läuferinnen gewesen. Als höchste Nummer auf den Trikots habe ich die Nummer 736 gesehen. Also eine ganz schöne Anzahl, die sich diese Strapazen zugemutet hat.
Hier geht´s nicht schon bergab, sondern der Fotograf (ich) war so überrascht, dass er die Kamera schief gehalten hat. Es war übrigens eine Frau in dem Behinderten-Rad, die mir fröhlich zugewinkt hat.
Ich habe auch einige Blinde gesehen, die mit ihrem Führer entweder durch einen Skistock verbunden waren, oder sich ganz einfach angefasst hatten, um sich zu orientieren. Gewaltige Leistung! Mir läuft es selbst jetzt beim Schreiben noch kalt über den Rücken!
Sie alle haben es verdient, hier im Bild festgehalten zu werden. Und wer Deutsch kann, kann ja demnächst auf meine Internetseiten gehen und findet sich vielleicht auf einem Bild wieder.
Kommt alle gut und heil unten in Beitostolen an!
Von nun an ging es auch für mich wieder bergab und bei ca. 1.000 m Höhe kamen die ersten Krüppelbirken wieder ins Blickfeld. Sie waren jedoch noch alle noch völlig kahl.
Ich machte einen kleinen Abstecher an den Gjendebu-See, auf dem man sogar mit dem Dampfer tief ins Gebirge hineinfahren kann.
Interessant fand ich die Hinweistafel, auf der stand, dass der Dichter Aasmund Olavsson Vinje diese Gebirgszüge „Jotunheimen“ nach der Heimat der Trolle Jotnane benannt hatte. Etwas verwirrt wurde ich später in Lom, da stand nämlich auf der Hinweistafel: „Heim der Riesen“. Ja was denn nun: Trolle oder Riesen? Liebe Tourist-Verantwortlichen, könnt ihr euch mal besser abstimmen? Der arme Tourist wird ja ganz närrisch und weiß gar nicht, was nun stimmt und was nicht? Bei Wikipedia habe ich dann später nachlesen können, dass es wohl die Riesen von Odin waren.
Weiter ging’s bergab zum Sjodal, doch vorher sah ich einen Hinweis auf eine Sehenswürdigkeit: „Ridderspranget“. Nicht etwa, weil meine Großeltern mütterlicherseits Ridder hießen, sondern weil ich mir erst einmal nichts darunter vorstellen konnte. Also die Abzweigung hinunter bis an einen Parkplatz und da sah ich dann eine Informationstafel.
Auf der steht in Kurzfassung, dass Ridderspranget eine Kluft im Fluss Sjoa ist. Und wie das in Sagen so üblich ist, handelt es sich um eine tragische Liebesgeschichte: Einst hat der Ritter Sigvart seinem Rivalen Iva die Braut entführt, die wegen ihrer Schönheit „die Sonne von Skarvangen“ genannt wurde. Das konnte Iva natürlich nicht auf sich sitzen lassen und ist somit hinter den beiden her. Hier an dieser Kluft soll es sich zugetragen haben, dass Sigvart seine Geliebte unter den Arm nahm und mit ihr auf die andere Seite sprang! (Ich liebe solche Geschichten!)
Der Sigvart muss ganz gut trainiert gewesen sein, wenn man sich die Kluft ansieht: War das nun an dieser Stelle… …oder eher dort? Oder vielleicht hier?
Egal wo. Es muss auf jeden Fall ein gewaltiger Sprung gewesen sein – und das mit einer schönen jungen Frau „unterm Arm“. Das war bestimmt weltmeisterlich und olympiareif, wenn es das damals schon gegeben hätte. Liebe versetzt also nicht nur Berge, sondern setzt offenbar auch übermenschliche Kräfte frei.
Als Sigvart mit seiner Braut unterm Arm drüben war, wagte Iva natürlich nicht, hinterher zu springen, denn er wäre von Sigvart gleich wieder zurückgestoßen worden und elendig in diesem reißenden Fluß umgekommen. So sehr liebte er seine ihm versprochene Braut nun offensichtlich doch nicht und er überließ sie seinem Nebenbuhler. Zusammen mit ihr zu sterben wäre ja vielleicht noch romantisch gewesen, aber so? Über den Spott, den Iva anschließen sicherlich ertragen musste, sagte die Info-Tafel (leider) nichts aus.
Doch ganz bestimmt hat Iva danach mächtig geschämt vor Wut und alles Moos ringsherum schäumte auf, wie hier zu sehen ist. Ob es jetzt Iva-Moos heißt, weiß ich nicht, doch würde diese – von mir dazu erfundene Bezeichnung – sicherlich gut passen, oder?
Irgendwie hat mich diese Sage zum Dichten angeregt, obgleich ich die Verse jetzt nicht mehr komplett wiederholen kann:
„Da gab´s mal den Ritter Kunigund,
der sich hinabstürzen wollte in den Schlund,
wenn er die schöne Braut nicht kriegte.
Doch dann über Iva dem Schrecklichen siegte.
Er flüchtete mit ihr ins Tal hinab,
doch Iva brachte das ganz schön auf Trab.
An dieser Schlucht angekommen,
sah Sigvart schon sein Ende kommen.
Doch beherzt sprang er mit ihr über den Schlund
und landete auf andrer Seite heil und gesund.
Da wollte auch Iva hinterher springen,
doch sein Hirn konnte ihn davon abbringen.
Denn hätte er auch die Kräfte zusammengerafft ,
er hätte es niemals lebend geschafft.
Da drüben wartete Sigvart schon,
um ihn zurückzustoßen voller Hohn.
Ivas Wut ihn kochen und schäumen ließ,
und aus dem Boden das Moos ersprieß.
Und die Moral von der Geschicht: trau Deinem besten Freunde nicht.
Wenn Du willst halten eine schöne Frau,
halt sie gefangen in deinem Bau.
Oder mach es wie die Islame,
hülle sie von Kopf bis Fuß in Schwarz, diese Infame.
Denn sonst macht sie Anderen schöne Augen,
die nichts anderes tun, als sie Dir zu rauben.
Dann kannst Du machen was Du willst,
die Wut Du nur mit vielen Bierchen stillst.“
So, nun ist aber gut, denn sonst höre ich gar nicht mehr auf zu fabulieren! Daher weiter auf meiner Reise.
Im Sjodal angekommen, sah ich zur linken Hand eine Ansammlung schöner alter Häuser. Da ich schon vorbei war, nahm ich die nächste Abzweigung in der Hoffnung, die würde mich zu diesen Häusern führen. Doch dem war nicht so, Ich sah sie nur von oben.
Also zurück und die richtige Einfahrt genommen. Das Schild sah schon vielversprechend aus.
Und das ist der Sygard Hof. Sieht er nicht einladend aus? Es gibt sie noch, die schönen alten Höfe und manche sind zu Ferienhäusern nutzbar gemacht. Hier hätte ich schon wohnen wollen, doch es war noch viel zu früh und etwas weiter wollte ich heute schon noch kommen.
Wenige Kilometer später sah ich dann das: Kram,kram, kram in meinem Hirn: War Hamsun nicht ein bekannter norwegischer Dichter? Ich meine ja, doch was soll man von einem Kulturbanausen wie mich anderes erwarten? Im Internet habe ich dann gelesen, dass er 1920 sogar den Literatur-Nobelpreis bekommen hat.
Und nun bin ich in Lom mit seiner schönen Stabkirche. Leider konnte man sie nicht besichtigen, denn sie war von einer Hochzeitsgesellschaft – in norwegischer Tracht, sehr schön – gemietet worden und hübsche Mädchen sagten mir höflich aber bestimmt: „It´s closed for a wedding!“ Das muss man akzeptieren.
Stattdessen habe ich mir den imposanten Wasserfall im Ort angesehen. Auch nicht schlecht, oder? Diesen reißenden Fluss habe ich als Video sogar bei Facebook veröffentlicht.
Da ich mir noch etwas zu trinken und zum Knabbern kaufen wollte, machte ich kurz Halt im Kiwi-Markt. Dabei kam mir dann die Idee, doch etwa mehr einzukaufen, falls ich eine nette Hütte finden würde, damit ich dann auch was zu essen hätte. Also eingekauft. Und schon waren 358 Kronen, sprich ca. 70 € weg. Hier lernt man Preise kennen!
Danach nahm ich die Sognefjell Route, 1. weil sie sehr schön und als besonders sehenswert ausgeschildert ist, und 2. weil ich in Röisheim vorbeifahren wollte, denn da gibt es ein Hotel, das einmal ein Romantik Hotel war. Und da war es auch:
Es ist immer noch so schön wie damals, als Signe Moland es hatte und in einer ganz besonderen Weise führte: Nur alte norwegische Gerichte – ich erinnere mich nur noch an den speziellen Grießbrei oder was das war – was sicherlich nicht mein Geschmack war. Das war ihr Konzept. Sind das nicht tolle Stuben? Ja, da geht mir das Herzblut über und irgendwie finde ich es traurig, dass ein so schönes Hotel nicht mehr bei den Romantik Hotels ist. Ich fragte, ob Signe Moland noch lebt und wo sie jetzt ist. Die netten Mädchen im Service wussten das natürlich nicht und holten den Manager. Nein, Signe Moland hat das Haus vor vielen Jahren verkauft (er nannte mir auch die Jahreszahl, irgendwann in den 80ern) und jetzt gehöre es eine Gesellschaft und er ist nur Manager. Auf dem Prospekt las ich dann später, dass diese Gesellschaft „The Great Life Company“ heißt. Die muss ich mal im Internet raussuchen. Was ich gefunden habe, ist dies eine Gesellschaft, die historische Häuser aufkauft und zu exklusiven Stätten der Gastlichkeit gestaltet und betreibt. Wenn man so will, eine kommerzielle Art der Romantik Hotel Idee.http://www.dvgl.no/en/
Das Konzept in Röisheim hat man jedoch – ich meine zum Glück – dahingehend geändert, dass es heute ein Gourmet-Hotel ist. Das sah man schon beim Eindecken der Tische im Restaurant, mit dem die Servierinnen gerade beschäftigt waren. Und als ich dann die Preise auf der Tafel am Eingang sah, das wurde ich vollends aufgeklärt: ab 300 € pro Peron im Doppelzimmer incl. Gourmet-Menü und Lunchpaket. Einzelzimmer waren gar nicht angegeben, weil es auch keine Einzelzimmer gibt. Da hätte ich wohl ca. 450 bis 500 € ausgeben müssen, wenn ich hier übernachtet hätte. Doch was sagt man mir nach: ich bin geizig. Nun, dann bin ich das eben!
Nur als Beweis, dass ich da gewesen bin!
Nur wenige Kilometer weiter sah ich dann das:
Hallo, dachte ich, was ist denn das? Keine Ahnung. Könnte aus dem Vigeland-Park in Oslo stammen.
Es gehört zum Hotel Elveseter und deren Eigentümer, die sich damit wohl ein Denkmal setzen wollten.
Doch weiter geht die Reise durch Leirdalen. Aus diesem Tal komme ich und in dieses Tal wollte ich… …doch hinter dieser alten Brücke war Schluss, denn die Mautstraße, die mir nach ca. 13 km zum Gletscher führen würde, wäre nach 5 km gesperrt (so stand es auf einem Zettel). Dafür wollte ich dann keine 60 Kronen Maut bezahlen und bin umgekehrt.
Und nun lasse ich lieber wieder die Bilder sprechen:
Wasserfälle ohne Ende. Erst wenn man näher heranzoomt kommt die volle Pracht zur Geltung. Selbst jetzt beim Schreiben erfreut es mich immer wieder, diese herrliche Natur zu sehen.
Und was sehe ich da? Die laufen sogar noch Ski! Und das mit nacktem Oberkörper (bzw. im Bikini!) Na ja, bei herrlichem Wetter – 7 ° Lufttemperatur – und grandioser Natur. Warum nicht!
Ich weiß, es sind viel zu viele Fotos, doch welche sollte ich rausschmeißen?
Und hier kommt der Frühling langsam aber sicher zu seiner Entfaltung! Noch ein letzter Blick auf die Berge, bevor es wieder hinab geht ins Tal. Und da sind sie schon wieder: Die Wasserfälle
Und später habe ich mir mein Abendessen zubereitet und auf der Terrasse genossen: Sieht doch lecker aus, oder? (Da müsste ich eigentlich um ein paar Werbe-Mäuse von Carlsberg wegen Product-Placement bitten…)
Nach dem Abendmahl habe ich noch ein Verdauungsspaziergang gemacht, der mich wieder bis an die 3 km entferten Wasserfälle brachte. Nur noch ein paar Fotos zum Abgewöhnen:
Wenn man so an der Straße spazieren geht und nach oben blickt, könnte man Angst bekommen, dass einem plötzlich etwas auf den Kopf fällt: Wie lange halten die noch aus?
So, nun ist es schon 20 Minuten nach Mitternacht. Draußen ist es zwar nicht dunkel, sondern nur schummerig, aber ins Bett gehen sollte ich nun wirklich. Ist ja richtig viel Arbeit, hier täglich diese Berichte bis nach Mitternacht zu schreiben! Und andere sagen, ich mache Urlaub! Wenn ich nicht meinen Rotwein dabei hätte, würde es wirklich stressig werden. Daher jetzt: Gute Nacht!
Sonntag, der 5. 6. 2011
Heute habe ich doch tatsächlich bis neun Uhr geschlafen und musste nachts überhaupt nicht raus. Das lag wohl daran, dass ich innerlich nicht darauf vorbereitet war, mich nachts anzuziehen und zum Waschraumhäuschen zu laufen, um auf die Toilette zu gehen. Das ist das, was ich an Campingplätzen nicht besonders mag. Da suche ich mir dann lieber eine Hyttan mit WC.
Leider hatte ich nachts wieder einmal von Pavlina & Co. geträumt und welche neuen Schweinereien sie sich haben einfallen lassen: Jetzt wollte Höttges auch noch Gesellschafter werden und die Mehrheit übernehmen! Dieser Kerl verfolgt mich im wahrsten Sinne des Wortes nachts im Traum! Dabei wollte ich eigentlich auf dieser Reise abschalten und nicht mehr an dieses Problem denken. Geht wohl nicht ganz.
Nach einer kurzen Katzenwäsche habe ich mir mein leckeres Frühstück zubereitet. Wollen Sie mal sehen?
Der Himmel ist zwar leicht bedeckt, doch die Reker mit Mayonnaise auf Knäckebrot sehen doch wirklich gut aus, oder? Davon habe ich drei Scheiben gegessen und danach noch zwei mit Ritter-Käse.
Nachdem ich alles schön abgewaschen und zurück zur Rezeption gebracht und meine Sachen verpackt hatte, ging die Reise weiter.
Ich gebe immer einen Ort auf meinem Navi ein, doch das ist nicht unbedingt mein Ziel für den jeweiligen Tag, sondern nur die Richtung. Wenn ich dann unterwegs plötzlich eine Eingebung habe, (man kann auch sagen: Gott zu mir sprach!), dann ändere ich meinen Tour ganz einfach.
Nachdem ich also zunächst brav der Route gefolgt bin, und schöne Fjordlandschaften kennengelernt habe (ja, jetzt befinde ich mich bereits an einem Seitenarm des Sognefjordes, dem Lustrafjord), beschloss ich, die Route zu verlassen und bin ins Jostedalen gefahren, um mir den Nigardbrens-Gletscher anzusehen. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich den vor Jahrzehnten schon mal gesehen hatte, aber irgendwie glaubte ich schon.
Heute fährt man über eine schmale Mautstraße für 30 Nkr und dann kommt man an einen Parkplatz. Von da an geht es nur noch zu Fuß über nicht ganz ungefährliche Pfade. Und da kommt er schon ins Blickfeld: Sieht er nicht gut aus? Doch vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Ein Pfad über Stock und Stein… Doch langsam aber unsicher kommt man dem Gletscher näher. Die berühmten Steinhaufen, die man überall findet. Und dann sperrt der Gletscher sein Maul auf… …es wird größer und größer und die beiden Menschen verschlingt er gleich – weg sind sie! Nichts mehr von ihnen übrig!
Doch da kommen schon wieder neue! Dann man schnell wieder weg hier, bevor er mich auch noch verschlingt!
Soll ich dieses Gletscher-Eis für „Whisky on the rocks“ mitnehmen? Oder etwas Gletscherwasser?
Das sind die ganz Waghalsigen.
Als diieser Steinbrocken runtergekommen ist, wollte ich nicht im Weg gestanden haben! Auf dem Rückweg kam ich über diese bemooste Fläche, doch ich war froh, wieder auf dem Parkplatz zu sein, denn einmal bin ich ausgerutscht und aufs Knie gefallen. Hätte auch schlimmer kommen können.
Zum Schluss merkte ich, dass die Kletterei hin und zurück doch ganz schön Kraft gekostet hatte. Bin doch nicht mehr der Fitteste! Da musst du wohl was tun, Klein Jensi!
Noch ein letzter Blick auf den Gletscher und nähere Infos aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Nigardsbreen und auch auf das Info-Zentrum, das wie ein umgestülptes Boot aussieht, und dann zurück an den Lustra Fjord.
Auf dem Hinweg war mir schon eine schwindelerregende Brücke aufgefallen, die mich dann noch einmal zum Halten veranlasste.
Diese war es zwar noch nicht, obgleich ich darüber auch nicht bei diesem reissenden Fluss fahren möchte… …doch nach diesen Wasserfällen kam sie dann. Hier sieht sie ja noch harmlos aus,
Doch hier schon weniger: „Bridge over troubled water“. Das wäre nur was für Indiana Jones!
Da ist der Fjord schon wieder in Sichtweite.
Doch bin ich nicht allzu lange gefahren, denn irgendwie reizte es mich, die Abfahrt nach Solvern zu nehmen. Zum einen, weil hier die Fähre rüber nach Ornes zur ältesten Stabkirche Norwegens führt und zum andere gibt es hier das Walaker Hotel, das ich immer als Romantik Hotel gewinnen wollte. Ich habe keine Ahnung, ob es nach meiner aktiven Zeit mal dazu gehört hat oder nicht? Ich glaube aber eher nicht.
Obgleich es erst gegen halb 3 war, habe ich mich entschlossen, hier zu bleiben, denn ich war von der Gletschertour doch noch ziemlich erschöpft. Also habe ich ein Zimmer genommen. Nicht im historischen Teil, das hätte 1.500 Nkr gekostet, sondern im neuen Teil, das war nur 1.200 Kronen teuer und eigentlich viel komfortabler und hatte sogar eine eigene Terrasse.
Dann habe ich noch die Fähre genommen und bin für 62 Nkr hin und zurück nach Ornes gefahren, um mir die berühmte Stab-Kirche anzusehen.
Doch wie das denn so ist, wenn man nur noch 45 Nkr in der Tasche hat und er Eintritt 60 Kronen kostet, darf man diese heilige Stätte nicht betreten. Da habe ich nur noch ein Foto von außen machen können:
Die älteste Stabkirche Norwegens. 60 Nkr Eintritt, sonst ist nur ein solches Foto möglich.
Bevor die Fähre kam, bin ich noch ein wenig am Kai geschlendert und als ich auf diese alte Hafenmole kam, griffen mich zwei Möwen an. He Alter, verschwinde! Das ist unser Revier! Sie stürzten sich sogar im Tiefflug zu zweit auf mich. Das war richtig bedrohlich.
Erst dachte ich, sie wären so aggressiv, weil da irgendetwas auf den Brettern lag, das wie Fressen aussah. Als ich schon wieder zur Fähre gegangen war, sah ich, dass eine Möwe zwischen dem Seil saß und erst da merkte ich, dass ich ihrem Nest wohl zu nahe gekommen war, das sie hierin versteckt hatten, ich aber nicht gesehen hatte: Sorry, das habe ich nicht gesehen! Und nun brütet sie (oder er) wieder
Noch ein paar Fjordimpressionen von der Rückfahrt.
Und nun sitze ich im Neubautrautrakt des Hotels und schreibe meinen Tagesbericht. Schönes Zimmer mit direktem Zugang zur Hotelwiese
Das obligatorische 4-Gang-Menü wird noch einmal 550 Kronen kosten und dazu trinke ich natürlich auch Wein, also werde ich morgen wohl mindestens 2.000 Kronen bezahlen müssen! Das sind schlappe 300 Euro. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Vorher dem Abendessen, was in Norwegen „Middag“ heißt (vielleicht weil es abends im Sommer noch so hell ist wie mittags – aber wie heißt es dann im Winter? Mitternachtsessen?), habe ich noch ein paar Fotos gemacht, weil die Sonne hervorkam.
Netter gepflegter Ort mit kommerziellem und privatem Hafen. Auch einige nette Details sollte man bewundern, wie z. B. diese hier.
Herrliche Aussichten, die man nur genießen kann,
besonders mit so hübschen kleinen Fjord-Nixen!
Und jetzt geht’s zu „Middag“.
Gemütlicher Salon, hier hätte man seinen Aperitif einnehmen können. Die leckere Krebssuppe. Meine nette aber schweigsame Tischdame. Die Vorspeise mit Fjordkrebsen und Barbecue-Öl.
Das Hauptgericht: Hühnchenbrust mit Ratatouille und Zuckererbsenschoten in Thymian-Rosmarinjus habe ich vergessen zu fotografieren! Dazu habe ich zwei Glas Pouilly Fumé getrunken.Das Dessert: Schokoladenkuchen mit Erdbeersorbet.
Und nun ist es schon wieder halb 11 und die Sonne bedeckt noch die Berggipfel mit einem rosa Schimmer. Die Mondsichel ist auch schon wieder zu sehen. Da sollte auch ich mit einem rosa Schimmer langsam ins Bett gehen.
Montag, der 6. Juni
Nach so vielen schönen Sonnentagen ist heute grauer Montag angesagt. Es fing eigentlich ganz harmlos an, zwar bewölkt, doch trocken, und man hätte glauben können, es würde sich im Laufe des Tages lichten, wie schon gestern. Doch mitnichten wollte es sich nicht lichten, sondern verdichten!
Das Frühstücksbuffet im Walaker war wohl der einzige Lichtblick an diesem Tage. Es fing danach schon damit an, dass die Abrechnung mit der Kreditkartenmaschine nicht funktionierte und die Dame an der Rezeption – ich schätze mal, das es die Senior-Chefin war, denn sie hatte sehr viel Ähnlichkeit mit den Bildern an der Wand – musste telefonieren, um das Problem zu lösen. Doch es gelang ihr nicht. Also schrieb sie meine Kreditkartennummer auf und wollte den Betrag dann in Kürze manuell abrechnen. Bin mal gespannt. Es waren fast 2.000 Kronen – wie vermutet – so dass es eine der teureren Nächte meines Lebens war. Aber ich habe den Aufenthalt sehr genossen.
Wasserfälle ziehen mich magisch an……doch auch Fjorde im aufkommenden Regen haben etwas Faszinierendes.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass in Fjaerland das Norwegische Buchdorf sein soll. Das Dorf Mundal ist es, wie mir die nette Dame im Touristenbüro bestätigte. Ich hatte den Film „Liebe am Fjord“ mit Senta Berger und ihrem autistischen Sohn erst kürzlich im Fernsehen gesehen und es hat mich wirklich fasziniert, es jetzt direkt zu erleben. Die Tourist-Chefin sagte mir sogar noch, wo ich das weiße Haus finden würde, in dem Senta Berger mit ihrem Sohn in dem Film gewohnt hatten.
In jedem Haus in Mundal werden gebrauchte Bücher angeboten und verkauft, was den Ort damit berühmt und „filmreif“ gemacht hat. Ein tolles Marketing, wenn es denn so beabsichtigt war, was ich bezweifle. Ich glaube eher, dass – wie ich meine, es im Film gehört zu haben – ein „Verrückter“ mit dem Sammeln alter Bücher anfing und es dann alle nachmachten.
Im Film ist es der autistische Sohn, der alle Bücher auswendig kennt und auch genau weiß, wo jedes dieser 250.000 Bücher gelagert wird. Kommen Ihnen diese Bilder vielleicht bekannt vor, wenn Sie den Film gesehen habe. Doch nicht nur in diesem Laden oder in der Touristinfo waren sie zu finden, sondern in jedem Haus. Im Hotel Mundal haben sie wohl während der Dreharbeiten genächtigt.
Das Hotel Mundal von innen
Die schlichte Kirche von Mundal von außen und von innen (schön, das sie geöffnet war!) Und hier wurden die Konfirmanden der letzten Jahre verewigt. Nette Idee, finde ich. Noch einmal der – selbst im Regen – faszinierende Blick auf den Fjord und die Berge, der natürlich viele Kreuzfahrtschiffe anlockt.
Von hier kann man auch mit der Fähre nach Balestrand fahren, und soll dabei die tollsten Ausblicke auf einige mächtige Gletscher bekommen. Doch bei Regen und Nebel? Ich fragte an der Fähre nach und der nette Herr meinte, dass der Wetterbericht für heute nur Regen angekündigt hat, doch morgen Nachmittag soll wieder die Sonne scheinen. Nun, dann sollte ich wohl bis Balestrand fahren und morgen entscheiden, ob ich eine solche Fahrt hin und zurück machen werde.
Der Mann an der Fähre hatte mir noch das Gletscher-Museum in Fjaerland empfohlen, was gerade bei diesem Wetter zu empfehlen wäre, und so tat ich denn auch. Ich hatte geglaubt, so etwa 50 Kronen ausgeben zu müssen, doch es kostete 120 Nkr! Die Preise scheinen mir alle doppelt so teuer wie in D zu sein. Es war zwar ganz nett und wohl auch lehrreich – selbst den Ötzi aus den Alpen zeigten sie! – doch das wohl schönste war der Film, der mit einem Helikopter gemacht wurde, unter den vier Kameras montiert waren, um damit die Faszination der Gletscher einzufangen. Das war sehr gut! Irgendwie hatte mich das an Kentucky in den USA erinnert, wo ich einmal einen Film über Pferde gesehen hatte, der „Flying without wings“ hieß. Da läuft mir Gänsehaut über den Rücken.
Doch ich sehe mir die Gletscher auch gerne in Natura an, auch wenn es gerade regnet. Das ist der Böyabreen, an dem man direkt an der Reichsstraße 5 vorbeikommt, und den ich mir schon im letzten Jahr angesehen hatte. Hier noch einmal näher dran: Und dann immer wieder die herrlichen Stromschnellen, auf denen manchmal Rafting angeboten wurde! Da muss man schon ganz schön mutig sein!
Diese mich immer wieder beeindruckenden Wasserfälle!
Doch auch die Mystik der regenverhangenen Seen und Fjorde haben mich genauso begeistert und lassen mich immer an Peer Gynt und seine Musik denken: die Melancholie und den Schwermut dieser Natur, wenn nicht die Sonne scheint, bringt er wundervoll rüber.
Heute Morgen hörte ich am Nachbartisch die Frage auftauchen, welcher Monat der schlimmste in Norwegen sei und die Antwort kam prompt: November. Das kann ich nachvollziehen. Der Dezember wurde dagegen als Saufmonat bezeichnet, weil es dann viele Feiern gibt (und zwar nicht nur Weihnachten! Anmerkung des Schreibers.) Auch der März wäre nicht schön, da man dann den Winter satt hat, doch der Februar ist ein herrlicher Mont, weil es der eigentliche Skimonat ist und die Tage schon wieder sehr viel länger sind.
Zum Sattsehen: Ist das nun nur ein reißender Fluss oder schon ein Wasserfall? Es ist auf jeden Fall der Likholefossen, der mich auf eine sehr nasse Wanderung verführt hat: Es war am Parkplatz eine Tour zu verschiedenen Wasserfällen angezeigt worden, die auch ganz passabel aussah und beim dem die eine Strecke nur 1 km zum nächsten Sturzbach lang sein sollte. Über solche Bretter und über Felsen ging der Weg, sozusagen über unwegliches Gelände, doch irgendwie hatte ich bald die Nase voll, denn es regnete immer stärker. Hin und wieder patsche ich so richtig in den Morast oder eine Pfütze, sodaß ich von außen und in den Schuhen naß wurde, und auch zu schwitzen begann ich. Da ich irgendwann eine Abzweigung gesehen hatte, machte ich an einigen Ferienhäuschen kehrt, in der Hoffnung, das diese Abzweigung zu diesen geführt hatte. Denkste!
Es wurde immer matschiger und sumpfiger und so begann ich zu fabulieren. Ich nahm alle möglichen und unmöglich Worte, die mit -ich endeten, auch wenn sie in Wirklichkeit gar nicht so enden. Ich kam auf mindestens hundert: regner-ich, sumpf-ich, schlüpfr-ich, grausl-ich, nass-ich, blättr-ich, holz-ich, blum-ich, bohl-ich, stein-ich, wald-ich, wasserfall-ich, gebirg-ich, flach-ich, hügel-ich, grass-ich, mögl-ich, unmögl-ich, herrl-ich, schreckl-ich, großart-ich, kleinl-ich…
Soll ich weiter solche Sachen von mir geben? Wie gesagt, es waren mindestens hundert!
Doch für diese Schönheiten der Natur hatte ich natürl-ich auch noch einen Blick übr-ich! Bis ich dann wieder an den Likhole-Wasserfall kam,über den man eine Aluminiumbrücke gebaut hat.
Ich bin dann weiter über die Reichsstraße 13 in Richtung Balestrand gefahren und da ging es wieder hoch bis auf 750 m. Und hier war es nicht nur regner-ich, sondern auch noch richtig winterl-ich.
Der Regen hörte und hörte nicht auf, so dass ich nur noch durchs Fenster fotografiert habe. Der See auf ca. 750 m Höhe war noch zugefroren.
Durch diese hohle (Schnee-) Gasse muss ich kommen und dann ging´s von 750 m…
…hinab auf Null Meter.
Kurz vor Balestrand suchte ich ein Hotel auf, doch man wollte für ein sehr simples Zimmer 890 Kronen haben. Das war mir dann doch zu viel!
In Balestrand angekommen, habe ich lange überlegt, ins Midtnes-Hotel zu gehen, das auch der Vereinigung der „Historiske Hotels“ angehört. Doch mich störte mehr als man sich denken kann, dass die Eigentümer hinter dem schönen alten Hotel irgendwann einen hässlich-modernen siebenstöckigen Hotelblock gebaut haben, der das ganze Dorfbild zerstört. Schlimm kann ich da nur sagen. Auch das nur wenige Meter entfernte Midtnes Hotel hat es sich nicht nehmen lassen, einen hässlichen Neubau dranzusetzen, um mehr Zimmer anzubieten. Ich schätze, dass dies alles in den 70er Jahren passiert ist, denn schon damals hat mich an norwegischen Hotels gestört, dass alt als schlecht und modern als gut empfunden wurde. So hat man viel von der alten Substanz zerstört. Erst später hat man offenbar erkannt, dass diese alte Baukultur nicht durch neues zu ersetzen ist. Doch da waren die größten Bausünden schon Tatsache.
Wenn man so will und von sich überzeugt ist (!), könnte es durchaus möglich sein, dass ich mit meiner Idee der „Romantik Hotels“ mit dazu beigetragen habe, ein Umdenken herbeizuführen. So hatten wir ja auch einige Romantik Hotels in Norwegen, doch meine Nachfolger haben sie alle rausgeschmissen. Ja, so empfinde ich es. Trottel, kann ich dazu nur sagen, sonst wären die Historiske Hotels mit Sicherheit heute Romantik Hotels. Sie merken sicherlich, wie weh mir das noch heute tut.
Und so wohne ich in dem kleinen bescheidenen „Gekkens Restaurant & Cafe“ mit „Rooms for rent“, worunter drei Zimmer ohne Bad für 450 Kronen zu verstehen sind. Hier habe ich auch dieses Steak mit Pommes gegessen.
Man beachte die Kinder-Galerie im Zimmer. Ich habe nur keine Ahnung, wie die da hochkommen.
Nach dem Essen habe ich noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht und dabei diese Kirche gefunden:
Auf der Infotafel konnte ich lesen, dass sie wie die alten Stabkirchen gebaut und nach St. Olav, dem 1. Heiligen Norwegens benannt ist. Sie gehört, und das hat mich am meisten überrascht, der Anglikanischen Kirche an. Und wie ich weiter lesen konnte, ist für alle anglikanischen Kirchen außerhalb Großbritanniens die Diözese Gibraltar zuständig, die ihren Sitz in London hat! Noch Fragen?
Die Kirche wurde gestiftet von einer englischen Pfarrerstochter, die in Balestrand verheiratet war, Margareth Green Kvikne – sicherlich zum Hotel gleichen Namens gehörig – die jedoch vor der Fertigstellung im Jahre 1897 gestorben ist. Eine Generation baut Kirchen und andere moderne Hotelblocks. So ändern sich die Zeiten…
Dienstag, der 7. Juni
Bei regnerischem Wetter sollte man solange schlafen, wie es geht. Bei mir ging es bis 9 Uhr. Danach habe ich kurz geduscht und dann mein selbst- und hausgemachtes Frühstück verzehrt, d. h. ich habe von meinem Mitbringsel wie Knäckebrot, Butter und Käse gegessen. Im Gasthaus Gekken wird kein Frühstück serviert, doch es stehen Teebeutel und Kaffeepulver in einer kleinen Selbstbedienungsküche zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung.
Auf der Weiterfahrt habe ich so gut wie nichts gesehen. Es herrschten Nebel und Regen ohne Ende. Nur mal einen kleinen Eindruck vom Nichtssehen:
Meistens sah man nur die Wolkenuntergrenze, die bis auf 20 m über dem Meeresspiegel herunterreichte und vielleicht mal ein Haus oder das andere Ufer sehen ließ.
Manchmal hatte man die Hoffnung, dass sich die Wolken langsam zurückziehen würden, wie hier: Doch dann zog es sich wieder zu. Jede kleine Steigung der Straße endete sofort im Nebel, sodass man gar nichts mehr sah und teilweise sogar Nebellampen anmachen musste. Da kann ich nur froh sein, keine Schiffsreise durch den Fjaerlandfjord gebucht zu haben, denn da hätte ich nichts, aber auch gar nichts gesehen und mich über die 500 Kronen zu Tode geärgert.
Wie gut, dass ich mich niemals vorher groß festlege und womöglich schon die ganze Tour vorher plane und genau buche, wie meine Freunde aus Weinheim dies immer minutiös machen. Die beiden hätten die Nebelfahrt durch den Fjord machen müssen; oder wären einfach im Hotel geblieben.
Da erinnere ich mich an eine Schiffreise mit der Familie vor vielen, vielen Jahren während unseres Norwegenurlaubes. Da haben wir auch nur all das sehen können, was nicht höher als 50 m lag. Man kann sich gut vorstellen, welchen Eindruck von Norwegen das auf meine Kinder gemacht hat.
Von Larvik bin ich mit der Fähre (79 NKR) über den Sognefjord gefahren und da sah man auch nicht viel mehr. So hätte es auch auf der Gletschertour ausgesehen: Die einzige Abwechslung war die von der anderen Seite kommende Fähre.
Über diese beiden Brücken gings in die Bergen Kommune.
Da ich keine Lust hatte, bei diesem Wetter nach oder durch Bergen zu fahren, habe ich die E 16 genutzt und bin drum herumgefahren. Erst wollte ich bis nach Haugesund fahren, doch dann sah ich die besonders gekennzeichnete Touristenroute Hardangerfjord. Am Hardangerfjord hatte ich einmal in einem herrlichen Ferienhaus übernachtet, das die Inhaber nach den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer dort gekauft, abgebaut und dann direkt am Fjord wieder aufgestellt hatten.
Jetzt sitze ich allerdings in dem äußerlich sehr schönen „Sandven Hotel von 1857“ in Norheimsund, denn wie man weiß, liebe ich alte Hotels, auch wenn ich den Preis für das Einzelzimmer, das zwar aus zwei Räumen mit kleiner Küche besteht, mit 1.290 Kronen (167,70 €) jedoch unverschämt teuer finde. Da war mein tolles Zimmer im Walaker sogar noch billiger. Doch ich hatte einfach keine Lust mehr, die ganze Zeit im Regen, Nebel und dann immer wie in einer Kolonne hinter Autos und Lastwägen hinterher zu fahren, was mehr als nervig ist.
Der Wohnteil mit Schreibtisch und Sofa… …und der Schlafteil mit witzig angebrachtem TV.
Der Blick aus dem Fenster zum Fjord Wenn alles im Hotel so gepflegt wäre wie dieses Logo.
So habe ich mir hier von meinem mitgebrachten Teebeutel einen Tee aufgebrüht und das auf der Fähre erstandene Baguette mit Reker verzehrt, das ich bei der kurven- und verkehrsreichen E 39 doch nicht gegessen hatte, denn es hätte meine letzte Mahlzeit beim Fahren sein können…
Heute gehört es zur Thon Hotelkette. Die sollten sich mal etwas mehr Mühe geben, die Geschichte auch in Ehren zu halten. Hier nur noch einige „Macken“ dieses Hotels, die wirklich stören: Fernseher an der früheren Zimmertür befestigt und die Löcher für den Griff und das Schloss mit Papier notdürftig verstopft! Das Bettlaken reicht gerade mal, um die Oberfläche zu bedecken und die Treppe hat Löcher, so auch die Wand. Bei den hohen Preisen wäre es ihre verdammte Pflicht, das Hotel anständig in Schuss zu halten! (Warum rege ich mich eigentlich so auf? Weil ich zu geizig bin?)
Nachmittags habe ich dann noch einen Spaziergang durch den Ort gemacht. Langsam stiegen die Wolken höher und vereinzelt kam auch mal ein Sonnenstrahl durch. Mal sehen, wie es heute Abend weiter geht und natürlich morgen. Hier nun eine kleine Auswahl meiner Eindrücke von Norheimsund:
Das Museum, in dem alte Schiffe restauriert werden, kostet 80 Nkr. Eintritt, doch wenn man – wie ich – erst nachmittags um halb 5 kommt, nichts, denn es schließ um 5 Uhr. Hier wird erläutert, wie man Planken baut und hier kann man es selbst ausprobieren.
Nachfolgend eine kleine Erläuterung zum Hardangerfjord.
Sehr hilfreich die ganzen Info-Tafeln, denn sie sind in drei Sprachen verfasst: Norwegisch, Englisch und Deutsch!
Statt Schindeln wurden die Häuser früher mit Granitplatten gedeckt!
Es ist Frühling: Ein Austernfischer mit Nachwuchs.
und ein wirklich noch nicht flügger Star. Sieht er nicht zum Herzerweichen aus? Als er mich sah, ist er natürlich weggeflogen (wer wäre das nicht!). Doch so richtig klappte es nicht und er wäre beinahe in den Fluss gestürzt. Seine Eltern flatterten ganz aufgeregt hin und her.
Und diese beiden Schwalben habe ich auch noch gesehen und auf die Platte gebannt, wie man früher so schön sagte. Heute muss man ja digitalisiert sagen. Eine Schwalbe macht ja noch keinen Sommer, aber zwei ganz bestimmt! Wollen wir´s hoffen…
Mittwoch, der 8. Juni
Wie üblich wusste ich heute Morgen noch nicht, wo ich am Abend sein würde. Eigentlich wollte ich in Richtung Kristiansand fahren, um dann morgen Nachmittag mit der Fähre nach Hirtshals zu fahren: Doch dann entschied ich mich, weil das Wetter ab heute Nachmittag wieder schlechter werden sollte, in Richtung Oslo zu fahren, um dann morgen die Colorline-Fähre nach Kiel zu nehmen. Besser Regen auf dem Schiff, als die ganze Zeit über im Regen durch die Gegend zu fahren.
So fuhr ich dann zunächst am Hardangerfjord vorbei und freute mich erneut des Lebens, denn die Sonne kam wieder durch und man konnte sehen, wie schön Norwegens Fjorde doch sind, wenn sie sich nicht im Nebel verstecken.
Auf Wiedersehen, Norheimsund! Am traumhaften Hardangerfjord über die Reichsstraßen 48 und 49. Ist das nicht eine tolle Atmosphäre?
Ich musste alle paar Minuten anhalten, um diese schöne Landschaft im Bild festzuhalten, nach zwei Regen- und Nebeltagen.
Ohne Fähren geht in Norwegen gar nichts.
An der Ablegestelle der Fähre (die mir vor der Nase weggefahren war) beugte ich mich über meine Landkarte, um meine weitere Route zu planen, als mich ein Mann auf Deutsch ansprach, ob er mir helfen könnte. Er lebt seit einigen Jahren hier und war von Kiel hierher ausgewandert und fühlt sich hier sehr wohl. Obgleich alles sehr viel teurer ist als in Deutschland, verdient man hier auch ca. 100 % mehr. Da lebt es sich viel angenehmer, wie er meint. Jetzt ist mir natürlich auch klar, warum die Hotels alle um mindestens 100 % teurer als in Deutschland sind.
Diese gewaltige Brücke und ein mehrere Kilometer langer – mautpflichtiger – Tunnel überqueren den Ausgang des Hardangerfjordes Richtung Bergen. Nachdem ich einige Kilometer auf der E 39 gefahren bin, bog ich auf die E 134 ab in Richtung Oslo.
In Kalanda wird eine große Ölbohrplattform gebaut, die dann durch diesen Fjord abtransportiert wird, um in der Nordsee die Geldquelle Norwegens anzuzapfen: Brent Spa Öl.
Plötzlich und ohne große „Vorwarnung“ (z. B. ein Verkehrsschild) wurde die Straße plötzlich nass, als ich über eine Brücke fuhr. Die Ursache ist einfach gewaltig: Der Langfoss! Er stürzt herab aus großer Höhe und sprüht seine Gischt in meine Nähe. So könnte man dichten. Doch die Frage tauchte auf, wie lässt er sich nur am besten fotografieren, denn die Sonne blendete und die Luft war voller Wasser. Nasse Linsen lassen nun mal keine schönen Fotos zu. Sogar ein Regenbogen bildete sich in der Gischt.
Daher der ganze Langfoss aus sicherer Entfernung von einem netten Hof aus gesehen.
Durch das herrliche Seljestadtal mit seinen Einblicken in die Seitentäler ging´s jetzt wieder bergauf, doch die Wolken werden immer dichter.
Und nun bin ich erneut auf 1.000 m Seehöhe angelangt und es ist wieder Vorfrühling.
Die Region Hardangervidda und Haukilifjell hatte ich eigentlich schon im letzten Jahr – allerdings in andere Richtung – durchquert, doch man mag es glauben oder nicht: Ich habe sie nicht wiedererkannt.
Erst als ich das Haukeliseter Fjellstue wiedersah, wusste ich: Hier war ich schon einmal. Ich muss mir die Bilder vom letzten Jahr noch einmal ansehen und vergleichen (was ich zuhause auch getan habe). Das ist das Schöne daran, wenn man wie ich kein gutes Gedächtnis hat (andere würden schlechtes dazu sagen!): Ich genieße alles so, als ob ich es zum ersten Mal gesehen habe. (Das geht mir bei vielenFilmen genauso.)
Das Schmelzwasser bricht sich seine Bahn durch die letzten Schneereste und unterquert dann diese Brücke. Die noch zugefrorenen Seen tauen langsam auf und bilden türkisfarbene Seen.
Eigentlich wollte ich so etwa zwei Autostunden vor Oslo übernachten, wobei mir nicht klar war, ob in einem Hotel oder einer schön gelegenen Ferienhaussiedlung. Das würde ich drauf ankommen lassen. Doch eigentlich fand ich nichts Passendes. Und so fuhr ich weiter und immer weiter…
In Vinje fand ich diese Kirche sehenswert, war aber leider nicht geöffnet. Auch diesen Grabstein fand ich sehenswert.
Begeistert haben mich auch diese alten Häuser in der Nähe von Moland.
In der Telemark gibt es sehr viele dieser alten Lagerhäuser, die alles sehr schön restauriert worden sind.
Diese Stabkirche in Heddal ist die größte in Norwegen. Leider war ich erst nach 17 Uhr da, und da war sie nur noch von außen zu besichtigen.
Die Silberbergminen kurz vor Kongsberg habe ich mir nicht angesehen, denn was ich sah, war nur ein altes Gebäude als Museum mit einem Café darin.
Da in der Nähe interessant klingende Hyttan angezeigt waren, wollte ich mir diese ansehen, um dort evtl. zu übernachten. Doch der Kiesweg ging immer höher in die Wildnis – zwei Radfahrer quälten sich mühsam hoch – bis ich irgendwann aufgab und umkehrte, um mir eine evtl. Enttäuschung zu ersparen. Also weiter.
Als kurz vor Drammen eine „Gästgiveri“ angekündigt wurde, was normalerweise ein sehr schöner alter Landgasthof bzw. ein Hotel ist, wurde ich neugierig. Doch was meist ein Gasthof ist, war hier ein Motel an einer Tankstelle! Nee, dachte ich mir und fuhr in den Ort hinein, wo noch eine Übernachtungsmöglichkeit angezeigt worden war. Es was ein „Pensionat“, das leider ausgebucht war.
Also durch Drammen hindurch und dann auf der 165 weiter. Hier konsultierte ich mein Navi, das ja auch Hotels aufzeigt. Und da fand ich ein Hotel direkt am Fjord. Das müsste es wohl sein. Kurz zuvor fand ich noch ein anderes Hotel, das sich als Teil der Thon Kette herausstellte. Da bin ich dann hineingegangen – trotz meiner nicht so tollen Erfahrungen in Norheimsund – denn (und nun halten Sie sich fest!) ich hatte dort mein Handy im Zimmer vergessen, weil ich ich es irgendwo mit meinem Ladegerät an eine Steckdose angeschlossen hatte. Da ich die ganzen Tage das Handy nie gebraucht hatte, vermisste ich es auch nicht, sondern erst als ich schon über 160 (!) km weiter gefahren war, hatte ich es bemerkt! Die nette Rezeptionistin in dem jetzigen Thon Hotel hatte zwar kein Zimmer mehr für mich, aber sie versuchte, im anderen Thon Hotel anzurufen, was leider nicht gelang (!). Ich gab ihr meine Visitenkarte und sie versprach, dort erneut anzurufen oder eine Email zu senden, damit man mir das Handy per Post nach Hause schickt. Hoffentlich klappt es. Ich werde, wenn ich wieder in Rendsburg bin, es auch noch einmal versuchen, denn ohne Handy ist man heutzutage ja nur noch ein halber Mensch (es sei denn, man macht eine handylose Zeit in Skandinavien!)
Und dann kam ich im „Holmen Fjordhotel“ an und das war es, was ich gehofft hatte: Direkt am Wasser mit herrlichemBlick über den Oslofjord. Allerdings nicht von meinem Einzelzimmer (für 1.290 Kronen), denn es war nur ca 10-11 qm groß! Das habe ich auch noch nicht erlebt, außer auf einem Schiff. Ich machte natürlich meine obligatorischen Fotos: Das Zimmer war ca. 2 m breit, doch ganz raffiniert ausgestattet. Man ging direkt auf einen halboffenen Schrank in Dreiecksformat zu, gleich hinter der Tür ein Hosenbügler. Das Bad ebenfalls minimal in der Größe doch raffiniert zugeschnitten.
Das Zimmer selbst hatte alles: Vom Schreibtisch bis zum Extra Sofa. In dem Dreieckschrank war der Fernseher und die Minibar untergebracht und verdeckte, vom Eingang aus gesehen, das dahinter stehende Bett. Ein paar interessante Anregungen für meine geplanten P&S Hotels!
Die Terrasse mit dem zum Hotel gehörenden Bootshafen und in dem Restaurant mit Blick auf den Fjord und den Hafen konnte ich dann meinen Heilbutt mit Scampi genießen. Dazu ein Glas Chablis für 95 Kronen (jedes Glas, egal welche Sorte, kostete 95 NKR).
Trotz fast 600 km Tagesfahrt hatte ich schließlich doch erreicht, was ich wollte. Und als ich mir den Himmel ansah, wusste ich, dass ich für diesen Tag dem Regen entronnen war, denn als ich so schön beim Essen saß, begann es im Holmen Fjordhotel zu regnen! Alles so gelaufen, wie beabsichtigt. Jetzt muss Morgen nur noch die Sache mit der Colorline klappen.
5. Etappe: Heimreise mit der Colorline
Donnerstag, der 9. Juni
Und siehe da: Es hat geklappt. Als ich so gegen 10 Uhr am Colorline-Terminal in Oslo ankam, suchte ich die „Administrasion“ auf und fragte, ob ich als Reiseschriftsteller einen Rabatt bekommen würde. Den hatte ich ja schon einmal bekommen, als ich letztes Jahr im Januar die Winterreise nach Oslo gemacht und ich ja nun schon drei Reiseberichte mit Nennung der Colorline und Fotos davon auf meinen Internetseiten veröffentlich habe. Nach einem Telefonat mit einem Kollegen oder einer Kollegin gab Sie mir eine Code-Nummer für mein Ticket und sagte, dass ich für 1.684 Kronen (ca. 230 €) fahren könnte. Keine Ahnung, wie viel es normalerweise kosten würde, doch das werde ich mal herausfinden, wenn ich wieder zuhause bin, denn im Internet konnte ich keinen richtigen Preis für diesen Tag für diesen Kabinentyp als Einzelreisender finden. (Wenn ich alles richtig im Internet gefunden habe, hätte es mich 286 € gekostet, also ca. 20 % Nachlass.)
Da wartet die Color Fantasie schon auf uns und sperrt ihr Haifischmaul auf, um uns zu verschlingen!
Meine nette Kabine mit breitem Bett und großem Bullauge. Als ich das letzte Mal hier an Deck stand und auf die Stadt blickte, waren es -20° und strahlender Sonnenschein und heute sind es +20° und griesegraues Regenwetter. Da helfen dann auch keine Bilder mehr vom Fram- und Thor-Heyerdal-Museum oder vom Stolz der Norwegischen Marine, der „Christian Radich“, die gerade einlief.
Ich bin wirklich froh, bei diesem Wetter nicht mit dem Auto durch welches Land auch immer fahren zu müssen, denn wenn es mit der Colorline nicht geklappt hätte, wäre ich über Schweden und Dänemark zurückgefahren. So ist es viel angenehmer und auch entspannter.
Ich bin immer ganz begeistert, mit der Colorline – die in diesem Jahr gerade ihr 50. Jubiläum feiert – von Kiel nach Oslo und umgekehrt zu fahren, denn es ist nicht nur ein großartiges Schiffserlebnis, sondern auch immer wieder faszinierend, durch den – teilweise sehr engen – Oslofjord zu fahren. Heute allerdings war das Wetter – wie schon erwähnt – nicht berauschend, so dass ich den ganzen Nachmittag im Heck gesessen habe und bei netter Pianomusik und zwei Glas Tee meinen Bericht über den gestrigen Tag geschrieben habe. Dabei war witzig zu beobachten, wie erst eines, dann zwei Adventure-Boote die Heckwellen des Schiffes ausnutzten, um durch die Luft zu fliegen. Nur der Außenborder blieb noch im Wasser, wie man hier vielleicht gerade noch sehen kann.
In der Kabine kann man auf dem TV die Fahrt mit einer Live-Kamera am Bug direkt verfolgen, doch wer macht das schon, denn das wird ja auch auf Dauer langweilig, wenn man nur die graue See sieht.
Da ist es schon interessanter, das bunte und vielseitige Leben und Treiben im Inneren des Schiffes anzusehen:
Die mehrgeschossige Flanier-, Restaurant-und Shopping-„Promenade“
Doch jetzt fängt der Magen an, sein Recht zu verlangen. Das Buffet-Restaurant war ziemlich voll und reizt mich eigentlich immer nur auf der Hinfahrt, denn dann esse ich fast ausschließlich die herrlich leckeren Grönland-Krabben mit „ekter“ Mayonnaise. Kann ich mich reinsetzen! Doch da ich auf meiner Reise schon ein paar Mal die Reker gegessen hatte, war mein Heißhunger auf Krabben gestillt und ich habe mich ins Gourmet-Restaurant begeben, das ich bei meinem Winter-Wochenende im letzten Jahr schon einmal genossen hatte.
Um halb sieben war noch alles ziemlich übersichtlich besetzt!
Als Amuse bouche oder „Gruß aus der Küche“ gab es ein gebackenes Medaillon aus Krabben und Lachs mit einer Koriander-Mayonnaise und Seegras. Die Vorspeise war eine Salmalachs (den Begriff hatte ich vorher noch nie gehört) mit einem Kartoffelmus mit Bärlauch und gewürfelten Gurken mit Lachskaviar in einer Buttersauce.
Salmalach, so erklärte der nette Kellner mir, sein ein gezüchteter Lachs, der innerhalb von vier Stunden vakuum verpackt bzw. gefroren wird, damit er absolut frisch bleibt.
Das war das Seebarschgericht mit einer Shitake-Limetten-Kokossauce mit Ingwer, das mir ausgezeichnet gemundet hat.
Als dritten Gang gab´s einen norwegischen „Schlankhummer“ – wir würden wohl Kaisergranat dazu sagen – in einer sehr leckeren Fenchelsauce.
Dazu habe ich die ganze Zeit einen Neuseeländischen Sauvignon Blanc getrunken, wobei ich mir den Namen nicht aufgeschrieben habe.
Als kleines Zwischengericht – nicht auf der Karte – gab es ein Ananas-Sorbet
Während in Oslo noch ziemlich schlechtes Wetter war und im Skagerrak ca. Windstärke 5 herrschte und Schaumkronen die Wellen zierten, kam in der Höhe von Göteborg die Sonne durch!
Als einzigen Fleischgang gab es Kalb mit einem „Sommerkuchen“ und Morcheln in Calvados-Sauce.
Von allen Fischgängen war ich sehr begeistert, doch der Kalbsgang hat mich nicht so sehr überzeugt. Es war nicht das beste Stück Fleich (einige Knorpel darin) und auch den Sommerkuchen fand ich geschmacklich nicht so toll. Das war gegenüber den Fischgerichten eine Klasse tiefer. Eigentlich schade, denn es war insgesamt ein tolles Vier-Gang-Menu für 495 Kronen (ca 68 €), was für norwegische Verhältnisse als sehr günstig anzusehen ist.
Die 21 Uhr-Revue habe ich mir nur kurz angesehen, doch die Zuschauerreihen waren alle gefüllt.
Dafür schlenderte ich über Deck bei inzwischen strahlendem Sonnenschein.
Und dann genoss ich den herrlichen Sonnenuntergang. Nach Regen und trübem Wetter bei der Abfahrt, einem köstlichem Menu mit herrlichem Wein: ein wirklich wunderschönes Gefühl. Da freut man sich des Lebens (zumindest ich!). Vielleicht lade ich meine Familie zu meinem demnächst stattfindenden 70. Geburtstag mal zu einer Mini-Kreuzfahrt auf der Colorline ein….
Freitag, der 10. Juni
Nach einer angenehmen Nacht ohne Seegang kamen wir an nächsten Morgen bei herrlichem Wetter in die Kieler Förde und wurden vom Leuchtturm begrüßt. Das breite Band der Schiffschrauben ließen wir hinter uns.
Zwei Dreimaster begrüßten uns und das Laboer Ehrenmal
Kiel kommt schon in Sicht.
Noch ein schnelles Frühstück mit „Reker“. (leider ohne Mayo), bevor die Landesregierung grüßt. Im Hafen warten schon die AIDAcara und die Vistafjord auf uns.
Doch als ich mein Auto anlassen wollte, ging nichts mehr: die Batterie war leer. Das hatte ich ja nun schon zweimal erlebt, doch diesmal konnte ich nicht erkennen, dass ich irgendein Licht oder ein Gerät angelassen hatte, wie das offenbar bisher der Fall gewesen ist. Erst fragte ich einen Hamburger, der hinter mir stand, ob er mit seiner Batterie eine Überbrückung auf meine Batterie machen würde, was er auch wollte. Doch die Crew ist offenbar auf solche Pannen vorbereitet und so hatte ich keine Probleme, mit deren Hilfe meinen Wagen zu starten. Als ich dann wieder nach Rendsburg kam, fuhr ich zunächst zu meiner Werkstatt, um prüfen zu lassen, was die Ursache dieses Stromausfalles war. Man kam zu der Ansicht, dass es evtl. die Lichtmaschine sein könnte (nicht ganz billig!). Also Termin für nächste Woche und dann nach Hause zum Auspacken.
Als ich nachmittags wie vereinbart den Wagen zur Werkstatt bringen wollte, sprang er wieder nicht an. Ich will ja nicht von meiner Trotteligkeit berichten, dass ich das Gerät, das man mir mitgegeben hatte, wenn er nicht anspringen würde, falsch angeschlossen hatte und dann gar nichts mehr ging, so dass ich die Werkstatt anrufen musste und man mir zu Hilfe kam.
Ich denke nur daran, dass ich doch wohl keine so schöne Reise durch den Frühling Skandinaviens gehabt hätte, wenn die Lichtmaschine schon auf der Reise ausgefallen wäre. Dann wäre ich wahrscheinlich irgendwo „in the middle of nowhere“ liegengeblieben und hätte wer weiß wie lange auf Hilfe warten können. Glück muss der Mensch haben, oder?
Und nun zurück in Rendsburg sitze ich am Abend des 10. Juni bei einer Flasche Rotwein um 22:30 Uhr auf meiner Terrasse. Der Halbmond scheint und zwei Fledermäuse flattern vorbei. Ist das nicht ein romantischer Abschluss einer wunderschönen Frühlingsreise durch Süd-Skandinavien?
Ihr Single-Reisender
Jens Diekmann