Im Frühjahr ist der Süden des Landes das Land der „Daffodils“, sprich: der Narzissen, die überall und Gärten und auf Feldern blühen. Die so erblühte Landschaft mit seinen historischen Städten und wunderschönen Kirchen und Fachwerkhäusern zu erleben, ist einfach herrlich. Doch auch die Küsten, allen voran die Cliffs of Dover, und nicht zuletzt London sind atemberaubend, besonders, wenn man dies mit dem eigenen Auto erlebt, wie ich es getan habe.
Eigentlich hat es ja gar keinen richtigen Winter gegeben, denn wenn im Dezember schon die Japanische Kirsche in Rendsburg blüht, dann ist das schon ungewöhnlich. Doch siehe da: sie blüht im März erneut!
Doch um die Daffodils, die – wild – blühenden Narzissen zu erleben, musste ich einfach mal wieder nach Südengland fahren. Da ich zu meiner Romantik-Hotel Zeit sehr oft in England war, und man ja nie weiß, wann man mal wieder hinkommt, habe ich mich kurzfristig entschlossen, eine Woche rüber zu fahren. Dabei wollte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
1. Etappe: Anreise über Holland und Belgien
Und so fuhr ich dann am 12. März 2007 von Oldenburg zunächst nach Harlem in Holland, wo ich unserem neuen Online-Partner die unterschriebenen Verträge überbringen wollte.
Dabei überquerte ich die „Straße übers Meer“, wie ich sie nennen möchte, den 29 km langen Isseldam, der die Nordsee und das Isselmeer trennt.
Schon auf dem Weg begrüßten mich die Narzissen am Straßenrand und man sah die ersten Blumenfelder, für die diese Region weltbekannt ist (Stichwort: Keukenhof https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=keukenhof+bilder).
Doch auch dieses witzige Gebäude ist mir begegnet, doch fragen Sie mich nicht, was das ist, ich habe es nicht heraus bekommen.
Harlem ist ein wunderschönes Städtchen, mein Geschäftspartner Roy nannte es „Klein-Amsterdam“ und das wird wohl auch so sein. Hier nur einige kleine Impressionen.
In Harlem blühten nicht nur die Narzissen, sondern auch schon Magnolien. https://www.holland.com/de/tourist/reiseziele/weitere-stadte/haarlem.htm
Später sah ich – allerdings als ich schon in Belgien war – schon die ersten Forsythien blühen.
Wer duch Holland reist, kommt über viele Brücken, die die zahlreichen Wasserwege überqueren, die das Land durchziehen: Flüsse, Schelden und Kanäle.
In Belgien bin ich immer wieder fasziniert von der wunderschönen historischen Stadt Brügge, in der ich auch diesmal wieder Station machen musste. Sehen Sie selbst:
Immer wieder herrliche Läden, die zum Kauf anlocken : Ich hatte mir im Internet zwar ein anderes Hotel ausgesucht, doch da ich es nicht finden konnte und mehr oder weniger zufällig in die Nähe des Hotels kam, in dem ich schon einmal gewohnt habe, entschloss ich mich, wieder im Hotel „Bryghia“ zu übernachten. Es ist ein kleines nettes Hotel in einem früheren Konsular-Haus der Deutschen Hanse, das zu einem Hotel umgebaut worden ist. Man befindet sich mitten im Zentrum vom Brügge – doch wo ist das in dieser von Wasser umgebenen Altstadt nicht der Fall? – und man kann alle herrlichen Plätze und Gebäude zu Fuß erkunden.
Viele Delikatessengeschäfte Herrliche Pralinen. Wer in Belgien war und keine Pralinen gekauft hat, war nicht in Belgien. Sie sind einfach köstlich!
Belgiens Spezialität: Klöppeleien und Spitzendecken.
Eigentlich wollte ich wieder in dem tollen Restaurant „Spinola“ essen gehen, doch die haben montags Ruhetag.
Also bin ich noch ein wenig durch dies herrliche Städtchen gebummelt, kam auf den Marktplatz mit dem imposanten Rathaus und dem nicht weniger markanten Belfried mit der Tuchhalle (1284) – steht für die ehemals internationale Bedeutung des Tuchhandels in Brügge (wird auch „Haus der Osterlinge“ genannt) – aus der Zeit der Hanse.
So habe ich dann lange gesucht, bis ich in den „De Witte Raaf“ gegangen bin.
Sehr edel und hochpreisig, doch für meinen Geschmack zu viel Kreativität. Die Austern hätte ich „natur“ besser gefunden, statt mit den diversen Marinaden und geräuchertem Aal.
Auf dem Weg ins Hotel machte ich noch ein paar Aufnahmen: Auch nachts strahlt Brügge einen unendlichen Charme aus.
Am nächsten Morgen, Dienstag, der 13. März, war dicker Nebel. Schon Vorboten vom nebligen England? Man konnte gerade noch die Ampeln erkennen und die Narzissen am Wege. Die Sonne verblasste im trüben Licht.
Doch je näher ich nach Dünkirchen kam, umso mehr lichtete sich der Nebel. Und an der Fähre war schönes Wetter.
Nach einer ruhigen Überfahrt über den englischen Kanal kamen sie dann in Sichtweite:
Die Einfahrt in den Hafen von Dover bei ruhiger See. Unser Dock 3 im Hafen von Dover.
2. Etappe: Mit den Auto durch London
Und das war meine erste englische Mahlzeit auf dieser Reise: ein Schinken-Ei-Tomaten Brötchen mit einem Becher Tee.
Vom Schiff aus hatte ich Mike – einen Geschäftsfreund in London, den ich besuchen wollte – angerufen, doch er war in einem Meeting, so dass ich seine Mitarbeiterin bat, mich zurückzurufen, wenn er fertig wäre.
Da ich nicht wusste, wann das sein würde, verließ ich die M 20 und fuhr übers Land in Richtung Canterbury, um mir dort den „Vatikan“ der anglikanischen Kirche anzusehen.
Links und rechts am Wege sah ich immer wieder das Ziel meiner Reise: die Daffodils. (Hier beim „Broome Park“)
Mike rief schneller zurück als gedacht, und so machte ich einen U-turn und fuhr wieder auf die M 20 in Richtung London.
Die bis zu 8-spurige Autobahn endet plötzlich und wandelt sich in „red-line“ Strassen um, in denen man nur noch eine Spur benutzen kann. Wenn Sie nicht einen sehr guten Beifahrer haben, der ihnen genau sagt, wann Sie wie wo links oder rechts abbiegen müssen, kommen Sie mit Glück noch über die Themse. Waren Sie schon einmal mit dem Auto in London? Wenn nicht: Lassen Sie es! Sie müssen nicht nur eine Maut bezahlen (doch man findet nirgendwo eine Mautstation, an der man bezahlen könnte, sondern man muss dies vorher tun und wenn nicht, bekommt man, wenn man wieder zuhause ist, eine dicke Rechnung, die man bitte schnurstraks bezahlt, denn sonst wird´s richtig teuer. Ich habe mal aus Wikipedia kopiert, wie diese Maut heißt:
„Die London congestion charge (englisch für Londoner Staugebühr) ist eine Innenstadtmaut, welche Kraftfahrer im Zentrum von London entrichten müssen. London ist nicht die erste, war aber bis 2006 die größte Stadt, die eine solche Gebühr erhebt. Die für die Gebühr zuständige Organisation ist die Transport for London (TfL), welche auch das Londoner ÖPNV-System trägt.
Diese Mautgebühr soll bezwecken, dass Reisende statt Kraftfahrzeugen verstärkt den öffentlichen Nahverkehr, umweltfreundlichere Fahrzeuge, Fahr- und Motorräder nutzen oder zu Fuß gehen. Dadurch sollen Staus und die damit verbundene Umweltverschmutzung reduziert und die Dauer der Fahrten zeitlich berechenbarer werden. TfL investiert nach eigenen Angaben einen Großteil des erhobenen Geldes in den Nahverkehr.
Die Gebühr wurde zum 17. Februar 2003 eingeführt. Der registrierte Besitzer eines Fahrzeugs, mit dem die markierte Mautzone werktags (Montag–Freitag) zwischen 7 und 18 Uhr genutzt werden soll, muss eine Tagesgebühr von £10 entrichten (Stand 4. Januar 2011). Ist die Gebühr nicht bis 24 Uhr desselben Tages bezahlt, wird sie auf £12 angehoben. Das soll als Anreiz dienen, nicht in letzter Minute zu zahlen. Ist die Zahlung bis um Mitternacht des nächsten Tages noch immer nicht erfolgt, wird ein Bußgeld von derzeit £120 (50 % Rabatt bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen) erhoben. Wird das Bußgeld nicht innerhalb von 28 Tagen bezahlt, steigt es auf £180. Bis zum 4. Juli 2005 betrug die Tagesgebühr £5, bis zum 3. Januar 2011 £8.“
Erst jetzt, beim Überarbeiten meines Artikels habe ich herausgefunden, wie man die Maut vorher bezahlen kann und dafür hier die entsprechnde Internetseite https://congestioncharging.tfl.gov.uk/b/pb/provideVRM.faces
Sie sehen tolle Gebäude, die Sie jedoch höchstens aus dem Auto heraus fotografieren können. Sie können und dürfen nirgends anhalten und werden mit dem Verkehr weitergelenkt, bis Sie irgendwann in einem Stadtteil landen, wo Sie gar nicht hinwollten. Da ich keinen Beifahrer hatte, sondern – wie Sie ja wissen – Single-Reisender bin, landete ich somit in London N1, wollte aber nach London W1. Also irgendwie nach links abbiegen und sich so langsam durch die Stadt wühlen. Bald kamen mir die Straßennamen schon etwas bekannter vor (da ich ja nicht zum 1. Mal in London war) und ich fasste wieder Mut. Da mir Mike am Telefon gesagt hatte, dass die Parkuhren 1 Pfund für 15 Minuten kosten würden, fasste ich den Entschluss, mir ein Parkhaus zu suchen und dann per Taxi in die Conduit Street zu fahren, wo er sein Büro hat. Gegenüber dem Radisson SAS Hotel fand ich dann eine Garage und bog ab.
Vor der Einfahrt wurde ich gebeten auszusteigen und den Kofferraum aufzumachen „Security reason“, ich wurde nach meinem Namen gefragt und ob das alles meine Sachen wären und wie lange ich bleiben würde. Ich dachte schon, ich wäre in Nordirland, wo wir eine solche Prozedur in Belfast vor über 20 Jahren mal erlebt hatten. Deutsche Autos scheinen in London sehr beliebt zu sein, doch wenn man einen schwedischen Wagen mit einer deutschen Nummer fährt, dann scheint das äußerst suspekt zu sein!
Also mit dem Taxi für 6 Pfund in die Conduit Street und danach auch wieder zurück.
Und dann ging meine eigene – unfreiwillige – „sightseeing-tour“ los: Eine nette Mitarbeiterin hatte mir in Mikes Büro das Holiday Inn Express in Greenwich zum Sondertarif besorgt, mir auch eine Wegbeschreibung mit auf dem Weg gegeben und einen Teil des Stadtplanes kopiert, damit ich gut ankommen würde. Sehr nett und hilfreich, doch nur für Leute, die sich in London besser auskennen, als ich!
Auf der Wegbeschreibung von www.viamichelin.com war zu lesen: “Departure: Westminster, centre. Leave London 1,4 km. Pass Camden Town 1,9 km. Continue along: A 401/Shaftesbury Avenue…”
Soll ich weiter zitieren? Ich habe auch nicht eine einzige dieser Straßen gefunden, geschweige denn war irgendwo zu erkennen, wo London nach 1,4 km endet (ich dachte, London wäre über 60 km breit). Was soll ich berichten? Laut Plan hätte ich in 22 Minuten dort sein müssen und 15 km benötigt. Ich war um ca. halb 5 nachmittags losgefahren und habe es endlich gegen halb 8 abends gefunden, also nach 3 (!) Stunden!
Wenn Sie also einmal nach London mit dem Auto fahren wollen, schaffen Sie sich ein Nervenkostüm aus dicken Seilen – schön mit Fett gepolstert – an und dann genießen Sie Ihren London-Auto-Trip. Wenn Sie das nicht haben, lassen Sie´s lieber sein und nehmen die U-Bahn oder ein Taxi!
Ich habe – man muss ja positiv denken – eine herrliche Stadtrundfahrt gemacht und aus dem Auto die tollsten Gebäude fotografiert: Big Ben, https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Ben Whitehall https://de.wikipedia.org/wiki/Palace_of_Whitehall
Houses of Parliament https://de.wikipedia.org/wiki/Palace_of_Westminster
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fotos alle richtig eingeordnet und benannt habe, doch bin ich ganz sicher, dass ich mit einem Sightseeing-Bus alles viel besser gesehen und erläutert bekommen hätte!
Und plötzlich stand ich vor der Tower Bridge. Ja, so ist das: man sieht sie immer nur auf Fotos und wenn man sich dann in der Stadt verfranst, steht man auf ihr!
Mein Gott, ist sie das wirklich? Ja, sie ist es wirklich! Ein Blick von der Tower Bridge auf die Stadt.
Es wurde nun schon langsam dunkel und ich hatte es praktisch schon aufgegeben, das Hotel zu finden. Ich wollte nur noch raus aus dieser chaotischen Stadt. Verfuhr mich permanent und musste immer wieder umkehren. Dachte, ich wäre schon längst wieder auf der Südseite der Themse, nachdem ich einen Tunnel durchfahren hatte, musste dann an einem Tor, vor dem Wachen standen, fragen, wie ich denn nun fahren sollte, vernehmen, dass ich mich immer noch auf der Nordseite befand. Die Sonne stand im Westen, aber ich musste gen Norden fahren um den Tunnel zur Südseite zu erreichen. Noch Fragen?
Also: ich hatte an meinem Orientierungssinn gezweifelt und folgte wohl oder übel den Anweisungen (die sich allerdings als richtig herausstellten. Thank you for your help!)
Wie viele U-turns ich gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Und das alles mit dem tollen (!) Wendekreis des Volvo C70! (Kennen Sie den? Ein Lastwagen dürfte wendiger sein.) Da lobe ich mir die Londoner Taxis, die einen sehr kleinen Wendekreis haben und auf nahezu jeder Straße umdrehen können. Dabei war manchmal die Straße so eng, dass ich vor und zurück rangieren musste. Oder der Bordstein war zu hoch, dass ich ihn mit meinem Spoiler berührte (– Knirrrrrsch – armes Auto) und hinter mir mussten die Autos warten und hupten, natürlich!
Dann fuhr ich – als ich endlich das Schild Greenwich sah – eine Abzweigung zu früh nach links ab und landete in einer Straße nur für Busse mit einem „Durchfahrt in diese Richtung verboten“, wie auf der Ausfahrtseite bei einer Einbahnstraße). Als ich versuchte, vorsichtig zurückzufahren, kam von hinten ein Bus mit voller Geschwindigkeit und aufgeblendeten Lichtern auf mich zugerast, sodass ich schnell wieder den Vorwärtsgang einlegte und nach vorne fuhr. Zum Glück hatte diese Straße einen Ausgang (und keinen Kontrolleur, der mich wegen Verkehrsverstosses belangte).
Nach diesem erneuten Verkehrsabenteuer sah ich dann zum Glück das Holiday Inn Express – nur auf der anderen – vier-spurigen – Straßenseite. Also musste ich erst bis zur nächsten Ampel fahren und konnte dort meinen U-turn machen. Endlich erreichte ich das Hotel und fand auch einen Parkplatz. Ende meiner Stadtrundfahrt in London!
Mike hatte mir erzählt, dass es in Greenwich sehr tolle Kneipen und Restaurants an der Themse gibt und wunderschöne alte Häuser. Nun, vom Hotel bis dorthin hätte ich den Bus nehmen müssen. Das wollte ich nicht mehr.
Und so sitze ich nun auf meinem netten Zimmer und schreibe meinen Tagesreport. Ich habe mir einen Hamburger und ein Bier mit hoch genommen, damit ich nicht ganz verhungere und verdurste. Das war mein erster Tag in England!
Wenn man ein Fazit ziehen wollte, könnte man nur zu dem einzigen Schluss kommen: Und fährst du nach London, so lasse Dein Auto zuhause!
Aber auf diese Art und Weise habe ich auch zum ersten Mal ein Holiday Inn Express kennen gelernt und somit wieder etwas Fachwissen dazu bekommen. Sind ganz interessant konzipiert und pfiffig eingerichtet.
Die Zimmer sind ca. 18 qm groß und haben 140 cm breite Betten plus ein Sofa, das zum Zusatzbett ausgezogen werden kann. Oberhalb des Schreibtisches ist ein Regal mit „Tea-and-coffe-making-facilities“ angebracht und das Badezimmer ist so konzipiert, dass die Tür, macht man sie ganz auf, die Toilette verschließt. Clever durchdacht!
Bei Duschen soll man die Tür zum Badezimmer zumachen, damit der sehr „sensitif“ Feuermelder nicht Alarm auslöst. Habe ich auch noch nie gelesen!
Doch nun ist es Zeit zum Schlafengehen, denn es ist schon fast halb 11 englischer Zeit und somit halb 12 europäischer Zeit.
3. Etappe: Kent, der Garten Englands
Heute, Mittwoch, der 14. März, musste ich nach einem kargen Holiday Inn Express breakfast einen sehr wichtigen geschäftlichen Anruf erledigen, um ein Problem zu lösen, das der eigentliche Anlass für meine Reise gewesen ist. Und siehe da: ich glaube ich habe es lösen können!
Ein Blick aus meiner Etage auf The Dome
Nun kann ich beruhigt und wohl auch glücklich meine Reise durch den Südosten Englands, der Grafschaft Kent (auch der Garten von England genannt) fortsetzen.
Das Grashoppers Inn, in dem man Montags Salza tanzen lernen kann! Immer wieder diese herrlichen Narzissen. Da war ich nun im Land der Daffodils angekommen!
Nächste Station war mein früherer Geschäftsfreund und heute wohl auch ein persönlicher Freund Hans, der mich vor 3 Jahren zu seiner Verabschiedungsparty nach London eingeladen hatte. Er lebt mit seiner Julie in dem netten Städtchen Haywards Heath und ist wie ich Doppel-Opa. Wir hatten uns so gegen Mittag verabredet und beinahe hätte ich es auf die Minute geschafft, wenn ich nicht so viele Bilder hätte machen müssen:
Kann man an solch einem Haus vorbeifahren? Ja, zunächst fährt man vorbei, doch dann macht man einen U-turn und sucht sich einen Parkplatz, um es zu fotografieren. Es ist das ehemalige Jagdhaus vom König Heinrich VII. Ja, das Land ist voll davon und wenn man überall sieht, dass solche (vielleicht nicht ganz so schmucke) verkauft werden sollen, dann überkommt mich immer wieder der Reiz, ein solches Haus sein eigen nennen zu können.
Zum Glück bin ich inzwischen vom diesem Bazillus (nahezu) kuriert, denn wir hatten schon einmal ein Reetdachhaus in Angeln in Schleswig-Holstein und später ein Cottage in Irland. Anfangs ist so etwas immer wunderschön und man reist gerne dort hin. Doch langsam aber sicher wird es eine – ja man kann fast sagen – belastende Verpflichtung, denn immer nur an einen Ort zu reisen ist (mir) irgendwann langweilig und so ein Haus ist nicht nur Vergnügen, sondern auch mit Arbeit und Verpflichtungen verbunden. Irgendwann, wenn man dann von diesem Bazillus befreit ist, kann man wieder völlig vogelfrei verreisen wohin man will und braucht kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.
Dies war auch eines der vielen Themen, über die Hans und ich plauderten. Er hat noch eine Ferienwohnung in seiner eigentlichen Heimat Österreich (nachdem er dort früher ein Häuschen hatte), doch die ist so pflegeleicht, dass er und seine Kinder gerne dort hin reisen, ohne hinreisen zu müssen, um nach dem Rechten zu sehen.
Da ich ihm erzählt hatte, dass ich wegen der Daffodils durchs Land reise, gab er mir ein Gedicht von William Wordsworth zu lesen, das er für eine Ode an die Daffodils hält. Wordsworth lebte von 1770 bis 1850 und das ist die erste von vier Strophen:
„I wandered lonely as a cloud
That floats on high o´er vales and hills,
When all at one I saw a crowd,
A host, of golden Daffodils,
Beside the lake, beneath the trees,
Fluttering and dancing in the breeze.”
Ich will mal versuchen, es zu übersetzen:
„Ich wanderte einsam wie eine Wolke,
Die hoch über Täler und Hügel fließt,
Als ich plötzlich eine Gruppe sah,
Eine Menge, goldener Narzissen
Neben dem See, unter den Bäumen,
Flatternd und tanzend in der Brise.“
Wenn ich jetzt ein ebenso begnadeter Dichter wie William Wordsworth wäre, würde ich ja auch ein Gedicht verfassen, doch das versuche ich vielleicht heute Abend nach einigen Gläschen Rotwein…
Hans sagte mir, dass ich unbedingt die A272 fahren sollte, die sehr schön viele alte Städte verbindet. Ein Holländer hatte über diese Strasse ein Buch geschrieben und vielleicht würde ich, wenn ich ein solches in Deutschland schreiben würde, auch einen großen Erfolg haben.
Nach einem kleinen Snack, den wir zusammen genossen und mit einem herzlichen Dankeschön für die Gastfreundschaft, herzlichen Grüßen an Julie und viel Spaß am kommenden Wochenende in Barcelona, wo sie hinfliegen (und vorher noch meinen Bericht darüber lesen) wollten, fuhr ich also auf der A 272 weiter.
Doch – verzeih mit bitte lieber Hans – das war mir zu anstrengend! Die Straße ist sehr stark befahren und man musste immer voll Gas geben, um den Verkehr nicht aufzuhalten. An keiner Stelle kann man anhalten, um ein Foto zu machen oder die Landschaft zu genießen, es drängt der Verkehr ununterbrochen.
Da machte ich einen Abstecher nach links und schon hatte ich die Straße für mich alleine.
Zunächst hatte ich das kleine Hinweisschild zu dieser alten Mühle übersehen, doch dann fand ich sie doch. Es ist die größte „working windmill“ in ganz Sussex und wurde 1879 gebaut. Heute ist sie ein Museum, die man besichtigen kann.
Und immer wieder diese herrlichen Daffodils am Wegesrand. Ich konnte mich nicht sattsehen!
Am Vormittag hatte ich mir einen AA-Hotelguide gekauft, da ich mit ihm auch früher immer gut gereist bin. Heute hat er neben den Sternen auch eine %-Einstufung, wie es früher nur der Egon Roney Guide hatte, den es heute nicht mehr gibt. (Das System sollten sich mal Hotelführer in Deutschland einfallen lassen, die immer noch so einstufen, wie es vor 30 oder 40 Jahren geschah!)
So, und nun bin ich im Spread Eagle in Midhurst, das aus 2 völlig verschiedenen Häusern besteht.
Ich kenne das Hotel schon aus den 70er Jahren, als ich es für eine Romantik Hotel Mitgliedschaft gewinnen wollte. Leider ohne Erfolg, denn – wie ich erst später heraus bekommen habe – ist das Wort Romantik in England eher mit „Romance“ verbunden: „Sweet and love“, „Dirty weekend“, „First night after marriage“ waren die Argumente, die ich mir anhören musste. Dieses Image wollte keiner der Betriebe auf sich ziehen und daher hatten wir auch wohl wenig Erfolg in Großbritannien, obgleich es hier Hunderte von historischen Hotels gibt.
In Amerika, wo man ja die gleiche Sprache spricht, war der Name Romantik nicht mit diesem negativen Image verbunden. Das soll man vorher wissen!!!
Der Preis? 120 Pfund incl. Dinner (ca. 180 €): man gönnt sich ja sonst nichts!
Und jetzt wird es Zeit, dieses Dinner zu genießen, denn das ***Haus ist vom AA nicht nur mit 80 % ausgezeichnet worden sondern auch mit 2 Rosetten für die gute Küche! (Leider habe ich keine Fotos gemacht!)
Nach einem ganz guten Dinner – von einem 2 Rosetten-Restaurant hätte ich mir eigentlich etwas mehr versprochen – und einigen Gläsern Wein habe ich mich dann tatsächlich dichterisch versucht. Wollen Sie lesen, was dabei u. a. herausgekommen ist? Wenn nicht, überspringen Sie diese Ergüsse ganz einfach!
I enjoyed the country through valleys and hills,
Made pictures of flowers and lovely white mills.
I stayed in hotels and paid there my bills,
And saw thousands of daffodils.
Lovely to be in this country again.
To me it´s much nicer then Spain.
I believe I have lived here before,
And would like to live here some more.
Das soll fürs erste genügen, obgleich ich noch viel mehr gedichtet habe.
Das ist die Kirche von Midhurst und das ist die Konkurrenz.
Donnerstag, der 15. März
Am nächsten Morgen habe ich noch einmal das Spread Eagle im Morgenlicht dokumentiert
Heute hatte ich keinen direkten Reiseplan, also bin ich einfach losgefahren. Zunächst gen Süden und dann nach Westen und dabei entdeckte ich diese Ruine auf einem Höhenrücken bei South Harting.
Von einem Parkplatz aus hat man einen tollen Blick auf South Harting ins Tal hinab:
Der Ort selbst hat eine schöne alte Kirche mit uralten Grabplatten und Sarkophagen.
Auch die Reetdachhäuser lassen sich sehen.
Von innen ist die Kirche wunderschön mit einem sehr interessanten Dachgebälk.
Eigentlich wollte ich mir die Kathedrale in Winchester ansehen, lt. Polyglott „Eine der großartigsten Sakralbauten Englands“, doch da ich nicht einmal eine Parkmöglichkeit fand, verlor ich schnell das Interesse und bin – ohne auszusteigen – wieder umgekehrt.
Da habe ich mit lieber schöne Blumen angesehen und sie fotografiert.
Wiesen voller Daffodils… …oder riesige Weißdornsträucher (nehme ich mal an).
Und was steht da so niedlich herum? Ein 1936er Austin 7 Ruby MK I. Er wird für 4.150 Pfund angeboten. Wollen Sie die Telefonnummer?
Auf der Landkarte habe ich einen Ort namens Worlds End gefunden und bin auch hingefahren. Doch ich habe kein Ortschild gefunden, nur zwei Gasthäuser und sonst nichts. Ob sie das Ende der Welt waren? Ich werd’s wohl nie erfahren…
Nördlich von Portsmouth hat man einen herrlichen Blick übers Land und über das Meer.
Östlich von Portsmouth gibt es den kleinen Ort Bosham direkt am Wasser. Man kann das Meer und das Watt richtig riechen.
Sein Auto muss man vor der Flut rechtzeitig wegfahren, denn sonst steht es unter Wasser! Daher auch die Hinweisschilder.
Auch hier wieder eine nette kleine Kirche, die Holy Trinity Church und uralte Häuser.
Im Innern ist auch diese Kirche sehr schön… …doch in dieser „Kirche“ war mehr los! Ein ganz toller Pub mit gutem Essen, wo man auch sehr schön draußen sitzen konnte.
Später habe ich in dem Buch „AA Illustrated Guide to Britain“, das ich schon seit 1977 habe, gelesen, dass Harald der Sachsenkönig 1064 in der Holy Trinity Kirche in Bosham gebetet hat, bevor er mit dem Schiff in See stach, wo er dann William the Conquerer in die Hände fiel. Aber das habe ich denn doch nicht verstanden: wenn William sich Harald schon 1064 geschnappt hat, wieso konnte er dann 2 Jahre später eine Schlacht mit ihm schlagen? Oder ist mein Englisch so schlecht, das ich es einfach falsch gelesen habe? (Jetzt könnten mir die Historiker zur Hilfe kommen.)
Es gibt in Bosham auch ein sehr schönes Hotel, das Millstream Hotel. Leider war nur noch eine Suite für 2 Personen frei, die ich für 129 Pfund hätte beziehen können. Das war mir denn doch zu viel des Guten und so bin ich – leider – weitergereist.
Wo man große Dinge- wie das Schloß von Arondel – bestaunen kann…. …aber zum Glück auch kleine.
So ist auch die Kathedrale gewaltig, von außen wie von innen.
Seit 9:00 Uhr bin ich unterwegs und habe immer noch kein Hotel gefunden, weil sie mir alle zu teuer sind (Geizkragen!), so dass mir die Fahrerei langsam aber sicher zuviel wurde.
Im AA-Guide hatte ich ein 2-Rosetten-Restaurant im Zimmern in Wilmington gefunden, da wollte ich hin. Klappte auch alles ganz vorzüglich, doch habe ich es übersehen und bin zu weit gefahren. Also: wie gewohnt einen U-turn machen und dann hat´s auch geklappt.
Ein sehr nettes kleines Hotelchen, das von Frau und Mann sehr persönlich geführt wird du wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Ich muss allerdings noch lernen, was 2 Rosetten im AA-Guide bedeuten, denn das Essen war sicherlich gut, aber soooo gut auch wieder nicht. Der Chef serviert persönlich und ist äußerst charmant und unterhaltsam und kannte auch das Gedicht von William Wordsworth, als ich ihm erzählte, dass ich weder der Daffodils nach England gekommen bin.
Doch nun war der Tag lang genug und ich muss, mit einer Flasche Rotwein aus Californien im Bauch, endlich ins Bett! Gute Nacht.
Nach einer guten Nacht ist ein „full english breakfast“ genau das Richtige, so dass der Tag gut beginnt.
Freitag, der 16. März
Noch ein Abschiedsfoto vom „Crossways“, in dem ich mich sehr wohlgefühlt habe, danach ein kurzer Stopp im Ort Wilmington, um diese schönen Häuser zu verewigen:
Und dann sah ich ihn auch schon: den „Long Man“.
Man weiß nicht so ganz genau, wie alt „The Long Man“ ist und was er bedeutet. Man schätzt, dass er im 6. Jahrhundert entstanden ist. Man glaubt, dass er Harold den Sachenkönig darstellt, mit einem Speer in jeder Hand, der die Schlacht bei Hastings gegen William den Eroberer verloren hat. Davon später mehr, denn wir befinden uns schon im 1066 Country, wie die Tourismuswerbung es bezeichnet. Daher möchte ich auch hier Wikipedia bemühen:
„Die Figur ist etwa 70 Meter hoch. Der dargestellte Mann hält in jeder Hand einen Stab, der etwas größer ist als er selbst, und ähnelt Abbildungen von mit Speer und Helm ausgerüsteten Kriegern auf Fibeln und Helmen der Skandinavier und Angelsachsen. Es könnte sich folglich um die Darstellung eines Kriegsgottes handeln [1]. Das Alter der Figur ist unbekannt. Ursprünglich waren die Umrisse lediglich eine Vertiefung im Erdboden, die nur schwach durch das tiefer wachsende Gras sichtbar war, weshalb die Figur örtlich auch als Green Man bekannt war.[2]
Die erste Dokumentation der Hügelfigur ist eine Skizze von 1710. Sie weicht von der heutigen Gestalt ab und zeigt eine andere Fußstellung, ein Gesicht sowie eine andere Kopfform, die einen Hut darstellen könnte.[3] 1874 wurde The Long Man freigelegt, nachdem er weitgehend zugewachsen war. Dabei wurden römische Scherben entdeckt. Um die Figur deutlicher sichtbar zu machen, wurden die Konturen mit hellen Steinen bedeckt. Der Versuch, die Figur bis auf die darunterliegende Kreideschicht in den Hügel einzuritzen, scheiterte an der Dicke der darüberliegenden Erdschicht in dieser Gegend.[4] 1969 wurden die Steine durch weiße Betonblöcke ersetzt. Bei den Arbeiten wurden erneut römische Artefakte entdeckt.“
Doch nun will ich Ihnen „The seven Sisters“ zeigen, denn die sind schon einen Anblick wert: Zunächst erscheinen sie noch etwas morgenmüde und noch leicht umnebelt, doch so langsam zeigen sie ihre ganze Größe. Ich muss Ihnen ganz einfach die herrliche Pracht dieser Schönheiten zeigen: Schneeweiß, man glaubt es kaum! Das war mal ein Leuchtturm, heute ein B&B!
Bis zu 150 m sind die Klippen hoch (ganz schön lange Schwestern) Einige „Schwestern“ haben auch Sommersprossen!
Und auch hier wieder die Daffodils
Doch das Meer nimmt sich täglich seinen Teil … …und wer dies nicht berücksichtigt……spielt schon mal mit seinem Leben, wie an diesen beiden Stellen.
Immer wieder gewaltige Ausblicke Und hier der neue Leuchtturm von oben.
Der Strand ist voller Steine nur an ganz wenigen Stellen gibt’s auch Sand
Genug gesehen? Ich bin bestimmt über eine Stunde dort herumgelaufen und später an anderer Stelle noch einmal. Von dort oben hat man auch einen herrlichen Blick ins Land: Das steht mein kleiner Volvo so ganz alleine und wartet auf mich und schaut den Schafen zu.
Die weiße Farbe der „seven sisters“ hat sich das benachbarte Seebad Eastbourne zu Herzen genommen, denn der ganze Ort ist weiß. So wie das Grand Hotel erstrahlen fast alle Häuser an der Seefront in Eastbourne in Weiß.
Im Vorbeifahren – halten konnte man nicht – ein Blick auf den Vergnügungspier von Eastbourne
Ach ja, Golf habe ich auch kurz gespielt. Nur 9 Löcher. Das langte, denn der Platz war ziemlich matschig. Das wird wohl das einzige Mal gewesen sein, dass ich auf dieser Reise Golf gespielt habe. Und auch hier: Daffodils!
Doch jetzt komme ich wieder auf die Geschichte zurück: 1066. Da hat doch tatsächlich der Normannenkönig William the Conquerer den Sachsenkönig Harald bei Hastings geschlagen und die Welt hat sich seit dem auf der Insel radikal verändert. Das muss wohl fast so gravierend gewesen sein, wie seinerzeit in Germania, als 9 n. Chr. Die Schlacht im Teutoburger Wald war und Hermann der Cherusker die Römer verjagte. (Jetzt kommen mir bestimmt die Historiker auf den Hals, denn ein solcher Vergleich…)
Die eigentliche Schlacht soll sich nördlich von Hastings abgespielt haben und daher heißt dieser Ort heute auch Battle. Ich bin zweimal durchgefahren – es war beide Male nur Stau und beim zweiten Mal fuhr der vor mir fahrende Wagen gerade auf den Vordermann auf – so dass ich keine Fotos gemacht habe. Dafür aber in den kleinen Orten Westham und Pevensey.
Hier in diesem kleinen Ort steht eine Kirche, die die erste Kirche sein soll, die nach der Eroberung durch die Normannen errichtet worden sein soll. Das ist sie (leider war sie geschlossen) und hier steht es geschrieben.
Doch auch uralte Häuser gib es hier, wie z. B. diese beiden:
Und gleich nebenan ist die gewaltige Festungsruine Pevensey Castle, die schon 250 vor Christus von den Römern errichtet worden ist und eine Fläche von 10 Acres = 2,5 ha umfasst. Sie soll bis zu 600 Soldaten beherbergt haben.
Diese Übersicht lässt die Größe der Festungsanlage in etwa erkennen.
Hier einen kleinen Abriss über die lange Geschichte, die ich – wie immer – aus Wikipedia entnommen habe:
„Die Geschichte des Ortes ist eng mit seiner Burg, Pevensey Castle, verbunden, die bereits zwischen 300 und 340 von den Römern gebaut wurde, als England noch Teil des Römischen Reichs war, und die Küste häufig unter Überfällen von Jüten und Sachsen litt.
Das Fort hieß Anderida und wurde auf einer damals unbewohnten Halbinsel oberhalb der Küstenmarsch gebaut, die damals bis Hailsham reichte. Aus dieser Marsch ragten einige auch bei Flut trockene Plätze heraus, die heute Rickney, Horse Eye, North Eye und Pevensey heißen – Ortsnamen die auf –eye enden, deuten im Altenglischen auf eine Insel hin.
Im Jahr 491 wurde Anderida von den Angelsachsen unter König Aelle von Sussex belagert, erobert und niedergebrannt, die gesamte Garnison sowie die in die Burg geflüchtete Bevölkerung wurde getötet.
Die Angelsachsen nannten die Ruine Andredceaster und den Wald, der sich etwa 200 Kilometer von hier bis Dorset erstreckte, Andredsweald oder Wald von Andred. Später wurde die Gegend in Pefele (Pefe-Insel).
Erst im Jahr 1042 ließ Harold Godwinson hier wieder ein Festung errichten, indem er innerhalb der römischen Mauern Gräben ausheben ließ. 1066 wurde die Garnison abgezogen, und gegen die Norweger, die im Norden ins Land eingefallen waren, ins Feld geschickt, so dass, als Herzog Wilhelm II. von Normandie im September hier landete, keine Verteidigung vorhanden war.
Das Fort wurde Robert von Mortain gegeben, dem Halbbruder Wilhelms, der auf den römischen und angelsächsischen Fundamenten seine Burg baute.
1088 wurde die Burg von Wilhelm Rufus belagert, erneut während des Bürgerkriegs um die Nachfolge Heinrichs I. (1135-1154), sowie eine weiteres Mal 1264 von Simon V. de Montfort.
Königin Elisabeth I. befahl den Abriss der Burg, doch wurde der Befehl nicht ausgeführt. Unter Oliver Cromwell wurde erneut versucht, die Burg zu zerstören. 1942 wurden angesichts der erwarteten deutschen Invasion Anstrengungen unternommen, die Burg in einen verteidigungsbreiten Zustand zu versetzen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Pevensey )“
Endlich bin ich in Rye, der alten Schmugglerstadt, angelangt. Uralte Häuser aus dem Mittelalter, die noch heute so aussehen, wie sie seinerzeit gebaut worden sind. Natürlich mit dem heutigen Komfort ausgestattet, doch äußerlich kaum verändert und im Innern fast auch nicht. Doch das trifft in England ja nicht nur auf Rye zu, sondern auf sehr viele andere Städte und Dörfer, was das ganze Land für Liebhaber solcher alten Häuser – zu denen ich mich auch zähle – so anziehend macht. Hier nun einige Schmuckstücke:
Beginnen wir mit „The First House“, womit denn sonst? „The House Opposite“ (of the Mermaid) The “Mermaid Inn” von 1420
Im „Mermaid“ hätte ich gerne übernachtet, da es so schöne “four poster bedrooms” hat, doch es war leider ausgebucht. Somit bestellte ich zumindest einen Tisch für den Abend. Dabei musste ich – als alter Gastronomiehase – eine neue Erfahrung machen: Man verlangte meine Kreditkarte zur Reservierungsbestätigung! Ja, man lernt nie aus.
Gegenüber dem Mermaid gibt es jedoch ein nettes B&B Hotel mit 11 Zimmern, das „Jeake`s“, in dem ich das letzte Zimmer – eine Suite – bekam. Da ich alleine war und man das Zimmer wohl auch an zwei Personen hätte vermieten können, musste ich für 2 Personen (incl. Frühstück) bezahlen! 98 Pfund. Man gönnt sich ja sonst nichts…
Der Eingang zum „Jaeke`s“ hier habe ich meine Reiseberichte geschrieben…
Hier habe ich geschlafen (sehr gut)… …und hier mein Frühstück eingenommen.
Das ist die Mermaid street …ob der hier auch schon gewohnt hat?
Es gibt viele dieser netten Hausschilder
Hier steht ein neuer Jaguar vor einem altem Haus… …mit tollem Türknauf!
Rye ist voll von uralten Pubs… …und herrlich-kitschigen Läden
Das ist ein Metzgerladen. Woran man das erkennen kann? Natürlich an den vielen Haken am Vorbau!
Dies Schild vor der Mühle fand ich ganz witzig… …bis der Zug kam!
Hier habe ich noch einmal Golf gespielt… …und hier gab es viel Kite-Surfer bei starkem Wind.
Doch dann habe ich mich „gedressed“, um im Mermaid zu Abend zu essen, da mein Wirt vom „Jeake´s“ meinte, dass man dort großen Wert auf „formal dining“ legt.
Doch damit lag er total falsch. Ich war der Einzige, der eine Krawatte an hatte! Die anderen Herren saßen im T-shirt und was weiß ich herum! Nur einer hatte noch ein Jakett an. Das wäre früher nicht möglich gewesen. „Modern Times“ war sein Kommentar am nächsten Morgen, als ich meinem Wirt das erzählte.
A drink in the bar before dining Elisabeth I was here too!
Leckere Scallops… …und delikates Lamm habe ich genossen.
Am Sonntagmorgen fuhr ich durch Tenterden und entdeckte bei Ashford dieses Eingangstor
Sah mir kurz das Eastwell Manor – eine bekannte Luxusherberge (nicht meine Preisklasse) an.
Doch dann machte ich Halt in dem schönen alten Dorf Chilham,
das mit seinen herrlichen Häusern wieder voll auf meiner Wellenlänge lag.
Schöne Läden und ein Castle mitten im Ort gegenüber der Kirche.
Vielleicht hätte ich mir nicht an einem Sonntag – und dazu auch noch Mother´s Day – aussuchen sollen, um mir „den Petersdom“ der anglikanischen Kirche, die Kathedrale in Canterbury anzusehen.
Das ist „nur“ das Eingangstor, wo man Eintritt zahlen darf, um die Kathedrale zu besichtigen. Dazu war ich wiederum zu geizig und reiste weiter. Komisch, dass mich die Dinge, für die man Eintritt bezahlen muss, nur wenig reizen. Es ist sicherlich nicht nur das Eintrittsgeld, sondern wohl in erster Linie die touristische Kommerzialisierung dieser Gebäude, die mich zurückhalten. Nun verstehe ich ja, dass es sehr viel Geld kostet, diese Denkmäler zu unterhalten, doch bei Kirchen bin ich da immer sehr kritisch.
Da fahre ich dann lieber weiter und bewundere die „kleinen“ Sehenswürdigkeiten, die nicht in jedem Führer zu finden sind, sondern einfach nur schön.
So auch den nächsten Ort Sandwich, obgleich dieses Städtchen im Polyglott erwähnt ist. Es hat mit dem „Sandwich“ einiges zu tun, wie ich der Homepage der Stadt Sandwich entnehmen konnte:
“The Earl of Sandwich & the Sandwich
The word ’sandwich‘ for an item of food was possibly named after John Montagu who was the 4th Earl of Sandwich. It is said that in approx.1762, he asked for meat to be served between slices of bread, to avoid interrupting a gambling game. This story may have been rumour or adverse propoganda, put about by his rivals.
Confusing Titles
Hereditary English titles can be confusing. The family of the Earls of Sandwich has no real connection to the town itself, only the title. The 1st Earl, Edward Montagu, originally intended to take the title of the Earl of Portsmouth – this may have been changed as a compliment to the town of Sandwich, because the fleet he was commanding in 1660 was lying off Sandwich, before it sailed to bring back Charles II to England.
We could be eating a ‚Portsmouth‘ !
It is generally thought here, that the word ’sandwich‘ as an item of food, has no connection with the town, only with John Montagu, who happened to have the title, a ’sandwich‘ could just as easily have been called a ‚portsmouth‘ if the 1st Earl, Edward Montagu, had not changed his mind.
Bei Wikipedia fand ich noch dieses:
„Sandwich gehörte dem 1155 gegründeten Zusammenschluss von zuerst fünf damals bedeutendsten Hafenstädten des Königreiches Cinque Ports. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten ebenfalls u.a. Dover und Hastings; später kamen u.a. Folkestone und Ramsgate als sogenannte Limbs hinzu. Sie erhielten vom König Eduard I. zahlreiche Privilegien. Unter der Herrschaft der Königin Elisabeth I. und erneut ab dem 18. Jahrhundert verlor die Organisation die reale Bedeutung.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Sandwich_%28Kent%29)
Südlich von Sandwich liegt der Ort Deal mit einem breiten Steinstrand. Er gehörte auch zu den Cinque Ports, obgleich er keinen Hafen hat. Dies liegt daran, dass vor Deal eine 16 km lange Sandbank besteht, die eine geschützte Reede entstehen ließ, von der aus die Fracht und Passagiere ohne Probleme an Land gerudert werden konnten.
Der breite Kieselstrand von Deal Die Burg
Aus Wikipedia:
„Deal ist eine Stadt in der englischen Grafschaft Kent im District Dover mit 29.248 Einwohnern (2001). Er liegt am Ärmelkanal, 13 Kilometer nordöstlich von Dover. Der Fischerort liegt zwischen Dover und Ramsgate. Eng mit Deal verbunden sind die Orte Kingsdown und Walmer, letzteres der Ort, an dem Julius Caesar den Vermutungen nach zum ersten Mal Großbritannien betrat.
Deal wurde 1278 in den Cinque Ports aufgenommen, früher eine einflussreiche wirtschaftliche und militärische Allianz von Hafenstädten am Ärmelkanal. Zurückzuführen auf seine Lage an den Downs-Seen wurde Deal zeitweise zu einem der größten Häfen in England. Heute genießt es den Ruf eines ruhigen Badeortes, die malerischen Straßen und Häuser sind die einzigen Überbleibsel von Deals bewegter Geschichte. Die französische Küste ist etwa 40 Kilometer entfernt und an klaren Tagen erkennbar.
Zu den Wahrzeichen des Ortes gehört das „Tudor Deal Castle“, die von Henry VIII. gebaut wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Deal_%28Kent%29″
Nun ist es nicht mehr weit nach Dover und somit endet langsam meine Reise ins Land der Daffodils. Man sieht schon die andere Seite des Kanals.
Ich hatte noch etwas Zeit bis zur Abfahrt meiner Fähre, so dass ich die Cliffs of Dover nicht nur vom Schiff aus sehen, sondern sie hautnah erleben wollte. Tolle Aussichten und tiefe Abgründe Blick nach Nordosten und Südwesten
Alte Schießscharten aus dem 2. Weltkrieg Oh, da kommt schlechtes Wetter auf! Auch über dem Hafen von Dover Doch nach Regen folgt Sonnenschein!
Da kommt auch schon meine Fähre… …und legt im Hafen an
Über die Rampe… …hinein in den Bauch des Schiffes.
Ein letzter Blick zurück… …und dann nach vorne.
Man mag es ja gar nicht berichten, doch es ist mir nicht gelungen, das Hotel Bryghia in Brügge wiederzufinden. Während ich es bei meinem letzten Besuch auf der Hinreise und auch bei meinem ersten Aufenthalt auf Anhieb gefunden habe, war es mir diesmal nicht möglich. Ich bin fast verzweifelt und mindestens 5mal die gleichen Strecken gefahren. Immer wieder wurde ich durch Einbahnstraßen, Durchfahrt verboten und was weiß ich alles im Kreis herumgeführt. Lag es daran, dass ich bisher immer von Norden gekommen bin und diesmal von der Südseite? Ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall habe ich es schließlich aufgegeben, zumal auch die Gefahr bestand, dass es inzwischen geschlossen war (es war schon nach 21:00 Uhr geworden), so dass ich das erstbeste Hotel aufsuchte und somit im Martin´s Hotel landete. Ein modernes Hotel im alten Brügge, sollte wohl etwas auf Design sein, doch die kleinen Zimmer noch dunkel anzumalen, machten sie sicherlich nicht wohnlicher. 79 € plus 15 € Frühstück (auf das ich für diesen Preis dann verzichtet habe). Doch die Tiefgarage, die normalerweise 20 € gekostet hätte, hat der Rezeptionist großzügiger Weise erlassen.
Am nächsten Morgen war dann der angekündigte Kälteeinbruch da, von dem ich in Dover schon die ersten Vorläufer erlebt hatte. Es schneite wie verrückt und blieb z. T. auch auf den Autobahnen liegen.
Kann man die trübe Aussicht erkennen? Bei 0 Grad Celsius
Die 0-Grad-Grenze erwischte mich dreimal: hinter Brügge, vor Oldenburg und dann nachts noch einmal vor Rendsburg. Und das 2 Tage vor Frühlingsbeginn!
Inzwischen blühen auch in meinem Vorgarten die Narzissen und die Schiffe fahren durch den Kanal.
Der Frühling kommt also schon einige Tage – oder gar Wochen – früher in England an als in Schleswig-Holstein. Die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt – nicht zuletzt wegen meines geschäftlichen Problems – doch auch ohne diesen Anlass war es eine sehr schöne Reise, denn auch das Wetter hat ja sehr gut mitgespielt – und das im angeblich immer so verregneten England!
Billig ist es allerdings nicht und man tut gut daran, nicht dauernd umzurechnen (man gut, dass es dort noch keinen Euro gibt…), denn sonst würden einem die mindestens 50 % teureren Übernachtungskosten doch sehr auf den Magen schlagen…
Bis zur nächsten Reise.
Ihr Single Reisender
Jens Diekmann