Krokusblüte im Husumer Schlosspark
Rendsburg, 27. 2. 2019
Vor einem Jahr wollte ich am 1. März gen Süden fahren, um den Frühling zu finden. Nach 3 Tagen bin ich in Heidelberg umgekehrt, weil es wie verrückt schneite.
In diesem Jahr sieht es dagegen ganz anders aus: Bereits Ende Februar blüht es nahezu überall: Haselnussbäume, oder in den Vorgärten in Rendsburg oder im Stadtpark
Überall sind die Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse zu sehen und auch bei mir in meinem Garten blühen sie:
Somit brauche ich – hoffentlich – in diesem Jahr nicht wieder 3mal gen Süden reisen, um den Frühling zu finden, wie im letzten Jahr.
Dafür bin ich heute, am 27. Februar 2019 mit der Bahn nach Husum gefahren, um mir dort die berühmte Krokusblüte im Schlosspark anzusehen.
Schon auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt begegneten mir schon sehr viele Krokusse
Die Innenstadt von Husum ist immer wieder reizvoll: und nach wenigen Minuten erreicht man dem Schlosspark. Ein solches Hinweisschild findet man wohl nur hier: Und den findet man auch nur hier in Husum: Theodor Storm, den berühmten Heimatdichter.
Nun kann das Auge sich gar nicht mehr sattsehen: Krokusse über Krokusse!
Man fragt sich unwillkürlich, warum alle Krokusse hier in Husum blau sind, wo sie doch anderswo in allen möglichen Farben zu finden sind? (z. B. in Rendsburg).
Auf den Internetseiten https://www.husum-tourismus.de/Reisefuehrer/Typisch-Husum/Krokusbluete/Geschichte findet man – vielleicht – eine Antwort:
Waren es die Mönche?
Im 15. Jahrhundert lebten in Husum die sogenannten „Grauen Mönche“. Ihr Kloster befand sich an der gleichen Stelle, an der heute das Schloss vor Husum steht. Es ist durchaus realistisch anzunehmen, dass diese Mönche in Husum den Versuch unternommen haben, Krokusse anzupflanzen, um aus ihren getrockneten Narben Safran zu gewinnen. Safran wurde zum Färben der liturgischen Gewänder benötigt. Der Klostergarten befand sich nachweislich an der Stelle, an der sich heute ein großer Teil des Schlossgartens befindet.
Oder die Zuckerbäckerin?
Von 1655 bis 1684 residierte im Schloss vor Husum die Herzogin Marie Elisabeth, die als Kapazität auf dem Gebiet der Zuckerbäckerei bekannt war. Auch sie könnte im Schlossgarten die Krokusse angesiedelt haben, um ebenfalls den für sie wertvollen Safran zu gewinnen. Sie benötigte davon große Mengen für ihr süßes Gebäck.
Was hat es mit dem Safran auf sich?
Wer auch immer die ersten Experimente vorgenommen hat, um Safran zu erhalten – und nur das kann der tiefere Sinn der Anpflanzung sein -, verschwindet im Nebel der Geschichte… Sicher ist, dass die Anpflanzer sehr überrascht gewesen sein müssen, als sie versuchten, Safran aus den Narben des „Crocus neapolitanus“ zu gewinnen – es gelang nicht. Safran erhält man nur aus dem „Crocus sativus“.
Das Blütenwunder in Husum ist nicht so sehr darin zu sehen, dass es gelungen ist, den Krokus hier anzupflanzen, sondern eher darin, dass es ein solch riesiges lila Blütenmeer wild wachsender Krokusse in Nordeuropa nur noch in Husum gibt.
Neueste Erkenntnisse von Garten-Experten
In der Ausgabe 02/2016 des Magazins Gartenpraxis hat sich Jonas Reif dem Phänomen der Husumer Krokusblüte gewidmet (ab Seite 62) und dabei neue Erkenntnisse über die Herkunft und Identität der Pflanzen gewonnen. Mehr zu seinem Artikel finden Sie im Archiv der Gartenpraxis. Das Fazit des Experten: „Die Husumer Krokusblüte ist in Bildern beeindruckend. Noch viel atemberaubender ist es jedoch, sie einmal selbst vor Ort erlebt zu haben.“
Ja, da haben sich die Mönche offenbar geirrt!
Doch der letzte Satz stimmt tatsächlich, denn es lohnt sich wirklich, sich diese Blütenpracht einmal selbst abzusehen. Es sollen immerhin um die 5 Millionen Blüten sein und somit die größte Ansammlung in Mitteleuropa!
Doch Husum ist nicht nur im Frühjahr zur Krokusblüte einen Besuch wert, sondern sie ist – wie ich finde – eine sehr reizvolle kleine Hafenstadt und keineswegs „Die graue Stadt am Meer“, wie man sie lange Jahre genannt hat. Wer mehr wissen möchte, kann sich bei Wikipedia schlau machen https://de.wikipedia.org/wiki/Husum
Hier noch einige Eindrücke von dem netten Städtchen: Das ist das Elternhaus von Theodor Storm
Und wenn man in Husum ist, muss man natürlich auch Fisch essen. Am besten hier: Da ich kürzlich bei meinem letzten Englandbesuch ganz köstlichen „Fish and Chips“ in Brighton gegessen habe, wollte ich nun mal den Husumer ausprobieren: Sieht ein bisschen anders aus als man ihn in England normalerweise serviert bekommt.
Um 12:45 Uhr Waren es schon 13,9 °! Kein Wunder, dass sehr viele Menschen ihren Fisch im Freien genossen.
Auf meinem Rückweg zum Bahnhof habe ich mir noch die zutraulichen Möwen am Hafen angesehen,
Dass die Nordsee nicht nur Ebbe kennt, wie jetzt, sondern auch ganz anderes wüten kann, zeigt sich auf diesem Bild: Hochwasser bei Sturmfluten: Bis 5,60 m über NN ! (Normal Null)
Das war meine Kurzreise zur Krokusblüte ins schöne Husum.
Bis zur nächsten Reise
Ihr Jens Diekmann